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Die Vorbereitung auf das öffentliche Auftreten Jesu Christi

Im Dokument Gottes Erden (Seite 160-166)

Das Reich Gottes in der Gestalt der christlichen Kirche

B. Die Vorbereitung auf das öffentliche Auftreten Jesu Christi

§ 91. Johannes der Täufer, der Borläufer Jesu Christi.

Matth. 3; Mark. 1; Luk. 3; Joh. 1.

1. Im fünfzehnten Jahre des Kaisers Tiberius2), als Pontius Pilatus Landpfleger in Judäa war, und H e r o d e s3) V i e r f ü r s t i n G a l i l ä a , a l s H a n n a s u n d K a i -phas Hohepriester waren4), da geschah der Befehl Gottes zu Johannes, Zacharias' Sohn, in der Wüste. Und er kam in alle Gegend um den Jordan, predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden und sprach: „Tut B u ß e , d e n n d a s H i m m e l r e i c h i s t n a h e h e r b e i g e -kommen!" Er hatte ein Kleid von Kamelshaaren an und einen ledernen Gürtel um seine Lenden; feine Speise aber waren Heuschrecken und wilder Honig. Da gingen viele zu ihm hinaus, ließen sich von ihm im Jordan taufen und

*) Erste Äußerung seines erwachenden messianischen Bewußtseins.

2) Nachfolger des Kaisers Augustus, 14—37 nach Chr. Geb.

3) Mit dem Beinamen Antipas. Er war ein Sohn Herodes des Großen, herrschte aber nur über Galiläa und den südlichen Teil von Peräa. Seine Residenz war Tiberias am Galiläischen See.

4) Für gewöhnlich gab es nur einen Hohenpriester. Aber seit die Römer im Lande herrschten, kam es vor, daß diese einen ihnen miß-liebigen Hohenpriester willkürlich absetzten und einen andern an seine Stelle von sich aus ernannten. Hannas war der abgesetzte Hohepriester, und sein Schwiegersohn Kaiphas war der von den Römern ernannte Hohepriester. Doch in den Augen der Juden behielt auch Hannas seine Würde.

W e r b a t u s , R e i c h G o t t e s . д о

bekannten ihre Sünden. Als er nun viele Pharisäer und Sadduzäer^) zu seiner Taufe kommen sah, sprach er zu ihnen: „Ihr Otterngezüchte! Wer hat denn euch gewiesen, daß ihr dem zukünftigen Zorn entrinnen werdet? Seht zu, tut rechtschaffene Früchte der Buße. Denkt nur nicht, daß ihr bei euch sagen wollt: Wir haben Abraham zum Vater. Ich sage euch: Gott vermag dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken. Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; welcher Baum nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer ge-worsen." Und das Volk fragte ihn: „Was sollen wir denn tun?" Er antwortete: „Wer zwei Röcke hat, der gebe dem, der keinen hat; und wer Speise hat, tue auch also." Es kamen auch Zöllner2), damit sie sich taufen ließen, und sprachen zu ihm: „Meister, was sollen denn wir tun?"

Er sprach: „Fordert nicht mehr, als vorgeschrieben ist."

Da fragten ihn auch die Kriegsleute: „Was sollen denn wir tun?" Er sprach zu ihnen: „Tut niemand Gewalt an, noch Unrecht, und laßt euch an eurem Sold genügen."

2. Als nun das Volk im Wahn war und dachte, er wäre wohl Christus, antwortete er: „Ich taufe euch mit W a s s e r . E s k o m m t a b e r e i n S t ä r k e r e r n a c h m i r , v o r d e m i c h n i c h t w e r t b i n , d a ß i c h i h m d i e R i e m e n s e i n e r S c h u h e a u f l ö s e ; d e r w i r d e u c h m i t d e m H e i -ligen Geist und mit Feuer taufen. In seiner Hand ist die Wurfschaufel, und er wird seine Tenne segen und wird den Weizen in seine Scheune sammeln. Die Spreu aber wird er mit ewigem Feuer verbrennen."

3. Da sandten die Juden von Jerusalem Priester und Leviten, daß sie ihn fragten: „Wer bist du?" Und er be­

kannte : „Ich bin nicht Christus." Da fragten sie ihn: „Was denn? Bist du Elias?" Er sprach: „Ich bin es nicht."

„Bist du ein Prophet?" Und er antwortete: „Nein." Da

!) Vgl. § 82, 4.

2) Zolleinnehmer im Dienste des römischen Staates. Sie waren um dessentwillen, und weil sie oft auch betrügerisch verfuhren, beim Volke sehr verachtet.

sprachen sie zu ihm: „Was bist du denn? damit wir denen Antwort geben, die uns gesandt haben. Was sagst du von d i r s e l b s t ? " E r s p r a c h : „ I c h b i n e i n e S t i m m e e i n e s P r e d i g e r s i n d e r W ü s t e : R i c h t e t d e n W e g d e s Herrn, wie der Prophet Jesaja gesagt hat1)." Sie fragten ihn: „Warum taufst du denn, wenn du nicht Christus bist, noch Elias, noch ein Prophet?" Johannes antwortete: „Ich t a u f e m i t W a s s e r ; a b e r e r i s t m i t t e n u n t e r e u c h g e -t r e -t e n , d e n i h r n i c h -t k e n n -t . D e r i s -t ' s , d e r n a c h mir kommen wird, welcher vor mir gewesen ist2), d e s i c h n i c h t w e r t b i n , d a ß i c h s e i n e S c h u h r i e m e n a u f l ö s e . "

§ 92. Die Taufe Jesu. Matth. 3; Mark. 1; Luk. 3.

Jesus ging in das dreißigste Jahr3). Da kam er aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, damit er sich von ihm taufen ließe. Aber Johannes wehrte ihm und sprach:

„Ich bedarf wohl, daß ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir?" Jesus aber antwortete: „Laß es jetzt also sein; denn also gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen." Da ließ Johannes es ihm zu. Und als Jesus getauft war, stieg er aus dem Wasser heraus, und siehe, der Himmel tat sich über ihm auf, und Johannes sah den Geist Gottes, gleich einer Taube, herabfahren und über ihn kommen. Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach:

„ D i e s i s t m e i n l i e b e r S o h n , a n d e m i c h W o h l -g e f a l l e n h a b e . "

§ 93. Die Versuchung Jesu. Matth. 4; Luk. 4.

Danach wurde Jesus vom Geist in die Wüste4) geführt, auf daß er vom Teufel versucht würde. Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. Da

4 Jes. 40, 3—5.

2) Joh. 17, 5 heißt es: „ehe die Welt war". Vgl. § 154, 5.

3) Genauer: er war ungefähr dreißig Jahre alt.

4) Nach der Überlieferung war es die steinige Wüste, die zwischen Jerusalem und Jericho lag und eine Fortsetzung der Wüste Juda bildete.

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trat der Versucher zu ihm und sprach: „Bist du Gottes Sohn, so sprich, daß diese Steine Brot werden." Jesus a n t w o r t e t e : „ E s s t e h t g e s c h r i e b e n : D e r M e n s c h l e b t n i c h t v o m B r o t a l l e i n , s o n d e r n v o n e i n e m j e g l i c h e n Wort, das durch den Mund Gottes geht1)." Da führte ihn der Teusel mit sich in die heilige õtadt, stellte i h n a u f d i e Z i n n e d e s T e m p e l s u n d s p r a c h : „ B i s t d u G o t t e s S o h n , s o l a ß d i c h h i n a b ; d e n n e s s t e h t g e s c h r i e -ben: Er wird seinen Engeln über dir Befehl tun, und^fie werden dich auf den Händen tragen, auf daß du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest 2)." Da sprach Jesus zu ihm:

„ W i e d e r u m s t e h t a u c h g e s c h r i e b e n : „ D u s o l l s t G o t t , deinen Herrn, nicht versuchen3)." Danach führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg, zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: „Dies alles will ich dir geben, so du niederfällst und mich anbetest." Da sprach der Herr zu ihm: „Hebe dich w e g v o n m i r , S a t a n ; d e n n e s s t e h t g e s c h r i e b e n : D u s o l l s t a n b e t e n G o t t , d e i n e n H e r r n , u n d i h m a l l e i n dienen4)." Da verließ ihn der Teufel, und siehe, die Engel traten zn ihm und dienten ihm.

§ 94. Die ersten Jünger Jesu. Joh. 1.

1. Johannes taufte zu Bethabära, jenfeit des Jor­

d a n , u n d s a h J e s u m z n s i c h k o m m e n u n d s p r a c h : „ S i e h e , d a s i s t G o t t e s L a m m , w e l c h e s d e r W e l t S ü n d e trägt5). Ich sah, daß der Geist herabfuhr, wie eine Taube, vom Himmel und blieb anf ihm. Und der mich sandte, zu taufen mit Waffer, sprach zu mir: Über welchen du sehen w i r s t d e n G e i s t h e r a b f a h r e n u n d a u f i h m b l e i b e n , d e r i s t es, der mit dem Heiligen Geist taufet" Des andern Tages stand Johannes abermals da, und zwei seiner Jünger waren

!) 5. Mos. 8, 3.

2) Vgl. dagegen Ps. 91, 11 u. 12, wo das Wort aber von dem gesagt ist, der in Gottes Wegen wandelt.

3) 5. Mos. 6, 16.

4) 5. Mos. 6, 13.

5) Vgl. § 27, 1 und Jes. 53, 7, Bibelkunde, Seite 117.

bei ihm. Und als er Jesum wandeln sah, sprach er wieder:

„ S i e h e , d a s i s t G o t t e s L a m m , w e l c h e s d e r W e l t Sünde trägt." Und die beiden Jünger hörten ihn reden und folgten Jesu nach. Jesus aber wandte sich um und sprach zu ihnen: „Was sucht ihr?" Sie sprachen zu ihm:

„Rabbi1), wo bist du zur Herberge?" Er sprach: „Kommt und seht es." Da kamen sie und blieben denselben Tag bei ihm. Einer von den beiden war Andreas, der Bruder des Simon Petrus (der andere war Johannes, der spä­

t e r e A p o s t e l ) . A n d r e a s f a n d z u e r s t s e i n e n B r u d e r S i m o n und sprach zu ihm: „Wir haben den Messias gefunden,"

und führte ihn zu Jesu. Als Jesus ihn sah, sprach er: „Du b i s t S i m o n , d e s J o n a S o h n ; d u s o l l s t K e p h a s ( d . h . P e ­ trus, Fels) heißen2)."

2. Des andern Tages wollte Jesus wieder nach Galiläa ziehen und fand Philippus und sprach zu ihm: „Folge mir nach." Philippus aber war von Bethsaida3), aus der S t a d t d e s A n d r e a s u n d P e t r u s . P h i l i p p u s f a n d N a t h a -nael und sprach zu ihm: „Wir haben den gefunden, von welchem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben: Jesum, Josephs Sohn aus Nazareth." Nathanael antwortete: „Was kann von Nazareth Gutes kommen!"

Philippus sprach: „Komm und siehe es." Jesus sah Natha-nael zu sich kommen und sprach zu ihm: „Siehe, ein rechter Israelit, in welchem kein Falsch ist." Nathanael sprach zu ihm: „Woher kennst du mich?" Jesus antwortete: „Ehe dich Philippus rief, als du unter dem Feigenbaum warst4), sah ich dich." Nathanael sprach zu ihm: „Rabbi, du bist

x) D. h. Meister, Titel der Schriftgelehrten.

2) Diese drei ersten Jünger des Herrn waren Fischer vom Galiläischen See. Simon Petrus war verheiratet und wohnte zu Kapernaum, einer größern Stadt am westlichen Ufer des Sees; er besaß auch ein Haus in der Stadt. Sein jüngerer Bruder Andreas und der noch jugendliche Johannes, sowie dessen älterer Bruder Jakobus, waren seine Gehilfen.

3) Städtchen am Westufer des Galiläischen Sees, Geburtsort des Petrus und des Andreas.

4) Im Schatten des Feigenbaums pflegte man zu beten, die Heilige Schrift zu lesen, sich ernsten Gedanken hinzugeben usw.

G o t t e s S o h n , d u b i s t d e r Kö n i g v o n J s r a e l ! " J e s u s sprach zu ihm: „Du glaubst, weil ich dir gesagt habe, daß ich dich unter dem Feigenbaum gesehen habe; du wirst noch Größeres, als das, sehen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch:

Von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen und die E n g e l G o t t e s h i n a u f u n d h e r a b f a h r e n a u f d e s M e n s c h e n S o h n1) ! "

§ 95. Die Hochzeit zu Kana. Joh. 2.

Am dritten Tage war eine Hochzeit zu Kartet2) in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. Jesus aber und seine Jünger wurden auch auf die Hochzeit geladen. Als es an Wein gebrach, sprach die Mutter Jesu zu ihm: „Sie haben nicht Wein." Jesus sprach zu ihr: „Weib, was habe ich mit dir zu schaffen3)? Meine Stunde ist noch nicht ge-kommen." Seine Mutter aber sprach zu den Dienern: „Was er euch sagt, das tut." Es standen aber allda sechs steinerne Wasserkrüge, nach der Weise der jüdischen Reinigung4), und gingen je in einen zwei oder drei Maß. Da sprach Jesus zu den Dienern: „Füllt die Wasserkrüge mit Wasser." Und sie füllten sie bis oben an. Da sprach Jesus: „Schöpft nun und bringt es dem Speisemeister." Und sie brachten es.

Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und wußte nicht, von wannen er kam, — die Diener aber wußten es, die das Wasser geschöpft hatten,

— rief er den Bräntigam und sprach zu ihm: „Jedermann gibt zuerst den gittert Wein, und wenn sie trunken geworden sind, alsdann den geringeren. Du hast den guten Wein

*) Eine Bezeichnung, die der Herr mit Vorliebe von sich gebrauchte.

Sie deutete wohl auf den „Weibessamen" hin (1. Mos. 3, 15, siehe § 3, 3) und auf des „Menschen Sohn", dem alle Völker dienten, in der Vision des Propheten Dauiel „von den vier Weltreichen". (S. Seite 123).

2) Bergstädtchen, zwei Stunden nördlich von Nazareth; Heimat des Nathanael.

3) In dieser Form klingt die Antwort Jesu verletzend. Ihr Sinn aber ist etwa der: Laß dich, o Frau, durch dein gutes Herz nicht verb­

leiten, dich in Dinge zu mischen, die mich allein angehen.

4) Nach jüdischer Sitte mußte man vor und nach jeder Mahlzeit Hände und Gefäße waschen.

bisher behalten." — Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen zu Kana in Galiläa, und offenbarte seine H e r r l i c h k e i t . U n d s e i n e J ü n g e r g l a u b t e n a n i h n .

Im Dokument Gottes Erden (Seite 160-166)