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Teil 2: Versuch

5.6 Die Maßnahmen der TCM gegen PHS

5.5.2 PHS bedeutet eine Störung des Gleichgewichts im Körper Das Kernsymptom von PHS ist Schmerz und Bewegungeinschränkung. Die traditionelle chinesische Medizin versteht Schmerz als Blockade, diese Blockade kann entweder wegen Stau, Blut-Stau oder beidem gleichzeitig, entstehen. Wegen Qi-Stau und Blut-Qi-Stau kann die Schulter sich nicht bewegen. Wieder entsteht ein Teufelkreis: Störung – Blockade – Schmerzen - neue Blockade - mehr Schmerzen.

Was ist die Ursache der ständig anwachsenden Zahl von PHS? Aus der Sicht der TCM ist das Gleichgewicht im Körper wegen verschiedener Störungen beeinträchtigt.

Über die Schulter verlaufen der Dickdarmmeridian, der Dreifache Erwärmer-Meridian und der Dünndarmmeridian.

Sie werden unter anderem von schlechtem Wetter, psychischen Störungen, Bewegungsarmut und unsachgemäßer Ernährungsweise zerstört.

Mit Sicherheit spielen Zivilisationsschäden eine nicht unerhebliche Rolle. Der harte Existenzkampf, die Unrast und Ruhelosigkeit unserer Zeit sind prädisponierende Faktoren und müssen bei den Therapieüberlegungen mit einbezogen werden. Tatsache ist außerdem, daß die weitgehende Motorisierung großer Bevölkerungsteile eine erhebliche Bewegungseinschränkung zur Folge hat. Die dadurch bedingte Bewegungsarmut fördert die Gewichtszunahme, belastet somit die Wirbelsäule und die Gelenke und führt zu einer Erschlaffung der Muskulatur. Durch eine unsachgemäße Ernährungsweise wird der Teufelskreis geschlossen und somit die Grundlage für eine solche Krankheit gelegt.

Dazu zählen Akupunktur, Akupressur, Ernährungsregeln, Kräutermedizin, Moxibustion, Massage, Tai-Ji-Quan und Qi-Gong.

Die Aufgabe der Maßnahmen aus der TCM gegen PHS ist die Behandlung von Funktionsstörungen des Bewegungsapparates. In den meisten Fällen klagen die Patienten aber über Schmerzen. Also versucht man zuerst, die Ursachen der Schmerzen in Zusammenhang mit Dysfunktionen des Bewegungsapparats zu bringen.

Im heutigen Vorgehen steht eine Analyse der Schmerzmechanismen im Vordergrund.

Während der genauen Untersuchung, begleitet durch den klinischen Denkprozess, werden Managementlinien entschieden, die sowohl der medizinischen Diagnose als auch den Bedürfnissen und Erwartungen des Patienten gerecht werden.

Der Schulterschmerz ist für eine Akupunkturbehandlung prädestiniert. Kein Gelenk des Körpers reagiert besser auf Akupunktur als die Schulter. Über die Schulter verlaufen der Dickdarmmeridian, der Dreifache Erwärmer-Meridian und der Dünndarmmeridian. Lokalpunkte dieser Meridiane sowie lokale Schmerzpunkte auch außerhalb der Meridiane werden kombiniert mit Nahpunkten im Bereich des Nackens und des Oberarmes sowie Fernpunkten an der Hand und eventuell am Unterschenkel.

Bei Schultersteife nach Schulterprellung sticht der Akupunkturarzt eine Nadel am Unterschenkel und stimuliert die Nadel, so daß ein Wärme- und Druckgefühl im Unterschenkel entsteht, welches bis zum Knie ausstrahlt. Währenddessen versucht der Patient, die Schulter entspannt zu bewegen, und man bemerkt, wie plötzlich Bewegungen, die vorher durch erhebliche Schmerzen der Kapsel und der Schultermuskulatur verhindert wurden, nunmehr schmerzfrei möglich sind. Die Behandlung dauert meist nicht länger als fünf Minuten und eignet sich hervorragend, um ein seit Monaten oder Jahren versteiftes Schultergelenk wieder zu mobilisieren.

Nach tausendjährigen Erfahrungen ist die Akupunkturtherapie eine effektive Alternative zur längerfristigen Ruhigstellung einer erkrankten Schulter. Gerade bei älteren Menschen wird ja eine bleibende Bewegungseinschränkung der Schulter erst durch die Ruhigstellung eingeleitet. Man sollte also bei diesem Krankheitsbild die Akupunkturbehandlung, unterstützt durch Krankengymnastik und Massage, als Therapie der ersten Wahl einsetzen.

In dem von mir beschriebenen Versuch werden Tai-Ji-Quan als Bewegungsbehandlung und aktive Methode sowie chinesische Massagen als manuelle Therapie und passive Methode für die Therapie gegen PHS angewendet.

Allgemein gesagt können körperliche Bewegung und Entspannung die Besserung der Symptome unterstützen. Oft hilft auch eine Umstellung der Lebensgewohnheiten.

Man kann sich bemühen, alles etwas entspannter angehen zu lassen und Stress-Situationen möglichst zu vermeiden.

5.6.2 Allgemeine Bedingungen für die Therapie [257]

Die Bedingungen für die Therapie sind die folgenden:

• Qi dient als Medium, auch zwischen Therapeut und Patient.

Es soll reine Sachlichkeit garantieren und eine gute Behandlung durch

„Gutsein“ und „ruhigen Gang“ bewirken.

• Therapeutenverhalten

Ein großer Vorteil der Kombination aus Tai-Ji und Massage besteht darin, dass der Therapeut keine „direktive Beratung“ durchführt, und dass der Therapeut keinen Patient zwingen soll, sich zu ändern, ihm aber bei seiner Verhaltensänderung sehr wohl behilflich sein kann.

• Motivationsaspekte

Die Therapie mit dem Qi wird im Vergleich zu anderen Therapien von allen angenommen und hält trotz Leistungsanforderungen auch die launenhaften Patienten aktionsfreundig. Die Aufgabe für den Therapeuten besteht darin, diese Motivation nicht durch irgendwelche unbedachte Nachlässigkeit zu zerstören. Der Therapeut muss stets wachsam darum bemüht sein, sie zu erhalten und bei zunehmender Selbstsicherheit zu festigen, denn nur so schafft der Patient die Hürde hinein in sozial positive Aktionen.

Vor allem sollen die Kräfte von innen heraus geweckt und große Sorgfalt auf die

„Erziehung zum bewußten Atmen“ verwandt werden. Die gesamte Atmungshilfsmuskulatur muß in Tätigkeit kommen, wenn es gilt, drohender Brustkorbstarre entgegenzuwirken; denn geschwächte Muskeln und versteifte Gelenke behindern den Blutkreislauf und setzen die Gesamtleistungsfähigkeit herab.

So wie die Stimmungen wirken Vorstellungen auf den Körper. Die Vorstellung einer zukünftigen Freude lässt das Herz höher schlagen, ein zu erwartender Erfolg beflügelt.

Auch sie können als Waffen im Kampf gegen die Krankheiten Verwendung finden.

6 Zielsetzung

Im Rahmen der Zunahme von degenerativen Erkrankungen im allgemeinen Krankengut erlangt auch der Schulterschmerz wachsende Bedeutung. Das Interesse am Schultergelenk stand lange Zeit hinter dem an anderen großen Körpergelenken zurück.

Bisher wurden in meiner Arbeit die historische Entwicklung, die theoretischen Grundlagen und die Praxis der traditionellen chinesischen Medizin ausführlich geschildert. Für ein leichteres Verständnis sind meiner Meinung nach auch Einblicke in Randgebiete dieses Themenkreises wichtig, unabhängig davon, ob sie einer wissenschaftlichen Kritik nach dem heutigen Stand der Wissenschaft standhalten können oder nicht. Nach meiner Ansicht könnte eine solche jahrtausendealte Sammlung von Erfahrungen mit all ihrem Ballast durchaus eine nicht nur medizinhistorische Bedeutung haben.

Die untengenannten Behandlungsrichtlinien gelten sinngemäß auch für die Praxis von Tai-Ji und Massagen mit der Zielstellung [258]:

• Steigerung der körperlichen Kondition zur Verbesserung des reduzierten Allgemeinzustandes und der Kreislaufauffunktion,

• Vergrößerung des Atemvolumens durch Atem- und Brustkorbgymnastik;

• Stabilisierung der Statik durch intensives Training der Rumpf-,

Schultergürtel-, und Hüftmuskulatur; Schulung des Haltungsbewußtseins, Spiegelarbeit zur Haltungskorrektur,

• Erziehung zu einem optimalen Aufrichtungsvermögen, das – automatisiert - die neue (korrigierte) Ruhehaltung bestimmt.

Mit Therapie kann der Teufelskreis: Verspannung - muskuläre Dysbalance – Gelenkfehlbelastungen – Durchblutungsstörungen - degenerative Prozesse - Schmerz durchbrochen werden. Das Ziel der Therapie ist die Harmonisierung des Gesamtorganismus. Der therapeutische Zweck der traditionellen chinesischen

Medizin ist im Grunde mit dem der europäischen identisch, wenn auch in der Methodik mehrere Unterschiede bestehen.

Nach der heutigen wissenschaftlichen Auffassung wird die Gesundheit als neurohormonales Gleichgewicht bezeichnet, Krankheit dementsprechend als neurohormonaler Gleichgewichtsmangel. Die gleiche Erfahrung wurde schon Jahrtausende vorher von den alten chinesischen Ärzten gemacht: dass die Gesundheit in der Harmonie des ganzen Körpers und des ganzen Menschen besteht, und die Krankheit nichts anderes ist als ein Zustand der Unausgeglichenheit. Die Ursachen des Gleichgewichtszustandes oder seines Verlustes verbergen sich anscheinend außerhalb oder innerhalb unserer persönlichen Sphäre. Die Wiederherstellung des harmonischen Zustandes ist also im Organismus aufgrund äußerer oder innerer Faktoren zu erreichen.

Die Menge der Erfahrungen der chinesischen traditionellen Medizin kann nur dann wissenschaftlichen Wert besitzen, wenn die theoretischen Grundsätze und die Erfolge experimentell nachweisbar sind. Mit dieser Arbeit haben die chinesischen Ärzte vor einigen Jahre begonnen. Sie stehen noch am Anfang der Forschungen, da die verschiedenen Zusammenhänge des Erfahrungsgutes aller Jahrhunderte nur sehr schwer überblickt werden können. Während dieser Zeit entwickelt sich aber auch die moderne Wissenschaft weiter, deshalb erfordern diese Aufgaben immer wieder neue Einstufungen und Standpunkte und einen weiteren Überblick.

Die eigentliche Aufgabe der wissenschaftlichen Erforschung der chinesischen traditionellen Therapien ist es, die gesamte Theorie und die Praxis von den nicht beweisbaren und sichtbar falschen Bestandteilen zu befreien und den überbleibenden Teil mit der modernen Medizin in Einklang zu bringen.

Der heutige Stand der Forschungen kann in der folgenden Zusammenfassung gewürdigt werden. In dem bisher Gesagten wurde versucht, die hervorragenden Erfahrungen auf dem Gebiet der chinesischen Therapie zu umreißen. Die wissenschaftlichen Untersuchungen stehen aber zur Zeit noch im Anfangsstadium.

Der Wert der Untersuchungen ist heute noch teilweise umstritten und kann noch nicht voll und ganz akzeptiert werden. Um diese Tatsache wissen auch die Mediziner selbst, und sie versuchen deshalb, täglich neue Möglichkeiten aus dem großen Arsenal der Wissenschaften anzuwenden. In den Umwertungsarbeiten und Kommentaren zu den alten traditionellen Werken finden die modernen Forscher und ihre Methoden auch immer mehr Erwähnung.

Auch die vielfältigen Wirkungen des Tai-Ji-Quan und der chinesischen Massage werden in diesem Zusammenhang wissenschaftlich untersucht. In der Volksrepublik China werden schon seit längerem entsprechende Experimente durchgeführt. Die meisten Untersuchungen beziehen sich entweder allein auf Tai-Ji-Quan oder auf Massage-Techniken [150]. In meinem Versuch habe ich versucht, beide Methoden einzusetzen, mit dem Ziel, einen zufriedenstellenden Effekt für die PHS Patienten zu erreichen.

7 Methoden

Als Versuch möchte ich hier die Summe aller Maßnahmen bezeichnen, die die Wiederherstellung der körperlichen, geistigen und seelischen Schäden eines Patienten zum Ziel haben. Ich gehe davon aus, daß für die Beseitigung organischer Hemmungen aller Art als wirksamste Form nach einer Vorbereitung auf die notwendigen Dehnungen mit verschiedenen Wärmemaßnahmen eine Kombination aus Übungsbehandlung und manueller Massage zu empfehlen ist.