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Juda') in der Babylonischen Gefangenschaft

Im Dokument Gottes Erden (Seite 133-138)

Das auserwählte Volk

4. Juda') in der Babylonischen Gefangenschaft

(Bis 536 vor Chr.)

§ 76. Inda unter dem Könige Nebukadnezar. Dan. 1—3.

1. Äußerlich ging es den Gefangenen in der Fremde wohl.

Sie durften dem Herrn dienen, bauten Häuser, pflanzten Gärten.

Aber sie hatten keinen Tempel, wo sie opfern konnten, und darum wurde vielen das Herz voll Sehnsucht nach dem Lande ihrer Väter, nach der heiligen Stadt und den schönen Gottesdiensten in Zion.

Diese trösteten die Propheten Jeremia und Hefekiel und mahnten sie zur Geduld. Der König Nebukadnezar ließ sogar Knaben edler Abstammung aus ihrer Mitte erwählen, damit sie in chald Lisch er Schrift und Sprache unterwiesen werden und danach am Hof vor dem Könige dienen sollten. Unter diesen befanden sich Daniel und dessen Freunde Sadrach, Mesach und Abed-nego. Und Gott gab diesen Verstand in allerlei Schrift und

*) Für den weitern Verlauf der Geschichte des Reiches Gottes kommt nur noch Juda in Betracht, das am Kebar angesiedelt worden war. Die Kinder Israel waren über weite Gebiete zerstreut worden (§ 72) und hatten sich dort mit der einheimischen Bevölkerung vermischt.

Weisheit, aber Daniel gab er auch Verstand in allen Gesichten und Träumen. Ms nun die Zeit ihrer Erziehung um war, fand Nebukadnezar sie in allen Sachen um vieles klüger und verständiger, als alle Weisen in feinem Reich, und behielt sie in seiner Umgebung.

Lies Psalm 137.

2. Danach hatte Nebukadnezar einen Traum, über den er sehr erschrak, den er aber am Morgen vergessen hatte.

Darum ließ er seine Weisen kommen, daß sie ihm den Traum und seine Deutung sagten, und als sie das nicht konnten, wurde er zornig und befahl, sie alle umzubringen. Doch Daniel bat den König um eine Frist, und Gott offenbarte ihm in der Nacht den Traum. Da ging er hin zum Könige und sprach: „Was der König von den Weisen fordert, steht nicht in ihrem Vermögen; aber Gott vom Himmel, der kann verborgene Dinge offenbaren. Du sahst, o König, ein großes Bild. Des Bildes Haupt war von Gold, seine Brust und seine Arme waren von Silber, Leib und Lenden von Kupfer, die Schenkel von Eisen, und die Füße waren teils Eisen, teils Ton. Da ward ein Stein, nicht durch Menschen-hand, herabgerissen; der zerschmetterte das Bild und ward ein großer Berg, der die ganze Welt füllte. Die Deutung aber ist die: Du, o König, bist das goldene Haupt. Nach dir wird ein geringeres Reich aufkommen, danach ein drittes, das kupfern sein wird. Das vierte aber wird hart wie Eisen sein, doch ein zerteiltes Königreichs). Zu der Zeit wird G o t t e i n K ö n i g r e i c h v o m H i m m e l a u f r i c h t e n , d a s a l l e d i e s e R e i c h e z e r m a l m e n , s e l b s t a b e r e w i g -lich bestehen wird." Da fiel Nebukadnezar auf sein An-geficht und sprach: „Es ist kein Zweifel, euer Gott ist ein Gott über alle Götter!" Und er machte Daniel zum Fürsten über die Landschaft Babel und zum Obersten über alle Weisen des Landes.

3. Darauf ließ der König ein goldenes Bild aufrichten, und wer vor demselben nicht niederfiel und es anbetete, der sollte in den glühenden Ofen geworfen werden. Da verklagten etliche die drei Freunde Daniels, Sadrach, Mesach und Abednego, daß

г) Diese vier Reiche sind: das babylonische, das persische, das maze-donische und das römische, welches sich in ein west- und oströmisches teilte.

sie das Gebot des Königs verachtet hätten. Und der König befahl voll Grimm, daß man sie vor ihn stellte, und fprach zu ihnen:

„Wie? Wollt ihr meinen Gott nicht ehren? Laßt sehen, wer der Gott sei, der euch aus meiner Hand erretten werde!" Da sprachen sie: „Siehe, unser Gott, den wir ehren, der kann uns aus dem glühenden Ofen, dazu auch von deiner Hand erretten. Und wenn er es nicht tun will, so sollst du dennoch wissen, daß wir deine Götter nicht ehren, noch das goldene Bild anbeten wollen." Da wurde der König voll Grimm und befahl, daß man den Ofen siebenmal heißer machen sollte, als sonst. Also wurden die Männer in den glühenden Ofen geworfen. Doch als der König hineinschaute, eut-setzte er sich und sprach: „Haben wir nicht drei Männer in den Ofen geworfen? Nun aber sehe ich vier im Feuer gehen, und der vierte sieht aus wie ein Sohn der Götter!" Und Nebukadnezar trat vor das Loch des Ofens und sprach: „Ihr Knechte Gottes, des Höchsten, geht heraus und kommt her!" Da kamen sie aus dem Feuer, und das Feuer hatte keine Macht an ihnen bewiesen, hatte ihr Haupthaar nicht versengt und ihre Mäntel nicht versehrt.

Da sprach der König: „Gelobt sei Gott, der seinen Engel gesandt und seine Knechte gerettet hat!" Und er ließ ein Gebot ausgehen:

„Wer den Gott Sadrachs, Mesachs und Abednegos lästert, der soll umkommen; denn es ist kein anderer Gott, der also erretten kann, wie dieser." Aber den drei Männern gab er große Gewalt im Lande Babel.

§ 77. Daniel und der König Belsazar^). Dan. 5.

Nach Nebukadnezar regierte dessen Sohn Belsazar^).

Der machte einst seinen Gewaltigen ein herrliches Mahl, und als er trunken war, hieß er die goldenen und silbernen Gefäße bringen, die sein Vater aus dem Tempel zu Jeru­

salem weggenommen hatte, um aus ihnen zu trinken. Und als sie tranken, lobten sie die goldenen, silbernen, ehernen und hölzernen Götter. Doch zu derselben Stunde kamen Finger einer Menschenhand hervor, die schrieben dem Leuch-ter gegenüber auf die getünchte Wand des königlichen Saales.

Da erblaßte der König, zitterte und schrie nach den Weisen;

doch alle Weisen konnten weder die Schrift lesen, noch sie deuten. Da erschrak der König noch mehr, aber die Königin,

x) — Fürst des Gottes Bel. Vgl. unser deutsches Balthasar.

2) In der allgemeinen Geschichte führt er den Namen Evilmerodach.

seme Mutter, sprach: „Es ist ein Mann in deinem König-reich, der den Geist der heiligen Götter hat, und dein Vater setzte ihn über alle Weisen, nämlich Daniel. So rufe nun Daniel, der wird sagen, was es bedeute." Da wurde Da­

niel zum Könige gebracht, und der König sprach zu ihm:

„Kannst du die Schrift lesen und deuten, so sollst du in Purpur gekleidet werden, goldene Ketten an deinem Halse tragen und der dritte Herr im Königreich sein." Daniel sprach: „Behalte deine Gaben selbst; ich will dennoch die Schrift deuten. Weil du dich wider den Herrn des Himmels erhoben und die Gefäße seines Hauses entweiht hast, darum ist von ihm diese Hand und diese Schrift gesandt. Das aber ist die Schrift: mene, mene, tekel, upharsin,x) und sie bedeutet: mene, Gott hat dein Königreich gezählt und vollendet; tekel, man hat dich gewogen und zu leicht befunden; upharsin, dein Königreich ist zerteilt und den Mederu und Persern gegeben." Da befahl Belsazar, daß man Daniel in Purpur kleiden und goldene Ketten um seinen Hals hängen und öffentlich ausrufen sollte, daß er der dritte Herr im Königreich sei. Aber noch in derselbigen Nacht wurde Belsazar ermordet. — Zwanzig Jahre später nahm Darius aus Medien das Reich ein (538).

§ 78. Daniel und der König Darius^). Dan. 6.

1. Darius setzte über das ganze Königreich Landvögte u n d ü b e r d i e s e w i e d e r d r e i F ü r s t e n , d e r e n e i n e r D a n i e l war. Daniel aber übertraf sie alle, denn es war ein hoher Geist in ihm. Darum gedachte der König, ihn über das ganze Königreich zu setzen. Doch die andern Fürsten be­

neideten ihn und trachteten danach, wie sie eine Sache wider ihn fänden. Darum beredeten sie den König, daß er einen Befehl ausgehen ließ, daß jeder zu den Löwen in den Gra-den geworfen werGra-den soll, der in dreißig Tagen von irgend

!) Ungebräuchliche, veraltete Ausdrücke in chaldäischer Sprache.

2) Oder Kyaxares II. Er war der Sohn des medischen Königs Astyages und der Onkel des Cyrus und regierte über Babylonien nur zwei Jahre.

einem Gott oder Menschen etwas bitten würde, ohne allein vom König. Doch Daniel fiel trotzdem des Tages dreimal auf seine Knie, lobte, betete und dankte Gott, wie vorhin.

Da verklagten die Fürsten ihn beim König, und der König wurde sehr betrübt. Und sie warfen ihn in den Löwen­

graben, der König aber sprach zu Daniel: „Dein Gott, dem du ohne Unterlaß dienst, der helfe Mr!"

2. Am andern Morgen früh eilte der König zum Gra­

ben und rief: „Daniel, du Knecht des lebendigen Gottes!

Hat dich auch dein Gott von den Löwen erretten mögen?"

Daniel sprach: „Mein Gott hat seinen Engel gesandt, der hat den Löwen den Rachen gehalten." Da wurde der König sehr froh und ließ Daniel aus dem Graben ziehen, aber seine Ankläger hineinwerfen. Und noch ehe diese den Boden berührten, ergriffen die Löwen sie und zermalmten ihre Ge-bebte. Darius aber ließ allen Völkern schreiben: „In mei-пет ganzen Königreich soll man den Gott Daniels fürchten, d e n n e r i s t d e r l e b e n d i g e G o t t , d e r e w i g l i c h b l e i b t . Er ist ein Erlös er und Not Helfer!" Und Daniel wurde gewaltig im Königreich des Darius und auch im Königreich des Kor es (Cyrus), des Perfers.

Zur Bibelkunde. Unter den Gefangenen in Babylon wirkten die Propheten Hesekiel oder Ezechiel und Daniel. Von beiden besitzen wir Schriften.

Hefekiel gehörte zu den Israeliten, die bei der zweiten Weg-führung (§ 75, 2) nach Babylon gerieten. Solange Jerusalem noch stand, hofften die Gefangenen auf eine baldige Rückkehr. Doch Hesekiel verkündigte ihnen die völlige Zerstörung Jerusalems und eine dauernde Gefangenschaft; aber er tröstete sie auch mit ihrer zukünftigen Erlösung und weissagte ihnen von dem rechten Hirten aus dem Hause Davids, dem Messias.

34, 23: „Höret des Herrn Wort. Siehe, ich selbst will mich meiner Herde annehmen und will ihnen einen einigen Hirten erwecken, der sie weiden soll, nämlich meinen Knecht David; der wird sie weiden und soll ihr Hirt sein."

36, 26 u. 27: „Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben, und will das steinerne Herz aus eurem Fleische wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben.

Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und mein Recht halten und danach tun."

In Kapitel 37 schaut der Prophet die Erlösung Israels in einem großartigen Gesicht. Er sah ein Tal voll Totengebeine.

Aber siehe, da rauschte es und regte sich, und die Gebeine kamen wieder zusammen und bekleideten sich mit Adern und Fleisch, und es kam Odem in sie, und sie wurden lebendig. Und der Herr sprach zu ihm: „Du Menschenkind, diese Gebeine sind das ganze Haus Israel!"

Was wir aus der Zeit der Babylonischen Gefangenschaft wissen (§ 76—78), verdanken wir dem Buche Daniel, als dessen Verfasser Daniel selbst angesehen wird. Das Buch ist in seinem ersten Teil (Kap. 1—6) ein geschichtliches Buch, das sich an die Bücher der Könige anschließt. Der zweite Teil (Kap. 7—12) dagegen enthält die Visionen, die Daniel in bezug auf die zukünftige Entwicklung der Dinge gehabt hat.

In Kapitel 7 wird das Gesicht von den vier Weltreichen also beschrieben (vgl. den Traum Nebukadnezars §76,2): „Die vier Winde stürmten widereinander auf dem großen Meer, und vier mächtige Tiere stiegen nacheinander aus dem Meer herauf: ein Löwe, ein Bär, ein Panther und ein Tier mit eisernen Zähnen und zehn Hörnern. Danach erschien Gott, um das Gericht zu halten. Da kam einer in den Wolken des Himmels, wie eines Menschen Sohn;

dem ward Ehre, Gewalt und das Reich bis in Ewigkeit gegeben, und alle Völker dienten ihm.

In Kapitel 9 beschreibt Daniel das Gesicht von den siebzig Jahrwochen. Daniel betete um die Erlösung seines Volks. Da erschien ihm der Engel Gabriel und sprach: „Ich komme, daß ich dir's anzeige, du Mann des Verlangens. So merke nun darauf:

Siebzig Wochen sind über dein Volk und deine heilige Stadt be-stimmt, so wird dem Übertreten gewehrt, die Sünde zugesiegelt, die Missetat versöhnt, die ewige Gerechtigkeit gebracht, die Gesichte und Weissagungen zugesiegelt und der Allerheiligste gesalbt werden.

Im Dokument Gottes Erden (Seite 133-138)