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Teil 2: Versuch

5.4 Periarthritis humeroscapularis (PHS)

5.4.3 Symptome

Das Syndrom ist durch Schulterschmerz und -steife gekennzeichnet. So werden verschiedene schmerzhafte Krankheitszeichen in der Umgebung des Schultergelenks bezeichnet und dann als Schultergelenkschmerzen empfunden, so z.B. Affektionen (=

Störungen) des Akromiohumeralgelenkes (= Gelenk zwischen dem Oberarmknochen und einem Ausläufer des Schulterblatts) oder Störungen im Bereich der sog.

Rotatorenmanschetten (= Oberarmmuskulatur, die die Schultergelenke umhüllen).

Häufig liegen Tendinosen (= Sehnene tzündungen) vor, besonders im Bereich der Sehne des M. supraspinatus. Verkalkungen lassen sich röntgenologisch nachweisen.

Typischerweise treten Schmerzen oder eine deutliche Schmerzverstärkung beim Versuch, den Arm zu heben, auf.

Es kann akut mit großer Heftigkeit, aber auch schleichend einsetzen. Gelegentlich wird es durch relativ leichte Traumen, wie Prellung oder auch schulterferne Stauchung ausgelöst. Der geringfügige Unfall und die sich später oft entwickelnde schwere Funktionsstörung der Schulter stehen in einem krassen Gegensatz zueinander.

Die schmerzhafte Schultersteife tritt gelegentlich zusammen mit dem Sudeckschen Syndrom der oberen Extremität in Erscheinung, klinisch besteht meist am vorderen oder hinteren Rand des Deltamuskels, über der langen Bizepssehne, zwischen Akromion und Tuberculum majus humeri oder über dem Rabenschnabelfortsatz lebhafter Druckschmerz.

Die Gelenkbewegungen sind besonders bei Abduktion und Rotation eingeschränkt.

Diese Sperre ist im Beginn eine durch den Schmerz bedingte reflektorische Schonhaltung, wird aber bald zu einer echten Steife in Adduktionsstellung infolge Schrumpfung der Gelenkkapsel und Verklebung der Gleitflächen der großen Schulterschleimbeutel. [243]

Häufige Störungen/Erkrankungen im Rahmen der Periarthritis humeroscapularis sind [244]:

Impingement Syndrom

Es handelt sich um ein Engpaß-Syndrom (= Krankheitszeichen bei einer Einengung) bei dem die Sehnen der Muskeln, die das Schultergelenk bewegen, zu wenig Platz haben. Ihr Gleitraum ist durch Knochenvorsprünge und eine Vielzahl von Sehnen im Bereich unterhalb der Schulterhöhe eingeschränkt. Aufgrund der Enge führen an sich wenig belastende Faktoren rasch dazu, daß die Sehnen aneinander oder an den Knochen reiben und sich entzünden, teilweise unter Einbezug des Schleimbeutels. Fast immer vorhandene Durchblutungsstörungen begünstigen die Entzündungsreaktion.

Typische Anzeichen sind Schulterschmerzen, die vor allem nachts sowie beim Anheben des Armes auftreten.

Schultersteife

Wiederholte Reizungen oder Entzündungen der Bursa (=Schleimbeutel) subacromialis (= unter dem platten Ausläufer der Schulterblattgräte, dem Dach des Schultergelenks gelegen) sowie der Sehnenansätze der Rotatoren (=

Oberarmdrehmuskeln) führen zu einer Proliferation (= Vermehrung von Gewebe durch Wucherung oder Sprossung, meist im Rahmen einer Entzündung) und Verklebung des Gleitgewebes zwischen dem Gelenkkopf des Oberarmknochens und dem Schulterdach. Die Patienten klagen über eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung (Bewegungsschmerzen) im Schultergelenk.

Frozen shoulder

Häufig tritt die frozen shoulder als Folge einer Ruhigstellung bei einem Schulter Arm-Syndrom, einer Zervikobrachialgie oder einer Periarthritis humeroscapularis auf. Die sogenannte Frozen shoulder tritt meist bei älteren Erwachsenen auf. Es liegt eine unspezifische Entzündung der Schultergelenkkapsel vor, durch die die Kapsel allmählich schrumpft und zu einer Bewegungseinschränkung führen kann.

Häufig tritt die Frozen shoulder als Folge einer Ruhigstellung bei einem Schulter-Arm-Syndrom, einer Zervikobrachialgie oder einer Periarthritis humeroscapularis auf.

Ruheschmerz

Mit der Bezeichnung „Ruheschmerz“ wird ein Schmerzgeschehen, ein Schmerzzustand näher definiert, dem i.d.R. andere Schmerzformen vorausgegangen sind. Besonders bei älteren Menschen kann es durch abnutzungsbedingte Gelenkveränderungen (Arthrosen) zu einem Ruheschmerz kommen. Mit zunehmendem Alter und schlechter Durchblutung bauen sich die Knorpelschichten der Gelenke ab, die bewegenden Sehnen verhärten und verändern sich entzündlich. So kommt es zu schmerzhaften Reibevorgängen innerhalb der Gelenke. Am Anfang dieses Prozesses bestehen meist sogenannte Anlaufschmerzen (häufig morgens, nach dem Aufstehen), d.h. mit Einsetzen der Bewegung tritt ein Schmerz auf, der aber bei weiterer Bewegung wieder nachläßt oder verschwindet. Bei fortschreitenden Gelenkveränderungen läßt der Schmerz bei weiterer Bewegung aber nicht mehr nach, es liegt jetzt ein Bewegungsschmerz vor, teilweise auch als Belastungsschmerz bezeichnet. Im weiteren Verlauf bleibt dieser Schmerz dann auch in Ruhe bestehen, wenn auch oft in abgeschwächter Form, es liegt jetzt also zusätzlich ein Ruheschmerz vor.

Ein weiterer Grund für einen Ruheschmerz können rheumatische Veränderungen sein. Sie beruhen auf entzündlichen Vorgängen in den beteiligten Gelenken und Muskeln. Auch nach einer Distorsion (= durch Drehung bedingte Gelenkverletzung, als Folge des gewaltsamen Überschreitens der normalen Bewegungsgrenzen) kann je nach Ausmaß neben einem Bewegungsschmerz auch ein Ruheschmerz vorliegen. Nach Frakturen (= Knochenbrüche) kommt es meist zu einem Bewegungs- und Ruheschmerz.

Muskelverspannungen

Sie sind die häufigste Ursache für die Schmerzen in Nacken- und Schultergürtel- Region, die bei jeder Bewegung unerträglich werden können und uns zu Passivität und Schonhaltung veranlassen.

Die Reihe der auslösenden Faktoren ist lang. Das Phänomen ist immer das gleiche: Muskulatur verkrampft sich einseitig und unkoordiniert. Dadurch wird in unterschiedlicher, nicht mehr physiologischer Weise Zug auf Gelenkstrukturen und auch auf die Wirbelsäule ausgeübt. Hierdurch entsteht eine Fehlhaltung, die die Muskelverspannung unterhält und sogar vorantreibt. Jede Bewegung, die entweder die verkrampften Muskelgruppen mit einbeziehen will oder aber zu ihrer

Durchführung eine Entkrampfung der angespannten Muskeln brauchte, löst Schmerzen aus. Weil jeder diese Schmerzen vermeiden will, bewegt er sich schonend und damit weniger physiologisch und zur Schmerzvermeidung unbewußt auch immer weniger. Hält dieser Prozeß lange an, verhärten sich besonders im Schultergürtelbereich die Muskeln immer mehr, beziehen die Nackenmuskulatur mit ein und führen zu einer komplexen Schmerzsymptomatik, die zunächst nur bei Bewegung, später aber auch beim Liegen und in Ruhe zu Beschwerden führt.

Vier Verlaufsformen werden unterschieden [245]:

a.) Einfache Periarthritis. Bewegungsschmerz bei Rotation und Abduktion.

Nächtlicher Spontanschmerz beim Liegen auf der kranken Seite. Steigerung des in den Oberarm ausstrahlenden Schmerzes bei mechanischer Belastung. Im Vordergrund steht die Störung der aktiven Beweglichkeit.

Ein Supraspinatus- und ein Bizepssyndrom lassen sich unterscheiden.

• Supraspinatussyndrom: Schmerzmaximum an der Insertionsstelle der Supraspinatussehne. Schmerz bei Seithebung des Armes zwischen 60 und 80 Grad, verstärkt bei Innenrotation sowie Abduktion gegen Widerstand.

• Bizepssyndrom: Schmerzlokalisation in der vorderen Schulterpartie.

Schmerzauslösung oder -verstärkung bei Bizepsanspannung. Druckschmerz im Sulcus imtertubercularis, wo auch Krepitation tastbar sein kann.

b.) Akute Schultersteife. Plötzlich auftretende heftige Schmerzen, unter Umständen bis in die Fingerspitzen ausstrahlend. Gesamtschulter druckschmerzhaft, oft gerötet und überwärmt. Wegen starker Schmerzen ist eine Funktionsuntersuchung oft nicht möglich. Ursache ist eine akute Entzündung in der Umgebung von Sehnenverkalkungen und/oder Schleimbeutelentzündungen.

c.) Pseudoparalytische Schultersteife (Ruptur der Rotatorenmanschette). Der passive abduzierte Arm wird nicht aktiv gehalten. Passive Bewegungen der Schulter sind frei. Neurologische Ausfälle fehlen. Diese Symptomatik tritt plötzlich nach größerer Krafteinwirkung oder Schulterüberbelastung auf. Ursächlich ist meist eine Ruptur der Supraspinatussehne, die nicht zu äußerlich erkennbaren Veränderungen führt. Dagegen führt eine Ruptur der langen Bizepssehne zu einer

weichen, kugeligen Vorwölbung des langen Bizepskopfes am Oberarm mit meist geringem Funktionsverlust.

d.) Ankylosierende Schulersteife. Aktive und passive Bewegungseinschränkung durch fibröse Verklebungen und Schrumpfung des periartikulären Weichgewebes.

Dieses Bild folgt häufig zu langer Ruhigstellung der Schulter bei Erkrankung und / oder Verletzungen von Arm oder Schulter.