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4.2 Sozialverhalten der Großen Menschenaffen

4.2.1 a Einfluss der Haltungsbedingung auf das Sozialverhalten

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Abb. 163: Prozentualer Anstieg des Folgens in Abhängigkeit von dem Tier nach dem Umzug in das neue Menschenaffenhaus (n=4.818 Beobachtungen, p>0,05; GLIMMIX).

Für die Gorillas Makulla, Fossey und Viatu konnte der Einfluss der Haltung nicht nachvoll-zogen werden, da diese Tiere nicht in beiden Haltungssystemen lebten (Kapitel 4.1.1). Auch der Silberrücken Matze ist nicht dargestellt, da er aufgrund seiner körperlichen Beeinträch-tigung (siehe Anhang I) in Borgori-Wald häufig von der Gruppe abgetrennt wurde und auch bei gemeinsamer Haltung nur bedingt, aufgrund seiner gesundheitlichen Verfassung, in das Sozialleben der Gruppe eingebunden werden konnte.

Eine weitere soziale Verhaltensweise, die beachtet werden soll, ist das Sozialspiel. Dieses veränderte sich innerhalb der Haltungsbedingungen. Es konnte 5,6% seltener in Borgori-Wald beobachtet werden, als es noch im alten Menschenaffenhaus der Fall war. Dabei waren es hauptsächlich die Jungtiere,

die an diesem Verhalten beteiligt wa-ren bzw. dieses vorwiegend einleite-ten. Wenn eines der adulten Weib-chen das Spielen initiierte, schienen sie dafür präferierte Partner bei den Jungtiere zu haben, da beispielweise Ruby ausschließlich Kabuli auswählte (Abb. 164) und auch bei Dian der bevorzugte Spielpartner Kabuli war.

Abb. 164: Kabuli (links) und Ruby beim Sozialspiel.

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Rebecca hingegen wählte zu spielerischen Interaktionen ausschließlich Nasibu.

Bei genauerer Betrachtung des Sozialspiels der beiden Jungtiere konnte zwischen den bei-den Gorillas kein Unterschied im Auftreten der Häufigkeit des Sozialspiels verzeichnet wer-den (n=2.555 Beobachtungen, p>0,05; GLIMMIX). Das Sozialspiel verminderte sich auch bei beiden juvenilen Gorillas nach dem Umzug höchst signifikant um nahezu den gleichen Anteil (Abb. 165).

Abb. 165: Prozentualer Anteil des Verhaltens Sozialspiel in Abhängigkeit von den beiden Jungtieren und der Haltungsbedingung (n=2.555 Beobachtungen, p<0,001; Chi Quadrat Test).

Bei beiden Tieren war eine Reduktion des Spielverhaltens von rund 21% auf 9,3% bei Nasibu und 10% bei Kabuli berechnet worden. Diese Veränderung gilt statistisch für beide Jungtiere im selben Maße (n=2.555 Beobachtungen, p>0,05; GLIMMIX). An der Qualität des Sozial-spiels sind nur insofern Änderungen aufgetreten, dass mehr das Nachlaufen beobachtet wurde und dass das Anschubsen von Artgenossen während des Spiels abnahm. Auch das Berühren war von der Haltungssituation beeinflusst worden. Es trat um 3,5% seltener im neuen Menschenaffenhaus auf. Diese Abnahme ist höchst signifikant (n=4.415 Beobach-tungen, p<0,001; GLIMMIX), wenn auch nicht für alle Individuen im gleichen Maße geltend.

Die Veränderung unterschied sich in Abhängigkeit von den beiden Effekten Tier und Hal-tungsbedingung ebenfalls höchst signifikant. Wie aus der Abbildung 166 entnommen wer-den kann, war der Trend der Abnahme vor allem durch wer-den juvenilen Gorilla Nasibu geprägt,

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während bei dem adulten Weibchen Julchen nahezu keine Veränderung dieses Verhaltens zu beobachten war.

Abb. 166: Prozentuale Differenz des Verhaltens Berühren in Abhängigkeit von dem Tier und der Haltungsbedingung altes und neues Menschenaffenhaus (n=4.415 Beobachtungen, p<0,001;

GLIMMIX).

Auch in dieser Analyse war auf die oben genannten Gorillas verzichtet worden, die nur in einer der beiden Haltungen lebten. Für den Gorilla Ruby kann diese Verhaltenskomplex des-kriptiv beurteilt werden, da sie im alten Menschenaffenhaus 31mal beobachtet worden war und im Borgori-Wald sechsmal protokolliert wurde. Damit ist auch für Ruby eine Reduktion in dieser Verhaltensweise zu erkennen. Des Weiteren berührte Ruby im alten Menschen-affenhaus alle Gorillamitglieder bis auf Rebecca und Nasibu. Letzterer wurde in Borgori-Wald ebenfalls von Ruby berührt, während diese soziale Interaktion nicht mit Rebecca als Partner verzeichnet werden konnte.

Der Blickkontakt nahm ebenfalls hoch signifikant (n=4.818 Beobachtungen, p<0,01; GLIM-MIX) um 4,9% in Borgori-Wald ab. Diese Verhaltensänderung spiegelte sich signifikant für die ganze Gorilla-Gruppe wieder, wie der Abbildung 167 entnommen werden kann. Vor allem Julchen, Ruby, Nasibu und Kabuli kommunizierten in Borgori-Wald weniger über Blickkon-takte, während Rebecca sogar eine gegenläufige leichte Zunahme verzeichnete. Auch hier mussten die Tiere, die nur in einem der Häuser gehalten wurden, von der statistischen Ana-lyse ausgeschlossen werden, ebenso wie das adulte Männchen Matze. Deskriptiv sei er-wähnt, dass Matze das soziale Verhalten Blickkontakt 43-mal im alten Menschenaffenhaus ausführte, aber dieses nicht in Borgori-Wald registriert werden konnte. Für Makulla konnten

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dahingehend elf Beobachtungen festgehalten werden, während für das juvenile Weibchen Fossey 143 Aufnahmen protokolliert wurden.

Abb. 167: Prozentuale Differenz des Verhaltens Blickkontakt in Abhängigkeit von dem Tier und der Haltungsbedingung altes und neues Menschenaffenhaus (n=4.818 Beobachtungen, p<0,05;

GLIMMIX).

Eine weitere, wenn auch geringere soziale Veränderung, war betreffend des sozialen Ruhens aufgetreten. Hier wurde eine leichte jedoch signifikante Zunahme von 2,3% im neuen Men-schenaffenhaus gegenüber dem alten Haltungssystem berechnet (n=4.818 Beobachtungen, p<0,01; GLIMMIX). Diese Veränderung ist nicht für alle Gorillas mit den gleichen Differenzen zu beziffern. So unterschieden sich die Veränderungen höchst signifikant voneinander, da für die Gorillas Julchen, Rebecca und Ruby eine

geringfügige Abnahme in diesem Verhalten zu erkennen war, während dieser Verhaltenskom-plex im neuen Menschenhaus bei den Tieren Dian und Nasibu eine auffallende und bei Kabuli eine leichte Zunahme erfuhr (Abb. 168).

Vor allem bei Dian veränderten sich auch die Partner. War sie im alten Menschenaffenhaus nur selten bei Rebecca oder in deren Nähe angetroffen worden, so saß sie vor allem

wäh-Abb. 169: Dian bei Nasibu und Rebecca.

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rend der Integration von Viatu des Öfteren in deren unmittelbaren Nähe (Abb. 169). Die Gorillas Matze, Makulla, Fossey und Viatu blieben aus den oben aufgeführten Gründen unberücksichtigt.

Abb. 168: Prozentualer Anteil des sozialen Ruhens in Abhängigkeit von dem Individuum und der Haltungsbedingung (n=4.818 Beobachtungen, p<0,001; GLIMMIX).

Weitere soziale Verhaltensweisen wie das antagonistische Verhalten zeigten die Gorillas im Borgori-Wald 2,2% seltener als zuvor im alten Menschenaffenhaus. Das Betteln und die gemein-same Nahrungsaufnahme (Abb. 170) konnten hingegen um 1,2% bzw. 1,7% häufiger protokol-liert werden. Alle weiteren aufgeführten sozialen Verhaltensweisen der Gorilla-Gruppe veränder-ten sich in Abhängigkeit von der Haltung unter 1%.

Die beiden Haltungssituationen vor und nach dem Umzug wirkten sich vor allem auf das Folge-verhalten und das Spielen aus, wobei die Tiere nach dem Umzug häufiger beim Folgen und seltener beim Spielen beobachtet worden waren.

Abb. 170: Kabuli und Julchen beim gemein-samen Verzehr von Salat.

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Neben den zwei Häusern war auch innerhalb der Häuser zwischen fünf Phasen unter-schieden worden. Bei der detaillierten Untersuchung des Sozialverhaltens nach diesen fünf Phasen können statistisch höchst relevante Veränderungen im Sozialverhalten der West-lichen Flachlandgorillas in Abhängigkeit von der Phasenbildung festgehalten werden (Abb.

171).

Abb. 171: Prozentuale Zusammensetzung des Sozialverhaltens der Frankfurter Gorillas in Abhäng-igkeit von der Haltungsbedingung und der Phase (n=3.718, p<0,001; Chi Quadrat Test).

Die auffälligste Veränderung über die fünf Phasen hinweg konnte für das Sozialspiel und das Folgen festgestellt werden (Abb. 171). Das Sozialspiel veränderte sich dahingehend, dass es sich rund um den Umzug verringerte und während der Integration von Viatu gar nicht mehr auftrat (Abb. 172). Ein korrelativer Verlauf konnte über die Phasen hinweg zwischen dem Sozialspiel und der Spielaufforderung berechnet werden (Abb. 172). Wie das Sozialspiel wur-de auch die Spielaufforwur-derung durch wur-den Umzug und die Integration beeinflusst. Allerdings konnten auch während der Integration noch Spielaufforderungen dokumentiert werde, je-doch trat kein Spielen mehr auf. In allen anderen Phasen spielten die Tiere häufiger, als sie zum Spielen aufforderten.

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Abb. 172: Verlauf der prozentualen Veränderung des Sozialspiels und der Spielaufforderung der Gorilla-Gruppe über die fünf Phasen hinweg (Mittelwerte aus 513 Beobachtungen, n=5 Haltungen, r=0,943, p<0,01; Korrelation nach Pearson).

Eine vergleichbar intensive Veränderung, jedoch mit nahezu stetig zunehmendem Verlauf über die fünf Phasen hinweg, zeigte sich für das Verhalten Folgen (Abb. 173).

Abb. 173: Verlauf der prozentualen Veränderung des Sozialverhaltens Folgen der Gorilla-Gruppe über die fünf Phasen hinweg (Mittelwerte aus 540 Beobachtungen, n= 5 Haltungen, p<0,001; Chi Quadrat Test).