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Der Nabel entsteht ontogenetisch zusammen mit der Bildung des Darmes und des Amnions und geht an der Leibeswand in die drei Amnionfalten über. Der breite Darmnabel verjüngt sich durch die eingeengte Verbindung zwischen intra- und extraembryonalem Coelom zum dünnen Dottersackstiel. Der Nabelstrang entsteht schließlich dadurch, dass sich die Amnionhöhle ausweitet und den angelegten extrafetalen Nabel in die Länge zieht und damit ausdünnt. Bei der Geburt beträgt die Nabelschnurlänge beim Fohlen in etwa die Hälfte der Körperlänge (SCHNORR und KRESSIN, 2001).

Abb. 1.: Embryonale Verhältnisse des Nabelstranges beim Fohlen (modifiziert nach McGeady, 2006)

Umbilikalvene

Umbilikalarterien

Urachus

Harnblase Bauchwand Umbilikalring

Allantoishöhle

Beim Fohlenfetus wird die äußere Begrenzung des Nabelstranges durch die Amnionscheide und im distalen Bereich auch durch die Allantoisscheide gebildet.

Der Nabelstrang enthält die Umbilikalarterien und –venen, den Urachus und den tierartspezifisch unterschiedlich zurückgebildeten Dottersackstiel einschließlich seiner Gefäße. Die Nabelarterien, die zusammen mit der Allantois auswachsen und zur Bildung des Kapillarsystems in der Allantoiswand beitragen, besitzen beim Fohlen einen spiraligen Verlauf im Nabelstrang (SCHNORR und KRESSIN, 2001).

Die Nabelvenen, die aus dem oben genannten Kapillarsystem in der Allantoiswand hervorgehen, ziehen über die Vena cava caudalis zum Sinus venosus des Herzens.

Sie sind ebenso wie die Nabelarterien zunächst paarig angelegt, jedoch entwickelt sich die rechte Nabelvene im Laufe der Ontogenese beim Fohlen in ihrem gesamten Verlauf zurück. Bei Wiederkäuern und Fleischfressern wird hingegen nur der intra-embryonale Anteil der rechten Nabelvene zurückgebildet, die somit im Nabelstrang erhalten bleibt und mit der linken Umbilikalvene vor dem Eintritt in die Bauchhöhle anastomosiert (SCHNORR und KRESSIN, 2001).

2.2.2 Physiologie der Nabelruptur

Das Einreißen der Nabelschnur nach der Geburt erfolgt bei Pferde-, Rinder- und Schweineneonaten durch das Gewicht des Neugeborenen, bei Fleischfressern übernimmt das Muttertier das Abbeißen der Nabelschnur. Bei Fohlen erfolgt die Ruptur der Nabelschnur an einer präformierten Rissstelle (FISCHER, 1932, SCHNORR und KRESSIN, 2001). Die Entfernung dieser Rissstelle vom Hautnabel wird in der Literatur etwas variabel angegeben, wobei Werte zwischen 2 cm und einer Handbreite genannt werden (FISCHER, 1932, BARTMANN u. WISSDORF, 2002, BLANCHARD, 2003, POKAR, 2004, AURICH, 2005, SMITH, 2006).

Die Nabelschnur sollte, wenn immer es möglich ist, von allein einreißen und nicht vorzeitig manuell durchtrennt werden, da sonst bis zu 1,5 Liter Blut auf fetaler Seite verloren gehen kann (ROSSDALE und MAHAFFEY, 1958, ROSSDALE, 1967, ACWORTH, 2003, BLANCHARD et al., 2003, PIERCE, 2003, POKAR, 2004, AURICH, 2005). ROSSDALE und MAHAFFEY (1958) zeigten, dass das residuale Volumen in der Plazenta umso höher war, je früher die Nabelschnur rupturierte.

Andere Studienergebnisse zeigten jedoch, dass die frühzeitige Ruptur der Nabelschnur beim Fohlen keine Auswirkung auf verschiedene Blutparameter sowie Herz- und Atemfrequenz hat. Dabei wurde das Blutvolumen bei manuell durch-trennter Nabelschnur mit der Blutmenge, die nach spontan gerissenen Nabelschnüren aufgefangen wurde, verglichen. Es wurden keine signifikanten Unterschiede in beiden Blutvolumina ermittelt (DOARN et al., 1987).

Im Gegensatz zum Kalb, bei dem die kurze Nabelschnur schon beim Austritt durch die Geburtsöffnung reißt, ist es beim Fohlen physiologisch, dass die deutlich längere Nabelschnur nach dem Austritt aus dem Geburtskanal noch für bis zu 30 min (Mittelwert: 8 Minuten) intakt bleibt (ROSSDALE, 1967). Die Ruptur an einer anderen Stelle als an der vorgesehenen kann zu einem hochgradigen hämorrhagischen Geschehen an äußeren und inneren Nabelstrukturen führen (POKAR, 2004), da die Kontraktion der glatten Gefäßmuskulatur der präformierten Rissstelle auf diese Weise nicht vollständig funktioniert. Durch die physiologische Ruptur der Nabelschnur ohne Eingreifen durch eine Hilfsperson retrahieren sich die beiden Nabelarterien bis zu 6 cm weit in die Bauchhöhle hinein (WHITWELL, 1975, TURNER et al., 1982), während das restliche Nabelgewebe direkt am Nabelstumpf rupturiert (TURNER et al., 1982).

Bei nicht spontaner Ruptur der Nabelschnur sollte diese durch den Geburtshelfer stumpf und mit guter Fixation der bauchwärtigen Seite der Nabelschnur durchtrennt werden. Das Abklemmen und Schneiden der Nabelschnur ist nach überwiegender Meinung aufgrund einer erhöhten Blutungsgefahr (DOARN et al., 1987, KOTERBA, 1990, GRUNERT, 1993) und einer höheren Inzidenz eines patenten Urachus (KOTERBA, 1990, KNOTTENBELT, 2004) sowie von Nabelinfektionen (KÖHLER und LEENDERTSE, 1996) nicht zu empfehlen. Andere Autoren vertreten jedoch die Ansicht, dass durch die manuelle Ruptur die Gefahr des gewaltsamen Herausreißens des Urachus aus der Harnblase gegeben ist und empfehlen die Abnabelung mittels Emaskulator (BOSTEDT und THEIN, 1990, BOSTEDT, 2006, JUNG u. BOSTEDT, 2007)

2.2.3 Topographische Anatomie post natum

Der Nabel des Fohlens befindet sich in der Linea alba auf Höhe des am weitesten kaudal gelegenen Punktes jedes Rippenbogens. Die Linea alba stellt die Verbindungsnaht der Aponeurosen der beiden schiefen Bauchmuskeln und des geraden Bauchmuskels beider Seiten dar. Zudem sind die oberflächliche und die tiefe Rumpffaszie an der Bildung der Linea alba beteiligt. Die Linea alba, ein in etwa 20 mm breiter, sehnenartiger Strang, zieht sich kaudal verjüngend vom Brustbein bis zum Tendo präpubicus. Im Nabelbereich trennen sich rechter und linker Teil der Linea alba unter Bildung des Nabelringes auf. Störungen im Verschluss dieses Nabelringes manifestieren sich als Hernia umbilicalis – als Nabelbruch. Der Nabelring, Anulus umbilicalis, ist die Durchtrittsöffnung für den Dottersackstiel, den Allantoisstiel, die paarigen Umbilikalarterien sowie die beim Fohlen singuläre linke Umbilikalvene (WISSDORF et al., 2002).

Die Nabelarterien verlaufen im Nabelstrang spiralig um den Allantoisstiel herum und liegen intraabdominal im Gekröse des Urachus, der zur Harnblasenspitze zieht. Vor der Blasenspitze ziehen sie jeweils nach lateral und verlaufen seitlich der Harnblase entlang, um schließlich dorsal in Richtung Aorta zu ziehen. Die Nabelarterien können bis zu circa zwei Wochen nach der Geburt Blut enthalten. Danach obliterieren sie und bilden später die Ligamenta teretia vesicae, die am freien Rand der seitlichen Harnblasenbänder – Ligg. vesicae lateralia – liegen.

Die Nabelvene zieht vom Nabelstrang nahe der ventralen Bauchwand nach kranial zur Leber und bildet später deren Ligamentum teres hepatici, welches nahe dem Ligamentum falciforme gelegen ist, das wiederum aus dem Ductus venosus hervorgeht. Die Nabelvene kann immer Restblut enthalten, welches bei Nabelinfektionen einen geeigneten Nährboden für Mikroorganismen darstellt (WISSDORF et al., 2002).

2.2.4 Physiologie der Nabelinvolution

Durch die Dehnung der Nabelschnur während der Geburt kontrahiert sich die glatte Muskulatur, die bei Wiederkäuern und Pferden die Nabelschnur umgibt (NODEN und DeLAHUNTA, 1985). Durch die Ruptur an der bei der Fohlennabelschnur

präformierten Stelle, an der ein deutlich ausgeprägter Muskelmantel vorhanden ist (FISCHER, 1932), schließt sich der Urachus im Normalfall annähernd sofort (RICHARDSON, 1985). Die Nabelarterien ziehen sich bis zu sechs cm in die Bauchhöhle zurück (WHITWELL, 1975, TURNER et al., 1982), während die Nabelvene und der Urachus außerhalb der Bauchhöhle rupturieren (TURNER et al., 1982). Der Verschluss aller Nabelstrukturen erfolgt in der Regel ohne Manipulation unmittelbar nach der Ruptur der Nabelschnur (KÖHLER und LEENDERTSE, 1996).

Physiologischerweise erfolgen Schrumpfung und Abtrocknung der äußeren Nabel-strukturen innerhalb von einigen Stunden bis zu wenigen Tagen nach der Geburt (NODEN und DeLAHUNTA, 1985, RICHARDSON, 1985).

Durch Fibrose werden letztendlich die Nabelgefäße durchbaut. Die Nabelvene entwickelt sich so zum Ligamentum teres hepatici, dem Gekröse des Ligamentum falciforme. Die Nabelarterien obliterieren und bilden so die Ligg. teretia vesicae. Der Urachus verläuft gemeinsam mit dem Ligamentum vesicae medianum ventral der Harnblase entlang der Linea alba zum Nabel (RINGS, 1995, WISSDORF et al., 2002).

Die Involution der intraabdominalen Nabelstrukturen wurde durch sonographische Untersuchungen bei Fohlen in der ersten Lebenswoche nachvollzogen (LAVAN et al., 1997). Dazu wurden an den Lebenstagen eins und sieben bei 31 gesunden Fohlen die Nabelstrukturen an definierten Stellen vermessen. Die Mittelwerte der einzelnen Strukturen wurden an diesen beiden Tagen vergleichend gegenübergestellt. Dabei zeigte sich, dass die Gefäßdurchmesser innerhalb der ersten Lebenswoche signifikant abnahmen. Eine Ausnahme bildete hier der Urachus inklusive beider Arterien vor der Blasenspitze, der nahezu keine Veränderung des Durchmessers zeigte. In einer anderen Untersuchung zur postnatalen, sonographisch dargestellten Entwicklung der Nabelstrukturen an 16 Fohlen wurde dagegen innerhalb der ersten Lebenswoche keine signifikante Veränderung des Gefäßdurchmessers der Nabelarterien auf Höhe der seitlichen Harnblasenwand verzeichnet (SCHULENBURG, 1991).