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Verwandtschaft zu anderen ratssitzenden Familien

Im Dokument Familie und Memoria in der Stadt. (Seite 151-164)

Die Familie Darsow

2.3 Verwandtschaft zu anderen ratssitzenden Familien

Die Heiratspolitik der Familie Darsow war von Anfang an darauf angelegt, Ehen mit ratssitzenden Geschlechtern einzugehen; schon die nach L ¨ubeck zugewanderte Gene-ration ging Partnerschaften mit der zur f ¨uhrenden Gruppe geh ¨orenden Familie Klen-denst ein. Die S ¨ohne des Gerhard Darsow[II.2], Gerhard[II.4], Hermann[II.8]und Johann

[II.30], welche sp¨ater selbst im Rat vertreten waren, vertieften diese Bindungen: F ¨unf ihrer sechs Ehefrauen stammen aus zur Ratsgruppe geh ¨orenden Geschlechtern; einzige Aus-nahme ist die erste Ehefrau Adelheid Spyker des Hermann [II.8]. Hier scheint die Regel gesellschaftlichen Lebens in L ¨ubeck zu greifen: Erst die eheliche Anbindung an Ratsge-schlechter erm ¨oglicht die Wahl in dieses Verfassungsorgan. Anders stellte es sich bei der Familie von Alen dar, die erst nach ihrer Zugeh ¨origkeit zum Rat verwandtschaftliche Ankn ¨upfungen in diesem Kreise suchte49. In ihrer 141–j¨ahrigen Zugeh ¨origkeit zu die-sem Kreis gingen Darsow’sche Familienmitglieder mit 15 l ¨ubeckischen Ratsgeschlech-tern Ehegemeinschaften ein50. Daneben waren acht Familien im l ¨ubeckischen und eine im Dorpater Domkapitel vertreten; aus der ersten Gruppe wurde gar ein Bischof der Travestadt gestellt. Vergleicht man die Eheverbindungen der beiden bislang vorgestell-ten Familien von Alen und Darsow miteinander, f¨allt auf, daß mit Ausnahme der Fami-lie Pleskow beide Geschlechter einem anderen Heiratskreis angeh ¨orten51. Kristallisieren sich hier innerhalb der Gruppe der ratssitzenden Familien nochmals Untergruppierun-gen heraus, die in engerem Kontakt zueinander stehen?

Tabelle IV.4 Verwandtschaft zu anderen ratssitzenden Familien

Familien Amt Ehen Darsow

Rh. Bgm. Kleriker

von Hachede52 HL 1 Gerhard[II.5]

Fortsetzung auf der n¨achsten Seite

48Vgl. dazu Brehmer, S. 446–451: Die Familie Br ¨omse stellte 30, die Kerkring 36, die L ¨uneburg 28, die Pleskow 15, die von Stiten 20, die von WarendorfA18 sowie die von Wickede 29 Mitglieder.

49Vgl. dazu die Ausf ¨uhrungen im Abschnitt IV. 1.3 auf Seite 113.

50Zur Mitgliedschaft im Rat sowie deren Zeitdauer und der Berufung in das B ¨urgermeisteramt siehe die Tabelle im Anhang C.8 auf Seite 501ff.

51Siehe dazu die Tabellen IV.2 auf Seite 113 und IV.4.

52Zur Familie von Hachede vgl. Fehling 401, 413, 421, 445 und 541 sowie Brehmer 29, 65, 128, 192, 195, 199.

Siehe zur Bedeutung der Nummern in italic die Ausf ¨uhrungen in Anmerkung 50 auf Seite 113.

Familien Amt Ehen Darsow Rh. Bgm. Kleriker

Hertze53 HL HL Dh. HL 1 Anna[II.10]

Hogefeld54 HL 1 Almuth[II.17]

Kalven55 HL HL Dh. HL 1 Katharina[II.23]

Klendenst56 HL Dh./Ep. HL 2 Wigger[II.39]

[N.][II.40]

Kleve57 HL 1 Anna[II.19]

Molenstrate58 HL Cler. HL 1 Hermann[II.8]

Dh. Dorpat

Morneweg59 HL HL Dh. HL 1 Gerhard[II.4](2. Ehe)

Nyebur60 HL HL 1 Johann[II.30](2. Ehe)

Ossenbr ¨ugge61 HL Cler./Dh. HL 1 Hildegard[II.27]

Pleskow62 HL/Wisby HL Dh. HL 1 Johann[II.30](1. Ehe)

Segeberg63 HL HL Cler. HL 2 Hermann[II.16]

Gertrud[II.14]

von Urden64 HL Dh. HL 1 Hildegard[II.7]

Vincke65 Hl 2 Gerhard[II.4](1. Ehe)

Hermann[II.6]

von Wickede66 HL Hl Dh. HL 1 Mechtild[II.11]

Komtur Reval

Es ¨uberwiegen wie im Falle des von Alen’schen Geschlechtes wieder die einmaligen Heiratsverbindungen zu den Familien von Hachede, Hertze, Hogefeld, Kalven, Kleve,

53Zur Familie Hertze vgl. Fehling 524, 547 und 571; Brehmer 206 und 230; Dittmer, G. W., Nachrichten, S.

43 sowie Friederici 236 und 240.

54Zur Familie Hogefeld vgl. Fehling 565 und 644.

55Zur Familie Kalven vgl. Fehling 422, 432, 517, 528, 555, 593 und 687; Brehmer 63, 132, 144, 158, 162, 217, 264 , 274, 281, 308; Dittmer, G. W., Nachrichten, S. 20f sowie Friederici 59.

56Zur Familie Klendenst vgl. Fehling 253, 285 und 319; Dittmer, G. W., Nachrichten, S. 51 sowie Friederici 66.

57Zur Familie Kleve vgl. Fehling 643, 699 und 719 sowie Brehmer 25.

58Zur Familie Molenstrate vgl. Fehling 347 und 424 sowie Friederici 340.

59Zur Familie Morneweg vgl. Fehling 225, 297, 299, 353, 358, 378, 402, 403, 412 und 419; Brehmer 84 sowie Friederici 191, 192 und 193.

60Zur Familie Nyebur vgl. Fehling 406, 419 und 499 sowie Brehmer 28, 66, 106.

61Zur Familie Ossenbr ¨ugge vgl. Fehling 386, 462 und 530; Brehmer 76; Dittmer, G. W., Nachrichten, S. 66 sowie Friederici 215.

62Zur Familie Pleskow vgl. die Dissertation von J. Wiegandt; Fehling 294, 334, 344, 358, 361, 362, 366, 372, 373, 374, 383, 387, 388, 392, 400, 402, 406, 416, 421, 425, 431, 434, 442, 464, 467, 499, 501, 518, 523, 542 und 563;

Brehmer 14, 39, 45, 78, 94, 121, 133, 174, 191, 198, 199, 207, 227, 242, 252, 265, 352 und 358; Dittmer, G. W., Nachrichten, S. 70 sowie Friederici 220, 221 und 222.

63Zur Familie Segeberg vgl. die Ausf ¨uhrungen im Kapitel IV.4, besonders die Abschnitte IV. 4.1 auf Sei-te 157ff. und IV. 4.2 auf SeiSei-te 159ff. im folgenden.

64Zur Familie von Urden vgl. Fehling 407, 430 und 443; Brehmer 43, 48 sowie Friederici 300.

65Zur Familie Vincke vgl. Fehling 481 sowie Brehmer 17, 120.

66Zur Familie von Wickede vgl. Fehling 331, 363, 394, 418, 511, 535, 568, 577, 578, 583, 587, 591, 593, 594, 604, 611, 618, 620, 627, 658, 659, 686, 713, 765, 767, 768, 769, 803, 812, 815, 854, 868, 898; Brehmer 117, 122, 147, 161, 203, 212, 222, 237, 239, 253, 256, 259,264, 268, 272, 276, 281, 286, 290, 294, 299, 322, 336, 341, 343, 344, 362, 363, 364, 365, 366, 367, 368, 370, 378, 380, 381, 382, 388, 394, 395, 396, 402, 407, 412; Dittmer, G. W., Nachrichten, S. 99f sowie Friederici 332.

Familie Darsow 135 Molenstrate, Morneweg, Nyebur, Ossenbr ¨ugge, Pleskow, von Urden und von Wickede.

Mit den Geschlechtern der Klendenst, Segeberg und Vincke gingen je zwei Angeh ¨ori-ge der Darsows eine Ehe ein. Die Partnerschaften der acht weiblichen Familienmitglie-der betrafen zur H¨alfte solche mit Ratsherren und B ¨urgermeistern: Anna Darsow[II.10]

war mit dem sp¨ateren B ¨urgermeister Johann Hertze, ihre gleichnamige Cousine vierten Grades, Anna [II.19] mit dem consul Albrecht Kleve, Hildegard[II.7] mit dem Ratmann Nikolaus von Urden und zuletzt Mechtild [II.11] mit dem B ¨urgermeister Hermann von Wickede; zwei Schwestern wurden sp¨ateren proconsules angetraut67. Im Falle der Ehen der m¨annlichen Nachkommen des Gerhard Darsow [II.1]hatte nur Johann [II.30] in sei-ner zweiten Ehe mit Walburga Nyebur die Tochter eines im Rat vertretenen Familienan-geh ¨origen geehelicht.

Bei den doppelten Heiratsverbindungen ist in einem von drei F¨allen nur ein m¨annli-cher Angeh ¨origer vertreten: Die Geschwister Wigger[II.39]und [N.] Darsow[II.41]waren mit Mitgliedern der Familie Klendenst verheiratet, w¨ahrend Gertrud[II.14]sowie ihr Cou-sin Hermann[II.16]Angeh ¨orige des Segeberg’schen Geschlechtes ehelichten. Auffallend ist, daß im dritten Fall jeweils Vater und Sohn sich Frauen aus ein und demselbem Ge-schlecht, der Familie Vincke, als Ehepartnerinnen w¨ahlten. Werden alle drei Verkn ¨upfun-gen ber ¨ucksichtigt, dr¨angt sich auf Darsow’scher Seite, bezo¨upfun-gen auf doppelte Eheschlie-ßungen, das Bild eines ¨außerst engmaschigen Verwandtschaftsnetzes auf: Ob dies f ¨ur die jeweils andere beteiligte Familie ebenfalls zutrifft, l¨aßt sich nicht nachvollziehen, da die genealogische Verortung der Heiratspartnerinnen und des Heiratspartner nicht gekl¨art ist.

Mit Ausnahme der Pleskows und von Wickedes zeigt die verwandtschaftliche Ver-kn ¨upfung einen Schwerpunkt auf kleinere, deshalb aber nicht durchweg weniger ein-flußreiche ratssitzende Familien: Klendenst und Morneweg stellten zwar weniger con-sules, geh ¨orten aber aufgrund der fr ¨uhen Ratszugeh ¨origkeit sicherlich zu den wichti-gen und entscheidenden Geschlechtern bis zur Mitte bzw. zum Ende des 14. Jahrhun-derts; also jener Zeit, in welcher die Br ¨uder Gerhard[II.2]und Wigger Darsow[II.39]nach L ¨ubeck zuwanderten und sich in diesem Kreis etablierten. St¨arker als bei der Familie von Alen treten hier die erst sp¨ater — die Zeitspanne liegt zwischen 35 und 157 Jahren

— im l ¨ubeckischen Rat vertretenen Sippen in den Vordergrund; sie stellen mit f ¨unf einen genauso großen Anteil wie die schon etablierten und gleichzeitig mit den Darsows auf-strebenden Familien — ein deutliches Drittelmix. Es best¨atigt sich somit die auf Seite 115 getroffene Beobachtung der breiten F¨acherung innerhalb der Sozialschicht der Ratsfami-lien.

67Zur Ratsmitgliedschaft der einzelnen Personen vgl. die Tab. im Anhang C.8 auf Seite 501ff.

2.4 Grund- und Immobilienbesitz in L ¨ubeck68

Der erste Grundst ¨uckserwerb dieser Familie innerhalb der Stadt L ¨ubeck l¨aßt sich zeit-lich nur als terminus post quem f ¨ur das Jahr der Zuwanderung — 1335 — bestimmen: In den Jahren bis 1353 hatte Wigger Darsow[II.39]eine Wiese gepachtet, f ¨ur welche er j¨ahr-lich eine Pacht von 1 Ml ¨ub zahlen mußte; seine Tochter Margareta[II.40]war die Erbin69. Aus seinem am 12. M¨arz 1350 ausgestellten Testament ist weiterer Grundbesitz ¨uberlie-fert, welchen er als Mitgift bzw. nach dem Tode des Bruders seiner Frau, Heinrich Klen-denst, erhalten hatte. Genannt werden ein Kornspeicher in der Petersgrube, eine Kerzen-gießerbude in der Straße Sch ¨usselbuden und ein Hof mit Ackerland bei St. ¨Agidien, St.

Annenstraße 15–17; sein Besitzanteil betrug jeweils die H¨alfte. Bis auf die Kerzengießer-bude, die die Tochter Margareta [II.40]erbte und im Jahre 1353 in ihre Ehe mit Bertram Rostock einbrachte, fiel dieser Besitz nach den testamentarischen Verf ¨ugungen an die Ehefrau zur ¨uck und kam 1354 durch ihre Wiederheirat in den Besitz der Familie Sche-penstede; der Ackerhof in der St. Annenstraße ging in das Areal des St. Annen–Klosters und heutigen St. Annen–Museums auf70. Im Jahre 1342 erwarb Wigger Darsow[II.39]die Grundst ¨ucke Holstenstraße 24 und 26, welche nach seinem Tode ebenfalls an die Tochter Margareta[II.40]und 1353 in das Eigentum des Bertram Rostock ¨ubergingen71.

Sein Bruder Gerhard [II.2]wird im K¨ammereibuch ebenfalls unter den P¨achtern ei-ner Wiese aufgef ¨uhrt, f ¨ur welche er 1 14 Ml ¨ub zu bezahlen hatte; auch hier l¨aßt sich das Jahr des Erwerbes nicht bestimmen — terminus post quem ist 133772. Neun Jahre nach sei-ner Aufnahme als l ¨ubeckischer B ¨urger im Jahre 1337 kaufte er gemeinsam mit seinem Bruder Wigger[II.39]das Grundst ¨uck K ¨onigstraße 41 mitsamt allen dazugeh ¨orenden Ne-bengeb¨auden und konnte 1353 die H¨alfte des Bruders aus dessen Nachlaß erwerben.

15 Jahre sp¨ater ¨uberschrieb er die Immobilie seinem Sohn Gerhard [II.4], der sie an sei-ne Kinder Hermann [II.6]und Hildegard[II.7] vererbte, welche nach ihrer Vollj¨ahrigkeit das Geb¨aude im Jahr 1390 verkauften. Zwei Jahre sp¨ater wurde ihr Onkel Hermann[II.8]

als Besitzer eingetragen; er muß dieses Haus jedoch schon 1390 erworben haben, da die Schr ¨oder’schen Notizen keinen anderen zwischenzeitlichen Besitzer angeben. Ihn beerb-ten im Jahre 1405 seine Kinder und 1417 erwarb der Sohn Johann [II.28]durch Kauf die Anteile seiner Geschwister. Sein Neffe Hermann[II.14] kaufte ihm das Grundst ¨uck drei

68Siehe zur Wahl und Einschr¨ankung des l ¨ubeckischen Immobilienbesitzes die Ausf ¨uhrungen in Anm. 70 auf Seite 116.

69Vgl. UBStL II, Nr. 1098: Prata noue fosse. [...] Wicgerus Dartzowe dat XVI sol.

Das Jahr des Erwerbes l¨aßt sich nicht genauer bestimmen; zwar handelt es sich bei UBStL II, Nr. 1098 um die Wiedergabe des K¨ammereibuches von 1316–1338, doch wurde dieses bis 1350 aus dem K¨ammereibuch der Jahre 1338–1355 erg¨anzt: Der Text der Wiedergabe im Urkundenbuch l¨aßt leider keine Differenzierung der Originaleintr¨age und der Nachtr¨age zu.

70Vgl. dazu Brandt, A. v., Regesten I, Nr. 304 sowie JohQu 661 und MarQu 260; siehe dazu den Stadtplan im Anhang D auf S. 513.

Vgl. zur geschichtlichen Entwicklung des St. Annen–Klosters und der heutigen Nutzung vgl. BKD IV, S.

281–341 sowie die Ausf ¨uhrungen im Abschnitt II.4.2 auf S. 49.

Die Lage des Kornspeichers l¨aßt sich nicht rekonstruieren.

71Vgl. MarQu203; Brandt, A. v., Regesten I, 304; siehe dazu den Stadtplan im Anhang D auf S. 513.

72Vgl. UBStL II, Nr. 1098: Geradus Dartzowe dat XX sol.

Familie Darsow 137 Jahre sp¨ater ab und nach Erreichen der Vollj¨ahrigkeit 1476 wurde der Sohn Hermann sen.

[II.16]als Eigent ¨umer eingetragen. Dessen Kindern Herman jun.[II.18]und Almuth[II.17]

fiel der Besitz 1514 als Erbe zu, wobei die Tochter ihre H¨alfte mit in die Ehe einbrachte und ihr Ehemann Hartwig Hogefeld vom Bruder der Frau die zweite H¨alfte erhielt, so daß f ¨urderhin die Familie Hogefeld ¨uber die Immobilie verf ¨ugte73.

Im Jahre 1361 erwarb Gerhard[II.2]als Provisor des Marquard Langeside dessen stu-pa Hundestraße 105–111 und vergr ¨oßerte diesen Besitz ein Jahr sp¨ater mit dem Kauf des Hauses Hundestraße 103. Nach seinem Tode im Jahre 1376 wurde das Gel¨ande Hun-destraße 105–111 von seiner Witwe und seinen Kindern verkauft; erstere wurde sechs Jahre sp¨ater f ¨ur eine Rentenforderung von 20 Ml ¨ub wieder als Eigent ¨umerin eingesetzt und vermachte es ihren S ¨ohnen Bernhard[II.3], Gerhard[II.4], Hermann[II.8]und Johann

[II.30]. Bei der folgenden Erbteilung wurde Hermann dieses Gel¨ande und das angrenzen-de Haus Hunangrenzen-destraße 103 als Eigentum zugesprochen. Ein Jahr nach seinem Tod im Jahre 1404 wurden seine Kinder um das mittlerweile mit An der Mauer 188–194 vergr ¨oßerte Areal als Erben eingesetzt und 1431 ging es in den alleinigen Besitz des Sohnes Johann Darsow[II.28] ¨uber. 1452 erbte der Bruder Bernhard[II.9]zun¨achst das Haus Hundestraße 103, welches er sofort verkaufte; sechs Jahre sp¨ater fiel der Rest des Gel¨andes an ihn und gelangte 1480 als Erbe seiner T ¨ochter Anna [II.10] und Mechtild[II.11]in den Besitz von deren Ehem¨annern Johann Hertze und Hermann von Wickede74.

F ¨unf Jahre vor seinem Tod 1376 erwarb Gerhard [II.2] mit der Hausnummer 57 ei-ne weitere Immobilie in der K ¨onigstraße, welche sein Sohn Hermann[II.8]erbte. Dieser verkaufte das Haus 1392 an seinen Bruder Bernhard[II.3], dessen Nachlaßpfleger es nach seinem Tode ver¨außerten. Im Jahre 1442 war dann Johann Darsow[II.31]der Besitzer die-ses Grundst ¨uckes und seine Witwe Anna, die Tochter des Diedrich Brekeveld, brachte dieses 1455 in ihre zweite Ehe mit dem L ¨ubecker Johann Bock ein75.

Neben den von seinem Vater geerbten Wohnhaus K ¨onigstraße 41 besaß Gerhard Darsow[II.4]die stupa Fleischhauerstraße 114; der Zeitpunkt des Ankaufes l¨aßt sich nicht bestimmen. Mit seinem Tode ging die Bude zur H¨alfte in den Besitz seiner drei Kin-der Gerhard [II.5], Hermann[II.6]und Hildegard[II.7] und zur anderen H¨alfte an seinen Bruder Hermann[II.8] ¨uber. Der Sohn Hermann[II.6]erwarb 1397 die Anteile seiner Ge-schwister und verkaufte im Jahre 1403 diese H¨alfte seinem Onkel Hermann[II.8], welcher somit zum Alleinbesitzer der Immobilie wurde. Nach dessem Tode erbten seine Kinder das Grundst ¨uck, welches 1429 von den Br ¨udern Bernhard[II.9]und Johann [II.28]f ¨ur ei-ne j¨ahrliche Rentenzahlung von 24 Ml ¨ub ver¨außert wurde. F ¨ur eben diese Rente und aufgrund deren Ausbleibens werden sie sp¨ater zweimal, vor 1445 und 1455, als Besitzer wieder eingesetzt und nach dem Tode aller seiner Geschwister wurde das Geb¨aude 1474 von Bernhard[II.9]endg ¨ultig durch Verkauf abgestoßen76.

73Vgl. JakQu 545f.; siehe dazu den Stadtplan im Anhang D auf S. 513.

74Vgl. JakQu 191, 199, 200 und 201; siehe dazu den Stadtplan im Anhang D auf S. 513.

75Vgl. dazu JohQu 757; siehe dazu den Stadtplan im Anhang D auf S. 513.

76Vgl. dazu JohQu 259; siehe dazu den Stadtplan im Anhang D auf S. 513.

Hermann Darsow[II.8]erhielt als Mitgift seiner zweiten Frau Mechtild Molenstrate im Jahre 1397 die Grundst ¨ucke Hundestraße 61 und 63 und ein domus frumentaria77 in der Depenau 47, welche nach seinem Tode die Frau zur ¨uckerhielt und 1407 in ihre zweite Ehe mit Johann Westhoff einbrachte78. Durch Kauf erwarb er ein Jahr vor seinem Tod das Haus mit zwei Buden An der Trave 56, welches 1405 an seine Kinder ¨uberging und 26 Jahre sp¨ater von den S ¨ohnen Bernhard[II.9]und Johann[II.28]verkauft wurde79.

Der Bruder von Gerhard [II.4]und Hermann Darsow[II.8], Johann [II.30], konnte im Jahre 1410 das zusammengeh ¨orende Gel¨ande An der Trave 51 und Engelsgrube 87–97

— es handelte sich dabei um ein Kornhaus mit sechs Buden — k¨auflich erwerben, wel-ches nach seinem Tode zun¨achst seinem Sohn Johann[II.31] ¨ubertragen wurde und nach dessem Ableben ¨uber seine Witwe Anna Brekeveld 1455 in den Besitz ihres zweiten Man-nes, Johann Bock, gelangte80. Ein Jahr sp¨ater wurde er f ¨ur eine Forderung von 300 Ml ¨ub, die wohl seine zweite Frau Walburga Nyebur in die Ehe mitbrachte, in das Grundst ¨uck Wahmstraße 48 als Eigent ¨umer eingesetzt. Drei Jahre nach seinem Tod einigten sich im Jahre 1437 seine Witwe und der Sohn Johann[II.31] ¨uber das Erbe, welches letzterem zu-geschlagen wurde und 1452 seinen Kinder Bertram[II.32], Diedrich[II.33], Elisabeth[II.35]

und Johann[II.36]als v¨aterliches Erbe ¨ubertragen wurde. Im Jahre 1468 wurde dann der Sohn Diedrich[II.33]alleiniger Besitzer; der Verbleib des Grundst ¨uckes nach seinem Tode ist nicht zu rekonstruieren81. Die Immobilie Koberg 6, welche Johann[II.30]im Jahre 1414 erwarb, wurde im folgenden zum Wohnhaus der Familie und ging nach seinem Tode

¨uber seinen Sohn Johann[II.31]zun¨achst 1452 in den Besitz seiner vier Enkel ¨uber; 1468 wurde der Enkel Diedrich[II.33]durch Erbfall Eigent ¨umer und verkaufte das Haus im sel-ben Jahr82. Von den ein Jahr sp¨ater erworbenen drei zusammengeh ¨orenden Kornh¨ausern An der Trave 79 und 80 sowie Clemenstwiete 8 wurde der Speicher An der Trave 79 im Jahr 1449 von seinem Sohn Johann [II.31]abgetrennt und verkauft, wohingegen die beiden anderen Geb¨aude bis zu seinem Enkel Diedrich[II.33]den gleichen Besitzwechsel erlebten, dann aber 1474 von den Provisoren des Letztgenannten an dessen Cousin drit-ten Grades, den l ¨ubeckischen consul Bernhard Darsow[II.9], ver¨außert wurden, welcher je einen Speicher seinen T ¨ochtern Anna[II.10]und Mechtild[II.11]vermachte; diese brachten die Speicher in ihre Ehen ein83. Als letztes erwarb Johann Darsow[II.30]1418 das Haus mit zwei dazugeh ¨orenden Buden H ¨uxstraße 123 und ¨uber seinen Sohn Johann[II.31] erb-te 1452 dessen Witwe Anna Brekeveld die Immobilie, welche sie ihren Kindern im Jahr ihrer Wiederheirat 1455 ¨uberließ und die nun zum Eigentum des Johann Darsow [II.36]

wurde; dieser mußte das Grundst ¨uck im Jahr 1467 wegen einer Forderung von 20 Ml ¨ub

77AHL, PK [Hermann Darsow].

78Vgl. JakQu 160f. [Hundestraße] sowie MarQu 509 [Depenau]; siehe dazu den Stadtplan im Anhang D auf S. 513.

79Vgl. MMQu 412; siehe dazu den Stadtplan im Anhang D auf S. 513.

80Vgl. MMQu 419; siehe dazu den Stadtplan im Anhang D auf S. 513.

81Vgl. JohQu 496; siehe dazu den Stadtplan im Anhang D auf S. 513.

82Vgl. MMQu 604; siehe dazu den Stadtplan im Anhang D auf S. 513.

83Vgl. MMQu 263; siehe dazu den Stadtplan in Anhang D auf S. 513.

Familie Darsow 139 j¨ahrlicher Rente zwangsverkaufen84.

Bernhard Darsow [II.9] erbte 1474 aus dem vormaligen Besitz des Albert Morker-ke und seiner Frau das Grundst ¨uck K ¨onigstraße 16 und erwarb vier Jahre sp¨ater das Nachbarhaus K ¨onigstraße 18, in welchem er mit seiner Frau und seinen beiden T ¨ochtern wohnte; letztere erhielten beide Grundst ¨ucke 1480 als v¨aterliches Erbe und brachten es in ihre Ehen mit Johann Hertze und Hermann von Wickede ein85. Von dem Bruder sei-ner Frau Anna Karbow kaufte er 1444 den Hof ¨Agidienstraße 10 und hinterließ diesen ebenfalls seinen T ¨ochtern; somit gelangte auch diese Immobilie in den Besitz der Familie Hertze und von Wickede86.

Der Cousin des Bernhard[II.9], Johann Darsow[II.31], erwarb im Jahre 1427 das Haus Große Petersgrube 29, welches nach seinem Tode an seine Witwe Anna Brekeveld und seine Kinder Bertram[II.32], Diedrich[II.33], Elisabeth[II.35]und Johann[II.36]fiel; erstere

¨uberließ es den Kindern als Erbteil. Mit dem Tode aller seiner Geschwister wird der Sohn Diedrich [II.33]1468 alleiniger Besitzer, welchen 1476 die Stiefschwester Adelheid Bock, die Tochter seiner Mutter und deren zweiten Ehemannes Johann Bock, beerbte87.

Zu den aus fr ¨uheren Generationen geerbten Wohnhaus K ¨onigstraße 41 erwarb Her-mann sen. Darsow[II.16]im Jahre 1437 die Grundst ¨ucke T ¨unkenhagen 24 und 26, welche 1501 seinem Sohn Hermann jun. [II.18] als v¨aterliches Erbe ¨ubertragen wurden. Dessen Tochter Katharina[II.23]brachte das Areal 1533 als Mitgift in ihre Ehe mit Andreas Kalven ein; in dieser Familie verblieben die Immobilien f ¨urderhin: Es wurde nun als

”Gang mit 1 Bude“88bezeichnet. 24 Jahre sp¨ater kaufte Hermann sen.[II.16]noch das Haus Marles-grube 44, das nach Einigung zwischen seinem Sohn Hermann jun.[II.18]und dem Mann seiner Tochter Almuth [II.17], Hartwig Hogefeld, an ersteren fiel und sieben Jahre nach dem Tode des Hermann [II.18] von seinen Kindern und seiner Witwe Katharina Scheve verkauft wurde89.

Dessen Sohn, Hermann jun. [II.18], war der letzte der Familie, welcher auf dem l ¨ubeckischen Immobilienmarkt t¨atig wurde: 1488 erwarb er das Haus Koberg 12, in dem er mit seiner Familie dann auch Wohnung nahm und vereinigte dieses Grundst ¨uck mit dem zehn Jahre sp¨ater erworbenem Areal Engelsgrube 22–26. Letzteres brachte seine Tochter Anna[II.19]im Jahre 1521 in ihre Ehe mit Albrecht Kleve als Mitgift ein und 1536 ging auch das Wohnhaus in den Besitz dieses Schwiegersohnes und damit in den der Familie Kleve ¨uber90.

84Vgl. JohQu 271f.; siehe dazu den Stadtplan in Anhang D auf S. 513.

85Vgl. JakQu 573f.; siehe dazu den Stadtplan im Anhang D auf S. 513.

86Vgl. JohQu 642; siehe dazu den Stadtplan im Anhang D auf S. 513.

87Vgl. MarQu 488; siehe dazu den Stadtplan im Anhang D auf S. 513.

88JakQu 168; siehe dazu den Stadtplan im Anhang D auf S. 513.

89Vgl. MarQu 520; siehe dazu den Stadtplan im Anhang D auf S. 513.

90Vgl. MMQu 456 [Engelsgrube] und 598 [Koberg]; siehe dazu den Stadtplan im Anhang D auf S. 513.

Ein Gesamtblick auf den Immobilienbesitz der Familie Darsow zeigt eine deutli-che Verteilung desselben innerhalb der Hansestadt L ¨ubeck; ein Schwerpunkt, wie etwa bei der Familie von Alen, l¨aßt sich kaum ausmachen91. Der Ankauf gr ¨oßerer Geb¨aude-komplexe an den Ecken An der Trave/Clementstwiete sowie An der Trave/Engelsgrube auf der dem Hafen gegen ¨uberliegenden Straßenseite und deren Besitz bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts l¨aßt erkennen, daß die Familie auch w¨ahrend der Zeit ihres Ratssitzes weiterhin aktiv im Großhandel t¨atig gewesen sein muß. Die Wohnh¨auser der Familien-mitglieder am Koberg sowie in der K ¨onigstraße liegen in dem von den Kaufleuten seit dem 13. bis ins 18. Jahrhundert hinein bevorzugten Wohngegend im Schnittpunkt der Straßen Breite Straße, Meng- und Johannisstraße sowie den Parallelstraßen K ¨onig-, Alf-und Fischstraße92.

2.5 Grundbesitz außerhalb der Stadt L ¨ubeck

Das K¨ammereibuch der Jahre 1316 bis 1338 ¨uberliefert den ersten Grundbesitz eines Familienmitgliedes außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauer: Johann Darsow [II.30]

Das K¨ammereibuch der Jahre 1316 bis 1338 ¨uberliefert den ersten Grundbesitz eines Familienmitgliedes außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauer: Johann Darsow [II.30]

Im Dokument Familie und Memoria in der Stadt. (Seite 151-164)