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Jesu Wirksamkeit in Iudäa; seine Reise durch Samaria

Im Dokument Gottes Erden (Seite 166-170)

Das Reich Gottes in der Gestalt der christlichen Kirche

C. Die öffentliche Wirksamkeit Jesu Christi

1. Jesu Wirksamkeit in Iudäa; seine Reise durch Samaria

§ 96. Die Reinigung des Tempels zu Jerusalem. Joh. 2.

Der Juden Ostern war nah, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem. Da fand er im Tempel sitzen, die da Ochsen, Schase und Tauben feilhatten, und die Wechsler1). Und er machte eine Geißel aus Stricken, trieb sie alle zum Tempel hinaus, samt den Schafen und Ochsen, verschüttete den Wechslern das Geld, stieß die Tische um und sprach zu denen, die Tauben feilhatten: „Tragt das fört und macht meines Vaters Haus nicht zum Kaufhause!" Seine Jünger aber dachten daran, daß geschrieben steht: „Der Eifer um dein Haus hat mich gefressen2)." Da sprachen die Juden zu ihm: „Was gibst du uns für ein Zeichen, daß du solches t u n d a r f s t ? " J e s u s a n t w o r t e t e : „ B r e c h t d i e s e n T e m p e l a b , u n d a m d r i t t e n T a g e w i l l i c h i h n a u f r i c h t e n . "

Da sprachen die Juden: „Dieser Tempel ist in fechsund-vierzig Jahren erbaut, und du willst ihn in drei Tagen a u f r i c h t e n ? " E r a b e r r e d e t e v o n d e m T e m p e l s e i n e s Leibes. — Als er auferstanden war von den Toten, ge-dachten seine Jünger daran, daß er dies gesagt hatte.

Nach diesem ersten öffentlichen Auftreten in Jerusalem wirkte der Herr hier und in Iudäa acht Monate, nämlich vom April bis zum Dezember. Er tat viele Zeichen (Joh. 2, 23; 3, 2), über die wir jedoch keinen Bericht haben, und seine Jünger vollzogen zahlreiche Taufen (Joh. 4, 1 it. 2). Aus dieser Zeit wird uns nur das Gespräch mit Nikodemus erzählt.

*) Diese alle befanden sich im Vorhof des Tempels zur Bequemlich-feit derer, die Opfertiere zu kaufen wünschten.

2) Jes. 69, 10.

§ 97. Jesu Gespräch mit Nikodemus. Joh. 3.

1. Viele in Jerusalem, als sie die Zeichen sahen, die Jesns tat, glaubten an seinen Namen; aber Jesus vertraute sich ihnen nicht an, denn er kannte sie alle und wußte wohl, was im Menschen war. Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern, mit Namen Nikodemus, ein Oberster unter den Juden. Der kam zn Jesu bei der Nacht und sprach zu ihm: „Meister; wir wissen, daß du bist ein Lehrer, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm." Jesus ant-wertete: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen." Nikodemus spricht zu ihm: „Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist?" Jesns antwortete:

„Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch, und was vom Geist geboren wird, das ist Geist.

Laß dich's nicht wundern, daß ich dir gesagt habe: ihr müßt von neuem geboren werden. Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl, aber du weißt nicht, woher er kommt, und wohin er fährt. Also ist ein jeglicher, der aus dem Geist ge-boren ist."

2. Nikodemus sprach zu Jesu: „Wie mag solches zugehen?"

Jesus sprach: „Bist du ein Meister in Israel1) und weißt das nicht?

Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wir reden, was wir wissen, und bezeugen, was wir gesehen haben, und ihr nehmt unser Zeugnis nicht an. Glaubt ihr nicht, wenn ich euch von irdischen Dingen sage, wie würdet ihr glauben, wenn ich euch von himmlischen Dingen sagen würde? Und niemand fährt gen Himmel, als der vom Himmel herniedergekommen ist, nämlich des Menschen Sohn, der im Himmel ist. Und wie Mose in der Wüste eine Schlange erhöht hat, also muß des Menschen Sohn erhöht werden, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn selig werde. Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. Das ist aber das Gericht,

x) Ein Schriftgelehrter.

daß das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr, als das Licht, denn ihre Werke waren böse.

Wer Arges tut, der haßt das Licht und kommt nicht an das Licht, auf daß seine Werke nicht gestrast werden. Wer aber die Wahr-heit tut, der kommt an das Licht, damit seine Werke offenbar werden, denn sie sind in Gott getan1)!"

Gegen Schluß der achtmonatlichen Wirksamkeit Jesu in Iudäa erfolgte die Gefangennahme Johannes des Täufers, die Matthäus gelegentlich erzählt (Matth. 14, 3, 5; vgl. § 110). Diese Gefangennahme war gleichfalls ein Grund, daß Jesus nunmehr Iudäa verließ (Matth. 4, 12).

§ 98. Jesus in Samaria. Joh. 4.

1. Als nun der Herr inrte wurde, daß zu den Ohren der Pharisäer gekommen war, wie Jesus mehr Jünger machte und taufte, als Johannes (wiewohl Jesus selber nicht taufte, sondern seine Jünger), verließ er das Land Iudäa und zog wieder nach Galiläa. Er mußte aber durch Samaria reisen. Da kam er zu einer Stadt Samarias, die hieß ©ichar2); es war aber daselbst der Jakobsbrunnen.

Da nun Jesus von der Reise müde war, setzte er sich auf den Brunnen, und es war um die sechste ©tunde3). Da kommt ein Weib von Samaria, Wasser zn schöpfen. Jesus spricht zu ihr: „Gib mir zu trinken," denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, um Speise zu kaufen. Spricht das Weib zu ihm: „Wie bittest du von mir zu trinken, so du ein Jude bist und ich ein samaritisches Weib?" (Denn die Juden mieden jede Gemeinschaft mit den Samaritern.) Jesus antwortete: „Wenn 6u die Gabe Gottes erkenntest, und wer der ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken, du batest ihn, und er gäbe dir lebendiges Wasser." Spricht zu ihm das Weib: „Herr, hast du doch nichts, womit du schöpfest, und der Brunnen ist tief; woher hast du denn

!) Aus diesem Schlußworte konnte Nikodemus eine Rüge seines heimlichen, nächtlichen Besuches bei dem Herrn entnehmen.

2) Bei Sichem gelegen, wo Jakob einst einen Brunnen gegraben hatte.

3) D. h. 12 Uhr Mittags.

lebendiges Waffer1)?" Jesus antwortete: „Wer dieses Wasser trinkt, den wird wieder dürsten; wer aber das Waffer t r i n k e n w i r d , d a s i c h i h m g e b e n w e r d e , d e n w i r d e w i g -lich nicht dürften." Spricht das Weib zu ihm: „Herr, gib mir solches Waffer." Jesus spricht zu ihr: „Gehe hin und rufe deinen Mann." Das Weib antwortete: „Ich habe keinen Mann." Jesus spricht zu ihr: „Du hast recht gesagt.

Fünf Männer hast du gehabt, und den du nun hast, der ist nicht dein Mann."

2. Das Weib spricht zu ihm: „Herr, ich sehe, daß du ein Prophet bist. Unsere Väter haben aus diesem Berge angebetet; und ihr sagt, zu Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten soll2). Jesus spricht zu ihr: „Ihr wißt nicht, was ihr anbetet, wir aber wissen, was wir anbeten; denn das Heil kommt von den Juden. Aber es kommt die Zeit, und sie ist schon da, daß die wahrhaftigen Anbeter den Vater i m G e i s t u n d i n d e r W a h r h e i t a n b e t e n w e r d e n . G o t t i s t G e i s t , u n d d i e i h n a n b e t e n , m ü s s e n i h n i m Geist und in der Wahrheit anbeten." Spricht das Weib zu ihm: „Ich weiß, daß der Messias kommt; der w i r d e s u n s a l l e s v e r k ü n d e n . " J e s u s s p r i c h t z u i h r : „ I c h b i n e s , d e r m i t d i r r e d e t . "

3. Da ließ das Weib ihren Krug stehen, eilte in die Stadt und sprach zu den Leuten: „Kommt, seht einen Men-schen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe, ob er nicht Christus sei?" Da kamen sie und baten Jesum, daß er bei ihnen bleibe; und er blieb zwei Tage da. Danach sprachen viele zum Weibe: „Wir glauben nun hinfort nicht um deiner Rede willen; wir haben selbst gehört und er­

1 Lebendiges Wasser — erfrischendes, reines Quellwasser. Der Herr meint es geistlich — Gnade und Wahrheit, die das Herz erfrischen;

das Weib versteht es buchstäblich von dem sprudelnden Quell in der Tiefe des Brunnens.

2) Die Samariter hatten sich, nachdem die Juden sie vom Tempel zu Jerusalem zurückgewiesen (§ 79, 2), einen eigenen Tempel auf dem Berge Garizim erbaut. Dieser Berg blieb den Samaritern heilig, auch nachdem die Juden ihren Tempel, etwa 100 Jahre vor Chr., zerstört hatten.

kannt, daß dieser wahrlich Christus ist, der Hei-l a n d d e r W e Hei-l t ! "

Im Dokument Gottes Erden (Seite 166-170)