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Die Untersuchung des Nabels stellt einen wesentlichen Teil der klinischen Allgemein-untersuchung des Fohlens dar. Dies gilt nicht nur bei neonaten Fohlen, da Erkrankungen des Nabels auch bei älteren Tieren vorkommen können (COLLATOS

et al., 1989, BERNARD und REIMER, 1994). In den ersten Lebenstagen und -wochen sollte dem Nabel des Fohlens besondere Aufmerksamkeit geschenkt

werden, da Infektionen in dieser Zeit häufiger vorkommen (REEF et al., 1989).

Die klinische Untersuchung des Nabels stützt sich auf Adspektion und Palpation. Die sonographische Untersuchung und die Laparotomie sind Möglichkeiten zur Darstellung der intraabdominalen Nabelstrukturen. Auch die Untersuchung des Blutes kann Hinweise auf den Gesundheitszustand des Nabels liefern (REEF, 1991, REIMER und BERNARD, 1998).

2.4.1 Die klinische Untersuchung des Nabels inklusive Laboruntersuchungen Die klinische Untersuchung des Nabels beinhaltet eine genaue adspektorische und palpatorische Befundung der sichtbaren bzw. fühlbaren Nabelstrukturen. Dabei sollte auf Größe, Form und eventuell vorhandenen Sekretabfluss geachtet werden.

Konsistenz, vermehrte lokale Wärme und Schmerzhaftigkeit sind palpatorisch zu erfassen (BAXTER, 1989). Bei Umfangsvermehrungen sollte weiterhin evaluiert werden, ob diese reponierbar sind und ob ein erweiterter Umbilikalring zu erfühlen ist, um eine möglicherweise vorhandene Umbilikalhernie von entzündlichen Veränderungen oder Nabelhämatomen differentialdiagnostisch abzugrenzen (SMITH, 1985).

Schwellung, eitriges Sekret und Verlust von Urin durch den äußeren Nabelstumpf sind deutliche Hinweise auf eine Erkrankung des Nabels, wobei das Fehlen derartiger Symptome eine Infektion der intraabdominalen Nabelstrukturen keinesfalls ausschließt (MORRIS, 1984, REEF, 1991, EDWARDS und FUBINI, 1995). Auch bei Fieber unbekannter Ursache, septikämischen Erkrankungsbildern mit Lahmheiten und vermehrt gefüllten Gelenken ist der Nabel als möglicher primärer Infektionsort zu untersuchen (REEF, 1991, REIMER und BERNARD, 1998).

Die Genauigkeit und die Sensitivität der klinischen Untersuchung werden in der Literatur unterschiedlich beurteilt. So wurden in einer Studie an 33 nabelerkrankten Fohlen zwölf mit unauffälligem Palpationsbefund dokumentiert (REEF et al., 1989).

Die Literatur über Nabelerkrankungen des Fohlens gibt im Gegensatz zum Kalb relativ übereinstimmend an, dass die klinische Untersuchung keine ausreichende Sensitivität bietet, um eine Nabelinfektion sicher auszuschließen (MORRIS, 1984, REEF et al., 1989, LAVAN et al., 1997, POKAR, 2004).

Beim Kalb wird die palpatorische Untersuchung des Nabels durch verschiedene Autoren jedoch als sicherste und wichtigste Untersuchungstechnik angesehen (BOUCKAERT und DE MOOR, 1965, TRENT, 1987, RADEMACHER, 1988, STEINER et al., 1990). Allerdings sind damit die Bestimmung des Ausmaßes der Entzündung und die Identifikation der betroffenen Strukturen nur begrenzt möglich.

Hier gilt die Ultraschalldiagnostik als geeignetes und wertvoll ergänzendes Verfahren der klinischen Untersuchung (RADEMACHER, 1988, LISCHER und STEINER, 1994, WATSON, 1994, FLÖCK, 2003). Hinweisend, aber nicht beweisend für eine Infektion der Nabelstrukturen können auch Veränderungen von Blutparametern wie eine Hyperfibrinogenämie und Neutrophilie sein (REEF, 1991, REIMER und BERNARD, 1998).

2.4.2 Sonographische Untersuchung des Nabels – Durchführung und sonographische Anatomie

Für die sonographische Untersuchung empfiehlt sich die Schur der Medianen des Fohlens vom Xyphoid bis kranial des Nabels sowie von kaudal des Nabels bis zum Euter- bzw. Präputialansatz. Verwendbar sind Sektor- oder Linearscanner mit 5 bis 7,5 MHz (REEF und COLLATOS, 1988, LISCHER und STEINER, 1994, WATSON et al., 1994), wobei die ideale Eindringtiefe 5 - 6 cm beträgt (REEF und COLLATOS, 1988, POKAR, 2004).

Sonographisch-anatomisch zeigt sich die Nabelvene beim Fohlen als meist ovoide Struktur mit einer dünnen, echogenen Wand. Im Gefäßlumen finden sich sowohl in der Vene als auch in den Nabelarterien oft Blutkoagula, die sich als homogene, an- oder hypoechogene Gebilde präsentieren (REEF und COLLATOS, 1988, SCHULENBURG, 1991, FRANKLIN und FERRELL, 2002). Die größte Ausdehnung der ovalen Vene findet sich meist latero-lateral, während die kleinste Ausdehnung dorso-ventral darzustellen ist (REEF und COLLATOS, 1988).

Die Nabelarterien lassen sich kaudal des Nabelstumpfes im gemeinsamen Verlauf mit dem Urachus bis zum Blasenscheitel und danach jeweils einzeln seitlich der Harnblase sonographisch verfolgen. Die genaue Lage kann mit dem jeweiligen Füllungszustand der Harnblase etwas variieren (SCHULENBURG, 1991). Die Nabelarterien stellen sich als meist runde, dickwandige Strukturen mit einer oft hyperechogenen Wand und einem variablen, meist relativ kleinen Gefäßlumen dar (REEF und COLLATOS, 1988, SCHULENBURG, 1991, BEHN und BOSTEDT, 2000). Eine moderate Asymmetrie der Arterien kann bei Nichtüberschreiten der Referenzwerte als normale Varianz angesehen werden (FRANKLIN und FERRELL, 2002).

Der Urachus wird im Normalzustand im Ultraschallbild oft nicht eindeutig identifiziert.

Wenn er sichtbar ist, zeigt er sich als hypoechogener umschriebener Bereich zwischen den beiden Arterien kranial der Blasenspitze (REEF und COLLATOS, 1988).

Die Nabelgefäße sowie Leber und Harnblase sind bei Fohlen bis zum Alter von ca. 2 Monaten meist sicher darstellbar. Danach, wenn sich Harnblase und Leber von der

ventralen Bauchwand entfernen, können meist nur pathologische Veränderungen der Nabelstrukturen visualisiert werden (REEF, 1986).

2.4.2.1 Sonographische Untersuchung – Referenzwerte und Bedeutung für die Diagnostik

Für die sonographische Untersuchung der Nabelstrukturen liegen Referenzwerte für Warmblutfohlen vor (REEF und COLLATOS, 1988). Demnach sollten die gesunde Nabelvene einen mittleren Durchmesser von 10 mm, der Urachus inklusive der Arterien 25 mm und jede Arterie einzeln einen mittleren Durchmesser von 13 mm nicht überschreiten (REEF und COLLATOS, 1988). Die physiologischen Durchmesser der Nabelgefäße sind in einer Studie von LAVAN et al. (1997) etwas modifiziert worden, da die oben genannten Referenzwerte an einer relativ geringen Fohlenzahl (n = 13) differierenden Alters (6 Stunden bis 4 Wochen) erstellt worden sind. Bei 31 klinisch gesunden Fohlen definierten Alters (erster und siebter Lebenstag) wurden die Nabelstrukturen an definierten Lokalisationen sonographisch vermessen. Bei den einen Tag alten Fohlen wurden hier Werte von 5,0 bis 18,5 mm für die Nabelvenen, 4,0 bis 13,5 mm für die Nabelarterien und 13,5 bis 24,0 mm für den Urachus inklusive beider Arterien bei klinisch unauffälligen Fohlen notiert (LAVAN et al., 1997). Dennoch beruft sich die Literatur meist auf die von REEF und COLLATOS erstellten Referenzwerte (z. B. PENNINCK und REEF, 1991, WATSON et al., 1994, FRANKLIN und FERRELL, 2002).

In einer Studie an 33 Fohlen mit Infektionen einer oder mehrerer Nabelstrukturen wurde festgestellt, dass die durch die Ultraschalluntersuchung feststellbaren Abnormitäten der intraabdominalen Nabelstrukturen zu 96,6 % durch die Befundung des Nabels während einer Operation bestätigt werden konnten (REEF et al., 1989).

Nur bei zwei von 59 abnormen Strukturen konnte in der Nabelresektion je eine infizierte Arterie festgestellt werden, die sich im Ultraschallbild nicht als abnorm darstellte (REEF et al., 1989). Auch in Untersuchungen an 80 Kälbern mit klinischem Verdacht einer Nabelentzündung konnte anhand des Vergleiches zwischen sonographischer Untersuchung und Sektionsergebnissen eine hundertprozentige Übereinstimmung der Ergebnisse festgestellt werden (LISCHER und STEINER, 1993). Letztlich wurde auch bei STALLER et. al. (1995) eine gute bis sehr gute

Übereinstimmung sonographischer und pathologischer Diagnosen beim Kalb festgestellt. Die Aussagekraft der sonographischen Untersuchung wird dementsprechend als gut bis sehr gut eingestuft (REEF, 1986, SCHULENBURG, 1991, LISCHER und STEINER, 1993, STALLER et al., 1995, FLÖCK, 2003). Die sonographische Untersuchung ist somit durch ihre hohe Sensitivität für die Evaluation von Nabelerkrankungen sowohl beim Fohlen als auch beim Kalb und damit auch für eine adäquate Therapiewahl von großer Bedeutung (REEF et al., 1989, LISCHER und STEINER, 1993). Diese Untersuchung wird empfohlen, wenn Fohlen unter 30 Tagen Lebensalter aufgrund von septischer Arthritis, Septikämie oder anderen sich perinatal manifestierenden Erkrankungen vorgestellt werden und zwar unabhängig davon, ob klinische Zeichen von Nabelinfektionen vorliegen oder nicht (REEF et al., 1989). Auch bei Fieber, Leukozytose, Neutrophilie und Hyperfibrinogenämie sollte eine Infektion der intraabdominalen Nabelstrukturen als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden, so dass auch hier eine sonographische Untersuchung indiziert wäre (REEF, 1991).

Bei extern palpierbaren Veränderungen des Nabels dient die sonographische Untersuchung dazu, das Ausmaß der Entzündung an den inneren Nabelstrukturen festzustellen und somit eine adäquate Therapie einzuleiten, mögliche Operationskomplikationen auf ein Minimum zu reduzieren und eine genauere Prognose stellen zu können (STEINER et al., 1990, WATSON et al., 1994, LISCHER und STEINER, 1994). Sie ist demnach eine sinnvolle Ergänzung zur klinischen Untersuchung, sollte diese aber keineswegs ersetzen (RADEMACHER, 1988).

2.4.3 Die chirurgische Exzision der Nabelstrukturen: eine invasive Untersuchungsmethode

Bevor es die Möglichkeit gab, die Untersuchung des Nabels als Ergänzung der klinischen Untersuchung mit der Sonographie durchzuführen, war die pathologisch-anatomische Untersuchung der Nabelstrukturen post operationem oder post mortem die gängige Methode zur genaueren Diagnosefindung (PLATT, 1973, ADAMS und FESSLER, 1987, REEF et al., 1989).