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Wirtschaftsstruktur im ländlichen Raum, Hemmnisse für die Schaffung alternativer Beschäftigungsmöglichkeiten, Unternehmensgründungen

ST NBL EU GbR EU und GbR

3.1.4 Wirtschaft und Lebensqualität im ländlichen Raum

3.1.4.1 Wirtschaftsstruktur im ländlichen Raum, Hemmnisse für die Schaffung alternativer Beschäftigungsmöglichkeiten, Unternehmensgründungen

(Kleinstunternehmen) und Tourismus

Die Situation des ländlichen Raumes unterscheidet sich in Bezug auf die wirtschaftlichen, arbeit-marktbezogenen und demografischen Herausforderungen nicht grundsätzlich von der Situation in den Städten und damit von der Lage in Sachsen-Anhalt insgesamt.

Im Folgenden wird ein detailliertes Bild über die wirtschaftliche Entwicklung und Lebensqualität in unterschiedlichen Regionstypen des Landes gegeben. Dabei wird wie in Gliederungspunkt 3.1.1 auf die Systematik des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) zurückgegriffen, nach der in Sachsen-Anhalt keine Agglomerationsräume vorhanden sind (Kreistypen 1 bis 4) und fünf Kreistypen zu unterschieden sind (s. auch Abbildung 3.1):

 Kreistyp 5: Kernstädte im verstädterten Raum (Stadtkreise Magdeburg und Halle)

 Kreistyp 6: Verdichtete Kreise im verstädterten Raum (Landkreise Aschersleben-Strassfurt, Mansfelder Land, Merseburg-Querfurt, Quedlinburg, Schönebeck, Weißenfels)

 Kreistyp 7: Ländliche Kreise im verstädterten Raum (Landkreise Bördekreis, Burgenlandkreis, Halberstadt, Jerichower Land, Ohrekreis, Saalkreis, Sangerhausen, Wernigerode)

 Kreistyp 8: Ländliche Kreise mit hoher Dichte im ländlichen Raum (Stadtkreis Dessau, Land-kreise Bernburg, Bitterfeld, Köthen)

 Kreistyp 9: Ländliche Kreise geringer Dichte im ländlichen Raum (Landkreise Altmarkkreis-Salzwedel, Anhalt-Zerbst, Stendal, Wittenberg).

Bevölkerung

Wie in Sachsen-Anhalt insgesamt, entwickelte sich die Zahl der Bevölkerung zwischen 1995 und 2003 auch in fast allen Kreistypen deutlich negativ. Dabei fiel der Bevölkerungsschwund in den beiden kreisfreien Städten des Typs 5 mit knapp 14 % am höchsten aus. Einen nur geringen Be-völkerungsrückgang verzeichnen aufgrund von Suburbanisierungsprozessen lediglich die Land-kreise des Typs „Ländlicher Kreis im verstädterten Raum“. Allerdings weist dieser Kreistyp zu-sammen mit den „Ländlichen Räumen geringerer Dichte“ die geringste Bevölkerungsdichte auf (vgl. Tabelle 3.29).

Die Bevölkerungsprognose bis zum Jahr 2020 lässt erwarten, dass alle Kreistypen auch in Zu-kunft deutliche und im Vergleich mit anderen Regionen in Deutschland und Europa sehr hohe Bevölkerungsrückgänge verzeichnen werden. Diese fallen allerdings entgegen der bisherigen Entwicklung nicht in den Kernstädten, sondern dem „Ländlichen Raum mit höherer Dichte“ (Kreis-typ 8) am stärksten aus, wo sich teilweise die besonderen Problemlagen altindustrieller Region konzentrieren. Die geringsten Bevölkerungsverluste werden auch zukünftig die „verdichteten Kreise im verstädterten Raum“ aufweisen.

Eine räumliche Konzentration der Bevölkerung weg vom ländlichen Raum hin zu den Kernstädten kann pauschal nicht konstatiert werden. Die nördlichen, ländlich geprägten Kreise mit geringer Bevölkerungsdichte können sich nach der Prognose sogar eher stabilisieren als die Kreise und kreisfreien Städte in den verstädterten Räumen im südöstlichen Sachsen-Anhalt. Die geringeren Bevölkerungsverluste in den westlichen Kreisen des Landes (Ohre-Kreis, Bördekreis, Halberstadt und Wernigerode) können auf eine stabilisierende Wirkung der Verflechtung mit dem Großraum Hannover-Braunschweig zurückgeführt werden.

Tab. 3.29: Indikatoren zur regionalen Ausgangslage und Entwicklung in den verschiedenen Kreistypen in Sachsen-Anhalt

Kreistyp 5 Kreistyp 6 Kreistyp 7 Kreistyp 8 Kreistyp 9

Kernstadt im ver-städterten Raum

Verdichteter Kreis im verstädterten

Raum

Ländlicher Kreis im verstädterten

Raum

Ländlicher Kreis höherer Dichte

Ländlicher Kreis geringerer Dichte

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung in % 1995/2003 -13,40 -8,40 -1,59 -10,20 -7,58

Einwohnerdichte 2003 1455,50 158,67 103,75 259,25 60,75

Bevölkerungsentwicklung bis 2020 (2002=100) 84,40 83,85 90,06 79,85 83,05

Wirtschaft und Beschäftigung

BIP je Einwohner 2003 23,35 16,43 16,36 17,05 15,25

Arbeitsproduktivität 2003 42,50 46,47 45,04 44,28 42,68

Beschäftigtenquote 2003 60,80 39,63 38,55 42,53 39,10

Anteil Erwerbstätige Primärer Sektor in % 2003 0,35 4,02 4,58 2,60 6,58

Anteil Erwerbstätige Sekundärer Sektor in % 2003 16,55 28,47 30,41 27,80 30,45 Anteil Erwerbstätige Tertiärer Sektor in % 2003 83,10 67,52 64,98 69,65 62,95

Arbeitnehmerentgelte 2002 2.265,00 2.155,83 2.121,25 2.151,50 2.089,25

Arbeitslosenquote 2004 21,65 24,20 19,10 21,78 20,08

Infrastruktur

Ausbildungsplatzdichte 2003 97,60 97,68 97,13 96,00 96,73

Schüler je 100 Einwohner 2003 10,10 9,57 9,85 9,43 10,63

Anteil Schüler ohne Hauptschulabschluss 2003 13,95 15,83 13,00 14,25 14,53

Plätze in Kindertageseinrichtungen 2002 112,85 122,78 121,29 126,53 121,98

Erreichbarkeit Oberzentren 2003 0,00 41,67 40,75 21,25 51,75

Anmerkungen:

Beschäftigtenquote = Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte als Anteil an der Bevölkerung Anteil Erwerbstätige in Sektor i = Erwerbstätige im Sektor in Relation zur gesamten Erwerbstätigkeit Ausbildungsplatzdichte = Gesamtangebot an betrieblichen Ausbildungsplätzen je 100 Nachfrager Anteil Schüler ohne Hauptschulabschluss = Anteil an den gesamten Schulabgängern eines Jahrgangs

Plätze in Kindertageseinrichtungen = Verfügbare Plätze in Kindertageseinrichtungen je 100 Einwohner unter 6 Jahren

Jeweils ungewichtete Durchschnitte der Kreise; Erreichbarkeit Oberzentren = Flächengewichteter Durchschnittswert der Pkw-Fahrtzeiten zum nächsten Oberzentrum Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2005), Berechnungen der GEFRA

.

Wirtschaftkraft und Einkommen

Das Einkommensniveau gemessen als BIP je Einwohner ist in den beiden Kernstädten des typs 5 mit ca. 23.400 € deutlich höher als in den übrigen Gruppen, wobei insbesondere der Kreis-typ 9 mit 15.250 € nach unten hin abfällt. Das hier im Jahr 2003 gemessene BIP-pro-Kopf-Niveau entspricht nur etwa zwei Dritteln des Niveaus in Magdeburg und Halle. Auch in den übrigen Kreis-typen ist das Einkommensniveau im Vergleich zu den Kernstädten erheblich geringer.

Wie die Beschäftigungsquoten zeigen, stellen die Kernstädte in einem erheblichen Umfang Ar-beitsplätze für das Umland bereit. Aufgrund von Pendlern ist die Wirtschaftskraft je Einwohner daher vergleichsweise hoch. Außerhalb der Kernstädte sind die regionalen Unterschiede in den Beschäftigungsquoten vergleichsweise gering.

Die Arbeitsproduktivität liegt - entgegen dem zu erwartenden Muster – in den Kernstädten jedoch nicht über dem Niveau in den übrigen Kreistypen. Hier weisen die „verdichteten Kreise in verstäd-terten Räumen“ das durchschnittlich höchste Produktivitätsniveau auf. Gründe dafür sind zum einen in der Konzentration kapitalintensiver Industrien in diesen Landkreisen (Chemie, Mineralöl-verarbeitung) und in der – im bundesweiten Vergleich – relativ schwachen Position der Städte des Landes Sachsen-Anhalt im Bereich der höherwertigen unternehmensbezogenen Dienstleis-tungen zu suchen.

Die durchschnittlichen Arbeitnehmerentgelte weisen ein Gefälle von Kreistyp 5 zu Kreistyp 9 auf, sind insgesamt jedoch nur wenig heterogen. Die regionalen Unterschiede in den Möglichkeiten zur Einkommenserzielung sind somit vergleichsweise gering.

Wirtschaftsstruktur

Gemessen an der sektoralen Verteilung der Erwerbstätigen ist in allen Regionen der tertiäre Sek-tor mit Abstand das gewichtigste Wirtschaftssegment, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, dass dem primären und insbesondere dem sekundären Sektor eine zentrale Bedeutung für die Einbindung der Wirtschaft Sachsen-Anhalts in die überregionale Arbeitsteilung zukommt:

Folgende Umstände sind dafür prägend:

 Der Anteil der Erwerbstätigen im primären Sektor schwankt zwischen 0,35 % in Magdeburg und Halle (Kreistyp 1) und 6,58 % in den ländlichen Kreisen mit geringer Dichte. Auch in letztgenannten Kreistyp befinden sich die weit überwiegenden Möglichkeiten zur Einkom-menszielung somit außerhalb des primären Sektors.

 Der Anteil des sekundären Sektors ist in Magdeburg und Halle (Kreistyp 1) mit 16,55 % ver-gleichsweise gering. In den ländlichen Kreisen (Kreistypen 2 bis 5) schwankt er nur geringfü-gig zwischen 28,47 % und 30,45 %.

 Spiegelbildlich zur sektoralen Konzentration des primären und sekundären Sektors im ländli-chen Raum hat der Dienstleistungssektor (tertiäre Sektor) für den Regionstyp 1 eine überpro-portionale Bedeutung. Er stellt jedoch auch in allen anderen Region ca. zwei Drittel der Er-werbsmöglichkeiten.

Einkommensalternativen für Landwirte

Mit der Reform der GAP erhalten die landwirtschaftlichen Betriebe viele Chancen durch eine bis-her im Rahmen der GAP nicht gekannte unternehmerische Freiheit. Sie entspricht damit einer alten Forderung nach mehr Orientierung am Markt. Die Einkommensdiversifizierung hat sich da-bei bereits als wirksames Instrument erwiesen. Wenn Angebot und Vermarktungskonzept stim-men, können Einkommensalternativen im landwirtschaftsnahen oder auch außerlandwirtschaftli-chen Bereich wesentlich dazu beitragen, Einnahmeausfälle in der Landwirtschaft auf Grund schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen auszugleichen. Die dazu erforderlichen Investi-tionen wurden bisher und sollen weiterhin zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Land- und Forstwirtschaft als Strukturanpassungshilfe gefördert werden.

Viele Unternehmer erwirtschaften bereits heute ein zusätzliches Einkommen durch schaftliche Dienstleistungen oder aber unternehmerische Aktivitäten außerhalb rein landwirt-schaftlicher Betriebszweige (z. B. Ferienhöfe, Direktvermarktung, Pferdepensionen und Reitbe-triebe, Weihnachtsbaumkulturen, alternative Energie(-quellen), Vermietung von Hofgebäuden, Lohnunternehmertätigkeit).

Durch Diversifizierungsmaßnahmen werden bestehende Arbeitsplätze gesichert bzw. entstehen Arbeitsplätze im ländlichen Raum.

Einkommensalternativen mit erheblichem Entwicklungspotenzial sind z. B.:

 die Natur- und Landschaftspflege (vor allem zur Umsetzung des Netzwerkes Natura 2000 außerhalb der 1. Säule der GAP),

 Freizeitangebote, Landtourismus,

 regionale Vermarktung (Erholen und Genießen in der Region),

 außerlandwirtschaftliche Dienstleistungsangebote und

 soziale Dienstleistungen.

Die Schaffung von alternativen Einkommensmöglichkeiten und von Arbeitsplätzen auf dem ersten Arbeitsmarkt im ländlichen Raum wird in Sachsen-Anhalt vor allem durch die Maßnahmen zur

„Umnutzung ehemals land- und forstwirtschaftlicher Gebäude“ und zur „Förderung von Fremden-verkehrs- und Handwerkstätigkeiten“ sowie durch Maßnahmen der Investitionsförderung in land-wirtschaftlichen Unternehmen unterstützt. Durch die Förderung sind in der Regel familienfreundli-che wohnortnahe Arbeitsplätze entstanden, die vor allem auch für Frauen geeignet sind. Hervor-zuheben ist dabei insbesondere der Aspekt der Unterstützung von Eigeninitiative im ländlichen Raum.

Innerhalb der Maßnahme „Umnutzung ehemals land- und forstwirtschaftlich genutzter Bausub-stanz“ liegt der Schwerpunkt auf der Umnutzung in den Bereichen Dienstleistungen, regionales Handwerk und Handel bzw. Selbstvermarktung, Freizeit- und Erholungseinrichtungen sowie Schaffung von attraktivem ländlich geprägtem Wohnraum. Die Maßnahme trägt auch dazu bei, Dorfzentren zu beleben und den Verbrauch landwirtschaftlicher Flächen einzudämmen.

Neben aktuell noch ausbaufähiger Diversifizierung im Bereich der landwirtschaftlichen und land-wirtschaftsnahen Tätigkeiten oder Dienstleistungen (Urlaub auf dem Bauernhof, Freizeiteinrich-tungen, Erschließung landschaftlicher Potenziale) wurde in den letzten 2 Jahren insbesondere die Nutzung und Verwertung von Biomasse in Biogasanlagen sowie die Nutzung der Photovoltaik durch die Unternehmen zur Einkommensstabilisierung und Arbeitsplatzsicherung erkannt. Für die Nutzung alternativer Energien sind - neben den direkten einkommens- und beschäftigungswirk-samen Auswirkungen – Landwirte infolge des Rohstoffbezuges prädestiniert. Diese Bereiche gilt es weiter zu entwickeln.

Alternative Einkommensmöglichkeiten für Nicht-Landwirte

Alternative Einkommensmöglichkeiten im außerlandwirtschaftlichen Bereich wurden in Beherber-gungsbetrieben und Handwerksbetrieben gefördert. Neben der Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen konnte die Qualität und Attraktivität der Produkte bzw. Dienstleistungen verbessert werden. Sie sind Voraussetzung für Kundentreue und nachhaltige Geschäftskontakte. Des Weite-ren verbesserten sich für viele Fördermittelempfänger die Arbeitsbedingungen. Infolge der Erhö-hung der Mobilität und Flexibilität erweiterte sich so der Aktionsradius.

Als wesentlich ist hervorzuheben, dass der Beitrag zur Verbesserung des Beschäftigungsange-botes im ländlichen Raum vor allem familienfreundliche wohnortnahe Arbeitsplätze betraf, z. B.

entstanden durch die geförderten Vorhaben zu 50 % Arbeitsplätze für Frauen.

Die Tourismuswirtschaft Sachsen-Anhalts

Nach 1990 erfolgte eine qualitative und quantitative touristische Entwicklung im Harz und in an-deren landschaftlich und kulturell reizvollen Regionen und Orten. Als Schwerpunktregionen ha-ben sich der Harz, die Altmark, das Dessau-Wörlitzer Gartenreich und die Weinregion Saale-Unstrut herausgebildet.

Zwischenzeitlich trägt der Tourismus rund 5 % zum Bruttoinlandsprodukt bei und die Zahl der Beschäftigten im Tourismus und in den tourismusnahen Branchen stieg in den vergangenen zehn Jahren von 32.000 auf 45.000 Beschäftigte (2003).

In der letzten Strukturfondsperiode hat sich die Attraktivität des Landes für seine Bewohner und für Besucher durch die vielfältigen Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrs-, der Tourismus- und Freizeitinfrastruktur verbunden mit umfangreichen Investitionen der gewerblichen Wirtschaft deutlich erhöht.

Mit der Ausrichtung der touristischen Vermarktung auf die Hauptgeschäftsfelder Kulturtourismus und Aktiv- und Gesundheitstourismus und mit der Entwicklung der touristischen Markensäulen (Straße der Romanik, Blaues Band - Wassertourismus in Sachsen-Anhalt, Gartenträume- Histori-sche Gärten und Parks) sowie weiteren Schwerpunktthemen (Luthers Land, UNESCO-Welterbe, Musikland und Himmelswege) profilierte sich das Land zunehmend als Reiseland, insbesondere als Ziel für Kultur- und Naturinteressierte. Außerdem trug:

 der Ausbau des Natur- und Umweltschutzes (Ausbau des Trinkwassernetzes, Modernisie-rung von Kläranlagen, VerbesseModernisie-rung der Wasserqualität der Oberflächengewässer, Reduzie-rung der Luftverschmutzung und Lärmbelastung, Ausweisung von Schutzgebieten, umwelt-schonender Anbau, Landschaftspflege),

 der Ausbau von Erholungsgebieten (National- und Naturparks, Biosphärenreservate),

 die Schaffung von familienfreundlichen Beherbergungsangeboten (Landurlaub),

 Maßnahmen der Dorferneuerung (Verbesserung des Ortsbildes, Erhalt des ländlichen Kultur-erbes),

 die Verbesserung der touristischen Infrastruktur (ländlicher Wegebau, Beschilderungen, Leit-systeme, Angebote für das Radwandern, Wandern, Skaten, Reiten, Wassertourismus),

 die Umweltbildung (u. a. im Rahmen der Landjugendarbeit, Haus des Waldes Hundisburg) sowie

 Erlebnis- und Kulturangebote (Volks- oder Dorffeste, Tage des offenen Hofes, Bauernwo-chen, Landesgartenschauen, Kulturerbe)

zum Attraktivitätszuwachs bei.

Diese Aktivitäten stehen überwiegend in engem Zusammenhang, sind vernetzt und überlagern sich. Sie sind teilweise direkt verbunden mit den Themen und Markensäulen des Tourismus wie die Straße der Romanik, Gartenträume, Blaues Band, UNESCO-Weltkulturerbestätten und Him-melswege bzw. touristische Geschäftsfelder. Auch flankieren sie andere touristische Schwer-punktthemen und Markensäulen und machen Tourismus und Erholung in Sachsen-Anhalt für viele Gäste und Bewohner erst attraktiv.

3.1.4.2 Dienstleistungseinrichtungen im ländlichen Raum, Bedarf an Infrastruk-tureinrichtungen, kulturelles und ländliches Erbe und Dorfentwicklung Infrastrukturausstattung

Eine ausführliche Darstellung der Infrastrukturausstattung in Sachsen-Anhalt erfolgt in den nach-folgenden Abschnitten. An dieser Stelle soll lediglich auf einige räumliche Verteilungsaspekte eingegangen werden. Die Tabelle 3.29 verdeutlicht, dass die Bildungssituation und Bildungsinfra-struktur in allen Kreistypen weitgehend homogen verteilt ist, dies trifft sowohl auf die

Ausbil-dungsplatzdichte (Gesamtangebot an betrieblichen Ausbildungsplätzen je 100 Nachfrager), als auch auf die Zahl der Schüler je Einwohner zu. Die Quote an Schulabgängern ohne Mindestab-schluss ist allenfalls in den „verdichteten Kreisen im verstädterten Raum“ (analog zur Arbeitslo-senquote) leicht erhöht. Sie stellt jedoch in allen Regionen des Landes ein vergleichbares und großes Problem dar. Bei der Zahl der Plätze in Kindertageseinrichtungen (verfügbare Plätze in Kindertageseinrichtungen je 100 Einwohner unter 6 Jahren) weisen die ländlichen Kreise ein etwas besseres Angebot als die verstädterten Gebiete auf.

Eine leistungsfähige Infrastruktur ist Voraussetzung für die individuelle Daseinsvorsorge sowie für die Produktion und Vermarktung von Gütern und Dienstleistungen. Räumliche Ausstattungs-unterschiede wirken auf die Standortwahl sowohl der Unternehmen als auch der Privathaushalte und nehmen dadurch Einfluss auf die regionale Entwicklung.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat im Jahr 2000 die Infrastrukturaus-stattung der neuen Flächenländer und ihrer Kommunen quantifiziert und mit der in den alten Län-dern verglichen. Zentrales Ergebnis der Analyse der Infrastrukturausstattung der neuen Länder durch das DIW war, dass die neuen Länder Ende 1999 einen Infrastrukturkapitalbestand (ge-messen am Brutto-Anlagevermögen je Einwohner zu Preisen von 1991) in Höhe von fast 70 % aller alten Flächenländer und in Höhe von ca. 74 % aller finanzschwachen Westflächenländer hatten. Werden die kommunalen Gemeinschaftsdienste (hier insbesondere die Abwasserentsor-gung), Wirtschaftsunternehmen usw. hinzugerechnet, reduziert sich die Infrastrukturkapitalaus-stattung sogar auf rd. 57 % bzw. 62 %. Dies impliziert, dass die Infrastrukturlücke in den neuen Ländern selbst im Vergleich zu den strukturschwachen Westflächenländern Ende des Jahres 1999 noch beträchtlich war und es auch gegenwärtig noch sein wird. Die in Tabelle 3.30 darge-stellten DIW-Berechnungen zeigen ferner, dass „Infrastrukturlücken“ über die öffentlichen Aufga-benbereiche hinweg betrachtet recht unterschiedlich sind. So betrug 1999 die Infrastrukturlücke im Bereich der Straßeninfrastruktur in Sachsen-Anhalt mehr als 50 %, während in anderen Berei-chen, wie dem Kulturbereich, rechnerisch sogar eine höhere Infrastrukturausstattung vorhanden war.

Tab. 3.30: Pro-Kopf-Bruttoanlagevermögen Sachsen-Anhalts sowie der westdeutschen Flächen-länder in Euro je Einwohner im Jahr zu Preisen von 1991

(Bereiche mit Ausstattungsrückstand sind hervorgehoben)a)

1999 (Ist) 2005 (Projektion)a)

1. Zentrale Verwaltung 455 510 620 549

2. Öffentliche Sicherheit und Ordnung 326 349 418 376

3. Rechtsschutz 84 122 97 130

4. Schulen 1.473 2.412 1.842 2.551 5. Hochschulen und sonst. Forschung 563 994 762 1.045

6. Kultur 411 251 480 268

7. Soziale Sicherung 346 282 365 291

8. Sport und Erholung 409 514 531 545

9. Krankenanstalten 924 817 1.178 880

10. Wohnungswesen und Raumordnung 403 432 682 459

11. Landwirtschaft und Forsten 150 188 175 187

12. Verkehrsbereich insgesamt 2.546 4.522 3.273 4.777 - darunter Straßen 2.001 4.386 2.697 4.645 Insgesamt (1. bis 12.):

Kerninfrastruk-tur

8.089 11.391 10.424 12.058

13. Kommunale

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