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Handlungsansätze und Strategien, Projekte

6. Ergebnisse in den einzelnen Bereichen der Daseinsvorsorge

6.12 Mobilität / Verkehr

6.12.4 Handlungsansätze und Strategien, Projekte

Strategische Ziele der Modellregionen liegen insbesondere in der Sicherung von Mobilität und Er-reichbarkeit in allen Teilräumen, zum einen durch die Schaffung tragfähiger, demografiefester und bedarfsgerechter Mobilitätsangebote, zum anderen mittels moderner Mobilitätskonzepte, die alle Verkehrsarten einschließen und sich zudem der Vorteile neuer Medien bedienen (MZG).

Die Strategien und Lösungsansätzen lassen sich weitgehend vier Schwerpunkten zuordnen: ein star-kes Grundnetz, der Ausbau ergänzender Mobilitätsangebote, die Verknüpfung verschiedener Ange-bote sowie die Erschließung neuer Nutzergruppen. Adressaten der Handlungsempfehlungen sind in erster Linie die Landkreise als Zuständige und die Verkehrsunternehmen als Leistungserbringer. Wei-tere Adressaten sind die Kommunen, das Land oder ehrenamtliche Initiativen.

Erreichbarkeit der Zentren/Starke Linien

Ein Grundgerüst an starken Regionalbus- und -zuglinien soll im ÖPNV für eine schnelle überregionale und interne Erschließung z. B. auch der regionalen Zentren untereinander und für die Anbindung an

189 Vgl. Ergebnisbericht Oberes Elbtal/Osterzgebirge, S. 61.

190 Zwischenbericht Interkommunale Kooperation Salzachtal, S. 61.

regionale Zentren (SEE, MNI, CLV, OEO, SHK) sorgen. Stichwort ist hier auch das „Denken in der Regi-on“ – die Verbindung der drei Zentren durch eine Buslinie (Städtelinie) (CLV). In der Region Oberes Elbtal/Osterzgebirge sollen neben den Schnellverbindungen verlässliche zentrale Umsteigepunkte etabliert werden. Diese sollen an den Hauptorten in den Gemeinden sein. Sog. Versorgungsstütz-punkte sollen dort in Form von Gemeindezentren/Multifunktionshäusern unterschiedliche Angebote der Daseinsvorsorge bündeln. Die Grund- oder Hauptnetze mit schnellen Linien, häufiger und regel-mäßiger Bedienung werden in den Konzeptionen dann um Ergänzungsnetze (SHK), Potenzialräume (SPE) oder Handlungsräume „Mobilitätssicherung bzw.-ergänzung“ ergänzt, in denen verschiedene Formen alternativer Bedienung erprobt werden und andere Standards z. B. in Bezug auf die Bedien-häufigkeit gelten sollen. Der Saale-Holzland-Kreis hat im Rahmen des Pilotprojektes der Phase 1 mit Unterstützung der FH Erfurt eine neue Netzkonzeption mit Haupt- und Ergänzungsnetz in Verbindung mit dem ServiceBus-Prinzip und einer Abstufung der Bedienstandards erarbeitet, die nun im Land-kreis umgesetzt werden soll.

Vereinzelt werden auch Maßnahmen zur Optimierung des derzeitigen ÖPNV, insbesondere des Schü-lerverkehrs angesprochen, wie die Abstimmung der Schulzeiten mit dem ÖPNV (z. B. COB, MZG). Ein vorgeschlagenes Instrument sind hierbei regelmäßige Fahrplankonferenzen zwischen Schulen und Verkehrsunternehmen (MZG).

Ergänzende Mobilitätsangebote

Zur kleinräumigen Erschließung in den schlechter angebundenen Bereichen sollen in den Modellregi-onen ergänzende Mobilitätsangebote geschaffen und erprobt werden. Es werden häufig die „übli-chen“ alternativen Angebote als mögliche Lösung genannt: Anruf-Linien-Bus, Rufbus, Kombi-Bus, Anruf-Sammel-Taxi, Bürgerbusse, Mitfahrbörse usw. Es werden auch in der Region vorhandene (Mo-dell-)projekte, die von anderen Ressorts gefördert werden, genannt bzw. sollen weiterentwickelt oder geprüft werden. Dazu zählt der „KombiBus – Transport von Personen und Waren in der Ucker-mark“ (Prüfung in OEO), das „KitaMobil“ der Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf“ (AMA), die Einrichtung eines Seniorentaxis analog zum Jugendtaxi (MZG) oder das Jugendmobil, das mit eigenen Mitteln weitergeführt werden soll (CLV, SPE).

Manche Modellregionen setzen auch auf die stärkere Nutzung des Fahrrades bzw. von E-Bikes und deren Integration in die Mobilitätskette (SAL, LOI, SPE, SEE). Entsprechende Handlungsempfehlungen sind z. B. die Ergänzung des Bus-/AST-Angebotes mit Fahrrädern (SPE), die Ermöglichung der Fahr-radmitnahme im Bus (SAL), die Schaffung von Abstellplätzen und Ladestationen für E-Bikes (SPE), der E-Bike-Verleih (SAL) oder der Ausbau von Radwegen an den zentralen Verkehrsachsen (SEE, SAL).

Mancherorts wird die Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements für die Sicherung der tät betont, z. B. über Nachbarschaftshilfe, Mitnahme- und Fahrdienste oder ehrenamtliche Mobili-tätsdienste (z. B. OWÜ, SAL, DAU). So bietet der Verein „Bürger für Bürger“ in der Verbandsgemeinde Daun Begleitdienste zum Arzt, Einkaufen, Verwaltung an und soll im Landkreis Coburg ein Hol- und Bringdienst eingerichtet werden, um die Erreichbarkeit einer Bereitschaftsdienstpraxis auch für im-mobile Patienten zu sichern. Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg soll in einer Gemeinde ein Pendel- und Begleitdienst durch ehrenamtlich tätige Mitbürger zur Verbesserung der Erreichbarkeit der Praxen für Menschen ohne Pkw getestet werden. In der Region Ostwürttemberg entstand im Rahmen des Regionalstrategieprozesses das Projekt „Unterstützung ehrenamtlicher Fahrdienste“, in dem für be-stehende Fahrdienste Unterstützung bereitgestellt wird und durch Vernetzung und Informations-transfer neue Initiativen angeregt werden sollen.

Verknüpfung verschiedener Angebote

Von besonderer Bedeutung wird häufig die Abstimmung der verschiedenen Angebote, die fung von unterschiedlichen Verkehrsträgern, eine integrale Vertaktung, die Etablierung von Verknüp-fungspunkten oder ein Mobilitätsmanagement genannt (MNI, CLV, OWÜ, RAC, SAL, SEE, CLV, VBK, TSB, LOI). Mehrere Regionen wollen entsprechende Mobilitätsplattformen (z. B. OWÜ, RAC),

Bera-tungsstellen oder dezentrale Mobilitätsmanager etablieren (z. B. TSB, LOI), mit deren Hilfe die ver-schiedenen Mobilitätsangebote verknüpft werden, wobei auch neue Mobilitätsformen wie CarSha-ring, Dorfauto, Fahrgemeinschaft, Mitfahrgelegenheit, Bürgerbus und E-Bike mit einbezogen werden sollen (OWÜ, RAC). Die Mobilitätsberatung soll dabei mit anderen Einrichtungen wie Familienzentren (MZG) oder Bürgerhilfsstellen (SAL) kombiniert werden.

Erschließung neuer Nutzergruppen

Eine weitere Maßnahme zur Verbesserung des Auslastungsgrades des ÖPNV ist die Erschließung neuer Nutzergruppen, z. B. von Touristen (CLV) oder ältere Menschen (TSB). In Mitte Niedersachsen, im Spessart, in der Nordeifel und in der Region Oberes Elbtal/Osterzgebirge wird zudem die Bedeu-tung einer aktiven Öffentlichkeitsarbeit und Information hervorgehoben, um die Nutzung des ÖPNV zu steigern und den Aufbau alternativer Formen oder eine Mobilitätsplattform zu unterstützen. Es werden auch Maßnahmen zur Heranführung vor allem von älteren Menschen an die Nutzung des ÖPNV vorgeschlagen (SAL, MZG, RAC, OEO). Ein wichtiger Aspekt hinsichtlich der Erschließung neuer Nutzergruppen ist auch die Herstellung bzw. Weiterentwicklung von Barrierefreiheit der Verkehrsinf-rastruktur für unterschiedlich beeinträchtigte Nutzergruppen, wie Menschen mit Behinderung, ältere Menschen oder Familien mit Kinderwagen (SHK, CLV, SAL, COB).

Pilotprojekte

Einige Modellregionen haben bereits im Rahmen der Pilotprojekte der 1. und 2. Phase begonnen, sehr interessante Konzepte und Maßnahmen im Themenfeld Mobilität zu erarbeiten bzw. zu erpro-ben, mit denen sie auf die Problemlagen in Ihren Regionen konkret reagieren.

Ressourcen-Sharing Mitte Niedersachsen

Mit dem Projekt sollen öffentliche Mobilitätsangebote im Sinne eines alternativen ÖPNV in der Regi-on verbessert und gestärkt werden, indem un- oder untergenutzte öffentliche und halböffentliche Fahrzeugkapazitäten effizienter genutzt werden und durch Ausrichtung auf anlassbezogene Fahrten eine neuartige Ergänzung der bestehenden Linienverkehre geschaffen wird. Mittels einer Machbar-keitsstudie wurden die entsprechenden Potenziale analysiert und betriebswirtschaftliche sowie rechtliche Aspekte geklärt. Erste neue Mobilitätsangebote auf Basis des Ressourcen-Sharing-Ansatzes wurden bereits praktisch erprobt, wie z. B. der „Schwimmbadbus“, bei dem die örtliche Feuerwehr im Sommer einen Transport für Jugendliche zum Schwimmbad im benachbarten Ort anbietet. Mit dem Pilotprojekt der 2. Phase „Mobilitätsressourcenmanagement Mitte Niedersachsen (MOREMA)“

wird der Ansatz Ressourcen-Sharing mit dem Aufbau eines regionalen Gesamtumschlagsystems wei-terentwickelt.

Erreichbarkeits- und Mobilitätsmanagement im Mittelbereich Lübbenau (EMMiL) (Spreewalddreieck) In dem Pilotprojekt sollte ein Konzept für ein verknüpftes und ergänztes Mobilitätsangebot im Mit-telbereich entwickelt werden. Dabei wurde geprüft, ob bestehende Fahrten verschiedenster Akteure so zu organisieren und aufzubereiten sind, dass sie auch von der Bevölkerung genutzt werden kön-nen. Organisatorische Anforderungen an ein Mobilitätsmanagement 2.0 und Ansätze zu dessen Um-setzung und Übertragbarkeit wurden entwickelt. Ziel ist es, die Funktionserfüllung der Mittelzentren für die zugeordneten Mittelbereiche sicherzustellen, indem das bestehende ÖPNV-Angebot durch alternative Angebote, die alle einbeziehen, die sich im Raum bewegen, gestärkt wird.

In weiteren Pilotprojekten geht es stärker um die Gewinnung und Bindung von anderen Zielgruppen z. B. für Angebote des ÖPNV und um die Stärkung der vorhandenen Angebote.

Mitfahrsystem Mitholer

Der „Mitholer“ ist ein Mitfahrsystem, in dem Personen mit eigenem Fahrzeug andere Personen kos-tenlos mitnehmen. Ohne großen infrastrukturellen Aufwand sollen hierfür einfache Haltestellen ein-gerichtet und zudem Gegenstände wie Taschen und Schirme als Erkennungsmerkmale bereitgestellt

werden. Die Fahrten werden nicht „gesteuert“, so dass grundsätzlich ein Rund-um-die-Uhr-Angebot der Mitnahme entstehen kann. Dieses Mitfahrersystem soll Mobilitätsbedarfe insbesondere von älteren Menschen, Jugendlichen ohne Fahrerlaubnis sowie Personen ohne eigenes Fahrzeug in einem kleinräumigen Verflechtungsraum des Grundzentrums Schweich und des unmittelbar angrenzenden Oberzentrums Trier aufgreifen.

Hemmnisse

In den Berichten der Modellregionen werden vereinzelt auch Probleme und Hemmnisse bei der Aus- und Neugestaltung des regionalen ÖPNV-Angebotes angesprochen. Dabei werden z. B. konzessions-rechtliche Probleme und Aspekte der Wirtschaftlichkeit genannt (MZG). In zwei Modellregionen (SHK, OWÜ) werden „rechtliche Grauzonen“ insbesondere bei den alternativen, bürgerschaftlich organisierten Angeboten gesehen, z. B. im genehmigungsrechtlichen Bereich (§ 1 Abs. 2 PBefG) und an den Schnittstellen zum gewerblichen Bereich. Diese gelte es zu entschärfen.

In der flächenmäßig sehr kleinen Region Salzachtal wurde das Thema der Regionsgröße diskutiert.

Die Diskussion zeigte sehr schnell die Grenzen der Region. Es zeigte sich die zwingend notwendige Vernetzung und Austausch mit anderen Arbeitsgruppen sowie mit höheren Ebenen. Ebenso zeigte sich die geringe Beeinflussbarkeit des Themas Mobilität und vor allem des ÖPNV auf der Ebene der Interkommunalen Kooperation Salzachtal. Die mangelnde Beeinflussbarkeit und massive Probleme bei der Datenerhebung im Busbereich führten zu einer veränderten inhaltlichen Ausrichtung der Arbeitsgruppe mit einer stärkeren Konzentration auf alternative Beförderungsangebote, wie Fahr-dienste oder BringFahr-dienste, da hier Bedarf aus anderen Arbeitsgruppen und Beeinflussbarkeit durch die Region evtl. gegeben ist.

Verstetigung

Einige Regionen haben sich bereits Gedanken zur weiteren Umsetzung der in den Arbeitsgruppen erarbeiten Empfehlungen und Maßnahmen gemacht. Erste Verstetigungsaktivitäten sind zu erken-nen. Eine Verknüpfung mit Nahverkehrsplänen, die das Planungsinstrument der Aufgabenträger des ÖPNV, also i. d. R. der Landkreise, sind und in Kürze fortgeschrieben werden, erfolgt in einigen Regi-onen (z. B. OWÜ, MZG, SPE, SHK). Der Landkreis Merzig-Wadern möchte sich dabei auf die Erstellung eines Mobilitätskonzepts für den Landkreis konzentrieren, das nicht nur den ÖPNV im Fokus hat, sondern alle Mobilitätsformen sinnvoll kombiniert, dies auch unter Einsatz gängiger IuK-Technologien. Der Landkreis Coburg muss bis zum Jahr 2014 entscheiden, welche Leistungen er künf-tig im öffentlichen Verkehr ausschreibt. Ergebnisse aus dem Arbeitskreis sollen an die Entscheider des Landkreises vermittelt werden. Zudem wollen die Akteure prüfen, inwieweit für die Umsetzung von Maßnahmen Mittel des bayerischen Wirtschaftsministeriums aus dem Förderinstrument zur Verbesserung der Mobilität im ländlichen Raum, das für neue, flexible Bedienformen im ÖPNV ge-dacht ist, genutzt werden können.