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Bevor das Pferd gezielt auf eine Vielseitigkeitsprüfung vorbereitet werden kann, muss es sich einem Grundlagentraining unterziehen. Dieses dient der Schaffung der Grundkondition und

der Vorbereitung des Bewegungsapparates auf das spätere Leistungstraining. Hierfür werden in der Literatur an verschiedener Stelle Angaben über Dauer und Umfang gemacht, welche in der folgenden Tabelle zusammengefasst sind (Tab.2.1.7., HABEL 1982, SPRINGORUM 1986, CLAYTON 1991, BREDOW 1992, FN 1997b, MARLIN u. NANKERVIS 2002).

Tab.2.1.7. Basistraining

Pferd Dauer Inhalt

Junges Pferd, oder Pferd 3-12 Schritt, Trab Galopp auf unterschiedlichem Boden nach längerer Pause Monate Techniktraining in Dressur, Springen und Gelände (Verletzung etc.) LSD-Training: Trab allmählich Steigern auf

30-50min, Galopp bis zu 3x4min (400m/min) bei Herzfrequenzen unter 140bpm

Älteres gesundes Pferd 1-3 Monate

LSD-Training kann zunächst 6-7x in der Woche, später dann 3x durchgeführt werden

Dieses Grundlagentraining schafft unter anderem eine Grundkondition für eine Belastung von einer Stunde bei durchschnittlichen 133m/min einschließlich einer 2-3 minütigen Galopp-phase bei 350-400m/min (CLAYTON 1991), hinsichtlich der im Training enthaltenen Ausbildungselemente die Grundlagen für die Dressur- und Springprüfungen und ist Voraussetzung für das Leistungstraining (SCHNABEL 1997).

Das folgende Leistungstraining bereitet speziell auf die jeweiligen Prüfungsanforderungen vor. In zahlreichen Trainingsplänen die auf empirischen Grundlagen beruhen, zeigt sich folgende Einteilung der Trainingswoche (Tab.2.1.8., HABEL 1982, SPRINGORUM 1986, CLAYTON 1991, BREDOW 1992, FN 1997b).

Tab.2.1.8. Anzahl der verschiedenen Trainingseinheiten (TE) pro Woche TE mit Schwerpunkt Anzahl TE pro

Trainings-woche

Dressur 2

Springen 1

Gelände 1

Galopp 2-3

Hierbei können die Galoppeinheiten bei geringer Belastung an mehreren Tagen hintereinander erfolgen während bei höherer Belastung überwiegend jeden vierten Tag bzw.

zweimal in der Woche mit zwei Tagen geringerer Belastung dazwischen galoppiert wird. Bei CLAYTON (1991) wird bei höherer Belastung sogar nur jeden 5. Tag galoppiert.

Für die Galopparbeit ergeben sich folgende von den verschiedenen Autoren aufgestellte Grundregeln (Tab.2.1.9., SCHWARK 1978, KARSTEN 1980, HABEL 1982, SPRINGORUM 1986 CLAYTON 1991, MARLIN u. NANKERVIS 2002):

Tab.2.1.9. Grundprinzipien der Galopparbeit

Bei höheren Geschwindigkeiten kürzere Distanzen Handwechsel zwischen den Belastungen

Sprints¹) in den Galoppdistanzen erst ab der Mitte der Strecke reiten

(Verhältnis Arbeit:Pause von 1:2 bis 1:6) Herzfrequenz in den Pausen <90-100bpm In den Pausen wird Schritt und Trab geritten

Grundprinzip

Erst Steigerung der Anzahl oder der Distanzen der Galoppstrecken, dann Steigerung der Geschwindigkeit (erst im aeroben Bereich trainieren, dann im anaeroben)

Beim Intervalltraining ist die Länge der Pausen abhängig von der Intensität der Belastung

¹) Sprints sind kurze Strecken höheren Tempos

Der Trainingshöhepunkt liegt ein bis zwei Wochen vor der Prüfung, damit Energiereserven wieder aufgefüllt werden können und es nicht zur Ermüdung kommt (GALLOUX 2002).

Anstelle von Galoppeinheiten können auch Vielseitigkeitsprüfungen als Vorbereitung auf die Zielprüfung eingesetzt werden. Tab.2.1.10. stellt einen Überblick über verschiedene Trainingspläne dar. Aufgegliedert ist die Darstellung anhand der bei den einzelnen Autoren angegebenen Galoppdistanzen (Details siehe Tab.2.1.1.Anhang bis Tab.2.1.10.Anhang).

KARSTEN (1980) und andere Quellen empfehlen sog. „Pipe-opener“ einige Male während des Galopptrainings kurz vor der Prüfung zu reiten. Dies sind Sprints mit einer Länge bis zu 500m und einer Geschwindigkeit von bis zu 750m/min.

Vergleich verschiedener klassischer Trainingspläne für Vielseitigkeitspferde im deutschsprachigen Schrifttum in chronologischer Reihenfolge Trainings- ziel Dauer [Wochen] Galoppeinheiten Geschwindigkeitsklassen Methode Pausen Art der Bewegung THP[d] Vielseitigkeit als Galoppeinheit[n] je Woche Gesamtdistanz [m] Teilmilitary 8 31) 26.400 72% bei 500m/min 8% bei 550m/min 20% bei 600m/min

2*Dauerm.+ 1*Wieder- holungsm.

15-30min Schritt + an Hand 7 - Vollmilitary 8 31) 45.300 66% bei 500m/min 34% bei 600m/min 2*Dauerm.+ 1*Wieder- holungsm.

30-60min Schritt + an Hand

7 - Vormilitary 8 2 von 94% bei 400m/min und 6% bei 450m/min auf 96% bei 400m/min und 4% bei 650m/min(7.Woche)

Wieder- holungsm. 20min Schritt und Trab 8 - GVS 8 2 33.000 36% bei 500m/min 55% bei 600m/min 9% bei >600m/min

Wieder- holungsm. 15min 7 - VA-VS 4-8 2 -70% bei 400m/min 30% bei 450-500 m/min + 1-3 kurze Sprints in den letzten beiden Wochen

Dauerm. -(nur Hand- wechsel) -- GVL-GVS 8-10 2 -70% bei 400m/min 30% bei 450-500 m/min + 2-4 kurze Sprints in den letzten beiden Wochen Dauerm. -(nur Hand- wechsel) -- GVS 8 j.4.T. 81.800 99% bei 400m/min 1% bei >600m/min zus.

Intervallm. 2*3min 14 6. TW GVL 8 j.4.T. 46.400 91% bei 400m/min 1% bei 559m/min 4% bei 600m/min 4% bei 700m/min Intervallm ? 12 2. TW 5. TW GVS 12 j.4.T. 84.700 91% bei 400m/min 5% bei 600m/min 4% bei 700m/min

Intervallm ? 12 6. TW 8.-9. TW GVS 12 j.4.T. 104.000(incl. Turnier- distanzen)

61% bei 400m/min 14% bei 500-550m/min 11% bei 570-600%m/min 13% bei 650-700m/min 0,5% bei 750m/min (Pipe opener)

Intervallm 2-3 14 6. TW 9. TW Anschluss an Geländereiten THP: Trainingshöhepunkt x-Tage vor dem Turnier j.4.T.:jeden 4.Tag TW: Trainingswoche 14

Ein Problem aller über Distanzen und Geschwindigkeiten gemachten Trainingsangaben ist es, dass eine präzise Angabe der Belastungsintensität hier nicht möglich ist, da z.B.

Reitergewicht, Bodenbeschaffenheit und –steigung sowie genetische Dispositionen die Pferde unterschiedlich auf Belastungen reagieren lassen.

Einige Quellen geben deshalb Herzfrequenzbereiche an, in denen trainiert werden soll.

SPRINGORUM (1986) empfiehlt für die Belastung im aerob-anaeroben Grenzbereich eine Herzfrequenz von 150-170bpm, während von ENGELHARDT (1997) zur Verbesserung der aeroben Kapazität ein Training im anaeroben Bereich bei 160-180bpm angibt. Aus den Untersuchungen auf mehreren Vielseitigkeitsturnieren schliessen AMORY et al. (1993), dass die hohe Belastung des Energiestoffwechsels im aerob-anaeroben Bereich im Training wiedergespiegelt werden sollte. Es wird ein Basistraining im aeroben Bereich bei 170-190bpm empfohlen, in dass dann später ein Training im anaeroben Bereich (Sprinttraining) mit Herzfrequenzen von 190-200bpm integriert werden soll. Für die Arbeit auf der Rennbahn werden diese Herzfrequenzbereiche hierbei bei 520-640m/min bzw. bei >640m/min erreicht.

Wie genau diese Arbeit zu verteilen ist, wird nicht beschrieben. Hierzu macht GALLOUX (2002) nähere Angaben. Das Training wird folgendermassen unterteilt: Ein Makrozyklus von nicht mehr als 6 Monaten besteht aus mehreren Zyklen von 2-3 Wochen des Trainings im aeroben Bereich, dazwischen jeweils 10 bis 15 Tage mit mehr technischem Trainings-schwerpunkt. Anschließend wird 10 Tage im anaeroben Bereich trainiert. Vorbereitungs-prüfungen sollen am Ende der höheren Belastung stattfinden. Zwischen den stärkeren Belastungen müssen hierbei drei bis vier Tage ruhige Arbeit liegen, wobei die Springeinheit immer vor die hohe Belastung zu legen ist. So ergibt sich folgende Trainingsanforderung in Abhängigkeit von der jeweiligen Prüfung und dem Alter des Pferdes (Tab.2.1.11.):

Tab.2.1.11. Trainingsbereiche des Energiestoffwechsels abhängig von Prüfungsniveau und Alter des Pferdes (nach Daten von GALLOUX 2002)

Prüfung Young horse championship

Young horse championship

Young horse championship

CCI*/CCI** CCI**/CCI***

Belastung Alter 5jährig 6jährig 8-9jährig 10-14jährig

Grundausdauer 100%

400-450m/

Aerobe Kapazität bei 3x3min V4 bei 3x4min V4 bei 3x4min V4 bei 4x4min V4 2x2min V200

bei 3x2min V200

SERRANO et al. (2002) findet bei Trainings- und Wettkampfuntersuchungen für ein CCI***

und ein CCI****, dass Herzfrequenzen und Laktatwerte im Training nicht an die Wettkampfbelastung herankommen und schliesst daraus, dass die Pferde untertrainiert sind.

Die Befürchtung von Trainingsverletzungen durch erhöhte Belastungen könnte hierfür ein Grund sein. Herzfrequenz- und Laktatmessungen können hier wichtige Aufschlüsse über Abweichungen (z.B. durch Verletzungen) geben, sind darüber hinaus ein wertvoller Hinweis für Belastungen in Training und Wettkampf und können dem Reiter Hinweise geben ob sein Pferd optimal auf die in den jeweiligen Prüfungen zu erwartenden Belastungen eingestellt ist.

Die verfügbaren Trainingspläne verdeutlichen die unterschiedlichen Konzepte von fast 70 Jahren Trainingsgeschichte. Während sich die Anteile des gerittenen Tempos an der Gesamtdistanz zwischen ÜXKÜLL (1933) und KARSTEN (1980) nicht sehr verändern, schafft das 8-Wochen-Intervalltraining (SPRINGORUM 1986) bei fast rein aerober Belastung den bis zu vierfachen Umfang an Trainingskilometern. Diese Kontinuität des Trainings steht im gegensatz zu den Prüfungsanforderungen, die sich in diesem Zeitraum von 1930 bis 1980 in Tempo und Distanz deutlich verändert haben (Abb.2.2.2.). Moderne Trainingsangaben spiegeln mehr den wissenschaftlichen Ansatz wieder indem sie nach Analyse der energetischen Belastungen durch eine Vielseitigkeitsprüfung Rückschlusse auf die Trainingsgestaltung ziehen.

2.2. Laktat und Herzfrequenz im Training und im Wettkampf