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3.1 Große Menschenaffen und deren Haltung

3.1.1. a Unterkunft der Gruppe Westlicher Flachlandgorillas (Gorilla g. gorilla) im Zoo Frankfurt im alten Menschenaffenhaus

Nach Fertigstellung der Gorillaanlage im Jahr 1966 wurde diese 1997 modernisiert. Die Anlage der Gruppe

Westlich-er Flachlandgorillas bestand aus vier Bereichen: Einer Innen- und einer Außen-anlage sowie Schlafboxen, die sich unter der Innenanlage befanden, und einem Ab-sperrbereich. Dieser war nötig, damit die Tiere vor der Reinigung die Innenanlage über ein Gangsystem verlas-sen konnten. Im Absperrbe-reich befand sich ein

separa-ter Platz für den Silberrücken ‚Matze‘ (Abb. 70). Die Innenanlage umfasste 93m² und hatte eine Höhe von 5m. Aufgrund der Höhe war es möglich, das Gehege in mehrere horizontale Ebenen aufzuteilen. Die maximale Tiefe des Innenbereichs lag bei 7m. Abgetrennt wurde die Innenanlage vom Besucherbereich durch eine 4cm dicke und 1,80m hohe Panzerglaswand.

Zusätzlich befand sich vor der Besucherscheibe eine 80–140cm breiten Bepflanzung. Die Abb. 70: Absperrbereich von Matze mit einer Größe von 2,25 x 1,15 x 1,35 m.

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Wände dieser Innenanlage waren gefliest und der Boden war mit ca. 30cm Rindenmulch bedeckt. Die vertikale und horizontale Gestaltung kann der Abbildung 71 entnom-men werden.

Das „Frankfurter System“

(Plastikvorhänge, welche die Durchgänge nach außen ver-schließen) ermöglichten es

den Gorillas, alle Teile der Anlage selbstständig zu nutzen.

Die oben erwähnten Schlafboxen waren in vier Kabinen unterteilt, wovon sich zwei unter der linken Seite und zwei unter der rechten Seite der Innenanlage befanden. Diese Anlagen-bereiche konnten von den Westlichen Flachlandgorillas als Rückzugsmöglichkeit genutzt werden. Für die klimatischen Bedingungen in der Innanlage wurde eine Befeuchtungsanlage eingesetzt, die eine Luftfeuchtigkeit von 75% regulierte sowie eine Heizung, die eine kons-tante Temperatur von 25°C erzeugte.

Die Gorillas konnten eigen-ständig, unabhängig von der Tages- und der Jahreszeit, den Zugang zu der 470m² großen Außenanlage wählen (FELZ 1996). Auch hier war der Besucher durch eine 4m hohe Panzerglasscheibe von den Tieren getrennt (Abb.

72). Stabile Stahlpfeiler, die in eine Betonmauer einge-lassen waren, trugen die

Scheiben. Zwischen Betonmauer und Panzerglas war ein ca. 4cm breiter Spalt. Zudem lag ein 2-3m breiter Grünstreifen zur Seite der Besucher hin. Eine Seite der Außenanlage war für das

Abb. 72: Außenanlage der Gorillas im alten Menschenaffenhaus.

Abb. 71: Innenanlageder Gorillas im alten Menschenaffen im Zoo Frankfurt.

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Publikum nur durch dichtes Buschwerk einsehbar und bot den Gorillas in der Außenanlage eine Rückzugsmöglichkeit. Der Aufbau und die Strukturierung der Außenanlage sind 1991 einer hügeligen Graslandschaft nachempfunden worden, mit Liege- und Schattenmöglich-keiten, die der Abbildung 72 entnommen werden können.

Die Fütterung der Westlichen Flachlandgorillas fand während des Beobachtungszeitraumes morgens zwischen 10:00 Uhr und 11:00 Uhr statt, die Tiere wurden wie oben beschrieben vorher abgesperrt. Verfüttert wurden am Morgen verschiedene Gemüsesorten (beispiels-weise Karotten, Zwiebeln, Lauch, Sellerie, Kartoffeln, Brokkoli, Blumenkohl, Paprika, Tomate und Rettich). Am Nachmittag erfolgte eine weitere Hauptmahlzeit bei der vorwiegend Äpfel angeboten wurden. Einen sogenannten ‚Salattag‘ stellte die Fütterung am Dienstagmorgen dar, alle drei Menschenaffenarten erhielten ausschließlich Salat.

Um die Nahrung zu ergänzen wurde den Gorillas morgens im Absperrbereich ein Brei gefüttert. Dieser setzte sich in variablen Anteilen aus: Weizenkleie (Ballaststoff), Quark, Molke (Eiweiß), Mineralien (JAOBI) und Nährhefe (VitB) zusammen. Der Geschmack wurde z.B. durch die Beigabe von Kakao oder Honig variiert. Weitere Zugaben waren ein VitB-Komplex, Sojaschrot mit Wasser sowie gekochter Reis und ADEC Multivitamin. Dieser Brei wurde, wenn nötig, auch genutzt um Medikamente zu verabreichen.

3.1.1.b Unterkunft der Gruppe Westlicher Flachlandgorillas (Gorilla g. gorilla) im Zoo Frankfurt im neuen Menschenaffenhaus ‚Borgori-Wald‘

Innerhalb des Beobachtungszeitraumes wurde das neue Menschenaffenhaus ‚Bor-gori–Wald‘ eröffnet. Die Westlichen Flach-landgorillas zogen in dieses Gebäude am 14.

Mai 2008 um. Der Umzug erfolgt selbsttätig durch die Tiere über einen eigens dafür gebauten Tunnelgang (Abb. 73). In Bor-gori–Wald stand der Gruppe zunächst eine von zwei Innenanlagen zur Verfügung und

die dazugehörigen Absperrbereiche. Den Gorillas standen insgesamt rund 389m² Innenanlagen zur Verfügung, wobei die große Anlage (GA) ca. 238m² umfasst und die

Abb. 73: Gorilla ‚Rebecca‘ bei dem Durchlaufen des Tunnels in Richtung Borgori-Wald.

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Abb. 74: Blick in kleine Gorilla Innenanlage vom Besucherweg.

kleinere (KA) ca. 151m² groß ist. Wie oben erwähnt stand die GA den Gorillas ab dem Tag des Umzuges zur Verfügung, während die KA ab dem Eröffnungstag, dem 12. Juni 2008, für die Gorillagruppe zugänglich war. Die beiden Innenanlagen liegen rund um einen bepflanzten Besucherbereich und haben eine Höhe von 6m. Über zwei Tunnelübergänge, die über den Besucherweg verlaufen, sind die beiden Anlagenbereiche miteinander verbunden.

Die Übergänge besitzen hydraulische Schiebervorrichtungen, womit die Gehege getrennt werden können. Einer der beiden Tunnelübergänge (T1) besitzt ein Fenster in einer der Seitenwände, ebenso ist in den Boden des Ganges eine Scheibe eingelassen. Der zweite Tunnelübergang (T2) hat keinerlei Fenster. Zur Reinigung der Anlagen können die Westlichen Flachlandgorillas in eine der beiden Anlagen oder aber in die Absperrboxen abgetrennt werden.

Der Absperrbereich hat eine Gesamtfläche von rund 70m². Jede der beiden Innenanlagen verfügt über drei Boxen, je zwei kleinere und eine große Absperranlage. Sowohl die GA als auch die KA haben insgesamt je rund 35m²

Ab-sperrfläche, wobei die kleinen Bereiche je ca. 5-6m² groß sind und die große Box je rund 24m² misst. Diese Boxen sind ebenfalls über Schieber miteinander verbunden, wie auch mit der Innen-anlage.

Der Besucherbereich ist bis in eine Höhe von 3,50m durch eine Glasscheibe abgetrennt, da-rüber findet sich ein 3mm Edelstahl Netz“ X-Tend“ (Fa. Carl Stahl), wie aus der Abbildung 74 zu entnehmen ist. Dieses Netz bildet auch den

Abschluss zur Decke hin. Zwischen dem Edelstahlnetz und der eigentlichen Decke von Bor-gori-Wald sind 2m Luftraum. Die eigentliche Decke von BorBor-gori-Wald wird durch zwei übereinander liegende Folienkissen (Material ETFE) gebildet, die wie ein Oberlicht wirken.

Wie im Besucherbereich, so sind auch die Wände der Anlage aus Kunstfelsen, der eine gräu-liche bis hellbraune Färbung aufweist. In den Wänden befinden sich die Wandheizung sowie weitere Versorgungssysteme. Der Boden ist Mutterboden, der mit Gras bepflanzt wurde. Die Bodenhöhe in der Anlage entspricht in der GA der Höhe im Besucherbereich, und ist in der

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Abb. 75: Einrichtung der großen Gorilla Innenanlage mit Rebecca und Nasibu.

KA leicht erhöht (Abb. 74). Über ein Bewässerungssystem ist es möglich sowohl den Boden zu befeuchten, als auch die tropische Luftfeuchte zu erreichen.

In der GA befinden sich, beim Blick vom Besucherraum aus, im linken vorderen Drittel der Anlage ein Lebendbaum, der mit elektrischem Strom vor dem Verzehr durch die Gorillas geschützt ist. Die Anlage ist sonst beispiels-weise mit vertikalen und horizontalen Totholzbäum-en, KunstfelsenwändTotholzbäum-en, und Tauen eingerichtet, wie der Abbildung 75 zu entnehmen ist. Des Weiteren befinden sich auf dem Boden mehrere beheizbare Sitzflächen. An den Seitenwänden bilden Nester aus Metall Sitzgelegenheiten.

Auch der Abschluss des Kunstfelsens im Übergang zum Edelstahlnetz bietet weitere Lauf – und Sitzmöglichkeiten. An dieser Stelle sind an der Seite zum Besucherraum hin Schein-werfer und Kameras angebracht. Die Einrichtung von der KA ist mit der von der GA ver-gleichbar. Zusätzlich besitzt die Rückwand von der KA ein großes Fenster, dieses endet kurz oberhalb des Bodens und ermöglicht den Gorillas einen Blick nach draußen.

Wie im alten Menschenaffenhaus standen den Gorillas Holzwolle und andere Manipulations-möglichkeiten zur Verfügung. Die Futtermittel der Gorillas blieben unverändert und sind in Kapitel 3.1.1.a beschrieben. Allerdings fand die erste Fütterung meist früher statt, zwischen 9:00 Uhr und 10:00 Uhr. Dabei wurden die Gorillas hauptsächlich in eine der beiden Anlagen gesperrt, die jeweils andere gereinigt und mit Futter bestückt. Eine zusätzliche Fütterungs-möglichkeit entstand durch den Pflegergang auf Höhe des Kunstfelsens. Von dort konnten zum Beispiel Keime und Sprossen um die Mittagszeit in die Anlagen eingebracht werden, ohne die Tiere absperren zu müssen. Wasser ist ad libidum über Selbstränken in den Innenanlagen verfügbar.

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