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Im Dokument Georg Wilhelm Schraders Manuskript (Seite 171-177)

5 Die Handschrift

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Die Hasenhacke entsteht ohne Ausnahme von einer gewaltsamen Biegung des Sprunggelenks z. B. bei schnellen Paraden, plözlichen Zurücktreten, unmäßigen Arbeiten in den Pilaren, beim Bergunterfahren, besonders wenn die Pferde eine schwere Last hinter sich haben u. dgl. Wenn die Pferde bei einer oder andern Gelegenheit zu sehr auf die Kruppe gesezt werden, so werden die Bänder und aponeurotischen Häute welche sich mit den Beugesehnen vereinigen, und besonders die Bänder

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welche das Hackenbeins des Sprunggelenks mit der Röhre verbinden, übernatürlich ausgedehnt. Sie schwellen hienach in gedachter Gegend auf, und formiren das was die Courbe, Hasenhacken u.s.w.

genannt wird.

Schlaffe und junge Pferde sind am meisten diesem Fehler unterworfen, vorzüglich haben aber die mit schmalen

Sprunggelenken und dicken Leisten an der auswendigen Seite deßelben, wie auch diejenigen, die eine beträchtliche Beugung zwischen dem Hinterknie und dem Röhrenbeine haben, so, als wenn die Ausstreckesehne unter der Kniebeuge fast an die Knochen gedrückt würde, eine angebohrne Disposition dazu. Pferde und besonders junge

Es giebt Pferde, die wenn man den Theil des Schenkels von der Spitze des

Sprunggelenks bis zum Köthenzapfen, von der Seite, jedoch etwas schräg nach dem Kopfe des Pferdes stehend, betrachtet, den Anschein haben, als hätten sie Hasenhacke, woran aber nur der ungewöhnlich große Kopf des äußern Griffel-

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mit den eben beschriebenen

Sprunggelenken, haben nicht allein viele Anlage zu Courbe, sondern sie sind auch als schwache Pferde anzusehen.

Ruhe ist das beste Mittel für solche lahme Pferde, selbst das Spatzierenreiten ist ihnen schädlich.

Die kranke Gegend bähet man fleißig so lange mit der warmen Kräuterbrühe nro 7 bis die benachbarte Geschwulst beinah verschwunden ist. Alsdann sucht man die in den Bändern ausgetretenen und gestockten Säfte durch die Zugsalbe nro 22 zum Ausfluß zu bewegen. Der harte Knollen der dann gewöhnlich zurückbleibt, muß man entweder mit Einreiben mit der warmen Theersalbe nro 29 oder durch die Quecksilbersalbe nro 31 oder durchs Brennen zu vertilgen suchen.

Kersting hat den Theil mit einem glühenden Eisen punctirt.

Was das Forterben der Courbe angelangt, so geht es hier grade so wie mit den Piephacken u. dgl. Schäden; unmittelbar sind sie nicht erblich, aber die Anlage dazu, nemlich schwache und schmalgebaute Hinterknie, tragen sich auf die Nachkommen in der Regel über.

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beines schuld ist und folglich nichts das dem Pferde schaden könnte.

Das Brennen haben besonders die Engländer ehemals empfohlen, um dadurch die Fasern zu stärken und Recidive zu verhüten. Die Franzosen brannten ehemals alle Pferde die zu starken Dienste gebraucht werden sollten als Präservativ, sowohl die Vorder als Hinterfüße vom Knie bis an den Feßel mit Strichen und Punkten.

Die Hasenhacke verschwindet selten so, daß man sie nicht noch deutlich selbst nach Jahren erkennen könnte, aber dann schadet sie nicht weiter, und ich [habe]manche

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solcher Pferde sehr lange als brauchbar gekannt.

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Von den Gallen überhaupt.

Unter Gallen versteht man eine weiche, mehr oder weniger genau umschriebene Geschwulst, d von kalter Natur, die eine Feuchtigkeit in sich enthält, und an den Schenkeln ihren Sitz hat. Die Gallen, die sowohl an den Vorder- als Hinterschenkeln statt finden, theilen wir in vier Arten ein.

1., In Vorder- und 2, in Hinterkniegallen, 3, In Fluß oder Sehnengallen und 4, In

Hinterkniebeugengallen oder den sogenannten Blutspatt.

Diejenige Galle welche sich an dem Vorderknie erzeugt wird Vorderkniegalle genannt; diejenige hingegen welche sich an den Seiten des Sprunggelenks befindet, nennt man zum Unterschiede

Hinterkniegallen. Unter Fluß oder [Sehnen]Feßelgallen versteht man diejenigen, welche sich oberhalb des Knöchelgelenks an den Schenkeln befinden.

Hinterkniebeugegallen, Blutspatt oder Pfannengallen, nennt man diejenigen, welche in der Kniebeuge des

Hinterschenkels nach der inwendigen Seite hie unter der sogenannten Spattader statt findet.

Den Hinterkniegallen giebt man zum

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Unterschiede noch Nebenbenennungen.

Wenn z. B. die Galle nur an einer Seite des Sprunggelenks statt findet, so nennt man sie die einfache Hinterkniegalle. Ist sie aber an beiden Seiten des Sprunggelenks zugegen, so sagt man das Pferd habe die

durchgehende oder die Kreutzgalle.

Dies wären nun die unterschiedlichen Namen der Gallen in Ansehung der Theile wo sie statt finden. Sie bekommen nun aber auch noch ferner besondere Namen in Ansehung ihrer Bildung. So theilt man z. B.

die Fluß oder Sehnengallen wiederum in 2 verschiedene Arten: nemlich in runde und längliche Flußgallen. Die länglichen befinden sich zwischen der Beugesehne und

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Sehnenscheide; die runden haben ihren Sitz zwischen dem Spannbande und der Röhre.

Unter allen Gallen sind die Flußgallen die häufigsten, aber auch am mindesten gefährlich, und veranlaßen sehr selten eine Lähmung.

Man überzeugt sich von der Gegenwart der Gallen 1., durchs Gesicht und 2, durchs Gefühl.

Wenn das Pferd behangene Schenkel hat, so ist es immer der Vorsicht gemäß, das Gefühl mit zu Hülfe zu neh-

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men. Im ersteren Falle betrachtet man die Schenkel von der Seite. Wenn nun nichts von Gallen da ist, so sind die Schenkel an den Stellen, wo sonst die Gallen statt finden, trocken.

Die Ursachen, woher die Gallen ihren Urpsrung nehmen, sind verschieden.

Folgende sind aber die gewöhnlichsten. 1., Uebertriebene Arbeit. Im gemeinen Leben glaubt man, daß dies die einzige Ursache sey; allein dies ist der Erfahrung nach nicht der Fall.

2., Zu viele Ruhe bey starken Futter.

3., Angebohrne körperliche Disposition.

4., Eine üble Mischung der Säfte.

Die erste Ursache kömmt immer mit der Körperkonstitution über des Thieres in Betracht, ob das Pferd nemlich schon alt, [oder jung]stark oder schwach ist. Wenn ein Füllen von 2 - 3 Jahren schon Gallen hat, dann ist es nicht rathsam, ein solches Thier zu kaufen, indem die Gallen leicht schlimmer werden können. Ist das Thier aber schon 7 – 8 Jahr alt, und der Dienst eben nicht schwer, dann kann man es lange gebrauchen, bevor es von den Gallen lahm wird. Ferner sind die Gallen in Ansehung der Jahrszeit

verschieden. Eine Galle von

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der Größe einer Haselnuß im Sommer ist weit beßer, als eine solche die etwas kleiner ist im Winter.

Eben so verhält es sich auch mit einem Pferde, welches täglich strapazirt wird, und einem andern, welches mäßig steht. Die nemliche Galle ist bei dem leztern immer am

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meisten zu fürchten.

Die Kennzeichen woran man erkennt, daß die 4te Ursache Schuld an dem Daseyn der Galle ist, ist, wenn sie erstlich sehr groß und zweitens, plözlich an einem Beine zum Vorschein kömmt. Bei jungen Füllen von etwa 8 - 14 Tagen zeigt sich zu Zeiten plözlich eine große Sprunggelenkgalle, wobei eine üble Mischung der Säfte zum Grunde liegt. Das ganze Srpunggelenk ist dabei nicht selten angeschwollen, und dadurch die Galle in etwas verborgen, auch fallen wohl gar hier und da Löcher in den Schenkel. Solche Subjekte werden gewöhnlich nicht wieder beßer. Sie verfallen zulezt in Auszehrung, fließen aus der Nase und sterben an den Folgen dieser Galle.

Sind aber die Thiere schon älter, etwa 3 und mehrere Jahre alt, dann ist der ganze Körper schon mehr gestärkt, und dann stellt man sie der Regel nach glücklich wieder her.

Die Heilung der Gallen bewerkstelligt Seite 43

man auf folgende Art: Man laße das Thier bei seinem gewöhnlichen Futter, mäste es aber ja nicht, ist es aber schon mastig, so läßt man es zur Ader, widrigenfalls aber nicht. Dabey entzieht man dem Pferde etwas von seiner gewöhnlichen Futterportion, und läßt es alsdann ein paarmal nach einander, etwa in jeder Woche einmal mit der Laxirpille nro 15 purgieren. Dabey versäume man nicht, ihm täglich eine angemeßene Gesundheitsbewegung auf weichen Boden zu geben. Strapaziren muß man das Pferd aber ja nicht.

Die Gallen selbst behandelt man auf folgende Art. Sind sie noch klein, so sucht man ihnen vorzukommen, daß sie nicht größer werden, wozu man sich des Mittels nro 1 bedient; oder man kocht ein paar handvoll gemahlene Eichenrinde in 11/2 Maaß Weineßig und eben so viel Waßer, und schüttet nach dem Kochen in ein solches Decoct noch 4 Loth Alaun. Mit ein oder andern wäscht man das kranke Gebiet täglich etlichemal, oder beßer, man benuzt nach dem Waschen mit einem dieser Mittel einen wollenen Lappen, wickelt denselben um die Gegend der

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Gallen, und hält ihn immer mit einer dieser Artzeneyen feucht.

Haben die Gallen aber schon eine gewiße Größe erreicht, dann ist die

Kantharidensalbe nro 21 oder beßer 22 das einzige und sicherste Mittel, wovon man Gebrauch machen kann, welche man dann auf die bewuste Art anwendet.

Nachdem man hiedurch die gestockten Säfte herausgezogen, braucht man ferner zur Stärkung der erschlafften Theile das Goulardsche Waßer oder das ebenerwähnte Eichenrinden Decoct, oder auch wohl das glühende Eisen. Dabey muß man aber auch in der Zukunft sorgfältig die Ursachen, die zu den Gallen Anlaß geben, vermeiden. Man hat noch verschiedene andere Proceduren, wodurch man die Gallen wegschaffen kann;

allein die eben erwähnte Behandlung ist die beste.

Muthmaßt man, daß die Gallen durch die 4te Ursache entstanden sind, so behandelt man das Thier und die Gallen eben so, wie bereits gesagt worden ist, man legt dem Patienten aber auch noch obendrain eine Fontanelle unter den Leib. Die

Sprunggelenkgallen haben die nemlichen Ursachen zum Grunde wie die an-

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Kersting wandte daßelbe viel bei der Heilung der Gallen an, unter [andern]auch nach der Absetzung der Spattader beim sogenannten Blutspatt, er brannte die Puncte alsdann im Verband

damit die Haare über die gebrannten Stellen beßer herüberwüchsen und keine kahle Flecke sich nach dem Brande zeigten.

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dern. Die Behandlung ist daher auch mit jenen gleich. Man kann diese Art Gallen auf eine Augenblick zurückschieben und die Gelenkschmiere (sinovia) tritt dann in die Gelenkhöhlen zurück, sobald aber die Muskeln die Knochen wieder zusammenziehen, so läuft die

Gelenkschmiere da wieder hin, wo sie den wenigsten Widerstand findet nemlich in die Gelenkcapsel.

Die Vorderkniegalle besteht in einer Ansammlung von Sehnenschleim, in denen an der aus wendigen Seite nahe an dem Vorderknie sich befindenden Sehnenscheide und veranlaßt keine Lähmung. Man trifft diese Gallen nur selten an. Die Behandlung ist mit den andern Gallen völlig gleich.

Die Hinterkniebeugegalle belegt man deswegen mit diesem Namen, theils weil sie einer Galle ähnlich ist, theils weil sie grade in

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Dieses Kunstgriffs bedienen sich auch die Roßkämme, um die Gallen auf eine kurze Zeit dem Käufer zu verbergen.

Vor einigen Jahren (1812) hatte ich ein Pferd in Behandlung, [bei]dem [sich]an beiden Vorderknieen zugleich, an der inwendigen Seite, da wo von dem Hakenbeine bis zu dem andern Kniekochen ein Band geht, welche einen Raum bilden durch welchen die Beugesehnen des Hufs gehen, eine Galle von der Größe eines Hühnereies gebildet, welche ich endlich durch wiederholte Einreibungen der

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der Kniebeuge statt findet.

Im gemeinen Leben heißt man diese Galle auch häufig den Blutspatt. Diese Benennung ist aber falsch. Blutspatt nennt man diesen Fehler deswegen, weil man vor diesem und auch jetzt noch zum Theil irrig glaubt, daß er eine Ausdehnung (varia) der

Kantharidensalbe wieder wegschaffte.

Dieses Pferd hatte die nicht sehr häufig vorkommende Bildung daß die Kniee sehr stark von außen nach innen gebogen (einbögig) waren, durch welche Bauart diese Gallen bewirkt seyn müßen.

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