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Teil 2: Versuch

5.5 Was versteht die TCM unter PHS?

Es ist verständlich, daß chronisch Kranke oft in ständiger Angst und Sorge leben. Sie machen sich Sorgen wegen eines erneut auftretenden Rezidivs, haben Angst vor weiteren Leistungseinbußen oder eines erforderlichen Krankenhausaufenthaltes. Sie sind deprimiert, weil sie von mancherlei Freuden des Lebens ausgeschlossen sind und fühlen sich oftmals auch gesellschaftlich als Außenseiter. Aus all diesen Ängsten heraus braucht der Kranke das Gespräch mit den nahen Verwandten oder Freunden.

Hier sieht man den Ansatzpunkt für die psychologische Führung des Patienten. Das Sprechen über die Krankheit kann für den Patienten entlastend und erleichternd wirken, jedoch nur dann, wenn der Gesprächspartner Zeit und Verständnis entgegenbringt.

Der Hinweis und die Ermunterung des Patienten, an Freizeitaktivitäten (z.B.

Freizeitgestaltung mit verstärkter körperlicher Aktivität: Sport treiben, Tanzen usw.) teilzunehmen, gehören zu den wichtigsten Anstößen, die man als therapeutischer Gesprächspartner dem Patienten vermitteln kann.

Wurde bisher die Behandlung der Periarthritis humeroscapularis beschrieben, so ist dem Gesagten kaum etwas hinzuzufügen, wenn es sich um andere Schultererkrankungen handelt. Auch nach einer Oberarmfraktur, nach traumatischer oder arthrotischer Schulterversteifung und im Zusammenhang mit dem Zervikalsyndrom zeigt sich im wesentlichen das geschilderte Zustandbild und geht deshalb auch die Behandlung den dargestellten Weg. Die Schulterluxation allerdings nimmt eine Sonderstellung ein. Die Nachbehandlung einer solchen, frisch oder operiert, vermeidet lange Zeit die Rotation. [255]

Vor jeder Therapie steht die Indikation. Diese wiederum gründet sich auf die Diagnose. Je feiner und exakter die Diagnose ist und je mehr sie die gestörten Funktionen eines Teiles im Hinblick auf den Gesamtenorganismus berücksichtigt, desto eher gelingt es im Einzelfall auch, das optimale therapeutische Procedere zu wählen. [256]

Zu dem ganzheitlichen medizinischen Prinzip der TCM gehört die Vorbeugung als fester Bestandteil. Für die Vorbeugung, ebenso wie für die Heilung, hat die chinesische Medizin die verschiedensten Verfahren über Jahrtausende hinweg entwickelt und immer wieder verfeinert. Auf diesen Bereich legt die gesamte asiatische Medizin einen sehr großen Wert. Ein maßvolles, gesundes Leben läßt wesentlich weniger Störungen zu, als ein unausgewogenes und ausschweifendes.

Vor allem die Stärkung der körpereigenen Widerstandskräfte ist äußerst wichtig. Es gilt hierbei sechs Punkte zu beachten: das psychische Gleichgewicht, die körperliche Fitneß, eine gesunde, ausgewogene Ernährung, ein geregeltes Leben, eine frühzeitige Krankheitsdiagnose und eine rechtzeitig einsetzende, ganzheitliche Therapie.

Schmerzen, schlechte körperliche Verfassung und psychische Unbefindlichkeitszustände sind die Hauptursache für Verspannungen. Diese wiederum sind in der Lage, die zugrundeliegenden Probleme zu verstärken und/oder weitere Gesundheitsprobleme zu verursachen. Deshalb ist es überaus wichtig, diesen Teufelskreis möglichst früh zu durchbrechen und die Selbstheilungsprozesse in Gang zu setzen. Die traditionelle chinesischen Medizin kann dabei sehr gut helfen.

Die Zuordnungen zu den Gedankenmodellen sind im Detail für westlich geprägte Menschen nicht immer schlüssig nachvollziehbar, teilweise entbehren sie auch einer wissenschaftlichen Begründung in dem Sinn, als sie vor vielen Jahrhunderten ausgehend von bildorientierten und/oder religionsphilosophische Vorstellungen geprägt wurden. In der Auseinandersetzung mit der TCM finden jedoch Bestrebungen statt, hier eine wissenschaftliche Bereinigung stattfinden zu lassen, die in der Praxis zunehmend greift, in der Terminologie und in der Korrektur überkommender Theorien jedoch noch weitgehend stecken geblieben ist.

5.5.1 Jede Krankheit bedeutet eine Störung im Körper

Im Mittelpunkt der TCM-Lehren stehen Polaritäten, die den Überbegriff Yin und Yang haben (Erde-Himmel, Nacht-Tag, Mond-Sonne, kalt-warm usw.), wobei das Yang durch Aktivität, Beweglichkeit und Extrovertiertheit charakterisiert ist, das Yin Verinnerlichung (Ausgeglichenheit, Entspannung, innere Organe sowie Körperregionen, die vorwiegend das Innere des Körpers betreffen).

Der für Lebensenergie stehende Begriff Qi steht für die ausführenden Körperfunktionen, während das Xue jene Energien beschreibt, die das Qi steuern.

Zentrale Begriffe sind auch das Jing und das Shen, wobei Jing grob umschrieben die genetischen Vorgaben eines Menschen meint, Shen die soziale Prägung.

Weiterhin gibt es in der TCM fünf Wandlungsphasen Erde, Wasser, Feuer, Holz und Metall, die zeitliche Abläufe, Biorhythmen und Wachstumszyklen beschreiben und ihnen Tugenden, Emotionen und Aktivitäten zuordnen sowie Gedankenmodelle, die die Funktionen der Körperorgane mit kosmischem Geschehen und Umweltkreisläufen vergleichen (sogenannte „Funktionskreise“).

In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) werden Organe, Systeme und krankhafte Veränderungen nicht isoliert betrachtet. Das Heilziel kann nur eine ganzheitliche Krankheitserkennung und eine dementsprechende ganzheitliche Therapie sein. Der chinesische Heilkundige betrachtet den Menschen als eine komplexe Einheit. Es finden permanente Wechselbeziehungen zwischen den Körpergeweben, den inneren Organen, den Sinnesorganen und allen anderen Bestandteilen des Körpers statt, wobei jedes Organ und auch jede Organgruppe für bestimmte Funktionen verantwortlich ist. Nach der traditionellen chinesischen Medizin sind Magen und Darm für die Verdauung, Nieren und Leber für den Stoffwechsel und das Herz mit den Blutgefäßen für den Blutkreislauf verantwortlich.

Da alle Organe aber auch gemeinsame Aufgaben im Körper zu übernehmen haben, behindern oder unterstützen sie sich häufig gegenseitig. Diese Wechselbeziehungen zwischen den Organen, bei der sowohl das Blut als auch das Qi die Meridiane eine führende Rolle spielen, führt zu dem allein lebenswichtigen Gleichgewicht im Körper und zwischen den dort fließenden Energien. Störungen dieses Gleichgewichtes sind aus chinesischer Sicht: klimatische Faktoren, Ernährungsgewohnheiten, soziales Umfeld, Narben, statische Probleme des Bewegungsapparates, emotionale Zustände.

Ist dieses Gleichgewicht gestört, etwa durch eine Krankheit oder einen Unfall, so wird nicht nur das direkt dadurch betroffene Organ in Mitleidenschaft gezogen, sondern die Wirkungen dehnen sich eventuell auch auf andere Teile des Körpers aus, die mit diesem in Wechselbeziehung stehen. Deshalb gilt für die chinesische Medizin, daß in jedem Krankheitsfall nicht nur der erkrankte Bereich des Körpers untersucht werden muß, sondern der Organismus in seiner Gesamtheit.

5.5.2 PHS bedeutet eine Störung des Gleichgewichts im Körper Das Kernsymptom von PHS ist Schmerz und Bewegungeinschränkung. Die traditionelle chinesische Medizin versteht Schmerz als Blockade, diese Blockade kann entweder wegen Stau, Blut-Stau oder beidem gleichzeitig, entstehen. Wegen Qi-Stau und Blut-Qi-Stau kann die Schulter sich nicht bewegen. Wieder entsteht ein Teufelkreis: Störung – Blockade – Schmerzen - neue Blockade - mehr Schmerzen.

Was ist die Ursache der ständig anwachsenden Zahl von PHS? Aus der Sicht der TCM ist das Gleichgewicht im Körper wegen verschiedener Störungen beeinträchtigt.

Über die Schulter verlaufen der Dickdarmmeridian, der Dreifache Erwärmer-Meridian und der Dünndarmmeridian.

Sie werden unter anderem von schlechtem Wetter, psychischen Störungen, Bewegungsarmut und unsachgemäßer Ernährungsweise zerstört.

Mit Sicherheit spielen Zivilisationsschäden eine nicht unerhebliche Rolle. Der harte Existenzkampf, die Unrast und Ruhelosigkeit unserer Zeit sind prädisponierende Faktoren und müssen bei den Therapieüberlegungen mit einbezogen werden. Tatsache ist außerdem, daß die weitgehende Motorisierung großer Bevölkerungsteile eine erhebliche Bewegungseinschränkung zur Folge hat. Die dadurch bedingte Bewegungsarmut fördert die Gewichtszunahme, belastet somit die Wirbelsäule und die Gelenke und führt zu einer Erschlaffung der Muskulatur. Durch eine unsachgemäße Ernährungsweise wird der Teufelskreis geschlossen und somit die Grundlage für eine solche Krankheit gelegt.