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Der Untersuchungszeitraum bis zum achten Lebenstag sowohl der klinischen als auch der sonographischen Untersuchungen wurde so kurz gewählt, da der längerfristige Einfluss des maximal in den ersten fünf Tagen post natum verwendeten Nabeldesinfektionsmittels als eher gering eingeschätzt und von vielen weiteren Faktoren überlagert wird (GEORGIADE und HARRIS, 1973, AMBER und SWAIM, 1984, KROKER, 2003).

Über den Untersuchungsgang der klinischen Untersuchung des Nabels beim Fohlen und beim Kalb liegen in der Literatur keine genauen Angaben vor. Es werden zwar Angaben dazu gemacht, welche Parameter generell zu erheben sind (Größe, Form, Farbe, Sekretion, Konsistenz, Schmerzhaftigkeit und lokale Wärme), aber Graduierungen und Wertungen dieser Parameter werden nicht angegeben (REEF, 1989, BAXTER, 1989, SMITH, 2006). Klinische Untersuchungen, die diese Parameter genau aufschlüsseln, sind in der Literatur bislang ebenfalls nicht vorzufinden. In dieser Untersuchung wurden die klinischen Parameter

„Nabeldurchmesser“ und „Nabelfeuchtigkeit“ daher sehr genau und nach vorher festgesetzten Kriterien beurteilt, so dass zum einen ein hoher Grad an Objektivität gewährleistet wurde und zum anderen die genaue Entwicklung dieser Parameter für jedes einzelne Fohlen gut wiedergegeben werden konnte. Die Objektivität wurde durch den Einsatz eines selbst entwickelten Score-Systems sowohl für den Nabeldurchmesser (Tab. 2) als auch für die Nabelfeuchtigkeit (Tab. 3) optimiert.

Für die Beurteilung des Durchmessers des äußeren Nabels des Fohlens existieren in der Literatur keine genauen Angaben bzw. Referenzen. SMITH (2006) gibt jedoch

an, dass ein Durchmesser von 2 cm in den ersten Lebenstagen nicht als bedenklich einzustufen ist. Wie die vorliegende Untersuchung zeigte, liegen die durchschnittlichen Werte der Nabeldurchmesser in der ersten Lebenswoche insbesondere bei nabelgesunden Fohlen darunter. In der vorliegenden Studie ist am ersten Lebenstag bei nabelgesunden Fohlen ein durchschnittlicher Nabel-durchmesser von 1,5 ± 0,3 cm ermittelt worden, am siebten Lebenstag wurden Durchschnittswerte von 1,2 ± 0,2 cm festgestellt. Entgegen der Einschätzung von SMITH (2006) wurde im Rahmen dieser Untersuchung ein im Durchmesser 2 cm oder mehr messender Nabelstumpf auch in den ersten Lebenstagen als abnorm gewertet und hatte eine sonographische Untersuchung der intraabdominalen Nabelstrukturen zur Folge. Ein Unterschied des Nabeldurchmessers ist hier nach dem sieben Tage langen Beobachtungszeitraum zwischen den fünf Nabeldipp-Gruppen nicht festgestellt worden.

In der Literatur wird angegeben, dass der Nabel im Normalfall innerhalb der ersten 24 Lebensstunden abtrocknet (NODEN und DeLAHUNTA, 1985, RICHARDSON, 1985, KNOTTENBELT et al., 2004). Auch in dieser Studie trocknete der Nabel bei den gesunden Fohlen innerhalb der ersten 24 Lebensstunden ab. Bei einigen dieser Fohlen wurde auch zu einem späteren Zeitpunkt ein geringgradig feuchter Nabelstumpf evaluiert. Dieses Untersuchungsergebnis wurde nicht als abnorm gewertet, wenn der Nabel bei der Folgeuntersuchung wieder abgetrocknet war.

Zumeist war eine kurzfristige Nabelfeuchtigkeit festzustellen, wenn sich erste Verkrustungen des Nabels gelöst hatten.

In dieser Studie zeigte sich, dass der Nabel der Fohlen in Gruppe E (Chlorhexidin, 1 %, 5 Tage 2x tägl.) am besten und zügigsten abtrocknete. Nur eines der 20 Fohlen der Gruppe E musste aufgrund der Sekretion aus dem Nabelstumpf antibiotisch behandelt werden. Am häufigsten mussten die Fohlen der Gruppe D (Alkohol.

Jodlsg., 1 %, 5 Tage 2x tägl.) wegen erhöhter Nabelsekretion antibiotisch behandelt werden. Der Unterschied zwischen den Gruppen war statistisch zwar nicht signifikant, dennoch ergibt sich daraus der Hinweis, dass das Chlorhexidin einen guten, abtrocknenden Effekt auf die äußeren Nabelstrukturen hat. Ein möglicher Grund dafür ist eine weniger gewebereizende Wirkung des Chlorhexidins als die der

verschiedenen Jodlösungen. Jodlösungen wird eine gewebereizende Wirkung zugeschrieben, die sich in einer Entzündungsreaktion und Aufweichung des eigentlich gesunden Gewebes bemerkbar machen kann (TURNER et al., 1982, BAXTER, 1989).

Die Parameter Verschieblichkeit, Schmerzhaftigkeit und vermehrte lokale Wärme sind in der vorliegenden Untersuchung nicht separat ausgewertet worden, da diese kaum objektiv und graduiert dargestellt werden können. Sie wurden eingesetzt, um im Individualfall den Verdacht einer Nabelentzündung zu bekräftigen, was für den Einzelfall auch als sinnvoll erachtet werden kann. Das Fehlen dieser Symptome lässt allerdings keinesfalls den Schluss zu, dass keine Nabelentzündung vorliegt, da diese Parameter leicht missdeutet werden können bzw. nicht zwingend bei Nabelentzündungen vorhanden sein müssen.

Die Genauigkeit der palpatorischen Untersuchung des Nabels wird beim Fohlen als nicht so hoch eingeschätzt wie beim Kalb (BOUCKAERT und DeMOOR, 1965, TRENT, 1987, RADEMACHER, 1988, STEINER et al., 1990). Die alleinige klinische Untersuchung des Nabels beim Fohlen erlaubt nicht den sicheren Ausschluss einer Infektion der Nabelstrukturen (MORRIS, 1984, REEF, 1989, LAVAN et al., 1997, POKAR, 2004). Auch in dieser Studie wurde deutlich, dass die klinische (adspektorische und palpatorische) Untersuchung des Nabels allein nur in wenigen Fällen ausreichend war, eine Infektion der intraabdominalen Nabelstrukturen aufzudecken. Nur bei sieben der 23 Fohlen (30 %) mit intraabdominalen entzündlichen Veränderungen der Nabelstrukturen wurden auch klinische Symptome (Sekretion, Vergrößerung des Nabelstumpfes) manifest.

Ein weiteres Ziel dieser Untersuchungen war die Erstellung von Referenzwerten für den Durchmesser des Nabelstumpfes. Zwischen nabelgesunden (n = 66) und nabelerkrankten Fohlen (n = 32) wurden vom zweiten bis zum siebten Lebenstag signifikante Unterschiede des Nabeldurchmessers evaluiert. Dieser Unterschied war am vierten Lebenstag der Fohlen maximal. Nabelgesunde Fohlen wiesen am vierten Lebenstag einen durchschnittlichen Nabeldurchmesser von 1,3 ± 0,2 cm auf. Bei Fohlen mit Nabelerkrankungen maß der Nabeldurchmesser im Durchschnitt 1,5 ± 0,3 cm. Dennoch sind die Unterschiede nicht ausreichend, um absolute Werte

zur Unterscheidung zwischen gesundem und erkranktem Nabel allein aus der klinischen Untersuchung abzuleiten.

Zusammenfassend sollten ein plötzlich größer werdender äußerer Nabelstumpf sowie Sekretion aus dem Nabelstumpf als potentiell abnorm betrachtet und durch eine sonographische Untersuchung näher überprüft werden.