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Der Schreiber Georg Wilhelm Schrader

Im Dokument Georg Wilhelm Schraders Manuskript (Seite 26-34)

Georg Wilhelm Schrader wurde am 24. November 1788 als Sohn des Anton Otto Schrader, Schmied und Tierarzt, und seiner Frau Helena Elisabeth, geb. Otterstein, in Hamburg geboren. Georg Wilhelm war der erste Sohn von insgesamt sieben Kindern, die die beiden in ihrer Ehe bekamen. Wie aus dem im Original erhaltenen

„Extract aus dem Taufbuche“ (Abb. 7) zu sehen ist, wurde Georg Wilhelm am 30.

November 1788 in der Hauptkirche St. Michaelis in Hamburg getauft.

Abb. 7: Extrakt aus dem Taufbuch von Georg Wilhelm Schrader.

Sein Vater schuf 1818 eine Familienchronik „Aelteste Nachrichten von der Familie Schrader“, die mit den Worten beginnt: „Jedem wißbegierigen Menschen muß es doch höchst interessant sein, seine Stammältern aufgezeichnet zu finden.“ Sie soll uns einen kurzen Einblick in die Familiengeschichte vermitteln. Teils aus mündlichen,

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teils aus schriftlichen Nachrichten oder einfach aus dem Gedächtnis sind diese Auf-zeichnungen über die aus Bückeburg stammende Familie Schrader zustande gekommen.

Schon das älteste bekannte Familienmitglied, Hans Schrader, hatte die

„Schmiedeprofession“ erlernt. Sehr früh also, nämlich im 16. Jahrhundert, zeigte sich gewissermaßen die „berufliche Richtung“ der Familie Schrader, die auch im abgebildeten Familienwappen sichtbar wird.

Abb. 8: Familienwappen Schrader.

Das Hufeisen - anstelle von Büffelhörnern8 - ist für die Familie Schrader, in der die Hufschmiede in Bückeburg erblich und später der Beruf des Tierarztes bevorzugt war, außerordentlich bezeichnend. Im „Wappenbuch der hamburgischen Deputationen“, das 1896 von Eduard Lorenz Meyer herausgegeben wurde, ist auf Seite 76 das Schradersche Familienwappen folgendermaßen dargestellt (s. Abb. 9):

8 Büffelhörner kommen in Wappendarstellungen unendlich oft vor und sind somit eigentlich nichtssagend. Daher fiel die Wahl von Dr. jur. Theodor Heinrich Schrader, der die Abänderung vornahm, auf das Hufeisen.

Abb. 9: Das Schradersche Familienwappen als bildliche Wiedergabe im „Wappenbuch der Hamburgischen Deputationen“.9

Weitere Details zu diesem Familienwappen finden sich im Anhang als „Bemerkungen zum Schrader’schen Familienwappen“. Diese entstammen ebenfalls dem Nachlass und wurden wörtlich übernommen.

Hans Schrader war der erste Bewohner des Stammhauses der Familie Schrader in Bückeburg. Das neuerbaute Haus No. 44, das sich an der Langen Straße und der

9 Auszug aus Archivalien des Staatsarchivs Hamburg, Sign. A 710-0055, Lorenz Meyer, Eduard (1896): „Wappenbuch der Hamburgischen Deputationen“, S. 76. – Digitalisierung im Staatsarchiv Hamburg.

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Ecke der Petersilienstraße befand, hatte Hans Schrader von seiner Braut, der Tochter des Predigers Wöpking, als „Brautschatz“ erhalten. Dieses Haus wurde ohne Unterbrechung von den Schraders bewohnt, „von Vater auf Sohn“ quasi vererbt, „oh-ne daß je ein Stiefvater darin gewesen ist“. „Vielleicht ist in dem großen und volk-reichen Hamburg und auch nicht in Bückeburg ein Haus, welches so lange von einer Familie bewohnt worden ist“, bemerkt Anton Otto voller Stolz auf seine Familie.

Viele der Vorfahren hatten also das Schmiedehandwerk erlernt. Mit Anton Otto, Georg Wilhelm und Otto Friedrich Wilhelm Schrader folgten schließlich drei Genera-tionen Tierärzte.

Anton Otto Schrader

( 1759-1841) Georg Wilhelm Schrader

(1788-1869) Otto Friedrich Wilhelm Schrader (1825-1875) Abb. 10: Die Tierärzte Schrader.

Die Stammtafel der Familie Schrader liegt im Nachlass vor, ist formatbedingt aber nur als Ausschnitt im Anhang zu finden.

Anton Otto Schrader hatte allerdings anfangs ebenfalls wie sein Vater Ernst Wilhelm das Schmiedehandwerk erlernt. Durch eine langandauernde Krankheit aber berufs-unfähig geworden, schickte ihn sein Vater 1783 nach Hannover in die dortige

„Thierarzeneyschule“. So lernte er unter Johann Adam Kersting und August Conrad Havemann „dieses Metier“, um am 3. August 1785 in Hamburg selbst eine Praxis zu eröffnen.10

Desweiteren findet sich im Schraderschen Nachlass unter anderem auch die Lebensgeschichte der Cousine Georg Wilhelm Schraders, Ernestine Schrader, aus Briefen und Dokumenten. Da auch über das Wesen Schraders hier einiges zu lesen

10 aus: Familien-Chronik von Anton Otto Schrader, Hamburg 1818.

ist, soll kurz darauf eingegangen werden. Um die dort geschilderten Ereignisse und Familienangelegenheiten möglichst genau darzustellen, wurde der Text beinahe originalgetreu wiedergegeben. Georg Wilhelm war der Cousin Ernestines und ein enger Vertrauter und Freund für sie, dem sie ihre Sorgen anvertrauen konnte und der immer ein offenes Ohr für sie hatte, denn in ihrer Familie herrschte nicht so eine Ordnung wie im Schraderschen Haus. Ernst Ludwig, der Vater Ernestines und Bruder Anton Ottos, schien dem Alkohol verfallen, ebenso die Mutter Maria Charlotte, geb. Insinger. Daher verehrte Ernestine auch Anton Otto, „der durch sein Studium der Tierarznei in bisher unserer Familie verschlossene geistige Gebiete eindrang“, so schreibt sie.

Im Nachlass ist uns ein Dokument aus dem Jahr 1803 erhalten, das Georg Wilhelm die Reise von Hamburg über Nienburg nach Bückeburg gestattet – sicherlich mit dem Ziel, die dort lebenden Verwandten zu besuchen. Zu diesem Zeitpunkt ist Georg Wilhelm 14 Jahre alt. Es beinhaltet eine kurze Beschreibung des Reisenden sowie die damals wohl übliche Bitte, den „Vorzeiger“ dieses Dokuments „frei, sicher, und ungehindert“ passieren zu lassen. (s. Abb. 11).

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Abb. 11: Reisedokument für Georg Wilhelm Schrader von Hamburg nach Bückeburg (1803).

Wir, Bürgermeister und Rath der Kaiserlich-freien Reichsstadt Hamburg, entbieten mit Bezeugung, daß hieselbst Gottlob reine und gesunde Luft sei, Allen und Jeden, nach Standes Gebühr, Unsere willigen Dienste und freundlichen Gruß, Dieselben ersuchend, Sie geruhen, Vorzeiger dieses, Georg Wilhelm Schrader, eines hiesigen Bürgers Sohn gebürtig aus Hamburg seit seiner Jugend sich hieselbst aufhaltend, alt 14 Jahr, von kleiner Statur, helbraunen Haaren, und Augenbraunen, kleiner Nase, breiter Stirn und länglichem Gesichte, welcher von hier über Nienburg nach Bückeburg zu reisen Willens ist, mit bei sich habenden Reisesachen, aller Orten frei, sicher, und ungehindert passiren, ihm allen gnädigen, günstigen, guten Willen und geneigte Beförderung, wo er deren benöthigt seyn wird, erzeigen, und ihn sonst der allgemeinen Sicherheit fruchtbarlich genießen zu lassen; welches Wir in dergleichen Fällen zu erwiedern, nicht ermangeln werden.

Urkundlich Unsers hierunter gedruckten gewöhnlichen Stadt-Secret-Siegels.

Actum d. 30.’ Junii 1803 Ex commissione Amplissimi Senatus Hamburgensis subscripsi

Als Ernestine 14 Jahre alt war, kam Georg Wilhelm 16jährig zu ihrer Familie ins Haus, um für seinen späteren Beruf als Tierarzt einige praktische Kenntnisse im Beschlagen der Pferde zu erwerben. An diesen „zarten, etwas schwerfälligen, ordentlichen und aus einem ordentlichen Hause stammenden jungen Verwandten“

schloss sich die mitteilungsbedürftige, lebhafte junge Frau an. Daraus entstanden eine Freundschaft und ein „verständnisvolles Zusammenhalten“. Sie entwickelte eine tiefe Sympathie für die in Hamburg lebenden Verwandten, die sie durch Georg Wilhelm nun mehr kennenlernte.

Die einmal geschlossene Freundschaft mit Ernestine erlosch nicht, obwohl Georg Wilhelm nur kurze Zeit in dem Haus an der Langen Strasse blieb. Aus Sorge, dass die misslichen Zustände im Haus seines Bruders einen ungünstigen Einfluss auf Georg Wilhelm haben könnten, nahm Anton Otto ihn kurzerhand aus dessen Obhut und schickte ihn stattdessen zu einem angeheirateten Verwandten, dem Schmied Harries in Bückeburg, dessen Sohn ebenfalls Tierarznei studierte. Zwischen den bei-den entstand ebenfalls eine Freundschaft, die zu einem ausführlichen Briefwechsel über Tierarznei führte. In Schraders Manuskript wird Harries in den Randnotizen auch des Öfteren erwähnt. Anton Otto schreibt seinem Sohn erleichtert: „Ich bin nur froh, daß du mit Ehren aus dieser Gesellschaft heraus bist.“ Auch während seiner Studienzeit später in Hannover und Berlin blieb Georg Wilhelm weiterhin mit Ernestine in Briefkontakt. Anton Otto ließ nämlich auch seinen erstgeborenen Sohn an diesen beiden Tierarzneischulen lernen, damit er ihn später in seiner Praxis unterstützen konnte. So reiste Georg Wilhelm schließlich wieder von Bückeburg zurück in seine Heimatstadt Hamburg. Der wohl dazu benötigte Reisepass aus dem Jahr 1809 von Bückeburg nach Hamburg ist im Nachlass erhalten, zu sehen in Abb.

12 und 13. Hier findet man auch eine recht detaillierte Beschreibung von Schraders Aussehen, der zum Zeitpunkt der Ausstellung des Reisepasses 20 Jahre alt ist.

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Abb. 12: Reisepass von Georg Wilhelm Schrader 1809.

Nr. 209

Reisepaß

gültig für vierzehn Tage

Beschreibung

Im Dokument Georg Wilhelm Schraders Manuskript (Seite 26-34)