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Jesu Wirksamkeit in Galiläa

Im Dokument Gottes Erden (Seite 170-200)

Das Reich Gottes in der Gestalt der christlichen Kirche

C. Die öffentliche Wirksamkeit Jesu Christi

2. Jesu Wirksamkeit in Galiläa

Die nun folgende Wirksamkeit Jesu in Galiläa umfaßt einen Zeitraum von ungefähr elf Monaten, nämlich vom Dezember bis zum November des nächsten Jahres. Sie wird durch zwei Festreisen Jesu nach Jerusalem unterbrochen: zum Purim-fest im März (§ 104) und zum LaubhüttenPurim-fest im Oktober (§ 124).

§ 99. Jesus heilt den Sohn eines Beamten des Königs Herodes. Joh. 4.

Als Jesus nun nach Galiläa kam, nahmen ihn die Galiläer auf, da sie alles gesehen hatten, was er auf dem Feste zu Jerusalem getan hatte. Denn sie waren auch auf d e m F e s t e g e w e s e n . U n d J e s u s k a m a b e r m a l s n a c h K a n a in Galiläa, wo er das Wasser zu Wein gemacht hatte. Es war aber ein königlicher Beamter zu Kapernaum1), des Sohn lag krank. Der hörte, daß Jesus aus Iudäa nach Galiläa gekommen war, und ging zu ihm hin und bat ihn, daß er hinabkäme und seinem Sohn hülfe. Und Jesus sprach zu ihm: „Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht." Der Beamte sprach zu ihm: „Herr, komm hinab, ehe denn mein Kind stirbt!" Jesus spricht zu ihm:

„ G e h e h i n , d e i n S o h n l e b t . " D e r M e n s c h g l a u b t e dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin. Und indem er hinabging, begegneten ihm seine Knechte und ver-kündigten ihm: „Dein Kind lebt." Da forschte er von ihnen nach der Stunde, in welcher es besser mit ihm geworden war, und sie sprachen zu ihm: „Gestern um die siebente Stunde2) verließ ihn das Fieber." Da merkte der Vater, daß es um die Stunde wäre, in welcher Jesus zu ihm gesagt hatte: „Dein Sohn lebt." Und er glaubte mit seinem ganzen Hause. — Das ist nun das andere Zeichen, das Jesus tat, als er aus Iudäa nach Galiläa kam.

x) Die Stadt lag acht Stunden von Kana entfernt.

2) Ein Uhr Mittags.

§ 100. Jesu öffentliches Auftreten in Nazareth.

Matth. 4; Luk. 4; Joh. 4.

Jesus kam wieder nach Nazareth, wo er erzogen war, und ging nach seiner Gewohnheit am Sabbat in die Schule (Synagoge). Und er stand auf und wollte lesen1).

Da wurde ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht, nnd als er das Buch aufschlug, traf er die Stelle, wo ge-schrieben steht: „Der Geist des Herrn ist bei mir, darum er mich gesalbt hat und gesandt, das Evangelium den Armen zu verkündigen, die zerstoßenen Herzen zu heilen, den Ge-fangenen zu predigen, daß sie los sein sollen, und den Blin-den das Gesicht, und Blin-den Zerschlagenen, daß sie frei und ledig sein sollen, und zu verkündigen das angenehme Jahr des Herrn2)." Und als er das Buch zutat, gab er es dem Diener und setzte sich, und aller Augen sahen auf ihn. Und e r f i n g a n : „ H e u t e i s t d i e f e S c h r i f t v o r e u e r n O h r e n erfüllt3)!" Da wunderten sie sich der holdseligen Worte, die aus seinem Munde gingen, und sprachen: „Ist das nicht Josephs Sohn?" Er aber sprach: „Ihr werdet freilich dies Sprichwort zu mir sagen: Arzt, hilf dir selber; denn von wie großen Dingen haben wir gehört, die zu Kaper-nanrn geschehen sind. Tue auch also hier in deiner Vater­

stadt. Aber wahrlich, ich sage euch: Kein Prophet ist ange­

nehm in seinem Vaterlande. Es waren zu Elias Zeiten viele Witwen in Israel, aber zu deren keiner wurde Elias ge-sandt, als allein zu einer Witwe in Sarepta. Und zu des Propheten Elisa Zeiten waren viele Aussätzige in Israel, aber deren keiner wurde gereinigt, als allein Naemann aus

*) Beim Gottesdienst in der Synagoge wurden zwei Abschnitte aus der Heiligen Schrift verlesen und erläutert: ein Abschnitt aus dem Gesetz, der andere aus den prophetischen Schriften. Das tat der Vorsteher der Synagoge, ein Schriftgelehrter, oder ein Ältester der Gemeinde, oder auch ein anderes angesehenes Gemeindeglied. Hier war der gesetzliche Abschnitt bereits verlesen und erläutert worden. Nun meldete sich Jesus zur Verlesung und Besprechung des prophetischen Abschnittes, was ihm vom Vorsteher auch sofort zugestanden wurde.

2) Jes. 61, 1 u. 2.

3) Diesen Satz erläuterte der Herr den Nazarenern in längerer Rede, deren Wortlaut uns nicht überliefert ist.

Syrien1)." Als sie das hörten, wurden sie voll Zorns/

stießen ihn zur Stadt hinaus und führten ihn auf einen Abhang des Berges, darauf ihre Stadt gebaut war, daß sie ihn hinabstürzten. Aber er ging mitten durch sie hinw e g , v e r l i e ß N a z a r e t h u n d hinw o h n t e s e i t d e m z u K a p e r -na um2). Von der Zeit ab fing Jesus an zu predigen:

„ T u t B u ß e , d a s H i m m e l r e i c h i s t n a h h e r b e i g e -kommen!" Er lehrte an den Sabbaten, und alle wuu-derten sich seiner Lehre, denn seine Rede war gewaltig.

§ 101. Petri reicher Fischzug. Matth. 4; Mark. 1; Luk. 5.

1. Es begab sich3), daß sich das Volk zu ihm drängte, u m d a s W o r t G o t t e s z u h ö r e n , u n d e r s t a n d a m S e e G e n e -zareth. Da sah er zwei Schiffe am Ufer stehen; die Fischer aber waren ausgetreten und wuschen ihre Netze. Und er trat in eines der Schisse, welches Simon Petrus ge-hörte, und bat ihn, daß er es ein wenig vom Lande führte.

Dann setzte er sich und lehrte das Volk aus dem Schisf. Als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: „Fahre auf die Höhe und werft eure Netze aus." Simon antwortete:

„Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Aber auf dein Wort will ich das Netz auswerfen."

Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische, und ihr Netz zerriß. Da winkten sie ihren Gefährten, die im andern Schiff waren, daß sie kämen und ihnen hülsen.

Und sie kamen und füllten beide Schiffe voll, so daß sie sanken.

2. Als das Simon Petrus sah, fiel er Jesu zu Füßen und sprach: „Herr, gehe von mir hinaus, ich bin ein sün-diger Mensch!" Denn es war ihn ein Schrecken angekom-men über diesen Fischzug, den sie miteinander getan hatten, ebenso auch Andreas, seinen Bruder, und Jakobus und

x) Damit sprach der Herr schon hier vor den Nazarenern aus, was er später den Juden im allgemeinen ankündigte: „Das Reich Gottes wird von euch genommen und den Heiden gegeben werden, die seine Früchte bringen " Matth. 21, 43 (§ 145, 3).

2) Vielleicht im Hause des Petrus.

3) Zu Anfang des zweiten Jahres der öffentlichen Wirksamkeit Jesu.

J o h a n n e s , s e i n e G e s e l l e n . J e s u s a b e r sprach z u i h n e n :

„ F o l g e t m i r n a c h , i c h w i l l e u c h z u M e n s c h e n -fischern machen!" Da führten sie die Schiffe ans Land, verließen alles und folgten ihm nach.

§ 102. Wunderbare Heilung eines Aussätzigen und eines Gichtbrüchigen. Matth. 8 u. 9; Mark. 1 u. 2; Luk. 5.

1. Es begab sich, als Jesus in einer Stadt war, siehe, da war ein Mann voll Aussatzes1). Als der Jesum sah, fiel er auf sein Angesicht und bat: „Herr, so du willst, kannst du mich wohl reinigen." Und es jammerte Jesum, und er streckte seine Hand aus, berührte ihn und sprach:

„Ich will es tun; sei gereinigt!" Und alsbald war der Mann rein von seinem Aussatz. Jesus aber gebot ihm, daß er es niemand sage. Es breitete sich jedoch die Kunde von ihm immer weiter aus, und es kam viel Volk znsam-men, daß sie ihn hörten und durch ihn gesund würden von ihren Krankheiten. Er aber entwich in die Wüste und betete.

2. Danach ging Jesus in seine Stadt2). Und es begab sich auf einen Tag, daß er lehrte, und es saßen da die Pharisäer und Schriftgelehrten, die aus allen Märkten in Galiläa und Iudäa und von Jerusalem gekommen waren.

Und die Kraft des Herrn ging von ihm und half jedermann.

Siehe, da brachten etliche Männer einen Menschen auf einem Bett, der war gichtbrüchig3). Und da sie vor der Menge des Volks nicht zu Jesu kommen konnten, stiegen sie auf das Dach, deckten es auf und ließen das Bett zu Jesu Füßen hernieder. Als Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gichtbrüchigen: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir ver-geben!"

3. Die Schriftgelehrten aber und die Pharisäer dachten in ihrem Herzen: „Wie redet dieser solche Gotteslästerung?

Wer kann Sünden vergeben, als allein Gott?" Als Jesus ihre Gedanken merkte, antwortete er: „Was ist leichter zu

x) Eine ansteckende, unheilbare, schreckliche Krankheit (Lepra).

2) Das ist Kapernaum.

3) Er litt an einer unheilbaren Nervenlähmung.

sagen: dir sind deine Sünden vergeben, oder: stehe auf, nimm dein Bett und wandle? Ihr aber sollt wissen, daß des Menschen Sohn auf Erden Macht hat, die Sünden zu vergeben." Und er sprach zum Gichtbrüchigen: „Ich sage dir: stehe auf, nimm dein Bett und gehe heim!" Und als-bald stand er auf, nahm sein Bett, ging heim und pries Gott. Da entsetzten sich alle und priesen Gott, wurden voll F u r c h t u n d s p r a c h e n : „ W i r h a b e n h e u t e u n e r h ö r t e D i n g e g e s e h e n ! "

§ 103. Jesus, der Heiland der Sünder.

Matth. 9; Mark. 2; Luk. 5.

Nach einigen Tagen ging Jesus wieder an das Meer hinaus, und alles Volk kam zu ihm, und er lehrte sie. Und a l s e r v o r ü b e r g i n g , s a h e r e i n e n Z ö l l n e r , m i t N a m e n L e v i (Matthäus), am Zoll sitzen und sprach zu ihm: „Folge mir nach!" Da verließ er alles, stand auf und folgte ihm nach. Und Levi richtete dem Herrn ein großes Mahl in seinem Hause zu, und viele Zöllner und Sünder saßen mit Jesu und seinen Jüngern zu Tisch. Da murrten die Schrift-gelehrten und Pharisäer und sprachen zu seinen Jüngern:

„Warum ißt euer Meister mit den Zöllnern und Sündern?"

J e s u s s p r a c h z u i h n e n : „ D i e S t a r k e n b e d ü r f e n d e s A r z t e s n i c h t , s o n d e r n d i e K r a n k e n . I c h b i n g e -k o m m e n , d i e S ü n d e r z u r B u ß e z u r u f e n u n d n i c h t d i e G e r e c h t e n . "

§ 104. Jesus zum Purimfest in Jerusalem. Joh. 5.

1. Danach war ein Fest der Juden (das Purimfest)1), und Jesus zog hinaus nach Jerusalem. Es war aber zu J e r u s a l e m b e i d e m S c h a f t o r2) e i n T e i c h , d e r h i eß B e -thesda und hatte fünf Hallen, in welchen viele Kranke lagen: Blinde, Lahme, Dürre. Die warteten darauf, daß sich das Wasser bewegte, und wer als erster, nachdem das

!) Die Feier dieses Festes fand vier Wochen vor dem Pasiahfeste, also im März, statt. (S. § 80, 4.)

2) Das nordöstliche Tor des alten Jerusalem, nahe beim Tempel.

Wasser bewegt war, hineinstieg, der wurde gesund1). Es war aber daselbst ein Mensch, der achtunddreißig Jahre krank gelegen hatte. Als Jesus den sah und vernahm, daß er so lange gelegen hatte, sprach er zu ihm: „Willst du ge-suud werden?" Er antwortete: „Herr, ich habe keinen Men-schen, der mir in den Teich helfe, wenn sich das Wasser bewegt; und wenn ich komme, so steigt ein anderer vor mir hinein." Da sprach Jesus: „Stehe auf, nimm dein Bett und gehe heim!" Alsbald wurde der Mensch gesund, nahm sein Bett und ging hin. Es war aber desselben Tages der Sabbat2). Da sprachen die Juden zu ihm: „Es ist heute Sabbat; es ziemt dir nicht, das Bett zu tragen." Er ant-wortete ihnen: „Der mich gesund machte, sprach zu mir:

Nimm dein Bett und gehe hin." Da fragten sie ihn: „Wer ist der Mensch, der das zu dir gesagt hat?" Er wußte aber nicht, wer er war.

2. Danach fand ihn Jesus im Tempel und sprach zu ihm: „Siehe zu, du bist gesund geworden; sündige hinfort nicht mehr, daß dir nicht etwas Ärgeres widerfahre!" Der Mensch ging hin und verkündigte den Juden, es sei Jesus, der ihn gesund gemacht habe. Da verfolgten die Juden Jesum und suchten ihn zu töten, weil er solches auf den Sabbat getan hatte3). Jesus aber antwortete: „Mein Vater wirkt bisher, und ich wirke auch." Da trach-teten ihm die Juden noch viel mehr nach, weil er nicht allein den Sabbat bräche, sondern auch sagte, Gott sei sein Vater, und machte sich selbst Gott gleich. Aber Jesus sprach zu i h n e n : „ W e r d e n S o h n n i c h t e h r t , d e r e h r t d e n Vater nicht, der ihn gesandt hat. Wahrlich, wahr-l i c h , i c h s a g e e u c h : W e r m e i n W o r t h ö r t u n d g wahr-l a u b t d e m , d e r m i c h g e s a n d t h a t , d e r h a t d a s e w i g e L e b e n u n d k o m m t n i c h t i n d a s G e r i c h t , s o n d e r n e r i s t v o m T o d e z u m L e b e n h i n d u r c h g e d r u n g e n . "

x) Der Teich enthielt also einen von Zeit zu Zeit aufwallenden Sprudelquell. Wer diesen frisch benutzte, empfand seine heilsame Wirkung.

2) D. h. das Purimfest fiel in jenem Jahre auf einen Sabbat.

3) Nach pharisäischer Auffassung war auch das Heilen an einem Sabbat verboten.

§ 105. Weitere Äußerungen der Feindschaft wider Jesum.

Matth. 12; Mark. 2 u. 3; Luk. 6.

1. Zu der Zeit ging Jesus am Sabbat durch die Saat, und seine Jünger fingen an, indem sie gingen, Ähren aus-zurausen und zu essen. Da sprachen die Pharisäer zu ihm:

„Siehe, deine Jünger tun, was sich nicht ziemt, am Sabbat zu tum" Er aber sprach zu ihnen: „Habt ihr nicht gelesen, was David tat, als ihn, und die mit ihm waren, hungerte?

Wie er in das Gotteshaus ging und die Schaubrote aß, die doch allein die Priester essen dursten.1)? Oder habt ihr nicht im Gesetz gelesen, wie die Priester am Sabbat im Tem-pel den Sabbat brechen und sind doch ohne Schuld? Ich s a g e e u c h , d a ß h i e r d e r i s t , d e r a u c h g r ö ß e r i s t , a l s d e r T e m p e l . D e s M e n s c h e n S o h n i s t e i n H e r r a u c h über den Sabbat!" Und er ging davon und kam in ihre Schule.

2. Siehe, da war ein Mensch, der hatte eine verdorrte Hand. Und sie fragten ihn: „Ist es auch recht, am Sabbat Heilert?" Er aber sprach zu ihnen: „Was ziemt sich, am Sabbat zu tun: Gutes, oder Böses? das Leben erhalten, oder verderben?" Sie aber schwiegen still. Da sprach Jesus zu ihnen: „Wer unter euch, dem ein Schaf am Sabbat in die Grube fällt, wird es nicht ergreifen und aufheben? Wie­

viel besser ist nun ein Mensch, als ein Schaf. Darum mag man wohl am Sabbat Gutes tun." Und er sah sie mit Zorn an, wurde betrübt über ihre verstockten Herzen und sprach zu dem Menschen: „Strecke deine Hand aus!" Da wurde sie ihm wieder gesund, gleichwie die andere. Die Pharisäer aber gingen hinaus und hielten einen Rat, wie sie ihn umbrächten. Doch Jesus wich von dannen.

§ 106. Die Erwählung der zwölf Apostel.

Matth. 10; Mark. 3; Luk. 6.

Es begab sich zu der Zeit, daß Jesus auf einen Berg ging, um zu beten, und er blieb über Nacht im Gebet zu

x) Siehe S, 49, Anm. 1. Das hatte David auf seiner Flucht vor Saul in großer Not getan. 1. Sam. 21, 6.

W e r b a t u s , R e i c h G o t t e s . Ц

Gott. Und als es Tag wurde, rief er seine Jünger zu sich und erwählte ihrer zwölf, daß sie bei ihm sein sollten, und daß er sie aussende, zu predigen, und nannte sie Apostel1).

Ihre Namen aber sind diese: der erste Simon, genannt Petrus; dann Andreas, dessen Bruder; Jakobus und dessen Bruder Johannes; Philippus und dessen Freund B a r t h o l o m ä u s ( N a t h a n a e l ) ; T h o m a s u n d M a t -t h ä u s , d e r Z ö l l n e r ; J a k o b u s d e r J ü n g e r e ; S i m o n (Kana), genannt der Zelot (der Eiferer); Judas Thaddäus oder Lebbäus (der Beherzte) und endlich Judas Jfcha-riot2), der ihn verriet. Und Jesus ging mit ihnen vom Berge hinab und trat auf einen freien Platz, und bei ihm waren der Haufe feiner Jünger und eine große Menge Volk aus Judäa und Jerusalem, aus Tyrus und Sidon, die gekommen waren, um ihn zu hören, und um von ihren Krankheiten geheilt zn werden. Und alles Volk begehrte ihn zu 'berühren, denn es ging Kraft von ihm aus und heilte sie alle.

§ 107. Die Bergpredigt. Matth. 5—7. Luk. 6.

1. Da hob Jesus seine Augen auf, tat seinen Mund auf und sprach:

„Selig sind, die geistlich arm sind;3) denn das Himmelreich ist ihr.

Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.

Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erd-reich besitzen.

Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerech-tigkeit; denn sie sollen satt werden.

Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzig-feit erlangen.

Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.

Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.

1) — Sendboten.

2) D. h. der Mann aus Kariot, einem Städtchen in Judäa. Er war der einzige Judäer, während die übrigen alle aus Galiläa stammten.

3) Im Gegensatz zu den stolzen, satten Geistern.

Selig sind, die um Gerechtigkeit willen verfolgt werden; die schwerste Todesstrafe, die Steinigung, zu verhängen.

4) Schon die andauernde zornmütige Gesinnung, das beschimpfende Wort (Racha — Nichtswürdiger), der kränkende Vorwurf sind — ganz abgesehen von der mörderischen Tat — todeswürdige, ja der ewigen Ver-dammnis unterliegende Verbrechen.

11*

Widersacher bald, die to eil du noch bei ihm auf dem Wege bist, auf daß dich der Widersacher nicht dermaleinst überantworte dem Richter, und der Richter überantworte dich dem Diener und werdest in den Kerker geworfen. Ich sage dir: Wahrlich, du wirst nicht von dort herauskommen, bis du auch den letzten Heller bezahlest.

Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen. Ich aber sage euch: Wer ein Weib ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon die Ehe mit ihr gebrochen in seinem Herzen. Ärgert dich aber dein rechtes Auge, so reiß es aus und wirf es von dir. Es ist dir besser, daß eins deiner Glieder ver-derbe, als daß der ganze Leib in die Hölle geworfen werde. Ärgert dich deine rechte Hand, so haue sie ab und wirf sie von dir. Es ist dir besser, daß eins deiner Glieder verderbe, als daß der ganze Leib in die Hölle geworfen werde.

Ihr habt weiter gehört, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst keinen falschen Eid tun und sollst Gott deinen Eid halten.

Ich aber sage euch, daß ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel1), denn es ist Gottes Stuhl; noch bei der Erde1), denn sie ist seiner Füße Schemel; noch bei Jerusalem1), denn sie ist eines großen Königs Stadt. Auch sollst du nicht bei deinem Haupt1) schwören, denn du vermagst nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen. Eure Rede sei: ja — ein Ja, nein — ein Nein; was darüber ist, das ist vom Übel.

Ihr habt gehört, daß da gesagt ist: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ich aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Übel; sondern so dir jemand einen Streich auf deinen Backen gibt, dem biete den andern auch dar. Und so jemand mit dir rechten und deinen Rock nehmen will, dem laß auch den Mantel.

Und so dich jemand nötigt eine Meile, so gehe mit ihm zwei.

Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht von dem, der dir abborgen will.

Ihr habt gehört, daß gesagt ist: du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind Hasjen.2) Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen uud ver-folgen; auf daß ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel.

Denn er läßt seine Sonne aufgehen über die Bösen und Über die Guten und läßt regnen über Gerechte und Un-gerechte. Denn wenn ihr liebet, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? Und wenn ihr euch nur zu euern Brüdern freundlich tut, was tut ihr

1) Damals im Verkehr übliche Eidesformeln.

2) So lehrten die Pharisäer seit alters her.

Sonderliches? Tun nicht die Zöllner auch also? Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist."

§ 108. Fortsetzung.

3. „Habt acht auf eure Almosen, daß ihr sie nicht vor den Leuten gebt, damit ihr von ihnen gesehen werdet; ihr habt anders keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel. Wenn du nun Al-mosen gibst, sollst du nicht lassen vor dir posaunen, wie die Heuchler1) tun in den Schulen und auf den Gassen, auf daß sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin. Wenn du aber Almosen gibst, so laß deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, auf daß dein Almosen verborgen sei, und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten öffentlich.

Wenn du betest, sollst du nicht sein, wie die Heuchler, die da gern stehen und beten in den Schulen und an den Ecken auf den

Wenn du betest, sollst du nicht sein, wie die Heuchler, die da gern stehen und beten in den Schulen und an den Ecken auf den

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