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Netzwerke und Synergien: Projekte von Partnerorganisationen des Aktionsbündnisses

Auch die über 120 Bündnispartner tragen mit zahlreichen Projekten für verschiedene Zielgruppen dazu bei, Stigmatisierung abzubauen und über psychische Erkrankungen aufzuklären. Das Aktionsbündnis fördert den regelmäßigen Austausch im Trialog, koordiniert Arbeitsgemeinschaften

Wolfgang Gaebel, Julia Thimm, Birgit Oehmcke

und Projekte, dabei können sinnvolle Synergien z. B. bei der Entwicklung von Themen oder der Verbreitung genutzt werden. Das Bündnis vermittelt zudem Fachexperten und -expertinnen aus den Partnerorganisationen für Medienanfragen und berät bei der Hilfesuche, damit Menschen in Problem-lagen schnell zum richtigen Ansprechpartner gelangen. Im Folgenden sollen einige Projekte herausgehoben werden:

Der Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen (BApK) e.V. vertritt als Selbsthilfe-Organisation Familien mit psychisch erkrankten Menschen auf Bundesebene. In seiner Agenda 2030 hat der BApK gemeinsam mit Betroffenen und ihren Familien einen Maßnahmen-katalog zur Weiterentwicklung der Versorgung psychisch erkrankter Men-schen erstellt. Die Aktivitäten und Projekte des BApK umfassen z. B. das Selbsthilfenetz Psychiatrie, eine Internet-Plattform zur Vernetzung und Öf-fentlichkeitsarbeit von Selbsthilfegruppen, die gemeinsam vom Dachverband Gemeindepsychiatrie e. V., der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie e. V. (DGSP) und dem Psychiatrie Verlag betrieben wird. Die BApK-Website

»Junge Selbsthilfe« klärt über die Möglichkeiten der Selbsthilfe auf und bietet Nutzern die Möglichkeit zur aktiven Mitarbeit in einer »Redaktion Junge Selbsthilfe«. Der BApK führt außerdem eine Informationskampagne zum Thema Ehrenamt in der Selbsthilfe durch mit dem Ziel, junge Erwachsene für die ehrenamtliche Arbeit in der Selbsthilfe zu gewinnen. Wichtigstes Angebot des BApK ist die Beratungshotline »SeeleFon«: Ehrenamtliche Beraterinnen und Berater aus ganz Deutschland stehen mit großem Engagement bis zu 38 Stunden pro Woche für die telefonische Beratung von Betroffenen und Angehörigen zur Verfügung, seit 2016 auch für Geflüchtete in den Sprachen Englisch, Französisch und Arabisch.

»Irrsinnig Menschlich« ist eine sehr stark auf Schule, Studium und Ausbildung fokussierte Initiative mit einer ganzen Reihe von Präventionsan-geboten, die sehr gut evaluiert und ausgezeichnet worden sind. Im Jahr 2000 gegründet verfolgt das Projekt das Ziel, über seelische Gesundheit, Krisen und Erkrankungen aufzuklären und Vorurteile gegenüber Menschen mit see-lischen Erkrankungen zu verringern. Zu den Aktivitäten & Projekten gehören z. B. mehrere standardisierte Programme, um psychische Krisen in Schule, Studium und Ausbildung besprechbar zu machen, Bewältigungsstrategien aufzuzeigen und über Hilfsangebote zu informieren. Die Präventionsange-bote »Psychisch fit lernen/Verrückt? Na und!« für Schulen, »Psychisch fit studieren« für Hochschulen und »Psychisch fit arbeiten« für Unternehmen wurden vom Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health

der »Offensive Psychische Gesundheit«

(ISAP) der Universität Leipzig mehrfach evaluiert. Sie wirken präventiv, Stigma reduzierend und gesundheitsfördernd.

Ähnlich agiert auch »Irre Menschlich Hamburg e. V.«, die Organisation führt Informations-, Begegnungs- und Präventionsprojekte zu allen Aspekten von seelischer Gesundheit, psychischer Erkrankung und Anderssein durch und wirbt dabei für mehr Toleranz im Umgang mit anderen und Sensibilität zu sich selbst. Informationskampagnen und Projekte zum Thema psychische Erkrankung werden zielgruppennah an allen Orten des öffentlichen Lebens angeboten, dazu gehören Workshops an Schulen, Hochschulen und weite-ren Bildungseinrichtungen, Schulungen an Betrieben und Unternehmen, für Personalabteilungen, Personalräte, Vertrauensleute sowie für weitere Berufsgruppen im Grenzbereich zur Psychiatrie, z. B. Polizei und gesetzliche Betreuer. Dabei wurden in zehn Jahren bereits 1.000 Unterrichtsprojekte an Hamburger Schulen durchgeführt.

Ein weiterer wichtiger Partner, auch im Hinblick auf das anstehende Projekt der Aktionswoche zu Familien in Belastungslagen, gefördert durch das BMG, ist der Dachverband Gemeindepsychiatrie e. V. Seit seiner Gründung versteht sich der Dachverband Gemeindepsychiatrie e. V. als der Zusammenschluss gemeindepsychiatrischer Trägerorganisationen, die ambulante und netzwerkbasierte Hilfen für psychisch erkrankte Menschen und ihre Angehörigen anbieten. Zu seinen derzeit 213 Mitgliedern mit rund 18.000 beschäftigten Personen zählen neben professionellen Anbietern in unterschiedlichsten Rechtsformen auch die sozialraumorientierten Unterstüt-zungsangebote bürgerschaftlich engagierter Menschen sowie Organisationen der Selbsthilfe Psychiatrie-Erfahrener und Angehöriger. Mit seinen »Leucht-turmprojekten« hat der Dachverband die Aktivitäten gemeindepsychiatrischer Träger vorgestellt, die seit vielen Jahren am Aufbau von konkreten Hilfen für von psychischen Belastungen betroffene Familien arbeiten. Im Zentrum stehen dabei interdisziplinäre Netzwerke, um lebensweltorientierte Hilfen für das gesamte Familiensystem anzubieten. Zudem bietet der Dachverband in seinem Online-Atlas »Hilfen für Kinder psychisch kranker Eltern« eine Übersicht über 400 niedrigschwellige Angebote in ganz Deutschland an.

Dieses Knowhow soll im Rahmen des neuen ABSG-Projektes genutzt und durch die Verbreitung der Materialien auch anderen Akteuren zugänglich gemacht werden.

Herauszuheben ist auch der Gewinner des DGPPN-Anti-Stigma-Preises 2020, Psychiatrie in Bewegung e. V. Dieser Verein hat eine Kampagne für Kinder psychiatrieerfahrener Eltern entwickelt und betreibt erfolgreiche

Wolfgang Gaebel, Julia Thimm, Birgit Oehmcke

Aufklärungsarbeit über das Medium Film. Die Kampagne hat sich aus der Beobachtung und dem Kontakt zu Menschen mit Psychiatrieerfahrung und deren Angehörigen entwickelt. Auf deren Perspektive und Herausforde-rungen im Umgang will Psychiatrie in Bewegung mit seinen Filmen wie der Dokumentation »Wir sind hier« besonders aufmerksam machen. Im Rahmen des kommenden BMG-Projektes des Bündnisses sollen die Filme als ein Element für mögliche Veranstaltungsangebote an die Akteure vermittelt werden. Weitere Projekte von Bündnispartnern s. Abb. 2.

Weitere Projekte von Bündnispartnern (Auswahl)

Der Lauf und der Markt für seelische Gesundheit

Das erste Mental Health Cafe Deutschlands

Suizidprävention von Freunde fürs Leben

Die MUT-Tour zur Aufklärung über Depressionen

Soul Lala - Inklusionsprojekt für Jugendliche und junge Erwachsene

Abb. 2: Projekte von Bündnispartnern

4. Lernen von den anderen: Impulse durch internationale