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Vorgehen, Methoden

6. Ergebnisse in den einzelnen Bereichen der Daseinsvorsorge

6.4 Schulentwicklung / Bildung

6.4.3 Vorgehen, Methoden

Die Arbeitsgruppen haben i. d. R. ein klassisches Vorgehen, weitgehend orientiert an den Empfehlun-gen des Leitfadens zur Regionalstrategie Daseinsvorsorge, eingeschlaEmpfehlun-gen. Bestandsaufnahmen, Sta-tus-quo-Analysen (z. B. SEE) und Stärken-Schwächen-Analysen (z. B. SAL, TSB) wurden durchgeführt.

Ergebnis sind z. B. Standortkarten der Bildungseinrichtungen (z. B. LOI, OEO). In der Region Peene-tal/Loitz wurden zusätzlich Lernlandkarten der drei Amtsgemeinden (Infrastruktur des Lernens, sich abzeichnende Veränderungsbedarfe, Lernbedarfe der Zukunft) erarbeitet.

Die meisten Modellregionen haben Trendfortschreibungen der Schülerzahlen nach Schulformen und -standorten erarbeitet und daraus eine Prognose der zukünftigen Gefährdung von Schulstandorten bspw. anhand von Indizes (z. B. VBK, SLF, WM) abgeleitet und diskutiert. In den Regionen wurden auch Erreichbarkeitsanalysen der Schulstandorte mit Pkw, ÖPNV, mit dem Rad und zu Fuß erstellt.

Diese wurden häufig in Verbindung mit Szenarien genutzt.

In Coburg wurde ergänzend zu den Arbeitskreissitzungen auch eine Zukunftswerkstatt Bildung mit Bürgern durchgeführt, allerdings mit sehr geringer Beteiligung (sechs Personen).

Brandenburgische Regionen wie das Spreewalddreieck und die Oderlandregion holten sich in ihre Arbeitsgruppen Sachverstand von aktuellen bzw. ehemaligen Mitarbeitern aus dem Bildungsministe-rium (z. B. Dr. Budde), um von diesen Inputs zu den langfristigen Entwicklungstendenzen regionaler Schulsysteme und Entwicklungsoptionen zu erhalten (Zügigkeit und Klassengrößen, Filialschulen, Ganztagsangebote, Konkurrenz um Schüler aus der Region, Rolle des Gymnasiums und Erreichbar-keit).

Interessant ist der unterschiedliche Umgang mit den Ergebnissen der Modellrechnungen und Szena-rien. So wurden in der Oderlandregion die Karten mit Szenarien zur Schulentwicklung mit in Zukunft gefährdeten, d. h. zu schließenden, Standorten auf Regionalkonferenzen einer breiten Öffentlichkeit präsentiert, während andernorts solche Szenarien nur arbeitsgruppenintern verwendet wurden (z. B.

WM). Gleichzeitig führte das Bekanntwerden von ersten Ergebnissen und Vorüberlegungen in der Presse zu Irritationen zwischen den Kooperationspartnern im Spreewalddreieck.

Szenarien

Die Schulentwicklung ist der Daseinsvorsorgebereich, bei dem die Modellregionen im Rahmen ihrer Arbeitsgruppenprozesse am häufigsten Anpassungs- bzw. Alternativszenarien angewendet haben (vgl. auch Kapitel 3.3). Diese bezogen sich häufig auf Standortschließungsszenarien, deren Wirkungen auf die Tragfähigkeit der Standorte und die Schulwege der Kinder, aber auch auf die Bewertung und den Vergleich möglicher Anpassungsoptionen.

In der Region Westmecklenburg, im Kreis Schleswig Flensburg oder im Vogelsbergkreis wurde eine

„klassische“ Vorgehensweise, wie sie aus Vorläufermodellregionen bekannt ist, eingeschlagen. Zu-nächst wurden die aktuellen Schülerströme für verschiedene Schularten analysiert, dann Schüler-zahlindizes für jeden Standort gebildet und nach Tragfähigkeit bewertet. Durch Verschneiden der kleinräumigen Bevölkerungsvorausschätzung mit den räumlichen Schülerverflechtungen wurde eine Prognose der zukünftigen Schülerzahlindizes hergeleitet. Die derzeitigen und prognostizierten Schü-lerzahlindizes wurden in Karten dargestellt und die einzelnen Standorte fünf Gefährdungsstufen zu-geordnet, differenziert nach Schulen mit „normalen“ Mindestschülerzahlen von 80 Schülern (20 Schüler in der Eingangsklasse) sowie Schulen mit „verminderten“ Mindestschülerzahlen von 40 Schü-lern aufgrund peripherer Lage. Je nach Gefährdungsstufe wurden durch die Gutachter denkbare Maßnahmen formuliert. Diese reichen von der Absenkung der Mindestschülerzahlen über organisa-torische Verbindungen mit anderen Schulen der Primar- oder Sekundarstufe bis hin zur Schließung und der deutlichen ÖPNV-Verbesserung für die Betroffenen. Diese Empfehlungen fanden Eingang in die Handlungsempfehlungen der Arbeitsgruppen.

In der Region Oberes Elbtal/Osterzgebirge wurde mittels eines Trendszenarios die Grundschulen ermittelt, die im Jahr 2030 die Mindestgröße voraussichtlich nicht mehr erreichen. Im Vogelsberg-kreis wurde eine ähnliche Vorgehensweise für die Prognose der zukünftigen Gefährdung von Schul-standorten gewählt. Handlungsstrategien und mögliche Szenarien (Zusammenlegung, Änderung der Schulform, Inklusion etc.) wurden in der Arbeitsgruppe vorgestellt und diskutiert. Dabei erwiesen sich die Standardvorgaben des Landes, z. B. die Zuweisung von Lehrerstellen bei der Entwicklung von Ganztagsangeboten, als Hemmnis.

Auch in weiteren Modellregionen (z. B. UMK, SLF, OWÜ, HEF) wurden in den Arbeitsgruppen ver-schiedene Szenarien bzw. Entwicklungsoptionen für die Schulstruktur und deren Vor- und Nachteile diskutiert. Dies waren zunächst häufig „Schließungsszenarien“.

Im Landkreis Uckermark wurde der Erreichbarkeitsaufwand (zu Fuß und mit ÖPNV) für fünf Grund-schulbezirke des Landkreises Uckermark für den Fall untersucht, dass die betreffenden Grundschulen aufgrund abnehmender Schülerzahlen geschlossen werden müssen. In diesem Fall müssten die ver-bleibenden Grundschüler mithilfe des Schülerverkehrs in eine der umliegenden Grundschulen aus-weichen. Es konnten gegenwärtig kritische Räume aufgezeigt werden, in denen den Gutachtern zu-folge die herkömmlichen Lösungen über den ÖPNV-gebundenen Schülerverkehr wahrscheinlich nicht mehr tragfähig sein, so dass seitens der Verwaltung über neue, möglicherweise dezentrale Lösungen nachgedacht werden müsse.

Im Kreis Schleswig-Flensburg wurden verschiedene Szenarien zu künftigen Schülerzahlen an Standor-ten berechnet:

- Szenario „Keine weiteren Außenstellen“

- Szenario „Außenstellen einrichten bei mind. 40 Schülern“

- Szenario „Mindestschülerzahl wird auf 40 Schüler gesenkt“

Verbunden wurde dies mit einer Diskussion über die Vor- und Nachteile großer und kleiner Schulen.

In der Region Ostwürttemberg wurden drei Szenarien erarbeitet: Szenario 2010 und Szenario 2030 (beide Standortschließung bei <40 Schülern) sowie ein Worst-Case-Szenario (Standortschließung bei

<50 Schülern) und die damit verbundenen Erreichbarkeiten berechnet, um Zumutbarkeiten zu ermit-teln.

Auch der Landkreis Hersfeld-Rotenburg beschäftigte sich in der Arbeitsgruppe mit den Konsequenzen von möglichen Schulschließungen. Hier wurde die Erreichbarkeit der Grundschulen und deren Ver-änderung bei Schließung der Grundschulen mit hohem Schülerrückgang und Verteilung der Schüler auf benachbarte ungefährdete Grundschulstandorte berechnet. Zwei Szenarien wurden entwickelt:

- Szenario I: Anpassung an den Schülerrückgang durch Schließung der Schulen bei deutlichen Auslastungsdefiziten.

- Szenario II: Erhaltung von mindestens einer Grundschule in jeder Gemeinde durch konzepti-onelle Maßnahmen (u. a. Schulverbünde, Filialstandorte, jahrgangsübergreifender Unter-richt), bei Ermittlung der Kosten.

Die Vor- und Nachteile qualitativer und finanzieller Art wurden vergleichend gegenübergestellt. Die entsprechende Arbeitsgruppe kam nach Abwägung der Vorteile und Nachteile unter konsequenter Betrachtung des Kostenaspekts zu dem Ergebnis, dass die Alternative „Erhaltung der Schulstandorte“

für den Landkreis die größeren Vorteile beinhalten würde und deshalb durch geeignete Maßnahmen umzusetzen sei. Für dieses Ergebnis war vor allem ausschlaggebend, dass nachteilige Auswirkungen einer Schulschließung auf die Standortattraktivität der betroffenen Kommunen zu befürchten sind.

In der Oderlandregion wurden verschiedene Anpassungsszenarien vergleichend betrachtet:

a. Keine Bestandssicherung für kleine Grundschulen bis 2030 (2030: drei Schulstandorte)

b. Pragmatische Entwicklung gewachsener Grundschulstandorte bis 2020 und 2030 (2030: fünf Schulstandorte)

c. Leistungsfähige Grundschulen (2030: vier Standorte)

d. Wohnortnahe Grundschulen mit Jahrgangsstufen 1 bis 4 und Stärkung durch Zentralisierung an wenigen Standorten mit Jahrgangstufen 5 und 6

und daraus entsprechende Zielsetzungen abgeleitet.

Auch im Landkreis Coburg wurden verschiedene Anpassungsoptionen vertiefend betrachtet:

- Kooperationen zweier (gefährdeter) Grundschulen

- Erweiterung des Angebots an gebundenen Ganztagsschulen im Landkreis

- Bildung neuer Grundschul-Verbünde zur Einführung gebundener Ganztagsschulen - Einrichtung von Kombiklassen (jahrgangsübergreifende Klassen) in Grundschulen

In der Region Oberes Elbtal/Osterzgebirge wurden die Folgen auf die Erreichbarkeit von drei ver-schiedenen Handlungsoptionen mittels Erreichbarkeitsszenarien betrachtet. Das Szenario 1 „Kon-zentration auf zentrale Orte verbunden mit dem Aufbau von Grundschulzentren“ hat teilweise länge-re Reisezeiten gegenüber dem Refelänge-renzszenario zur Folge. Das Szenario 2 „Grund- und Ergänzungs-netz, d. h. Grundschulzentren und Filialstandorte“, hat geringere Reisezeiten als das Szenario 1 zur Folge. Beim Szenario 3 „Erhalt aller Standorte“, was teilweise Grundschulen mit jahrgangsübergrei-fendem Unterricht bedeutet, bleiben hingegen die derzeitigen Entfernungen bestehen.

Im Spreewalddreieck wurde eine Erreichbarkeitsmodellierung im Bereich der Oberschulen durchge-führt. In drei Szenarien wurde untersucht, wie sich die Erreichbarkeitswerte bis zum Jahr 2030 ver-ändern und welche Folgen eine Konzentration auf einen Standort hätte. Im Ergebnis zeigte sich, dass eine Umstellung von drei Oberschulstandorten auf einen einzelnen Oberschulstandort zu massiven Erreichbarkeitseinbußen, d. h. Verschlechterungen für die Schüler, führt.

Instrumente der qualitativen Bedarfsanalysen wurden in den Arbeitsgruppen zur Bildung kaum her-angezogen. Diese waren Werkstätten, Experteninterviews oder Teile themenübergreifender Befra-gungen. Die Bevölkerungsbefragung im Landkreis Trier-Saarburg enthält z. B. einen Erhebungsteil zur Nutzung von Bildungseinrichtungen im Landkreis. Dazu gehören Fragen zur Bewertung der Schulen durch die Eltern sowie zu Verbesserungen oder zusätzlichen Angeboten im vorschulischen, schuli-schen oder Weiterbildungsbereich.

Außerschulische Bildung

Im Rahmen der Schwerpunkte zur außerschulischen Bildung wurden verschiedene Ansätze gewählt.

In Westmecklenburg wurden als Grundlage für die Arbeitsgruppe, an der auch die IHK, Private Aus- und Weiterbildungsanbieter und die beruflichen Schulen der Region beteiligt waren, bspw. die Standortstruktur der Berufsschulen mit der Standortstruktur der Wirtschaftsbetriebe verglichen.

Ausbildungsgänge der dualen Berufsausbildung wie auch die Unternehmen (zu Wirtschaftsbereichen zusammengefasst) und deren räumliche Verteilung innerhalb Westmecklenburgs wurden in Form von Karten vergleichend gegenübergestellt. Eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Weiterbil-dungsangebote in Westmecklenburg und im Umkreis von 20 km sowie Erreichbarkeitsanalysen für ausgewählte Angebote der Weiterbildung und ein Abgleich mit Fördermöglichkeiten für die Kursteil-nahme wurden erstellt. Im Themenbereich Übergangsmanagement wurden einschlägige Modellpro-jekte aus der Region in der Arbeitsgruppe vorgestellt.

Im Saale-Holzland-Kreis wurde ein Definitionsmodell zu bildungsfernen Schichten durch die Begleit-forschung GGR entwickelt und die räumliche Verteilung analysiert. Die Daten wurden, da sehr sensi-bel, allerdings nicht veröffentlicht.

Kultur und Bildung

In der Arbeitsgruppe im Kreis Schleswig-Flensburg wurden die Auswirkungen des demografischen Wandels auf außerschulische Bildungsträger am Beispiel der Daten der Kreismusikschule diskutiert.

Durch die Universität Flensburg wurde eine Studie zu den Kooperationen im Bereich Schule und Kul-tur erarbeitet. Dazu wurden Expertengespräche geführt und der Bestand von Bildungs- und KulKul-tur- Kultur-einrichtungen ermittelt. Drei Best-Practice-Beispiele wurden mittels Experteninterviews näher unter-sucht.

Datenerhebung

I. d. R. wurden in den Arbeitsgruppen vorhandene Datengrundlagen ausgewertet, insbesondere aus der Schulentwicklungsplanung oder die kleinräumige Bevölkerungsprognose. Die derzeitigen und zukünftigen Schülerzahlen, die Zahl der Klassen, Schulstandorte, bestehende Angebote und Koopera-tionen der Schulen, z. B. mit Kultureinrichtungen, wurden herangezogen, vereinzelt aber auch Daten zu den Gebäuden wie Nutzfläche, Anzahl der Klassenräume, Modernisierungsstand, Heizungsart und -alter, Einzugsbereiche, Termindaten zum Bau und zur Modernisierung der Gebäude (AMA).

Im Themenfeld der außerschulischen Bildung wurden bspw. Daten aus der Weiterbildungsdatenbank MV und Arbeitsmarktdaten der TU Hamburg-Harburg herangezogen und eine Auswertung der Struk-tur aktueller Ausbildungsverträge gemeinsam mit der IHK durchgeführt (WM). In der Region Salzach-tal kam man zu der Erkenntnis, dass die meisten Daten im Bereich Ausbildung nicht auf kommunaler Ebene vorliegen.

Standards und Kennzahlen

Insbesondere für die Szenarienrechnungen wurden auch auf Standards zurückgegriffen, die aber nur selten selbst gesetzt wurden. Die Fahrzeiten für Grundschüler im ÖPNV (Bus) sollen dabei in einigen Regionen nicht länger als 30 Minuten, die für Schüler der Sekundarstufe maximal 45 Minuten dauern (SLF, UMK, SEE). Die Wegezeiten von zu Hause zur Schule können in diesen Regionen aber durchaus noch deutlich länger sein, da sich die Standards auf die Zeiten von Haltestelle zu Haltestelle beziehen und die Wege hin zu den Haltestellen ausgeblendet wurden. In die Erreichbarkeitsanalysen der Mo-dellregionen wurde dieser Aspekt jedoch häufig einbezogen. Ostwürttemberg hat z. B. zumutbare Schulwegzeiten von 20 Minuten für Grundschüler und 40 Minuten für weiterführende Schulen als Standard gesetzt. In der Region Altmark liegt der festgelegte zumutbare Standard für die ÖPNV-Erreichbarkeit für die Sekundarstufe I und II bei einer Fahrzeit von 60 Minuten.