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Inda nach der Babylonischen Gefangenschaft

Im Dokument Gottes Erden (Seite 138-145)

Das auserwählte Volk

5. Inda nach der Babylonischen Gefangenschaft

(Von 536 vor Chr. bis auf Christi Geburt.)

§ 79. Die Rückkehr aus der Gefangenschaft. (536 vor Chr.) Esra 1—6.

1. Im ersten Jahr des Kores (oder Cyrus), des Königs von Persien, als die siebzig Jahre der Gefangenschaft ver-flössen waren, erweckte der Herr den Geist des Kores, daß er

in seinem ganzen Königreich kundmachen ließ: „Der Herr, der Gott vom Himmel, hat mir befohlen, ihm zu Jerusalem ein Haus zu bauen. Wer nun seines Volkes ist, der ziehe nach Jerusalem hinauf und baue das Haus des Herrn." Da machten sich alle auf, deren Geist Gott erweckte, und zogen nach Jerusalem ^). Sernbabel, ein Fürst aus dem Hause Davids, und Josna, der Hohepriester, wurden ihre Führer, 'und Kores gab ihnen alle Gefäße des Tempels, die Nebu­

kadnezar weggenommen hatte. Als sie nach Jerusalem ge-kommen waren, legten die Bauleute den Grund zu einem neuen Tempel, die Priester bliesen die Posaunen, und alles Volk lobte den Herrn. Die Altert aber, die noch den vorigen Tempel gesehen hatten, weinten laut, so daß man das Freudengetön vor dem Geschrei des Weinens im Volk nicht erkennen konnte.

2. Als die Samariter (§ 72) hörten, daß die Zurück-gekehrten den Tempel bauten, kamen sie und sprachen zu ihnen: „Wir wollen mit euch bauen, denn wir suchen euren Gott, gleichwie ihr." Aber die Ältesten der Juden wiesen sie zurück und hielten sie fern vom Bau. Da hinderten die Samariter sie am Bauen und verleumdeten sie bei Kores und dessen Nachfolgern als ein aufrührerisches und nnzn-verlässiges Volk. Nun ruhte das Werk am Hause Gottes zn Jerusalem vierzehn Jahre, bis in das zweite Jahr des Königs Darius2). Da regten die Propheten Haggai und Sacharja den Bau anss neue an, und als sich die Sama­

riter wieder hineinmischten, verbot der König Darius aufs strengste jede Störung und unterstützte die Juden beim Bau des Tempels. Da vollendeten sie das Haus des Herrn und weihten dasselbe im sechsten Jahr des Königs Darius ein mit Freuden (515 v. Chr.).

Lies: Haggai Kap. 1:

*) Es war aber doch nur eine unverhältnismäßig kleine Zahl. Bon den Gefangenen aus dem Reiche Israel kehrte niemand zurück, und von den aus Juda Übergesiedelten waren es nur etwa 42000 Personen nebst 7000 Knechten und Mägden.

2) Dieser Darius führte den Beinamen Hystaspes und unternahm den ersten Perserkrieg gegen Griechenland.

Mit der Rückkehr aus der Gefangenschaft und der Einweihung des neuen Tempels erwachte auch wieder die Psalmendichtung, und eine ganze Reihe schöner Psalmen bringt die Stimmung der Heim-gekehrten zum Ausdruck. So die Psalmen 107, 116, 85 u. ct.

Auf die Einweihung des Tempels bezieht sich der schöne 118. Psalm (der Lieblingspsalm Luthers).

§ 80. Esther.

Die Juden, die nicht zurückgekehrt, sondern in der Fremde geblieben waren, wurden zur Zeit des persischen Königs Ahas-vetos1), der der Sohn und Nachfolger des Darius war, durch Esther, eine jüdische Waise, deren Vormund Mardachai war, vom Unter-gang errettet. Das geschah also:

1. Der König Ahasveros machte im dritten Jahr seiner Regierung auf seinem Schloß zu Susa^) ein großes Fest, und als er vom Wein guten Mutes war, hieß er die Königin Vasthi holen, damit sie den Völkern und Fürsten ihre Schönheit zeigte. Aber sie wollte nicht kommen3). Da wurde der König sehr zornig und verstieß sie. Im siebenten Jahr seines Königsreichs aber machte er Esther an Vasthis Stelle zur Königin und wußte nicht, daß sie eine Jüdin war. Danach erhöhte der König den Perser Ham an über alle Fürsten, und alle Knechte des Königs mußten ihre Knie vor ihm beugen. Doch Mardachai, der Vormund der Esther, tat es nicht. Da wurde Hamern voll Grimm und beschloß, nicht nur ihn, sondern sein ganzes Volk im Königreich zu vertilgen. Zu dem Zweck verleumdete er die Juden beim König und erwirkte von ihm den Befehl, daß man alle Juden auf einen Tag umbringen und ihnen ihr Gut rauben sollte. Den Tag aber, an welchem solches geschehen sollte, ließ Haman durch das Los bestimmen.

2. Als Mardachai das erfuhr, trauerte er sehr, und unter allen Juden war ein großes Klagen, Fasten und Weinen. Und Mar-dachat forderte von Esther, daß sie zum König gehe und für ihr Volk bäte. Es war aber in den Landen ein Gebot, daß jeder sterben sollte, der ungerufen zum König hineingeht, es sei denn, daß der König das Szepter gegen ihn neige. Darum ließ Esther dem Mardachai sagen: „Versammle alle Juden, die zu Susa wohnen, und fastet für mich drei Tage, so will ich wider das Gebot zum

x) D. h. ,,Heldenkönig". In der allgemeinen Geschichte heißt er Xerxes und führte den zweiten persischen Krieg (480). Heldentod des Leonidas.

2) Hauptstadt des Perserreiches.

3) Es verstieß gegen den morgenländischen Anstand, daß eine Frau in einer Männergesellschaft erschien.

Könige hineingehen. Komme ich um, so komme ich um!" Mar-dachai tat also. Am dritten Tage aber zog sich Esther königlich an und ging zum König hinein. Da neigte der König das Szepter gegen sie und sprach: „Was ist dir, Königin Esther? was forderst du? Auch die Hälfte meines Königreichs soll dir gegeben werden."

Esther sprach: „Gefällt es dem Könige, so komme der König und Hamern heute zu dem Mahl, das ich zubereitet habe". Der König sprach: „Eilet, daß Haman tue, was Esther gesagt hat." Als nun der König und Haman zu dem Mahl kamen, sprach der König zu Esther, da er Wein getrunken hatte: „Was bittest du, Esther? Es soll dir gegeben werden." Doch Esther wagte es nicht, ihre Bitte auszusprechen, darum antwortete sie: „Habe ich Gnade gefunden vor dem Könige, so komme der König und Haman auch morgen zu dem Mahl, das ich zurichten werde, so will ich es morgen dem König sagen." Da wurde Haman fröhlichen Mutes und sprach zu seinen Freunden und zu seinem Weibe: „Die Königin hat nie­

mand mit dem Könige zum Mahl geladen, als nur mich. Aber an dem allen habe ich kein Genüge, solange der Jude Mardachai noch lebt." Da sprachen sie: „Man mache einen Baum, fünfzig Ellen hoch, und sage du morgen dem König, daß man Mardachai daran aufhänge." Das gefiel Haman wohl, und er ließ den Baum aufrichten.

3. In derselben Nacht konnte der König nicht schlafen und ließ sich aus der Chronik, in welcher alle denkwürdigen Ereignisse verzeichnet standen, vorlesen. Da fand es sich geschrieben, wie Mardachai angezeigt hatte, daß zwei Kämmerer dem Könige nach dem Leben getrachtet hätten. Und der König fragte: „Was für Ehre haben wir ihm dafür getan?" Seine Knaben antworteten:

„Es ist ihm nichts geschehen." Da ließ der König Haman rufen und sprach zu ihm: „Was soll man dem Mann tun, den der König ehren will?" Haman dachte, daß der König ihn ehren wolle, und sprach: „Dem Mann soll man königliche Kleider anziehen, ihn auf einem königlichen Roß durch die Stadt führen und vor ihm aus-rufen lassen: Also wird dem Manne getan, den der König ehren will." Da sprach der König: „Tue das dem Juden Mardachai."

Haman tat also; danach aber eilte er nach Hause und trug Leid mit verhülltem Haupt. Doch die Kämmerer des Königs kamen und holten ihn zum Mahl der Esther.

4. Beim Mahl sprach der König zu Esther: „Was bittest du, Königin? was forderst du?" Da antwortete Esther: „O König!

Gib mir mein Leben und mein Volk; denn wir sind verkauft, damit wir umgebracht werden!" Der König sprach: „Wer hat solches in feinen Sinn nehmen dürfen?" Esther sprach: „Der Feind ist dieser böse Haman." Da stand der König in feinem Grimm aus und

ging in den Garten hinaus; Haman aber fiel vor Esther nieder und bat um sein Leben. Doch der König kam zurück, sah ihn zu den Füßen der Esther und rief: „Will er auch der Königin bei mir im Hause Schimpf antun!" und er befahl, daß Haman um-gebracht werde. Da sprach einer der Kämmerer: „Es steht ein Baum im Hause Hanums, den er für Mardachai errichtet hat." Der König sprach: „Laß ihn daran aufhängen!" Also hängte man Haman auf.

Mardachai aber wurde an seine Stelle gesetzt; der König gab ihm seinen Ring, und er schrieb im Namen des Königs an alle Juden und an alle Fürsten, Landpfleger und Hauptleute des Reichs, daß der König den Juden erlaube, sich zu versammeln, für ihr Leben einzustehen und alle zu vertilgen, die sie befeinden würden, und ihr Gut zu rauben. Da war große Freude unter den Juden, und an dem Tage, da ihre Feinde gehofft hatten, sie zu überwältigen, wurden diese von den Juden vernichtet. Zum Andenken hieran feierten die Juden seitdem das Purimfest, d. h. das Fest der Lose, so genannt, weil Haman durchs Los den Tag ausgewählt hatte, an welchem alle Juden im Perserreich umgebracht werden sollten1).

§ 81. Esra und Nehemia. Esra 7—10. Nehemia 1—6 u. 8.

1. Im siebenten Jahr des Königs von Persien Ar-tasa st a 2) zog Esra, ein geschickter Schriftgelehrter aus hohenpriesterlichem Geschlechte, mit etlichen der Kinder Is-rael und der Priester und Leviten von Babel herauf und kamen nach Jerusalem (452). Und der König hatte ihnen Gold und Silber für das Hans des Herrn mitgegeben. Als sie aber zn Jerusalem angekommen waren, erfuhr Esra, daß sich die Inden durch Heiraten mit den heidnischen Völ-kern vermischt hatten. Da zerriß Esra seine Kleider und versammelte alle, die des Herrn Wort fürchteten, und sprach:

„Ihr habt euch vergriffen, daß ihr heidnische Weiber ge-nommen und der Schuld Israel noch mehr gemacht habt.

So scheidet euch nun von den fremden Weibern." Da ant-wortete die ganze Gemeinde: „Es geschehe, wie du ge-sagt hast."

!) Es wurde nicht als ein Tempelfest gefeiert, sondern als ein Nationalfest, einen Monat vor dem Passahfeste (also im März).

2) D. h. „Tapferer König". Er hieß Artaxerxes und war der Sohn und Nachfolger des Ahasveros oder Xerxes (§ 80).

2. Im zwanzigsten Jahr desselben Königs Artasasta v o n P e r s i e n ( 4 4 5 ) k a m e n M ä n n e r a u s J u d a z u N e h e -mia, dem jüdischen Mundschenk des Königs, und klagten, daß die Mauern Jerusalems noch immer zerbrochen seien, und daß die Stadt wüst liege. Da trug Nehemia Leid, fastete, betete und stand traurig vor dem Könige. Der König sprach: „Warum siehst du so übel aus?" Nehemia antwortete: „Sollte ich nicht übel aussehen? Die Stadt meiner Väter liegt wüst, und ihre Tore sind mit Feuer verzehrt." Da sprach der König: „Was forderst du denn?"

Nehemia antwortete: „Gefällt es dem König, daß du mich zu der Stadt meiner Väter sendest, damit ich sie baue?" Da sandte ihn der König hin mit Briefen an die Semdpfleger, und als Nehemia nach Jerusalem kam, fing er an die Mauern zu bauen. Doch Sanballat, der Fürst der Sa-mariter, zog herauf und stritt wider Jerusalem. Da beteten die Juden zum Herrn und stellten Wachen aus, Tag und Nacht. Die Hälfte der Männer tat die Arbeit, die andere Hälfte hielt die Waffen. Die Bauleute aber hatten ein jeg-licher ein Schwert um ihre Lenden gegürtet und bauten also, bis die Mauern fertig standen. Darauf versammelten Esra und Nehemia das ganze Volk, und Esra legte ihnen das Gesetz vor und las daraus vor vom Morgen bis zum Mittag. Und alles Volk schloß einen Bund, im Gesetz Gottes zu wandeln und alle Gebote, Rechte und Sitten des Herrn zu halten*).

Zur Bibelknnde. Die Geschichte der Rückkehr, des Tempel-baues und des Baues der Stadt (§ 79 u. 81) wird in den Büchern Esra und Nehemia erzählt.

Das Buch Esra erzählt bis dahin, wo die Israeliten sich von den heidnischen Weibern scheiden (§ 79 u. 81, 1).

Das Buch Nehemia nimmt den Faden der Erzählung drei-zehn Jahre danach auf und erzählt bis zur Erneuerung des Bundes nach Beendigung der Stadtmauern (§ 81, 2). Ein kurzer Bericht über die Einweihung der Stadtmauern und über einige

Anord-J) Gleichzeitig in Griechenland: Das Zeitalter des Perikles (445 bis 429), die Blütezeit Athens in Bauten, Bildwerken und Dichtung; in Rom: Die Dezemvirn (451—449) und das Gesetz der zwölf Tafeln.

nungen Nehemias zur Beseitigung von Übelständen bildet den Schluß des Buches.

Beide Bücher sind von einem unbekannten Verfasser nieder-geschrieben, dem Aufzeichnungen von der Hand Esras und Nehe-mias zu Gebote standen. Auch die Zeit ihrer Abfassung läßt sich nicht genau bestimmen. (Etwa um die Zeit Alexander des Großen.) Sie bildeten ursprünglich eine Schrift.

Die Geschichte von der Errettung der persischen Juden durch Esther (§80) steht im Buche Esther. Die Zeit der Abfassung des Buches, sowie der Verfasser desselben sind unbekannt.

In die Zeit des Tempelbaues und der Tätigkeit Esras und Nehemias fällt die Wirksamkeit der drei letzten Propheten des Alten Bundes: Haggai, Sacharja und Maleachi.

Haggai ermunterte das Volk zum Tempelbau und verkündigte die Herrlichkeit dieses zweiten Tempels trotz seiner äußern Gering-heit. Er weissagt:

2, 8: „Alle Heiden will ich bewegen. Da soll dann kommen aller Heiden Trost, und ich will dies Haus voll Herrlich-feit machen, spricht der Herr Zebaoth."

Sacharja verkündigte in Gesichten, die er in einer Nacht er-lebt hatte, und in prophetischen Reden die Zukunft des Volkes Gottes. Über den Messias weissagt er:

6, 12 u. 13: „So spricht der Herr Zebaoth: Siehe, esist ein Mann, der heißt Zemah (Sproß), denn unter ihm wird es wachsen, und er wird bauen des Herrn Tempel. Ja, den Tempel des Herrn wird er bauen, und wird den Schmuck tragen, und wird sitzen und herrschen auf seinem Throne und wird Friede sein zwischen beiden1)."

9, 9: „Du Tochter Zion, freue dich sehr, und du Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, einem jungen Füllen der Eselin."

Maleachi strafte die Undankbarkeit und die Sünden der Priester und des Volks seiner Zeit. Danach aber wies er in be­

sonders deutlicher Weise auf die Zukunft des Messias und seines Vorläufers hin. Er sagt:

3, 1: „Siehe, ich will meinen Engels senden, der vor mir her den Weg bereiten soll. Und bald wird kommen zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht, und der Engel des Bundes, des ihr begehrt."

x) D. h. zwischen Tempel und Thron.

L) — Boten.

W e r b a t u s , Reich Gottes. 9

4, 5 u. 6: „Siehe, ich will euch senden den Propheten

^lias, ehe denn da komme der große und schreckliche Tag des Herrn; der soll das Herz der Väter bekehren zu den Kindern, und das Herz der Kinder zu den Vätern."

Ferner haben wir noch zwei Bücher der Chronik, deren Abfassung durch einen nicht genannten Verfasser ebenfalls in die Zeit nach der Babylonischen Gefangenschaft fällt. Die Bücher umspannen unter allen Geschichtsbüchern des Alten Testaments den größten Zeitraum, nämlich von Adam bis zur Rückkehr aus der Babylonischen Gefangenschaft.

Das 1. Buch der Chronik gibt von Adam bis auf Saul fast nur eine Übersicht der aufeinanderfolgenden Geschlechter. Erst mit dem Tode Sauls (Kap. 10) beginnt die Erzählung, die in übersichtlicher Darstellung bis zum Tode Davids führt.

Das 2. Buch der Chronik erzählt von Salomo bis zum Ende der Babylonischen Gefangenschaft, wobei über die im Buche Daniel erzählten Vorgänge während der Gefangenschaft stillschweigend hinweggegangen wird, um gleich mit der Erlaubnis des Kores zum Rückzüge zu schließen.

Demnach decken sich beide Bücher mit dem zweiten Buch Sa-muel und den beiden Büchern der Könige, wie sie auch die Be-nutzung derselben Urkunden verraten, die diesen Büchern zugrunde gelegen haben. Der Name der Bücher stammt daher, daß sie das Geschehene in der Art von Tagesereignissen, d. h. chronikartig, mit-teilen.

Auch eine lehrhafte Dichtung stammt noch aus der Zeit nach der Babylonischen Gefangenschaft, nämlich der Prediger Salomo.

Diese Dichtung enthält das Selbstgespräch eines Weisen über die Eitelkeit aller menschlichen Dinge. Die Hauptsumme seiner Lebens-Weisheit ist: „Fürchte Gott und halte seine Gebote, denn das ge-hört allen Menschen zu." Mit dieser Hauptsumme schließt der Prediger. Der Dichter des Buches ist ein unbekannter Mann, der unter dem Namen Salomos geschrieben hat.

Lies Prediger 5.

Im Dokument Gottes Erden (Seite 138-145)