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Vergangenheitsentwicklung, Korrelationen

Verzeichnis der Abkürzungen, Akronyme und Symbole

5 Vergleich der Szenarien

5.1 Wesentliche Kenndaten

5.2.1 Vergangenheitsentwicklung, Korrelationen

Um eine bessere Einschätzung der Szenarienergebnisse im Vergleich zur längerfristi-gen Entwicklung der Verganlängerfristi-genheit zu ermöglichen, wird an dieser Stelle die Entwick-lung des Endenergieverbrauchs, des Elektrizitätsverbrauchs und der CO2-Emissionen jeweils pro Kopf und pro BIP ab 1950 kurz dargestellt und diskutiert.

Figur 5-1: Szenarienvergleich

Entwicklung der Endenergienachfrage pro Kopf von 1950 – 2050, in GJ p.c.

Quelle: Prognos 2012

Die Analyse der - unbereinigten - Entwicklung der Endenergienachfrage pro Kopf unter Einbezug der Vergangenheit in Figur 5-1 zeigt, dass der Endenergieverbrauch sich nach einem bis ca. 1972 (Ölpreiskrisen 1972 - 1984) rasanten, danach abgeschwäch-ten Anstieg ab 1990 etwa stabilisiert hat; seit etwa dem Jahr 2005 hat er eine leicht abfallende Tendenz (diese war in den Energieperspektiven 2035 noch nicht zu sehen;

der Abfall ab den Szenarien II, das dem jetzigen „Weiter wie bisher“ entspricht, stiess damals auf sehr viel Unverständnis). Dies wird noch deutlicher, wenn der Verbrauch witterungsbereinigt wird: Das Jahr 2010 war ein kaltes Jahr, insofern ist der Abfall auf die witterungsbereinigten Daten ab 2011 plausibel. Hierzu tragen sowohl die Struktur-veränderungen der letzten Jahre als auch möglicherweise die seit dem Jahr 2005 zu-sätzlich eingeführten energiepolitischen Instrumente bei, die allerdings eher langfristig orientiert sind. Das Szenario „Weiter wie bisher“ setzt diesen Trend fort, in einer leicht abgeschwächten Weise. Die beiden Szenarien „Politisches Massnahmenpaket“ sowie

„Neue Energiepolitik“ verstärken den Reduktionstrend jeweils deutlich. Im Szenario

„Neue Energiepolitik“ wird die spezifische Reduktion durch die getroffenen Massnah-men praktisch verdoppelt. In allen Szenarien ist deutlich zu sehen, dass sich der Ab-wärtstrend zwischen 2035 und 2050 abschwächt. Bei den beiden

instrumentengetrie-0 20 40 60 80 100 120

1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050 GJ p.c.

Vergangenheit WWB POM NEP

September 2012

Prognos AG 100

benen Szenarien „Weiter wie bisher“ und „Politisches Massnahmenpaket“ liegt dies daran, dass die eingesetzten Fördermittel konstant bleiben und insbesondere bei den wettbewerblichen Ausschreibungen die Massnahmen mit den höheren Einsparungsef-fizienzen zuerst ausgeschöpft werden. Beim Szenario „Neue Energiepolitik“ liegt es daran, dass die eingesetzten Querschnittstechnologien konservativ abgeschätzt wur-den und gegen die zweite Ersatzperiode des Betrachtungszeitraums zusätzliche Ein-sparungen (wie z.B. bei Zweitsanierungen) immer schwerer zu realisieren sind.

Figur 5-2: Szenarienvergleich

Entwicklung der Endenergienachfrage pro BIP von 1950 – 2050, in MJ/CHF

Quelle: Prognos 2012

Die Entwicklung der Endenergienachfrage pro BIP (Figur 5-2) ist ein Mass dafür, mit wie viel Energieeinsatz die Wirtschaftsleistung erarbeitet wird.

Von 1950 bis 1974 (erste Ölpreiskrise) stieg der Endenergieverbrauch je BIP; hier zeigt sich z.B. die steigende Ausstattung der Bevölkerung mit Personenwagen oder die all-mählich wachsenden spezifischen Wohnflächen. Die „Zacken“ in der Kurve stammen unter anderem daher, dass die hier gezeigte Vergangenheitsentwicklung gem. GEST nicht witterungsbereinigt ist. Ab dem Schock von 1974 ist bis etwa 1990 eine ungefäh-re Konstanz zu erkennen, überlagert von Fluktuationen. Diese kann mit verschiedenen Einflussgrössen korreliert werden: Einerseits ist davon auszugehen, dass eine gewisse

„Sättigung“ in der Bevölkerung bei der Ausstattung mit bestimmten Komfortgütern wie Fahrzeugen, Flächen mit komfortablen Heizsystemen, Haushalts- und Unterhaltungs-geräten eingetreten ist, so dass diesbezügliches Wachstum ohnehin verlangsamt wird.

Andererseits zeigen die beiden Ölpreiskrisen Nachwirkungen, es werden neue techni-sche Lösungen für Energieeffizienz entwickelt. Die energetitechni-sche Gebäudesanierung ist hier ein Beispiel, ebenso wie der Versuch, Fahrzeuge effizienter zu machen. Darüber hinaus setzt ein Strukturwandel ein, der insgesamt weniger energieintensive Branchen begünstigt. Ab 1990 sinkt der Energieverbrauch je erwirtschafteter BIP-Einheit um knapp 1 % pro Jahr; ab etwa 2000 verstärkt sich diese Tendenz zu einem Absinken um

0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5

1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050 MJ/CHF

Vergangenheit WWB POM NEP

September 2012

Prognos AG 101

ca. 1.2 % pro Jahr — die gesamte Volkswirtschaft wird also effizienter. Hierzu tragen mehrere Effekte bei: Die Durchdringung aller Sektoren mit Computern ist in vollem Gange; hierdurch werden in allen Volkswirtschaften der hoch industrialisierten Länder weitere Effizienzentwicklungen ausgelöst. Die Wertschöpfung verschiebt sich weiter von material- und energieintensiven Branchen zu wissens- und dienstleistungsorien-tierten (auch unternehmensnahe Dienstleistungsbranchen). Ausserdem gibt es etwa ab 1990, spätestens nach der ersten Klima- und Nachhaltigkeitskonferenz von Rio 1992 klimaschutzorientierte Anteile in der Energiepolitik.

Die Entwicklung des spezifischen Endenergieverbrauchs je BIP-Einheit illustriert die oben beschriebene Überkompensation der Mengeneffekte durch Effizienz deutlich:

Bereits im Szenario „Weiter wie bisher“ nimmt die spezifische Endenergienachfrage pro BIP von 2000 bis 2050 um 50 % ab und setzt damit den Trend der letzten Jahre abgeschwächt fort. Im Szenario „Neue Energiepolitik“ muss eine Reduktion von 66 % erreicht werden; mit dem Szenario „Politisches Massnahmenpaket“ werden immerhin 58 % Reduktion erreicht.

Figur 5-3: Szenarienvergleich

Entwicklung der Elektrizitätsnachfrage pro Kopf von 1950 – 2050, in GJ p.c.

Quelle: Prognos 2012

Die Entwicklung der Elektrizitätsnachfrage pro Kopf der Vergangenheit (Figur 5-3) zeigt zwischen 1950 und 1970 ein etwa konstantes absolutes und abnehmendes relatives Wachstum auf. Zwischen 1970 und 1990 steigt das absolute Wachstum der pro-Kopf-Nachfrage nochmals deutlich an, während das relative aber im Durchschnitt weiter sinkt. Ab 1990 reduziert sich der Wachstumstrend bereits deutlich; ab dem Jahr 2005 ist (witterungs- und konjunkturbereinigt) eine sehr leichte Abnahme von 0.1 % pro Jahr beobchtbar. Im Szenario „Weiter wie bisher“ wird dieser Trend anfangs moderat fortge-setzt; ab ca. 2030 steigt der spezifische Elektrizitätsverbrauch pro Kopf sogar wieder an, um in 2050 7 % über demjenigen von 2000 und 2 % über demjenigen von 2010 zu liegen. Das bedeutet, dass der Stromverbrauch stärker wächst als die Bevölkerung.

0 5 10 15 20 25 30

1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050 GJ p.c.

Vergangenheit WWB POM NEP

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Prognos AG 102

Hierzu tragen insbesondere die Verwendungszwecke Antriebe und Prozesse in den wachsenden Wirtschaftsbranchen, der zunehmende Kühlungsbedarf in Wohn- und Dienstleistungsgebäuden sowie die moderate Elektrifizierung des Personenverkehrs bei. Im Szenario „Neue Energiepolitik“ sinkt der spezifische Stromverbrauch pro Kopf insgesamt trotz einer Wärmepumpenstrategie und der starken Elektrifizierung des Per-sonenverkehrs stetig um ca. 0.4 % pro Jahr bis 2050 auf ca. 82 % des Wertes von 2000 und 79 % des Wertes von 2010 ab. Dies wird durch den konsequenten Einsatz von energieeffizienten Querschnittstechnologien (Motoren, Pumpen, Druckluft, Trakti-on), den Verzicht auf Kompressionskühlung für Klimakälte, neue Beleuchtungstechno-logien, die Anwendung von „Green IT“-Konzepten in den IT-orientierten Dienstleis-tungsbranchen sowie den Verzicht auf Stromdirekt- und -speicherheizungen erreicht.

Im Szenario „Politisches Massnahmenpaket“ wird insbesondere über das Instrumenta-rium der wettbewerblichen Ausschreibungen ein starker Effizienzfortschritt erreicht;

dieser schwächt sich ab etwa 2035 jedoch ab, und die Stromnachfrage wächst wieder geringfügig an; im Endeffekt liegt die spezifische Stromnachfrage pro Kopf in diesem Szenario 6 % unter derjenigen des Jahres 2000 und 10 % unter derjenigen des Jahres 2010.

Figur 5-4: Szenarienvergleich

Entwicklung der Elektrizitätsnachfrage pro BIP von 1950 – 2050, in MJ/CHF

Quelle: Prognos 2012

Die Entwicklung der Elektrizitätsnachfrage je BIP-Einheit (Figur 5-4) weist in der Ver-gangenheit deutlich voneinander getrennte Bereiche auf: In der Zeit von 1950 bis 1970 ist ein sehr geringer mittlerer Anstieg der Elektrizitätsnachfrage je BIP-Einheit von Fluk-tuationen überlagert; ab 1974 bis ca. 1987 ist ein deutlicher Anstieg der Elektrizitäts-nachfrage je BIP-Einheit zu konstatieren; dieser korreliert zeitlich mit der zuvor be-schriebenen ungefähren Konstanz der Gesamtenergienachfrage je BIP-Einheit nach 1974 und weist auf einen Struktureffekt im Energiemix hin: Je BIP-Einheit wird mehr

„veredelte“ elektrische Energie und weniger fossile Energieträger, insbesondere Heizöl, verwendet. Ab 1990 ist die spezifische Nachfrage nach Elektrizität je BIP-Einheit mit

0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5

1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050 MJ/CHF

Vergangenheit WWB POM NEP

September 2012

Prognos AG 103

Fluktuationen etwa konstant, ab 2005 sinkt sie witterungs- und konjunkturbereinigt ge-ringfügig um ca. 0.6 % pro Jahr ab. Dies ist vor allem auf den etwa seit 2000 verstärk-ten Strukturwandel zur weiteren hocheffizienverstärk-ten, wissensinverstärk-tensiven und werthaltigen Industriestruktur zurückzuführen. Daneben sind insbesondere einige wesentliche Technologien (IKT, Unterhaltungselektronik mit Displaytechnologien, Beleuchtung) deutlich energieeffizienter geworden und sind dabei in der Wertdichte gestiegen.

Dieser Trend setzt sich im Szenario „Weiter wie bisher“ im Wesentlichen fort; er schwächt sich ab 2035 geringfügig ab. Die spezifische Elektrizitätsnachfrage je BIP-Einheit liegt im Jahr 2050 um 22 % unter derjenigen von 2000 und 20 % unter derjeni-gen von 2010. Im Szenario „Neue Energiepolitik“ wird durch den Einsatz vor allem der Querschnittstechnologien, Green IT, konsequentem Ersatz von Kompressionskälte sowie moderatem Einsatz neuer Schlüsseltechnologien insgesamt ein (anfangs stärke-rer, später moderater) Anstieg der Elektrizitätsproduktivität um durchschnittlich 1 % erreicht, die spezifische Elektrizitätsnachfrage je BIP liegt damit in 2050 um 40 % unter derjenigen von 2000. Im Szenario „Politisches Massnahmenpaket“ wird eine Reduktion um 31 % erreicht, dieses liegt damit ungefähr auf halbem Weg zwischen „Weiter wie bisher“ und „Neue Energiepolitik“.

Die beiden folgenden Figuren fassen die spezifischen Verbräuche im langfristigen Zeitablauf zusammen.

Figur 5-5: Szenarienvergleich

Entwicklung der Endenergie- und Elektrizitätsnachfrage pro Kopf von 1950 – 2050, in GJ und MWh

Quelle: Prognos 2012 0 5 10 15 20 25 30

0 20 40 60 80 100 120

1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050 GJ p.c. MWh

Vergangenheit WWB POM NEP

September 2012

Prognos AG 104

Figur 5-6: Szenarienvergleich

Entwicklung der Endenergie- und Elektrizitätsnachfrage pro BIP von 1950 – 2050, in MJ/CHF

Quelle: Prognos 2012