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Weitere Wirkungen

Im Dokument DISSERTATION. Doctoral Thesis (Seite 171-175)

17  Modellsimulation und Analogieschlüsse – Konzern und Tumorwachstum

17.10  Weitere Wirkungen

Im nachfolgenden sollen weitere Wirkungsmechanismen der Konzernstruktur exemplarisch dargestellt werden. Implizit sind diese in der Gewinnentwicklung der beschriebenen Fallbeispiele enthalten. Alle dargestellten Verhaltensweisen sind Mittel zum Zweck der Gewinnmaximierung.

1 Eigene Berechnungen auf Basis Fortune 500 Archiv (http://money.cnn.com/)

2 http://money.cnn.com, http://www.mcspotlight.org/, http://www.mcdonalds.com/ (Annual Reports Archive)

3 http://www.mcspotlight.org/, http://www.mcdonalds.com/ (Annual Reports Archive)

a) Konzerne investieren in verschiedene Bereiche, damit sie später mehr Gewinn machen (CSR wird von Konzernseite nur ausgeübt, wenn sich damit Geld machen lässt, z.B durch Aufwertung des Unternehmensimage). Will ein Konzern weiter expandieren oder neue Märkte „erschließen“, so benötigt er dafür entsprechende Kapitalressourcen zur Investition. Diese sollen ihm zukünftig nicht nur weiteres sondern verstärktes Wachstum sichern.

Gewinn Konzern -Wachstum

Zeit normales Wachstum

verlangsamtes Wachstum durch CSR und Marketing, social behaviour beschleunigstes Wachstum durch Wirksamkeit der Maßnahmen

Abbildung 98: Basierend auf dem Tumormodell von van Leeuwen wird die Gefräßigkeit des Tumors im Zeitraum t1-t0 reduziert. (Annahme μu reduziert sich von dem Wert 1,15 auf 1,1). Somit wird sein Volumen (sein Umsatz oder Gewinn) von V1 auf V1* reduziert. Danach erhöht sich seine Gefräßigkeit (μu=1,2) und kann sein Wachstum in kurzer Zeit steigern.

b) Konzerne streben zur systematischen Ausbeutung diverser regionaler Ökosysteme.

Da sie für die Kosten der Zerstörung (soweit diese überhaupt als monetarisierbar betrachtet werden können) nicht bzw. nur in unzureichendem Maß haftbar gemacht werden, verwenden sie ihren, aus der Zerstörung des einen Ökosystems erwirtschafteten Gewinn, zur weiteren Ausbeutung. (Vielfach betragen die Kosten durch Schadensersatzzahlungen und gerichtliche Verurteilungen nur einen Bruchteil des Gewinns, der mit diesem Verhalten erzielt werden konnte.) Basierend auf ihrer linearen Erwartungshaltung und dem zwangsläufig begrenzten natürlichen Wachstum führt ihr exponentieller Expansionsdrang zur Zerstörung immer weiterer Lebensgrundlagen. Die ihnen zu Verfügung stehenden technischen und technologischen Hilfsmittel (sowie deren Einsatz) erhöhen sich mit dem auf Geld basierten Wachstum der Konzerngröße. Diese dienen dem beschleunigten Ausbreitungsprozess der aufgrund der exponentiellen Wachstumsgesetze zwanghaft geschaffen wurde.

t0 t1

V1

V1*

Gewinn/Umsatz/Unternehmensgße durch Ausbeutung von Ressourcen

Zeit

Ausbeutung Ressource 1 verspätete Ausbeutung Ressource 2

Ausbeutung Ressource 2 zur Aufrechterhaltung des Wachstumsdrangs

lineare Erwartungshaltung

Abbildung 99: Begrenzte Ressourcen führen mit der Zeit zu einem abgeschwächten Wachstum und weiters zu Stagnation. Rahmenbedingungen, die im derzeitigen globalen Wirtschaftssystem nicht akzeptiert werden. Der Konzern ist bestrebt, alle Mittel zu ergreifen um shareholder zu befriedigen und Gewinne zu erzielen. Aufgrund des permanenten Wachstumsdranges und der mit der Größe zunehmenden Sensibilität des Systems müssen wachstumsforcierende Maßnahmen vom Konzern ergriffen werden. Dies erfolgt mit der Ausbeutung weiterer Ressourcen, die nun, basierend auf dem bereits geschaffenen Kapitalstock, beschleunigt erfolgen kann.

17.10.1 Zerstörung der Wirtssysteme

Anders als beim Tumor, der durch Befall und Auszehrung des Organismus in letzter Konsequenz dessen Tod bedeutet, kann der Konzern mehrere „Wirtssysteme“ befallen und zerstören. Diese sind selbstverständlich nicht vollständig unabhängig voneinander, die Summe der Zerstörung mehrerer Wirtsysteme schädigt den Wirt - „Gesamtorganismus Erde“.

Ohne den Befall von anderen Wirtsystemen könnte der Konzern jedoch nur einen Bruchteil seiner Größe erlangen. Die transnationale Ausbreitung(Ausbreitungsmöglichkeiten) ist (sind) maßgeblich für sein Wachstum. Dabei spielt die zur Verfügung stehende, bzw. gestellte Verkehrs-Infrastruktur eine relevante Rolle.

y = 1,358e6E-05x R² = 0,460

01 23 45 67 89 1011 1213 1415 1617 18

0 10000 20000 30000 40000 50000

Anzahl nationale Märkte

Umsatz in Mio. Euro

40 größten europäischen Handelsketten im Jahr 1997

Abbildung 100: Die Höhe des Umsatzes von Konzernen am Beispiel der 40 größten Handelsketten zeigt den Einfluss der Besetzung nationaler Märkte.1

Unter Betrachtung der Abbildung 101 wird auch die Strategie der Konzerne deutlich. Um die lineare Erwartungshaltung unter der logarithmischen Empfindung der Realität zu erfüllen, müssen die Eingriffe zur Erfüllung der Erwartungen exponentiell wachsen. Mit anderen Worten: Die lineare Erwartung des Wirtschaftswachstums zwingt zu exponentiellen Eingriffen.

Da das Wirtschaftssystem, wie bereits beschrieben, nur als Subsystem des Ökosystems mit seinen natürlich Ressourcen gesehen werden kann und unter den derzeitigen Wachstumsprämissen nachhaltiges und soziales Wirtschaften im großen Stil eher bestraft als belohnt wird, ist das zwanghafte Ausbeuten natürlicher Ressourcen vorbestimmt.

Verhaltensgesetz

Außenreize –

die künstliche Umwelt

Verhalten

Er w a rt ung en.

Empfindung der Realität

Erwartung

Erwartungshaltung

Eingriff um Erwartungen zu erfüllen

Abbildung 101: Lineare Erwartungshaltung und logarithmische Wahrnehmung führen zwangsläufig zu exponentiellen Eingriffen, wenn man die Umwelt nach diesen Vorstellungen zu gestalten beginnt. 1

1 Strobl (2003), S.60f., unter Bezugnahme auf die Quelle: European Marketing Distribution/Lpinternational , März/1998. Wien 1998. S 5

Zerstörende Strukturen, wie Konzerne, werden für ihr Verhalten sogar indirekt belohnt, da es ihnen ermöglicht wird, die Kosten der Schäden, die sie verursachen zu externalisieren, also zu sozialisieren. Gleichzeitig ist aber zu bemerken, dass viele dieser Schäden gar nicht monetär bewertet werden können. Der Versuch alles mit Geld vergleichbar zu machen, z.B.

mit der so genannten Methode der „willingness to pay“, kann niemals der Wirklichkeit entsprechen. Da wir nicht in die Lage sind, die Komplexität des Ökosystems nur annähernd nachzuvollziehen, können wir auch keine Schlüsse über die Stellung einzelner Tierarten und das Aussterben diverser Pflanzenarten besonders in Hinblick auf zukünftige Entwicklungen ziehen.

Es zeigt sich aber bei der Entwicklung der Biodiversität der Erde ein ähnliches Szenario wie beim vom Tumor befallenen Organismus. Nach Schätzung gibt es auf der Erde zwischen 10 und 100 Mio. Arten von Lebewesen. Nur 1,4 Mio. von ihnen sind jedoch klassifiziert und benannt, also wissenschaftlich erkundet. Dennoch schätzt man, dass beispielsweise im Westen Ecuadors durch Plantagen, Siedlungen und Betriebsflächen für Ölförderung in den letzten 25 Jahren etwa 50.000 Tierarten ausgerottet wurden.2

Abbildung 102: Schwinden der Artenvielfalt und Anstieg Weltpopulation von Menschen3

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