• Keine Ergebnisse gefunden

Auswirkungen verschiedener Nabeldesinfektionsmittel auf die klinische und sonographische Entwicklung des Nabels beim neonaten Fohlen

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Auswirkungen verschiedener Nabeldesinfektionsmittel auf die klinische und sonographische Entwicklung des Nabels beim neonaten Fohlen"

Copied!
127
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Tierärztliche Hochschule Hannover Klinik für Pferde

Auswirkungen verschiedener Nabeldesinfektionsmittel auf die klinische und sonographische Entwicklung des Nabels

beim neonaten Fohlen

INAUGURAL-DISSERTATION Zur Erlangung des Grades einer

Doktorin der Veterinärmedizin - Doctor medicinae veterinariae -

(Dr. med. vet.)

vorgelegt von Jana Biermann

aus Hamm

Hannover 2008

(2)

Wissenschaftliche Betreuung: Prof. Dr. Karsten Feige

1. Gutachter: Prof. Dr. Karsten Feige

2. Gutachter: Prof. Dr. Heinrich Bollwein

Tag der mündlichen Prüfung: 18.11.2008

(3)

Meinen Eltern, meiner Familie und Niels Meinen Eltern, meiner Familie und Niels Meinen Eltern, meiner Familie und Niels Meinen Eltern, meiner Familie und Niels

(4)

(5)

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ... 11

2 Literaturübersicht ... 12

2.1 Bedeutung des Nabels beim neonaten Fohlen... 12

2.2 Anatomische Verhältnisse des Nabels... 13

2.2.1 Embryonale und fetale Verhältnisse... 13

2.2.2 Physiologie der Nabelruptur ... 15

2.2.3 Topographische Anatomie post natum... 17

2.2.4 Physiologie der Nabelinvolution ... 17

2.3 Geburtshygiene und Erstversorgung des Fohlens ... 19

2.3.1 Die Nabeldesinfektion – Prophylaxe der Nabelinfektion... 19

2.3.1.1 PVP-Jodlösung ... 20

2.3.1.2 Anorganische Jodlösungen... 21

2.3.1.3 Chlorhexidin ... 22

2.3.1.4 Jod versus Chlorhexidin... 23

2.3.2 Bedeutung der passiven Immunität via Kolostrum für die Nabel- und Allgemeingesundheit des Fohlens ... 24

2.4 Untersuchung des Nabels ... 25

2.4.1 Die klinische Untersuchung des Nabels inklusive Labor- untersuchungen ... 25

2.4.2 Sonographische Untersuchung des Nabels – Durchführung und sonographische Anatomie... 27

2.4.2.1 Sonographische Untersuchung – Referenzwerte und Be- deutung für die Diagnostik ... 28

2.4.3 Die chirurgische Exzision der Nabelstrukturen: eine invasive Untersuchungsmethode ... 29

2.5 Pathologische Veränderungen des Fohlennabels ... 30

2.5.1 Nabelentzündung ... 30

2.5.2 Nabelabszess... 32

(6)

2.5.3 Urachusfistel – Urachus patens persistens ... 33

2.5.4 Nabelhernie – Hernia umbilicalis... 35

2.6 Prognose von Nabelerkrankungen bei früher und später Diagnose ... 36

3 Material und Methode ... 38

3.1 Probanden und Kriterien für die Aufnahme in die Studie... 38

3.2 Haltung der Tiere... 38

3.3 Geburtshygiene und Erstversorgung des Fohlens ... 39

3.4 Weitere Versorgung der Fohlen bis zum Verlassen des Abfohlbereiches ... 39

3.5 Einteilung der Probanden in Gruppen... 40

3.6 Zusammensetzung der Nabeldesinfektionslösungen... 41

3.6.1 Zusammensetzung der Povidon-Jodlösung ... 41

3.6.2 Zusammensetzung der alkoholischen Jodlösung... 42

3.6.3 Zusammensetzung der Chlorhexidinlösung ... 42

3.7 Durchführung der Nabeldesinfektion ... 42

3.8 Untersuchung der Fohlen... 43

3.8.1 Klinische Allgemeinuntersuchung der Fohlen ... 43

3.8.2 Spezielle klinische Untersuchung des Nabels... 44

3.8.3 Spezielle sonographische Untersuchung des Nabels ... 47

3.9 Antibiotische Therapie bei Nabelentzündung... 49

3.10 Statistische Auswertung ... 51

4 Ergebnisse ... 53

4.1 Probanden ... 53

4.1.1 Nabeldipp-Gruppen... 53

4.2 Klinischer Allgemeinzustand der Fohlen im Untersuchungszeitraum 54 4.2.1 IgG-Status der Fohlen acht Stunden post natum ... 55

4.3 Klinische Untersuchung des Nabels ... 55

4.3.1 Größe der externen Nabelstrukturen... 55

4.3.2 Nabelfeuchtigkeit... 57

(7)

4.3.3 Schmerzhaftigkeit, Verschieblichkeit der Haut und vermehrte lokale

Wärme am Nabel ... 59

4.4 Ergebnisse der sonographischen Untersuchung ... 60

4.4.1 Nabelvene ... 60

4.4.2 Nabelarterien... 64

4.4.3 Urachus... 67

4.5 Auftreten von Nabelerkrankungen... 69

4.5.1 Anzahl der behandelten Nabelerkrankungen bei den fünf Nabeldipp- Gruppen ... 71

4.5.1.1 Behandlung extraabdominaler Omphalitiden in den fünf Fohlengruppen... 74

4.5.1.2 Behandlung intraabdominaler Omphalitiden in den fünf Fohlengruppen... 74

4.5.2 Verteilung von Hengst- und Stutfohlen hinsichtlich Nabel- erkrankungen ... 75

4.5.3 Chirurgische Behandlung der Omphalitis... 76

4.6 Klinische Nabelinvolution ... 77

5 Diskussion... 80

5.1 Patientengut ... 80

5.2 Auswahl der Desinfektionsmittel ... 81

5.2.1 Anwendungsprotokolle für die verschiedenen Desinfektionsmittel... 82

5.3 Klinische Untersuchungen ... 83

5.4 Sonographische Nabeluntersuchung... 86

5.5 Nabelerkrankungen und Therapie ... 88

5.6 Schlussfolgerung ... 92

6 Zusammenfassung ... 94

7 Summary ... 97

8 Literaturverzeichnis ... 100

9 Anhang ... 112

(8)

9.1 Erläuterungen zu den Tabellen im Anhang... 112

9.2 Legende zu den Tabellen... 112

9.3 Verzeichnis der Abbildungen ... 124

9.4 Verzeichnis der Tabellen ... 125

(9)

Verzeichnis der Abkürzungen

Alkohol. Jodlsg. Alkoholische Jodlösung

bzw. beziehungsweise

ca. circa

cm Zentimeter

°C Grad Celsius

d. h. das heißt

g Gramm

ggr. geringgradig

hgr. hochgradig

IgG Immunglobulin G

IgM Immunglobulin M

KGW Körpergewicht

klin. klinisch

Lsg. Lösung

LT Lebenstag

m Meter

Max. Maximum

mg/dl Milligramm pro Deziliter mg/kg Milligramm pro Kilogramm mg/ml Milligramm pro Milliliter mgr. mittelgradig

min Minuten

Min. Minimum

ml Milliliter

mm Millimeter

µl Mikroliter

NaCl Natriumchlorid p. p. post partum

PVP Polyvinylpyrrolidon

(10)

sp. subspecies tägl. täglich

u. U. unter Umständen

V. Vena

z. B. zum Beispiel

(11)

1 Einleitung

Fohlen und andere Säugetierneonaten müssen in den ersten Lebenstagen zahlreiche Adaptationsleistungen erbringen. Mit der Abnabelung vom Muttertier muss der Neonat in der Lage sein, seinen eigenen Blutkreislauf aufrechtzuerhalten, selbst- ständig zu atmen und Nahrung aufzunehmen, Körpertemperatur und Hormonhaushalt zu regulieren und Infektionserreger abzuwehren.

Besonders letzteres ist bei einigen Säugetierneonaten, darunter auch bei Fohlen, dadurch erschwert, dass Fohlen aufgrund der nicht sehr innigen plazentären Verbindung - bedingt durch den epitheliochorialen Plazentatyp - auf die passive Immunität durch die ausreichende Aufnahme von Kolostrum angewiesen sind. Das Immunsystem reift zwar noch in der Trächtigkeit vollends aus, ist aber dennoch bei der Geburt unfähig eine ausreichende spezifische Abwehr zu leisten.

Die Morbidität und auch die Mortalität bei Fohlen sind nicht zuletzt durch diese zu erbringenden Adaptationsleistungen in der ersten Lebenswoche am höchsten. Nicht selten entwickeln sich aus zunächst lokal begrenzten Infektionen generalisierte Allgemeinerkrankungen durch die Mitwirkung von opportunistischen Erregern.

Galt der Nabel früher als Haupteintrittspforte für Infektionserreger beim Fohlen, so ist heute bekannt, dass auch Respirations- und Gastrointestinaltrakt als weitere Eintrittspforten eine Rolle spielen. Dennoch ist der Nabel eine häufig durch Infektionserreger erkrankte Struktur, die in den ersten Lebenstagen und –wochen regelmäßiger und genauer Überwachung bedarf. Besonders in der ersten Lebenswoche sollte der Nabel sehr aufmerksam überwacht werden.

Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, verschiedene Protokolle der Nabeldesinfektion unter Verwendung verschiedener Nabeldesinfektionsmittel und Desinfektionsprotokolle beim Fohlen zu vergleichen. Die Überprüfung der Wirksamkeit sollte anhand der klinischen und sonographischen Befunde erfolgen, dabei sollten auch das Fortschreiten der Nabelinvolution und der Infektionsstatus des Nabels überprüft werden.

(12)

2 Literaturübersicht

2.1 Bedeutung des Nabels beim neonaten Fohlen

Die Mortalität aufgrund infektiöser (septikämischer) Erkrankungen wird beim Fohlen in der ersten Lebenswoche als besonders hoch angesehen (ROSSDALE, 1972, PLATT, 1973 a). Des Weiteren wird angenommen, dass ca. ein Drittel aller Todesfälle beim Fohlen in den ersten zwei Lebensmonaten auf infektiöse Ursachen zurückzuführen ist (PLATT, 1973 b).

Der Nabel ist neben Respirations- und Gastrointestinaltrakt sowohl bei equinen als auch bei bovinen Neonaten eine potentielle Eintrittspforte für Infektionserreger (FREYTAG, 1976, PLATT, 1983, KOTERBA et al., 1984, MORRIS, 1984 a, MARTENS, 1986, ADAMS und FESSLER, 1987). Assoziationen bestehen vor allem zwischen Infektionen innerer Nabelstrukturen und septikämischen Erkrankungen (MORRIS, 1984, ADAMS und FESSLER, 1987, REIMER und BERNARD, 1998).

REEF et al. (1989) haben in einer Studie an 33 Fohlen mit Omphalitis zwar keinen signifikanten Zusammenhang, aber laut eigener Aussage mit p = 0,126 eine Tendenz zu einem Zusammenhang zwischen Infektionen innerer Nabelstrukturen und septischer Arthritis oder Septikämie feststellen können. PLATT (1973 a) stellte zwar fest, dass nur fünf der 61 septikämisch erkrankten Fohlen seiner Studie abszedierende Entzündungen der Nabelstrukturen aufwiesen, aber bei der histologischen Untersuchung des Nabels zeigten einige Fohlen Ansammlungen von Entzündungszellen, die Folge einer früheren Infektion gewesen sein könnten.

Die häufigsten Erreger bei Omphalitis sind gramnegative Enterobakterien, ß- hämolysierende Streptokokken, und Actinobacillus equuli, die auch mit neonataler Septikämie bei Fohlen assoziiert sind (PLATT, 1973 a, KOTERBA et al. 1984, REEF et al., 1989). Die Bedeutung innerer Nabelinfektionen als Erregerreservoir und Quelle für septische Erkrankungen neonater Fohlen wird dadurch bestärkt, dass die an anderen Infektionsorten isolierten Erreger mit denen am Nabel in vielen Fällen übereinstimmen (REEF et al. 1989).

Nach Meinung von HANCE (1998), basierend auf nicht veröffentlichten Daten, wird allerdings die Bedeutung der Nabelinfektionen als Ursache für Septikämien und

(13)

septische Arthritiden überschätzt. In den Untersuchungsergebnissen, auf die er sich bezieht, konnte nur bei sehr wenigen Fohlen mit septischer Arthritis eine fortbestehende Nabelinfektion ultrasonographisch festgestellt werden.

Einen ebenfalls besonderen Stellenwert scheint die hochgradige Entzündung der Nabelvene zu haben, die auf das Lebergewebe übergreifen und so eine bakterielle Hepatitis hervorrufen kann (REEF et al., 1989). In diesen Fällen, in denen das Leberparenchym von einer purulenten Entzündung mitbetroffen ist und eine komplette operative Exzision des purulent entzündeten Gewebes nicht möglich ist, verschlechtert sich die Prognose für die betroffenen Tiere (REEF et al., 1989). Auch dieses Krankheitsbild hat durch seinen Schweregrad eine besondere Bedeutung beim Fohlen (REEF et al., 1989).

2.2 Anatomische Verhältnisse des Nabels 2.2.1 Embryonale und fetale Verhältnisse

Der Nabel entsteht ontogenetisch zusammen mit der Bildung des Darmes und des Amnions und geht an der Leibeswand in die drei Amnionfalten über. Der breite Darmnabel verjüngt sich durch die eingeengte Verbindung zwischen intra- und extraembryonalem Coelom zum dünnen Dottersackstiel. Der Nabelstrang entsteht schließlich dadurch, dass sich die Amnionhöhle ausweitet und den angelegten extrafetalen Nabel in die Länge zieht und damit ausdünnt. Bei der Geburt beträgt die Nabelschnurlänge beim Fohlen in etwa die Hälfte der Körperlänge (SCHNORR und KRESSIN, 2001).

(14)

Abb. 1.: Embryonale Verhältnisse des Nabelstranges beim Fohlen (modifiziert nach McGeady, 2006)

Umbilikalvene

Umbilikalarterien

Urachus

Harnblase Bauchwand Umbilikalring

Allantoishöhle

(15)

Beim Fohlenfetus wird die äußere Begrenzung des Nabelstranges durch die Amnionscheide und im distalen Bereich auch durch die Allantoisscheide gebildet.

Der Nabelstrang enthält die Umbilikalarterien und –venen, den Urachus und den tierartspezifisch unterschiedlich zurückgebildeten Dottersackstiel einschließlich seiner Gefäße. Die Nabelarterien, die zusammen mit der Allantois auswachsen und zur Bildung des Kapillarsystems in der Allantoiswand beitragen, besitzen beim Fohlen einen spiraligen Verlauf im Nabelstrang (SCHNORR und KRESSIN, 2001).

Die Nabelvenen, die aus dem oben genannten Kapillarsystem in der Allantoiswand hervorgehen, ziehen über die Vena cava caudalis zum Sinus venosus des Herzens.

Sie sind ebenso wie die Nabelarterien zunächst paarig angelegt, jedoch entwickelt sich die rechte Nabelvene im Laufe der Ontogenese beim Fohlen in ihrem gesamten Verlauf zurück. Bei Wiederkäuern und Fleischfressern wird hingegen nur der intra- embryonale Anteil der rechten Nabelvene zurückgebildet, die somit im Nabelstrang erhalten bleibt und mit der linken Umbilikalvene vor dem Eintritt in die Bauchhöhle anastomosiert (SCHNORR und KRESSIN, 2001).

2.2.2 Physiologie der Nabelruptur

Das Einreißen der Nabelschnur nach der Geburt erfolgt bei Pferde-, Rinder- und Schweineneonaten durch das Gewicht des Neugeborenen, bei Fleischfressern übernimmt das Muttertier das Abbeißen der Nabelschnur. Bei Fohlen erfolgt die Ruptur der Nabelschnur an einer präformierten Rissstelle (FISCHER, 1932, SCHNORR und KRESSIN, 2001). Die Entfernung dieser Rissstelle vom Hautnabel wird in der Literatur etwas variabel angegeben, wobei Werte zwischen 2 cm und einer Handbreite genannt werden (FISCHER, 1932, BARTMANN u. WISSDORF, 2002, BLANCHARD, 2003, POKAR, 2004, AURICH, 2005, SMITH, 2006).

Die Nabelschnur sollte, wenn immer es möglich ist, von allein einreißen und nicht vorzeitig manuell durchtrennt werden, da sonst bis zu 1,5 Liter Blut auf fetaler Seite verloren gehen kann (ROSSDALE und MAHAFFEY, 1958, ROSSDALE, 1967, ACWORTH, 2003, BLANCHARD et al., 2003, PIERCE, 2003, POKAR, 2004, AURICH, 2005). ROSSDALE und MAHAFFEY (1958) zeigten, dass das residuale Volumen in der Plazenta umso höher war, je früher die Nabelschnur rupturierte.

(16)

Andere Studienergebnisse zeigten jedoch, dass die frühzeitige Ruptur der Nabelschnur beim Fohlen keine Auswirkung auf verschiedene Blutparameter sowie Herz- und Atemfrequenz hat. Dabei wurde das Blutvolumen bei manuell durch- trennter Nabelschnur mit der Blutmenge, die nach spontan gerissenen Nabelschnüren aufgefangen wurde, verglichen. Es wurden keine signifikanten Unterschiede in beiden Blutvolumina ermittelt (DOARN et al., 1987).

Im Gegensatz zum Kalb, bei dem die kurze Nabelschnur schon beim Austritt durch die Geburtsöffnung reißt, ist es beim Fohlen physiologisch, dass die deutlich längere Nabelschnur nach dem Austritt aus dem Geburtskanal noch für bis zu 30 min (Mittelwert: 8 Minuten) intakt bleibt (ROSSDALE, 1967). Die Ruptur an einer anderen Stelle als an der vorgesehenen kann zu einem hochgradigen hämorrhagischen Geschehen an äußeren und inneren Nabelstrukturen führen (POKAR, 2004), da die Kontraktion der glatten Gefäßmuskulatur der präformierten Rissstelle auf diese Weise nicht vollständig funktioniert. Durch die physiologische Ruptur der Nabelschnur ohne Eingreifen durch eine Hilfsperson retrahieren sich die beiden Nabelarterien bis zu 6 cm weit in die Bauchhöhle hinein (WHITWELL, 1975, TURNER et al., 1982), während das restliche Nabelgewebe direkt am Nabelstumpf rupturiert (TURNER et al., 1982).

Bei nicht spontaner Ruptur der Nabelschnur sollte diese durch den Geburtshelfer stumpf und mit guter Fixation der bauchwärtigen Seite der Nabelschnur durchtrennt werden. Das Abklemmen und Schneiden der Nabelschnur ist nach überwiegender Meinung aufgrund einer erhöhten Blutungsgefahr (DOARN et al., 1987, KOTERBA, 1990, GRUNERT, 1993) und einer höheren Inzidenz eines patenten Urachus (KOTERBA, 1990, KNOTTENBELT, 2004) sowie von Nabelinfektionen (KÖHLER und LEENDERTSE, 1996) nicht zu empfehlen. Andere Autoren vertreten jedoch die Ansicht, dass durch die manuelle Ruptur die Gefahr des gewaltsamen Herausreißens des Urachus aus der Harnblase gegeben ist und empfehlen die Abnabelung mittels Emaskulator (BOSTEDT und THEIN, 1990, BOSTEDT, 2006, JUNG u. BOSTEDT, 2007)

(17)

2.2.3 Topographische Anatomie post natum

Der Nabel des Fohlens befindet sich in der Linea alba auf Höhe des am weitesten kaudal gelegenen Punktes jedes Rippenbogens. Die Linea alba stellt die Verbindungsnaht der Aponeurosen der beiden schiefen Bauchmuskeln und des geraden Bauchmuskels beider Seiten dar. Zudem sind die oberflächliche und die tiefe Rumpffaszie an der Bildung der Linea alba beteiligt. Die Linea alba, ein in etwa 20 mm breiter, sehnenartiger Strang, zieht sich kaudal verjüngend vom Brustbein bis zum Tendo präpubicus. Im Nabelbereich trennen sich rechter und linker Teil der Linea alba unter Bildung des Nabelringes auf. Störungen im Verschluss dieses Nabelringes manifestieren sich als Hernia umbilicalis – als Nabelbruch. Der Nabelring, Anulus umbilicalis, ist die Durchtrittsöffnung für den Dottersackstiel, den Allantoisstiel, die paarigen Umbilikalarterien sowie die beim Fohlen singuläre linke Umbilikalvene (WISSDORF et al., 2002).

Die Nabelarterien verlaufen im Nabelstrang spiralig um den Allantoisstiel herum und liegen intraabdominal im Gekröse des Urachus, der zur Harnblasenspitze zieht. Vor der Blasenspitze ziehen sie jeweils nach lateral und verlaufen seitlich der Harnblase entlang, um schließlich dorsal in Richtung Aorta zu ziehen. Die Nabelarterien können bis zu circa zwei Wochen nach der Geburt Blut enthalten. Danach obliterieren sie und bilden später die Ligamenta teretia vesicae, die am freien Rand der seitlichen Harnblasenbänder – Ligg. vesicae lateralia – liegen.

Die Nabelvene zieht vom Nabelstrang nahe der ventralen Bauchwand nach kranial zur Leber und bildet später deren Ligamentum teres hepatici, welches nahe dem Ligamentum falciforme gelegen ist, das wiederum aus dem Ductus venosus hervorgeht. Die Nabelvene kann immer Restblut enthalten, welches bei Nabelinfektionen einen geeigneten Nährboden für Mikroorganismen darstellt (WISSDORF et al., 2002).

2.2.4 Physiologie der Nabelinvolution

Durch die Dehnung der Nabelschnur während der Geburt kontrahiert sich die glatte Muskulatur, die bei Wiederkäuern und Pferden die Nabelschnur umgibt (NODEN und DeLAHUNTA, 1985). Durch die Ruptur an der bei der Fohlennabelschnur

(18)

präformierten Stelle, an der ein deutlich ausgeprägter Muskelmantel vorhanden ist (FISCHER, 1932), schließt sich der Urachus im Normalfall annähernd sofort (RICHARDSON, 1985). Die Nabelarterien ziehen sich bis zu sechs cm in die Bauchhöhle zurück (WHITWELL, 1975, TURNER et al., 1982), während die Nabelvene und der Urachus außerhalb der Bauchhöhle rupturieren (TURNER et al., 1982). Der Verschluss aller Nabelstrukturen erfolgt in der Regel ohne Manipulation unmittelbar nach der Ruptur der Nabelschnur (KÖHLER und LEENDERTSE, 1996).

Physiologischerweise erfolgen Schrumpfung und Abtrocknung der äußeren Nabel- strukturen innerhalb von einigen Stunden bis zu wenigen Tagen nach der Geburt (NODEN und DeLAHUNTA, 1985, RICHARDSON, 1985).

Durch Fibrose werden letztendlich die Nabelgefäße durchbaut. Die Nabelvene entwickelt sich so zum Ligamentum teres hepatici, dem Gekröse des Ligamentum falciforme. Die Nabelarterien obliterieren und bilden so die Ligg. teretia vesicae. Der Urachus verläuft gemeinsam mit dem Ligamentum vesicae medianum ventral der Harnblase entlang der Linea alba zum Nabel (RINGS, 1995, WISSDORF et al., 2002).

Die Involution der intraabdominalen Nabelstrukturen wurde durch sonographische Untersuchungen bei Fohlen in der ersten Lebenswoche nachvollzogen (LAVAN et al., 1997). Dazu wurden an den Lebenstagen eins und sieben bei 31 gesunden Fohlen die Nabelstrukturen an definierten Stellen vermessen. Die Mittelwerte der einzelnen Strukturen wurden an diesen beiden Tagen vergleichend gegenübergestellt. Dabei zeigte sich, dass die Gefäßdurchmesser innerhalb der ersten Lebenswoche signifikant abnahmen. Eine Ausnahme bildete hier der Urachus inklusive beider Arterien vor der Blasenspitze, der nahezu keine Veränderung des Durchmessers zeigte. In einer anderen Untersuchung zur postnatalen, sonographisch dargestellten Entwicklung der Nabelstrukturen an 16 Fohlen wurde dagegen innerhalb der ersten Lebenswoche keine signifikante Veränderung des Gefäßdurchmessers der Nabelarterien auf Höhe der seitlichen Harnblasenwand verzeichnet (SCHULENBURG, 1991).

(19)

2.3 Geburtshygiene und Erstversorgung des Fohlens

Ein wesentlicher Bestandteil der Erstversorgung eines Fohlens sind die Überwachung einer sauberen Abnabelung und die Desinfektion des gerissenen Nabelstumpfes mit geeigneten Präparaten. Weitere wesentliche Bestandteile der Erstversorgung des Fohlens werden in einem interaktiven Lernprogramm, das Bestandteil dieser Arbeit ist, näher erläutert.

2.3.1 Die Nabeldesinfektion – Prophylaxe der Nabelinfektion

Prophylaktisch sollte bei Fohlen eine Desinfektion des Nabelstumpfes so bald wie möglich nach der Ruptur der Nabelschnur durchgeführt werden (MORRIS, 1984 a, b, POKAR, 2004). Dabei ist das Dippingverfahren eine gängige Methode. Zudem wird das Besprühen des Nabels mit Desinfektionslösung als Alternative genannt, da der Nabelstumpf so mit leichtem Druck benetzt wird (KNOTTENBELT, 2004). Bei einem Vergleich dieser beiden Applikationsformen bei der Zitzendesinfektion der Kuh bestand kein signifikanter Unterschied in der Elimination von Streptococcus agalactiae (PANKEY und WATTS, 1983). Unterschiede zwischen diesen beiden Applikationsformen zeigten sich eher in der Handhabung denn in der Wirksamkeit.

So werden die Applikationsgeräte bei der Sprühdesinfektion nicht durch organisches Material verunreinigt, der Druck kann gleichmäßig eingestellt und der Verbrauch der Desinfektionsmittel gesenkt werden (MILNE, 1977).

Die Desinfektion des Nabels sollte in den ersten Lebensstunden und –tagen wiederholt erfolgen (ACWORTH, 2003, BLANCHARD et al., 2003, PIERCE, 2003, KNOTTENBELT et al., 2007). Die Frequenz und das Intervall der Nabeldesinfektion werden in der Literatur etwas unterschiedlich betrachtet. Empfehlungen reichen von mehrmaliger Desinfektion in den ersten 24 Lebensstunden (ACWORTH, 2003, KNOTTENBELT et al., 2007) bis zu mehrmaliger Desinfektion in den ersten Lebenstagen (BLANCHARD et al., 2003).

Prinzipiell sind Polyvinylpyrrolidon-Jodlösung (PVP-Jodlösung), anorganische Jodlösungen auf wässriger oder alkoholischer Basis sowie Chlorhexidin für die Nabeldesinfektion geeignete Mittel (EDENS, 1997, SMITH, 2006). Chlorhexidin wird überwiegend als das am besten geeignete Desinfektionsmittel beschrieben (LAVAN

(20)

et al., 1994, ACWORTH, 2003, BLANCHARD, 2003, PARADIS, 2006, KNOTTENBELT, 2007).

Manche Autoren betrachten es allerdings als geradezu paradox, den Nabel mit gewebeirritierenden Substanzen wie den oben genannten zu behandeln, da durch die Anwendung auch eigentlich gesundes Gewebe gereizt und unter Umständen geschädigt werden kann (TURNER et al., 1982). Saubere Abfohlbedingungen und Stallhygiene können das Auftreten von Nabelinfektionen ebenfalls reduzieren (PARADIS, 2006).

2.3.1.1 PVP-Jodlösung

PVP-Jodlösungen sind als Verbindungen von elementarem Jod mit dem Trägerstoff Polyvinylpyrrolidon zur Haut- und Wunddesinfektion gebräuchlich. Das PVP neutralisiert durch die Bindung von freiem Jod einige unerwünschte Nebeneffekte von Jod. So führt die Bindung dazu, dass sowohl die färbenden Eigenschaften des Jods als auch seine Instabilität und sein gewebeirritierender Effekt verringert werden.

Gleichzeitig vermindert die starke Bindung an das PVP allerdings auch die bakterizide Wirkung des Jods (SWAIM und LEE, 1987), die allein auf dem Vorhandensein von freiem Jod beruht (BERKELMAN et al., 1982, ROADHEAVER et al., 1982). Der Gehalt an verfügbarem Jod beträgt in den meisten Handelsprodukten 10 %. Für eine optimale bakterizide und fungizide Wirkung wird die Ausgangslösung auf 0,1 bis 1 % verfügbares Jod verdünnt (SWAIM und LEE, 1987). Es konnte gezeigt werden, dass eine höhere Konzentration an freiem, verfügbarem Jod inhibierende Effekte auf die Migration neutrophiler Granulozyten hat. So wurde bei Verwendung fünfprozentiger PVP-Jodlösung in vivo am Menschen eine erhöhte postoperative Infektionsinzidenz nachgewiesen, die bei Verwendung einprozentiger PVP-Jodlösung nicht festzustellen war (VILJANTO, 1980). Auch in vitro wurde an menschlichen Zellen und anhand von Zellen einiger Haus- und Labortiere eine dosisabhängige Inhibition der Leukozytenmigration, der Monozytenfunktion und der Fibroblastenaktivität gezeigt (TVEDTEN und TILL, 1985, WATSON, 1987). Diese zytotoxischen Effekte beruhen auf Pyknose und Lysis der entsprechenden Zellen (TVEDTEN und TILL, 1985, WATSON, 1987).

(21)

Nach einmaliger Anwendung von PVP-Jodlösung erfolgt die bakterielle Wiederbesiedelung des betreffenden Bereiches nach ca. 6 - 8 Stunden, so dass eine tägliche Anwendung empfohlen wird (GEORGIADE und HARRIS, 1973, AMBER und SWAIM, 1984, KROKER, 2003).

Die Wirksamkeit des Jods wird durch eiweißhaltige Substanzen wie Blut, Serum und Eiter negativ beeinflusst (WERNER, 2002). So konnte nachgewiesen werden, dass die Wirksamkeit dieser Jodverbindungen durch Serum innerhalb von Minuten aufgehoben wurde (HUGO und NEWTON, 1964).

Unverträglichkeitsreaktionen in Form der Jodallergie beim Menschen und auch bei Tieren oder auch die Histaminfreisetzung durch den Trägerstoff Polyvinylpyrrolidon (bei Hunden) können vorkommen (KIETZMANN, 2002).

Abb. 2: Strukturformel von Polyvinylpyrrolidon

2.3.1.2 Anorganische Jodlösungen

Anorganische Jodlösungen finden sich sowohl in wässriger (Beispiel: Lugol´sche Lösung) als auch in alkoholischer Form als Haut- und Schleimhautdesinfektions- mittel. Die alkoholische Jodlösung findet vor allem in der Haut-, Schleimhaut- und

Vinyl-Pyrrolidon Polyvinyl-Pyrrolidon

(22)

Nabeldesinfektion Verwendung. Eingeschränkt wird die Anwendbarkeit durch die lokal irritierende und reizende Wirkung (KROKER, 2003).

Alkohole, die in der Desinfektion Verwendung finden, sind vor allem Ethanol, n- Propanol und Isopropanol. Sie wirken proteinfällend und keimtötend (KROKER, 2003).

2.3.1.3 Chlorhexidin

Chlorhexidin gehört als Biguanid zu den Guanidin-Derivaten. Gekennzeichnet wird es durch seinen sehr schnellen Wirkungseintritt, die breite Wirksamkeit (grampositive und gramnegative Bakterien, Viren und Pilze) und die sehr lange Wirkungsdauer nach einmaliger Applikation (AMBER und SWAIM, 1984, KROKER, 2003). Nach einmaliger Anwendung wird die Wirkungsdauer mit bis zu zwei Tagen (AMBER und SWAIM, 1984) angegeben, wobei die Wirksamkeit durch das Vorhandensein von Wundsekreten und Blut nicht beeinträchtigt wird (KROKER, 2003). Diese Residualwirkung des Chlorhexidins beruht auf der Bindung an Proteine des Stratum corneum (SEBBEN, 1983, AMBER und SWAIM, 1984, SANCHEZ et al., 1988).

Neben dieser langen Residualwirkung sind auch die gute Verträglichkeit und die durch das Chlorhexidin nicht beeinträchtigte Wundheilung Vorteile gegenüber den jodhaltigen Verbindungen (ROSENBURG et al., 1976).

Eine systemische Absorption nach der Anwendung auf der Haut, Toxikosen und die Inaktivierung durch organisches Material wie Blut und Wundsekrete stellen beim Chlorhexidin keine Probleme dar (SEBBEN, 1983, AMBER und SWAIM, 1984). Beim Menschen wurden allerdings Ototoxizität und das damit verbundene Auftreten von Taubheit durch die Anwendung am Mittelohr beschrieben (SEBBEN, 1983). Es wird in wässrigen Verdünnungen von bis zu 1 % für die Haut- und Wunddesinfek-tion eingesetzt, wobei die Hauptanwendungsgebiete beim Menschen die Desinfektion der Mundhöhle nach zahnärztlichen Eingriffen und beim Tier die Zitzendesinfektion nach dem Melken sind.

(23)

Abb. 3: Strukturformel von Chlorhexidin

2.3.1.4 Jod versus Chlorhexidin

Es gibt viele zum Teil differierende Ergebnisse über die Unterschiede der Wirksamkeiten von Jodverbindungen und Chlorhexidin. Diese beiden Desinfektionsmittel sind in verschiedenen Bereichen vergleichend hinsichtlich Wirkung und Toxizität überprüft worden.

Generell wird festgestellt, dass bei der Anwendung von Jodlösungen am Nabel mit einem Jodgehalt von mehr als 2 % die negativen Effekte die antimikrobiellen Eigenschaften überlagern (MORRIS, 1984, BAXTER, 1989, KOTERBA, 1990). Die hochkonzentrierten Jodlösungen führen zu einer Entzündungsreaktion des umliegenden gesunden Gewebes und begünstigen damit das Eindringen von Infektionserregern durch die Nabelpforte (TURNER et al., 1982, BAXTER, 1989).

Untersuchungen zur Nabeldesinfektion an 139 Fohlen zeigten, dass durch die Anwendung von hochprozentiger Jodlösung zwar eine gute Erregereliminierung gegeben war, gleichzeitig aber ein vermehrtes Auftreten von erworbenen Urachusfisteln und eine häufiger auftretende Reizung der Haut beobachtet wurden (LAVAN et al., 1994). Im Gegensatz dazu und auch zu den niedriger konzentrierten Jodlösungen zeigte das Chlorhexidin in einer Konzentration von 0,5 % eine

(24)

signifikant höhere Erregerreduktion bei gleichem Erregerspektrum (LAVAN et al., 1994).

In der präoperativen antiseptischen Hautvorbereitung wurde zum Teil eine bessere Keimreduktion durch das Chlorhexidin festgestellt (PAUL und GORDON, 1978). Eine andere Studie konnte diesen Unterschied in der Keimreduktion zwischen PVP- Jodlösung und Chlorhexidin nicht zeigen (WAN et al., 1993), jedoch wurde in beiden Studien übereinstimmend eine höhere Residualaktivität des Chlorhexidins festgestellt (PAUL und GORDON, 1978, WAN et al., 1993).

Auch in der Vorbereitung von Punktionsstellen verschiedener Art zeigen sich unterschiedliche Ergebnisse. In Studien am Menschen überwiegen Vorteile des Chlorhexidins gegenüber der PVP-Jodlösung (GARLAND et al., 1995, MIMOZ et al., 1999, KINIRONS et al., 2001), andere Ergebnisse zeigen keine Unterschiede zwischen der Anwendung beider Desinfektionslösungen (HUMAR et al., 2000).

Nachteil der Chlorhexidinlösungen ist der im Vergleich zur PVP-Jodlösung höhere Preis (SOUTHWOOD und BAXTER, 1996).

2.3.2 Bedeutung der passiven Immunität via Kolostrum für die Nabel- und Allgemeingesundheit des Fohlens

Das Immunsystem von Fohlen ist wie bei anderen Säugetierspezies auch zum Zeitpunkt der Geburt bereits voll entwickelt und kompetent (MARTIN und LARSON, 1973), wobei ein Erstkontakt mit Antigenen für eine spätere spezifische Immunantwort erforderlich ist. Wie beim erwachsenen Pferd dauert die Antikörperproduktion spezifischer Antigene einige Tage bis Wochen (TIZARD, 2000).

Eine adäquate Immunantwort und ausreichend hohe Antikörpertiter werden erst mit dem Ende des zweiten Lebensmonats erreicht (LUNN, 1997). Fohlen sind aufgrund der equinen Placenta epitheliochorialis, die keinen bzw. nur einen äußerst geringen plazentaren Transfer von Immunglobulinen aufgrund deren Größe ermöglicht, auf die kolostralen Antikörper angewiesen. Beim neonaten Fohlen werden vor der ersten Kolostrumaufnahme keine (ROUSE, 1971, MORGAN, 1973) oder nur geringe Spuren von Immunglobulin M und G (IgM > IgG) (McGUIRE und CRAWFORD, 1973, REJNEK et al., 1973) nachgewiesen. Ohne kolostrumvermittelte Antikörper sind Fohlen somit empfänglich für verschiedene Infektionen. Mehrfach wurde bei Fohlen

(25)

eine erhöhte Erkrankungshäufigkeit nachgewiesen, wenn keine ausreichende Menge Kolostrum mit einem adäquaten Immunglobulingehalt aufgenommen wurde bzw.

wenn die Resorption der Immunglobuline seitens des Fohlens gestört war (McGUIRE et al. 1975; McGUIRE et al. 1977). Dies zeigen auch die Ergebnisse einer experimentellen Studie, in der bei acht Ponyfohlen die Kolostrumaufnahme verhindert wurde. Trotz hygienisch einwandfreier Umweltbedingungen erkrankten sieben der acht Fohlen an Septikämie, wobei vier Fohlen trotz frühzeitig eingeleiteter therapeutischer Maßnahmen starben bzw. euthanasiert werden mussten (ROBINSON et al., 1993). Da der Nabel zusammen mit Respirations- und Gastrointestinaltrakt als mögliche Eintrittspforte für Erreger vor allem septikämischer Erkrankungen betrachtet wird (MORRIS, 1984, MARTENS, 1986, ADAMS und FESSLER, 1987), spielt auch die ausreichende Kolostrumaufnahme eine Rolle hinsichtlich der Erregerabwehr und damit auch der Nabel- und Allgemeingesundheit der Fohlen.

2.4 Untersuchung des Nabels

Die Untersuchung des Nabels stellt einen wesentlichen Teil der klinischen Allgemein- untersuchung des Fohlens dar. Dies gilt nicht nur bei neonaten Fohlen, da Erkrankungen des Nabels auch bei älteren Tieren vorkommen können (COLLATOS

et al., 1989, BERNARD und REIMER, 1994). In den ersten Lebenstagen und -wochen sollte dem Nabel des Fohlens besondere Aufmerksamkeit geschenkt

werden, da Infektionen in dieser Zeit häufiger vorkommen (REEF et al., 1989).

Die klinische Untersuchung des Nabels stützt sich auf Adspektion und Palpation. Die sonographische Untersuchung und die Laparotomie sind Möglichkeiten zur Darstellung der intraabdominalen Nabelstrukturen. Auch die Untersuchung des Blutes kann Hinweise auf den Gesundheitszustand des Nabels liefern (REEF, 1991, REIMER und BERNARD, 1998).

2.4.1 Die klinische Untersuchung des Nabels inklusive Laboruntersuchungen Die klinische Untersuchung des Nabels beinhaltet eine genaue adspektorische und palpatorische Befundung der sichtbaren bzw. fühlbaren Nabelstrukturen. Dabei sollte auf Größe, Form und eventuell vorhandenen Sekretabfluss geachtet werden.

(26)

Konsistenz, vermehrte lokale Wärme und Schmerzhaftigkeit sind palpatorisch zu erfassen (BAXTER, 1989). Bei Umfangsvermehrungen sollte weiterhin evaluiert werden, ob diese reponierbar sind und ob ein erweiterter Umbilikalring zu erfühlen ist, um eine möglicherweise vorhandene Umbilikalhernie von entzündlichen Veränderungen oder Nabelhämatomen differentialdiagnostisch abzugrenzen (SMITH, 1985).

Schwellung, eitriges Sekret und Verlust von Urin durch den äußeren Nabelstumpf sind deutliche Hinweise auf eine Erkrankung des Nabels, wobei das Fehlen derartiger Symptome eine Infektion der intraabdominalen Nabelstrukturen keinesfalls ausschließt (MORRIS, 1984, REEF, 1991, EDWARDS und FUBINI, 1995). Auch bei Fieber unbekannter Ursache, septikämischen Erkrankungsbildern mit Lahmheiten und vermehrt gefüllten Gelenken ist der Nabel als möglicher primärer Infektionsort zu untersuchen (REEF, 1991, REIMER und BERNARD, 1998).

Die Genauigkeit und die Sensitivität der klinischen Untersuchung werden in der Literatur unterschiedlich beurteilt. So wurden in einer Studie an 33 nabelerkrankten Fohlen zwölf mit unauffälligem Palpationsbefund dokumentiert (REEF et al., 1989).

Die Literatur über Nabelerkrankungen des Fohlens gibt im Gegensatz zum Kalb relativ übereinstimmend an, dass die klinische Untersuchung keine ausreichende Sensitivität bietet, um eine Nabelinfektion sicher auszuschließen (MORRIS, 1984, REEF et al., 1989, LAVAN et al., 1997, POKAR, 2004).

Beim Kalb wird die palpatorische Untersuchung des Nabels durch verschiedene Autoren jedoch als sicherste und wichtigste Untersuchungstechnik angesehen (BOUCKAERT und DE MOOR, 1965, TRENT, 1987, RADEMACHER, 1988, STEINER et al., 1990). Allerdings sind damit die Bestimmung des Ausmaßes der Entzündung und die Identifikation der betroffenen Strukturen nur begrenzt möglich.

Hier gilt die Ultraschalldiagnostik als geeignetes und wertvoll ergänzendes Verfahren der klinischen Untersuchung (RADEMACHER, 1988, LISCHER und STEINER, 1994, WATSON, 1994, FLÖCK, 2003). Hinweisend, aber nicht beweisend für eine Infektion der Nabelstrukturen können auch Veränderungen von Blutparametern wie eine Hyperfibrinogenämie und Neutrophilie sein (REEF, 1991, REIMER und BERNARD, 1998).

(27)

2.4.2 Sonographische Untersuchung des Nabels – Durchführung und sonographische Anatomie

Für die sonographische Untersuchung empfiehlt sich die Schur der Medianen des Fohlens vom Xyphoid bis kranial des Nabels sowie von kaudal des Nabels bis zum Euter- bzw. Präputialansatz. Verwendbar sind Sektor- oder Linearscanner mit 5 bis 7,5 MHz (REEF und COLLATOS, 1988, LISCHER und STEINER, 1994, WATSON et al., 1994), wobei die ideale Eindringtiefe 5 - 6 cm beträgt (REEF und COLLATOS, 1988, POKAR, 2004).

Sonographisch-anatomisch zeigt sich die Nabelvene beim Fohlen als meist ovoide Struktur mit einer dünnen, echogenen Wand. Im Gefäßlumen finden sich sowohl in der Vene als auch in den Nabelarterien oft Blutkoagula, die sich als homogene, an- oder hypoechogene Gebilde präsentieren (REEF und COLLATOS, 1988, SCHULENBURG, 1991, FRANKLIN und FERRELL, 2002). Die größte Ausdehnung der ovalen Vene findet sich meist latero-lateral, während die kleinste Ausdehnung dorso-ventral darzustellen ist (REEF und COLLATOS, 1988).

Die Nabelarterien lassen sich kaudal des Nabelstumpfes im gemeinsamen Verlauf mit dem Urachus bis zum Blasenscheitel und danach jeweils einzeln seitlich der Harnblase sonographisch verfolgen. Die genaue Lage kann mit dem jeweiligen Füllungszustand der Harnblase etwas variieren (SCHULENBURG, 1991). Die Nabelarterien stellen sich als meist runde, dickwandige Strukturen mit einer oft hyperechogenen Wand und einem variablen, meist relativ kleinen Gefäßlumen dar (REEF und COLLATOS, 1988, SCHULENBURG, 1991, BEHN und BOSTEDT, 2000). Eine moderate Asymmetrie der Arterien kann bei Nichtüberschreiten der Referenzwerte als normale Varianz angesehen werden (FRANKLIN und FERRELL, 2002).

Der Urachus wird im Normalzustand im Ultraschallbild oft nicht eindeutig identifiziert.

Wenn er sichtbar ist, zeigt er sich als hypoechogener umschriebener Bereich zwischen den beiden Arterien kranial der Blasenspitze (REEF und COLLATOS, 1988).

Die Nabelgefäße sowie Leber und Harnblase sind bei Fohlen bis zum Alter von ca. 2 Monaten meist sicher darstellbar. Danach, wenn sich Harnblase und Leber von der

(28)

ventralen Bauchwand entfernen, können meist nur pathologische Veränderungen der Nabelstrukturen visualisiert werden (REEF, 1986).

2.4.2.1 Sonographische Untersuchung – Referenzwerte und Bedeutung für die Diagnostik

Für die sonographische Untersuchung der Nabelstrukturen liegen Referenzwerte für Warmblutfohlen vor (REEF und COLLATOS, 1988). Demnach sollten die gesunde Nabelvene einen mittleren Durchmesser von 10 mm, der Urachus inklusive der Arterien 25 mm und jede Arterie einzeln einen mittleren Durchmesser von 13 mm nicht überschreiten (REEF und COLLATOS, 1988). Die physiologischen Durchmesser der Nabelgefäße sind in einer Studie von LAVAN et al. (1997) etwas modifiziert worden, da die oben genannten Referenzwerte an einer relativ geringen Fohlenzahl (n = 13) differierenden Alters (6 Stunden bis 4 Wochen) erstellt worden sind. Bei 31 klinisch gesunden Fohlen definierten Alters (erster und siebter Lebenstag) wurden die Nabelstrukturen an definierten Lokalisationen sonographisch vermessen. Bei den einen Tag alten Fohlen wurden hier Werte von 5,0 bis 18,5 mm für die Nabelvenen, 4,0 bis 13,5 mm für die Nabelarterien und 13,5 bis 24,0 mm für den Urachus inklusive beider Arterien bei klinisch unauffälligen Fohlen notiert (LAVAN et al., 1997). Dennoch beruft sich die Literatur meist auf die von REEF und COLLATOS erstellten Referenzwerte (z. B. PENNINCK und REEF, 1991, WATSON et al., 1994, FRANKLIN und FERRELL, 2002).

In einer Studie an 33 Fohlen mit Infektionen einer oder mehrerer Nabelstrukturen wurde festgestellt, dass die durch die Ultraschalluntersuchung feststellbaren Abnormitäten der intraabdominalen Nabelstrukturen zu 96,6 % durch die Befundung des Nabels während einer Operation bestätigt werden konnten (REEF et al., 1989).

Nur bei zwei von 59 abnormen Strukturen konnte in der Nabelresektion je eine infizierte Arterie festgestellt werden, die sich im Ultraschallbild nicht als abnorm darstellte (REEF et al., 1989). Auch in Untersuchungen an 80 Kälbern mit klinischem Verdacht einer Nabelentzündung konnte anhand des Vergleiches zwischen sonographischer Untersuchung und Sektionsergebnissen eine hundertprozentige Übereinstimmung der Ergebnisse festgestellt werden (LISCHER und STEINER, 1993). Letztlich wurde auch bei STALLER et. al. (1995) eine gute bis sehr gute

(29)

Übereinstimmung sonographischer und pathologischer Diagnosen beim Kalb festgestellt. Die Aussagekraft der sonographischen Untersuchung wird dementsprechend als gut bis sehr gut eingestuft (REEF, 1986, SCHULENBURG, 1991, LISCHER und STEINER, 1993, STALLER et al., 1995, FLÖCK, 2003). Die sonographische Untersuchung ist somit durch ihre hohe Sensitivität für die Evaluation von Nabelerkrankungen sowohl beim Fohlen als auch beim Kalb und damit auch für eine adäquate Therapiewahl von großer Bedeutung (REEF et al., 1989, LISCHER und STEINER, 1993). Diese Untersuchung wird empfohlen, wenn Fohlen unter 30 Tagen Lebensalter aufgrund von septischer Arthritis, Septikämie oder anderen sich perinatal manifestierenden Erkrankungen vorgestellt werden und zwar unabhängig davon, ob klinische Zeichen von Nabelinfektionen vorliegen oder nicht (REEF et al., 1989). Auch bei Fieber, Leukozytose, Neutrophilie und Hyperfibrinogenämie sollte eine Infektion der intraabdominalen Nabelstrukturen als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden, so dass auch hier eine sonographische Untersuchung indiziert wäre (REEF, 1991).

Bei extern palpierbaren Veränderungen des Nabels dient die sonographische Untersuchung dazu, das Ausmaß der Entzündung an den inneren Nabelstrukturen festzustellen und somit eine adäquate Therapie einzuleiten, mögliche Operationskomplikationen auf ein Minimum zu reduzieren und eine genauere Prognose stellen zu können (STEINER et al., 1990, WATSON et al., 1994, LISCHER und STEINER, 1994). Sie ist demnach eine sinnvolle Ergänzung zur klinischen Untersuchung, sollte diese aber keineswegs ersetzen (RADEMACHER, 1988).

2.4.3 Die chirurgische Exzision der Nabelstrukturen: eine invasive Untersuchungsmethode

Bevor es die Möglichkeit gab, die Untersuchung des Nabels als Ergänzung der klinischen Untersuchung mit der Sonographie durchzuführen, war die pathologisch- anatomische Untersuchung der Nabelstrukturen post operationem oder post mortem die gängige Methode zur genaueren Diagnosefindung (PLATT, 1973, ADAMS und FESSLER, 1987, REEF et al., 1989).

(30)

2.5 Pathologische Veränderungen des Fohlennabels

Die pathologischen Veränderungen des Fohlennabels umfassen sowohl infektiöse als auch nicht-infektiöse Erkrankungen. Beispiele für nicht-infektiöse Erkrankungen sind die Nabelhernie – Hernia umbilicalis – und das Nabelhämatom. Auch die Urachusfistel kann primär als eigenständige Erkrankung auftreten, kann aber durch eine Entzündung begünstigt werden und diese auch bedingen (ADAMS und FESSLER, 1987, DeMOOR, 1999). Infektiöse Nabelerkrankungen sind die verschiedenen Formen der Nabelentzündungen (KNOTTENBELT et al., 2004).

2.5.1 Nabelentzündung

Eine Infektion des Nabels kann im Prinzip auf zwei Wegen entstehen. Zum einen spielt die Erregerbesiedelung von extern eine Rolle, zum anderen kann es auch zu einer Streuung von Erregern aus anderen Organen zum Nabel im Rahmen einer Septikämie kommen (EDENS, 1997). Vor allem schlechte Stallhygiene, ungenügende Nabelpflege, (unsteriles) Abbinden des Nabels und ein über eine lange Zeit feuchter Nabelstumpf sind als begünstigende Faktoren für eine Infektion zu nennen (ROSSDALE, 1972, PLATT, 1973, MORRIS, 1984, POKAR, 2004). Generell infektionsbegünstigend ist auch eine unzureichende Kolostrumaufnahme bzw. die Aufnahme von Kolostrum mit einem zu niedrigen IgG-Gehalt (McGUIRE et al., 1975, McGUIRE et al., 1977, PLATT, 1983).

Das durchschnittliche Alter von Fohlen mit Nabelentzündung wird mit 12 bis 17,7 Tagen angegeben (ADAMS und FESSLER, 1987, REEF et al., 1989). Von 33 Fohlen mit Nabelinfektion waren zwei Drittel zwischen acht und dreißig Tagen, acht Fohlen waren jünger als sieben Tage und nur ein Fohlen war älter als acht Wochen (REEF et al., 1989). Diese Daten zeigen, dass dem Nabel von Fohlen bereits in der ersten Lebenswoche besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. In Zweifelsfällen sollte somit auch bei sehr jungen Fohlen die begrenzt aussagekräftige klinische Untersuchung des Nabels durch die sonographische Untersuchung ergänzt werden (REEF et al., 1989). Vereinzelt wird auch bei älteren Pferden das erstmalige Auftreten einer Nabelinfektion dokumentiert. Eine Fallbeschreibung gibt hier ein Alter von 15 Monaten an (COLLATOS et al., 1989). Es gibt bisher keine veröffentlichten

(31)

Daten über die Prävalenz von Nabelentzündungen (MURRAY, 1987), aber sie werden in der Literatur als eine der am häufigsten auftretenden Störungen des neonaten Fohlens bezeichnet (EDENS, 1997).

Ätiologisch können Nabelentzündungen sowohl durch grampositive und gramnegative als auch durch gasbildende anaerobe Erreger hervorgerufen werden.

Mischinfektionen kommen relativ häufig vor (POKAR, 2004). In Untersuchungen an 33 Fohlen mit Nabelinfektion waren ß-hämolysierende Streptokokken (n=13) und Escherichia coli (n=8) die am häufigsten isolierten Erreger (REEF et al., 1989).

Weitere isolierte Erreger in der oben genannten Untersuchung waren Klebsiella- Spezies, Enterococcus sp., Pasteurella sp., Proteus sp., Pseudomonas aeroginosa, Actinobacillus sp., Enterobacter und im grampositiven Bereich noch α- hämolysierende Streptokokken und Staphylococcus sp. Die gasbildenden Anaerobier wurden durch Bacteroides fragilis, Propionibacterium acnes, Peptostreptococcus magnus und Clostridium septicum repräsentiert.

Typische lokale klinische Anzeichen einer Nabelentzündung sind vermehrte Wärme, Schmerzhaftigkeit, Vergrößerung des Nabelstumpfes sowie Sekretion von purulentem Material (MORRIS, 1984 a, REEF, 1986, REIMER, 1993, DHANDAPANI REDDY, 2005). Diese Anzeichen sind meist nur dann vorhanden, wenn die äußeren Strukturen des Nabels mit betroffen sind, können also bei einer Infektion der inneren Nabelstrukturen vollständig fehlen (FREYTAG, 1976, MORRIS, 1984 a, REEF et al., 1989, LAVAN et al., 1997).

Systemische Anzeichen einer Nabelinfektion können Fieber, Leukozytose, Hyperfibrinogenämie und Neutrophilie sein. Derartige Veränderungen sind unspezifisch, können aber unter anderem durch eine Infektion des Nabels hervorgerufen werden (REEF, 1991, REIMER und BERNARD, 1998).

Die sonographische Untersuchung der Nabelstrukturen ermöglicht beim Fohlen wie auch beim Kalb eine Identifizierung und die Bestimmung des genauen Ausmaßes der Veränderungen intraabdominaler Nabelstrukturen (STEINER et al., 1990, LISCHER und STEINER, 1994, WATSON et al., 1994, FLÖCK, 2003). Die Ultraschalluntersuchung ermöglicht es, zwischen Omphalitis (Entzündung auf die äußeren Nabelstrukturen beschränkt), Omphalophlebitis (Entzündung der

(32)

Nabelvene), Omphaloarteriitis (Entzündung einer oder beider Nabelarterien) und Urachitis (Entzündung des Urachus) zu unterscheiden. Es kommen sowohl singuläre Entzündungen einer der Strukturen vor als auch übergreifende Entzündungen über mehrere oder sogar alle Strukturen (ADAMS und FESSLER, 1987, RADEMACHER, 1988, REEF et al., 1989).

Die Entzündung von Nabelstrukturen stellt sich im sonographischen Bild als eine Vergrößerung der betroffenen Struktur dar, die oft mit einer Veränderung der Echogenität einhergeht (REEF et al., 1989, SCHULENBURG, 1991). Die Nabelvene wird ab einem mittleren Durchmesser von 10 mm als potentiell infiziert betrachtet, bei den einzelnen Arterien liegt die Grenze bei 13 mm und der Urachus inkl. beider Arterien wird ab einem Durchmesser von 25 mm als entzündlich verändert betrachtet (REEF und COLLATOS, 1988). Hinsichtlich qualitativer Veränderungen der Echo- genität kommen anechogene, lokal umschriebene Bereiche (Flüssigkeits- ansammlungen), echogenes Material (eitrige Veränderungen) sowie auch hyperechogene Veränderungen (Gasbildung) vor (REEF et al., 1989).

2.5.2 Nabelabszess

Abszedierende Nabelinfektionen können an allen Strukturen des Nabels entstehen und sind häufige Erkrankungen des neonaten Fohlens. Abszesse können sich auf die externen Nabelstrukturen beschränken, von dort in die inneren Nabelstrukturen aufsteigen oder auch nur isoliert die inneren Nabelstrukturen betreffen (EDENS, 1997). Der Urachus ist die von den abszedierenden Nabelinfektionen am häufigsten betroffene Nabelstruktur (ADAMS und FESSLER, 1987, REEF et al., 1989).

Ein eindeutiges klinisches Zeichen einer abszedierenden Nabelentzündung ist der Abfluss purulenten Sekretes aus dem äußeren Nabelstumpf. Bei bereits bestehender Verkapselung kann der Abfluss purulenten Sekretes aber auch fehlen. Hinzu kommen, bei Beteiligung der äußeren Nabelstrukturen, Verdickung des Nabelstumpfes sowie vermehrte Wärme und Schmerzhaftigkeit bei der Palpation (STEINER et al., 1990, EDENS, 1997, POKAR, 2004). Weitere unspezifischere Symptome sind erhöhte Körperinnentemperatur unbekannter Ursache, Dysurie, Pollakisurie, Kolik und Tenesmus (STEINER et al., 1990, EDENS, 1997).

(33)

Ein Abszess der Nabelstrukturen ist wie bei einer einfachen Nabelinfektion mit einer Vergrößerung von Gefäßstrukturen im Zusammenhang mit veränderter Echogenität assoziiert. Purulentes Material stellt sich im sonographischen Bild hyperechogen dar.

Unterscheidend zu einer nicht abszedierenden Entzündung der Nabelstrukturen kommt hinzu, dass das purulente Material im Ultraschallbild sichtbar von einer dicken, echoreichen Kapsel begrenzt ist (REEF et al., 1989).

Durch die sonographische Untersuchung kann zudem das Ausmaß eines Abszesses beurteilt werden. Insbesondere der Längsschnitt (sagittale Schnittebene) gibt Aufschluss über die Ausdehnung der abszedierenden Entzündung (SCHULENBURG, 1991). In den meisten Fällen können Aussagen darüber getroffen werden, welche Nabelstrukturen betroffen sind und, ob auch weitere Organe wie Leber und Harnblase entzündlich verändert sind (LISCHER und STEINER, 1994, FLÖCK, 2003).

2.5.3 Urachusfistel – Urachus patens persistens

Das Auftreten von Urachusfisteln wird insgesamt bei den Haussäugetieren relativ selten beobachtet, wobei das Erkrankungsbild bei Fohlen häufiger auftritt als bei anderen Haustierneonaten (RINGS, 1985, LITZKE und SIEBERT, 1990).

Bei der Urachusfistel wird zwischen einer angeborenen und einer erworbenen Form unterschieden. Beide Fisteln haben eine unterschiedliche Pathogenese, zeigen aber das gleiche klinische Bild. Ein persistierender Urachus beruht auf dem fehlenden Verschluss des Urachus nach Ruptur der Nabelschnur. Ätiologisch wird hier davon ausgegangen, dass eine (partielle) Obstruktion des Nabelstranges im Fetalleben zu einer Dilatation des Urachuslumens führt (WHITWELL, 1975, DeMOOR, 1999), was durch die zeitweilig gehäufte Ansammlung von Urin bedingt durch die Obstruktion zu erklären ist (WHITWELL, 1975). Des Weiteren wird vermutet, dass das Abklemmen und die scharfe Trennung der Nabelschnur nach der Geburt den Verschluss des Urachus behindert (KOTERBA, 1990, KNOTTENBELT et al., 2004).

Dagegen öffnet sich bei einer erworbenen Urachusfistel – Urachus patens - der Urachus nach dem vollständigen postnatalen Verschluss erneut, wofür verschiedene Ursachen in Frage kommen. Nach Meinung mehrerer Autoren ist vor allem eine vorliegende Entzündung der Nabelstrukturen für eine Wiederöffnung des Urachus

(34)

verantwortlich (TURNER et al. 1982, RICHARDSON, 1985, EDENS, 1997, DeMOOR, 1999). Aber auch verlängerte krankheitsbedingte Liegezeiten, Tenesmus bei Mekoniumverhalten, etwaige Dilatationen des Bauchraumes sowie septikämische Zustände können zum Teil eine Urachusfistel begünstigen (EDENS, 1997). Zudem weisen Studienergebnisse darauf hin, dass die Verwendung hochprozentiger Jodlösungen zur prophylaktischen Desinfektion des Nabels das Auftreten des patenten Urachus begünstigt (LAVAN et al., 1994).

Ein Zusammenhang zwischen Nabelinfektion und Urachusfistel wird in der vorliegenden Literatur teilweise kontrovers diskutiert. Zum Teil wird davon ausgegangen, dass sich Entzündung und patenter Urachus gegenseitig bedingen. In einer Untersuchung an 16 Fohlen mit einer Infektion verschiedener Nabelstrukturen wiesen 13 Fohlen eine Urachusfistel auf. Bei elf der 13 Fohlen war die Fistel erworben und nur bei zwei der Fohlen bereits bei der Geburt festgestellt worden (ADAMS und FESSLER, 1987). Im Gegensatz dazu wurde bei 33 Fohlen mit Nabelentzündung kein Zusammenhang zwischen der Infektion des Nabels und einem patenten Urachus beobachtet (REEF et al., 1989).

Die klinische Symptomatik bei Vorliegen einer Urachusfistel kann unterschiedlich deutlich ausgeprägt sein und reicht vom Vorliegen einer feuchten Nabelgegend bis hin zu im Strahl abfließendem Urin durch den Nabelstumpf (TURNER et al., 1982, RICHARDSON, 1985, EDENS, 1997, NDUNG´U et al., 2003). Zudem können entzündliche Veränderungen der Haut in der Nabelregion sowie an den Hintergliedmaßen Hinweise auf das Abfließen von Urin durch den Nabel geben (EDENS, 1997). Auch bei Fohlen mit einer Infektion des Nabels sollte an das Vorliegen eines patenten Urachus gedacht werden, da die Infektion einen erworbenen patenten Urachus begünstigen kann bzw. der patente Urachus auch eine Infektion der Nabelstrukturen hervorrufen kann (ADAMS und FESSLER, 1987, DeMOOR, 1999).

Bei allgemeinerkrankten Fohlen sollte aufgrund häufig verlängerter Liegezeiten auch stets an das mögliche Entstehen eines patenten Urachus gedacht werden, genauso wie bei Fohlen, bei denen Schwierigkeiten unter der Geburt aufgetreten sind (KÖHLER und LEENDERTSE, 1996, KNOTTENBELT et al., 2004).

(35)

Auch bei notwendigem Abklemmen des Nabels post natum sollte an das vermehrte Auftreten von Urachusfisteln gedacht werden, so dass in diesen Fällen eine regelmäßige Untersuchung des Nabels in besonderem Maße indiziert ist (KOTERBA, 1990, KNOTTENBELT et al., 2004).

Die sonographische Untersuchung des Nabels bei der klinischen Verdachtsdiagnose einer Urachusfistel dient zum einen der Bestätigung dieser als auch der Untersuchung auf das Vorliegen sekundär bedingter Entzündungen der Nabelstrukturen. Dabei ist besonders der Längsschnitt im Bereich des Überganges zwischen Harnblasenspitze und Urachus von Bedeutung (FRANKLIN und FERRELL, 2002). Der patente Urachus ist im sonographischen Bild als dünnwandige Struktur mit einem flüssigkeitsgefüllten, d. h. anechogenen Lumen sichtbar, das Verbindung zur ebenfalls flüssigkeitsgefüllten Harnblase sowie zum äußeren Nabelstumpf hat (REEF, 1991, FRANKLIN und FERRELL, 2002).

Die Urachusfistel muss von einem Urachusdivertikel unterschieden werden. Das Urachusdivertikel ist dadurch gekennzeichnet, dass sich der Urachus in Richtung der Harnblase noch nicht vollständig kontrahiert und verschlossen hat. Klinisch ist das Urachusdivertikel meist ohne Bedeutung und tritt als Zufallsbefund auf (KNOTTENBELT et al., 2004).

2.5.4 Nabelhernie – Hernia umbilicalis

Bei einer Umfangsvermehrung in der Nabelregion sollte diese umgehend sorgfältig untersucht werden, um abzugrenzen, ob es sich um eine Umbilikalhernie, ein Nabelhämatom oder eine entzündliche Veränderung des Nabels handelt. Von den nicht-entzündlichen Erkrankungen sind Hernien die häufigsten Befunde (ADAMS, 1990). Diese Abgrenzung kann durch die eingehende Palpation erfolgen, wobei besonders auf die Konsistenz der Umfangsvermehrung, Schmerzhaftigkeit, vermehrte Wärme, Vorhandensein einer Bruchpforte sowie auf Reponierbarkeit des Inhaltes geachtet werden sollte (SMITH, 1985, KÖHLER und LEENDERTSE, 1996).

Visuell ist auf die Lage der Umfangsvermehrung im Verhältnis zum Nabel, auf Größe und Form des Nabels und auf eventuell vorhandenen Sekretabfluss zu achten (SMITH, 1985). Einfache Nabelbrüche sind aufgrund ihrer Reponierbarkeit meist gut von einer Nabelinfektion abzugrenzen, die durch den eindeutigen Bezug zu den

(36)

Nabelstrukturen ausgemacht wird. Schwieriger ist die Differentialdiagnostik bei inkarzerierten Nabelhernien, da dann häufig Schmerzhaftigkeit, vermehrte Wärme und eine derbe Konsistenz vorzufinden sind, wie es auch bei einer akuten Nabelinfektion der Fall ist (KÖHLER und LEENDERTSE, 1996).

Bei Kälbern sind Nabelhernie und Nabelinfektion oft miteinander vergesellschaftet, ein Zusammenhang der bei Fohlen nicht so häufig vorkommt (BAXTER, 1989, SCHULENBURG, 1991, EDWARDS, 1992). Hämatome treten im Nabelbereich bei Fohlen selten auf, sollten aber bei Umfangsvermehrungen in der Nabelregion differentialdiagnostisch berücksichtigt werden (SCHULENBURG, 1991). Die sonographische Untersuchung liefert meist Hinweise auf das Hämatom. Dieses stellt sich im sonographischen Bild als eine Masse unregelmäßiger anechogener Kavitäten dar. Die endgültige Abgrenzung zu Nabelabszessen erfolgt durch zytologische oder histopathologische Untersuchungen nach Punktion der Umfangsvermehrung (PENNINCK und REEF, 1991).

2.6 Prognose von Nabelerkrankungen bei früher und später Diagnose

Die Prognose von entzündlichen Nabelerkrankungen ist davon abhängig, ob weitere Erkrankungen, die auch in Verbindung mit der Omphalitis stehen können, hinzukommen, oder ob eine alleinige Entzündung einzelner Nabelstrukturen vorliegt.

Zum Beispiel mussten von sieben Fohlen, die neben einer Erkrankung des Nabels auch infektiöse Veränderungen an einem oder mehreren Gelenken hatten, fünf euthanasiert werden (ADAMS und FESSLER, 1987). Auch die Beteiligung der Leber oder der Harnblase ist mit einer Verschlechterung der Prognose assoziiert, da die operative Exzision in diesem Fall ein höheres Risiko einer bakteriellen Kontamination der Bauchhöhle birgt (REEF et al., 1989).

In einer Untersuchung an ca. 150 Fohlen wurde hinsichtlich der Überlebensrate kein Unterschied zwischen medikamenteller und chirurgischer Therapie festgestellt (REIMER, 1993). Des Weiteren ist eine frühzeitige Diagnose der Omphalitis von entscheidender Bedeutung für eine gute Prognose, so dass die sonographische Untersuchung der Nabelstrukturen auch bei Fohlen unter sieben Tagen Lebensalter in jeglichem Verdachtsfall einer möglichen Infektion empfohlen wird (REEF et al., 1989).

(37)

Bei Kälbern wird eine Prognose als günstig erachtet, wenn der Entzündungsprozess extraabdominal oder eindeutig abgrenzbar an den internen Nabelstrukturen lokalisiert ist und keine weiteren Organkomplikationen hinzukommen. Die Prognose wird bei nicht eindeutig abgrenzbaren aszendierenden Entzündungen und bei Affektion weiterer Organsysteme als fragwürdig betrachtet. Eine ungünstige Prognose ist zu stellen, wenn umfangreiche aszendierende, nicht abgrenzbare intraabdominale Entzündungsprozesse diagnostiziert werden sowie bei hochgradig gestörtem Allgemeinbefinden und weitreichender Gelenksbeteiligung (RADE- MACHER, 1988). Beim Fohlen erfolgt diese Einteilung gemäß DeMOOR (1999) analog.

Da beim Fohlen im Gegensatz zum Kalb bisher keine exakten klinischen Berichte über die vergleichende Anwendung verschiedener Desinfektionsmittel zur Pflege des Nabels vorliegen, soll in der vorliegenden Studie die klinische Effektivität von Nabeldesinfektionsmitteln überprüft werden. Ziel dieser Studie war es zu ermitteln, ob sich verschiedene gängige und in der Literatur empfohlene Nabel- desinfektionslösungen unterschiedlich auf die klinische und sonographische Entwicklung des Fohlennabels in den ersten acht Lebenstagen auswirken.

Zudem sollte festgestellt werden, inwieweit in der ersten Lebenswoche bereits Infek- tionen der intraabdominalen Nabelstrukturen auftreten, die sich klinisch unter Umständen noch nicht manifestieren, wobei hier die in der Literatur gängigen Referenzwerte für die Beurteilung der Abnormität herangezogen wurden. Des Weiteren wurde angestrebt Referenzwerte für die klinischen Befunde der externen Nabelstrukturen, speziell den Durchmesser des Nabelstumpfes zu evaluieren.

(38)

3 Material und Methode

3.1 Probanden und Kriterien für die Aufnahme in die Studie

In die vorliegende Arbeit wurden Fohlen beider Geschlechter der Saison 2006 aufgenommen, die nach Mitte Juli bis zum Ende der Saison auf demselben Gestüt geboren wurden und somit gleiche Klima-, Abfohl- und Haltungsbedingungen hatten.

Fohlen, die lebensschwach waren oder aus verschiedenen Gründen unter anderen Haltungsbedingungen aufwuchsen (z. B. Erkrankung des Muttertieres) sowie Fohlen mit antibiotisch zu therapierenden Infektionserkrankungen außerhalb des Nabels wurden aus der Studie ausgeschlossen.

Auch Fohlen, die 24 Stunden post natum niedrige IgG-Werte (weniger als 800 mg/dl) aufwiesen und Fohlen, deren Blutleukozytenzahl 24 Stunden post natum abweichend war (unter 5000/µl bzw. über 13000/µl) wurden nicht in die weiteren Untersuchungen einbezogen.

3.2 Haltung der Tiere

Die hochtragenden Warmblutstuten wurden vier Wochen vor dem errechneten Geburtstermin in einen separaten, ausschließlich für die Abfohlung vorgesehenen Isolierstall verbracht. Die Aufstallung erfolgte in Einzelboxen, die in den meisten Fällen mit Stroh, in besonderen Fällen auch mit Spänen, eingestreut wurden.

Während der Zeit vor der Geburt wurden die Boxen täglich zweimal übergestreut.

Die Stuten wurden kurz vor der Geburt in eine zuvor mit einem Hochdruckreiniger gereinigte und anschließend desinfizierte Strohbox umgestallt. Dort verblieben die Stuten mit dem Fohlen für 10 bis 14 Tage bis zur Ausstallung in Laufställe.

Außerhalb des Isolierstalles wurden die Stuten mit ihren Fohlen zu Gruppen von acht bis vierzehn Stuten mit Fohlen in Laufställen mit Paddock zusammengestellt. Die Boxen waren zuvor entsprechend durch Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen vorbereitet worden. Nach weiteren zwei Wochen in den Laufställen wurden die Stuten zusammen mit ihren Fohlen bis Ende August auf Weiden ausgetrieben.

Stuten mit Fohlen, die nach August geboren waren, verblieben bis zum Absetzen der Fohlen in den Laufställen.

(39)

3.3 Geburtshygiene und Erstversorgung des Fohlens

Die Geburt erfolgte in gereinigten und desinfizierten Einzelboxen von ca. 3x4 m Größe, in welche die Stuten bei einsetzender Geburt verbracht wurden. Die Überwachung der Geburt wurde durch geschultes Personal vorgenommen, welches auch die Erstversorgung des Fohlens übernahm.

Diese Erstversorgung der Fohlen bestand darin, die Nüstern von Geburtsschleim zu befreien, den rupturierten Nabel mit einer Desinfektionslösung zu dippen, eine Schluckimpfung gegen Rota- und Coronaviren zu verabreichen sowie zur Prophylaxe des Mekoniumverhaltens bei allen Fohlen ein Klistier zu applizieren. Des Weiteren wurde die Kolostrumqualität der Mutterstute mit Hilfe eines Zuckerrefraktometers (ATAGO® Pocket PAL-1, Japan) bestimmt, welches den Brechungsindex des Kolostrums widergab. Dieser Wert korreliert eng mit dem IgG-Gehalt von Stutenkolostrum (CASH, 1995, CHAVATTE et al., 1998). Bei Kolostrum mit geringem IgG-Gehalt wurde sofort eingefrorenes Kolostrum aufgetaut und später dem Fohlen per Saugflasche eingegeben. Nach der Geburt wurde genau überwacht, dass eine rechtzeitige Kolostrumaufnahme spätestens zwei Stunden nach der Geburt gegeben war. Hatte das Fohlen zwei Stunden nach der Geburt selbstständig noch kein Kolostrum aufgenommen, wurden ihm 250 ml abgemolkenes Kolostrum der Mutter bei ausreichender Qualität desselben oder ansonsten geeignetes Kolostrum der gestütseigenen Kolostrumbank verabreicht. Bis zu einer selbstständigen Nahrungsaufnahme durch das Fohlen, wurde die Verabreichung von IgG-reichem Kolostrum in ein- bis zweistündigen Abständen fortgesetzt.

Die kontinuierliche Überwachung des Fohlens erfolgte bis mindestens zu dem Zeitpunkt, an dem das Fohlen eigenständig aufstand und am Euter saugte. Circa acht Stunden nach der Geburt wurde eine tierärztliche Allgemeinuntersuchung des Fohlens durchgeführt und die Plazenta der Stute wurde vom Tierarzt auf Voll- ständigkeit, Integrität und Zustand untersucht.

3.4 Weitere Versorgung der Fohlen bis zum Verlassen des Abfohlbereiches Die Nabelpflege wurde über einen durch diese Studie definierten Zeitraum von fünf Tagen durchgeführt. In Gruppe A wurde ein verkürztes Desinfektionsprotokoll mit

(40)

dreimaliger Anwendung am ersten Lebenstag gewählt. War der Nabel nach dem entsprechenden Zeitraum noch nicht vollständig abgetrocknet oder wurde er erneut feucht, so wurde das Fohlen nach dem in Kapitel 3.9. erläuterten Schema antibiotisch versorgt und es wurde zweimal täglich eine Wundtoilette mit der dem Fohlen zugehörigen Desinfektionslösung durchgeführt.

Des Weiteren erhielten alle Fohlen vom ersten bis einschließlich zum siebten Lebenstag zweimal täglich peroral eine Durchfallprophylaxe bestehend aus Neomycin, Colistin und Sulfadimidin (7,5 g pro Fohlen, zweimal täglich, Animedica, Senden-Bösensell) in Pronutrin® (Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH, Ingelheim). Alle Fohlen wurden vor dem Verlassen des Abfohlbereiches im Alter von zehn bis zwölf Tagen erstmals mit Ivermectin (Eraquell®, Virbac, Bad Oldesloe) entwurmt.

3.5 Einteilung der Probanden in Gruppen

Die Fohlen wurden nach einem randomisierten Verfahren fünf verschiedenen Gruppen zugeteilt (Tab. 1). Dazu wurde je fünf anstehenden Geburten ein Desinfektionsmittel zugelost. Damit stand das zu verwendende Desinfektionsmittel bereits vor der Geburt der Fohlen fest und die Desinfektionsmittel waren gleichmäßig über den ausstehenden Zeitraum verteilt. Gruppe A wurde nach einem deutlich kürzeren Desinfektionsprotokoll behandelt als die anderen Gruppen. Auf eine Kontrollgruppe ohne Verwendung eines Nabeldesinfektionsmittels wurde verzichtet, um die Fohlen nicht in Hinsicht auf übermäßige Erregerbesiedelung des Nabels zu gefährden.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

2: Verlauf der Rhodococcus equi-Antikörpertiter (in ELISA-Units) im Blut von Fohlen nach wiederholter Infusion mit Anti-Rhodococcus equi- Hyperimmunserum (Gruppe B: n

(1997) an 99 Rhodococcus equi-Isolaten von einem Fohlen, das zuvor einer einmonatigen Rifampicin–Monotherapie unterzogen wurde, zeigen sich 90% der untersuchten Isolate

Vor allem bei älteren Fohlen zeigen sich aber bei einer Infektion mit Streptococcus equi ssp.. zooepidemicus und seltener mit einigen anderen bakteriellen Erregern ähnliche

Dabei ergaben sich zu keinem Zeitpunkt der Studie signifikante Unterschiede zwischen erkrankten Fohlen und gleichalten gesunden Fohlen, so dass sich die Amyloid A-Konzentration

28: Klinische und sonographische Befunde der genesenen Fohlen, die mit Rifampicin und Azithromycin behandelt wurden (Gruppe 3), eine (T7) und zwei (T14) Wochen

Die Forscher des Instituts für Genetik der Universität Bern sind sehr interessiert, alle Fälle von Fohlen zu kennen, die unter diesen oder ähnlichen fraglichen Bedingungen

Schwere Pneumonien beim bis zu sechs Monate alten Fohlen verursachen ein bis drei Prozent aller Todesfälle in diesem Alter. Die Ätiologie der Erkrankung ist komplex und beinhaltet

Bei einer Studie an 30 Vollblütern, die eine Rhodokokken-Infektion überstanden hatten, unterschieden sich die Gewinne nicht von denen anderer Rennpferde in