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Umfassung der Vorburg

Im Dokument Die Godesburg (Seite 93-97)

Von der Umfassungsmauer der Vorburg hat sich abgesehen von einem Halbschalen-turm an ihrer Nordwestecke und einem RundHalbschalen-turm (Stumpfer Turm) an der Südwestecke nur ein Teilstück zwischen dem Halbschalenturm im Nordwesten und der Michaelska-pelle in der Nordostecke der Vorburg erhalten. Weitere geringe Mauerreste lassen sich zwischen dem Chor der Kapelle und der Zwingermauer unterhalb des Tors zur Kernburg sowie im Hang oberhalb des Rundturmes in der Südwestecke beobachten. Der Verlauf der Kurtine zwischen den beiden Ecktürmen im Westen der Vorburg lässt sich anhand eines Geländeabsatzes auf dem Areal des Burgfriedhofs rekonstruieren. Die Umfassung der Vorburg besaß vermutlich zwei Zugänge, einen im Süden unmittelbar östlich des Süd-westeckturms und einen zweiten im Osten, der wohl unmittelbar südlich der Michaelska-pelle lag.

9.10.1 Zugangssituation

Der Zugang im Norden der Vorburg wird durch einen runden Turm an der Südwestek-ke der Umfassungsmauer flankiert403. Noch heute erfolgt hier die Zufahrt zur Vorburg.

Daneben gibt es noch eine Reihe weiterer Zugänge, die jedoch vermutlich größtenteils rezent sind.

Doch bereits die 1791 angefertigte Karte von Henrich Karst zeigt unmittelbar südlich der Michaelskapelle einen zweiten Zugang im Osten der Vorburg, der über einen eigenen Fußweg zu erreichen ist. Es stellt sich die Frage, ob es sich hier möglicherweise ebenfalls um einen burgzeitlichen Eingang handelt404. Auf dem bei CLEMEN publizierten Grundriss führt ein kleines noch erhaltenes Mauerstück der östlichen Kurtine nicht unmittelbar auf die Apsis der Michaelskapelle zu, sondern knickt nach Westen ab. Würde man die Mauer an dieser Stelle schließen wollen, entstünde ein relativ ungünstiger Zwickel. Der Plan legt eher einen weiteren Verlauf parallel zur Südwand der Kapelle nahe, was tatsächlich für einen Zugang an dieser Stelle spricht. Ein solcher Zugang wäre auch eine sinnvolle Erklä-rung für die Schießscharten im Norden der Vorburgaußenmauer, denn der bereits ge-nannte Fußweg zu diesem Zugang konnte so bestrichen werden405. Außerdem zeigt der

403. Vgl. Kap. 9.10.4 .

404. Vgl. Kap. 4.1.1 . Ein kleinerer Zugang in der nördlichen Kurtine der Umfassungsmauer ist wohl rezent.

405. Vgl. Kap. 9.10.7 .

Plan von FISCHER noch eine rechteckige Vorlage für einen Erker, der das Tor vermutlich flankierte .

Neben dem bislang bekannten Tor im Südwesten der Vorburg kann anhand der älteren Grundrissdarstellungen also ein zweiter Zugang im Osten rekonstruiert werden. Der Mi-chaelskapelle kann daher wohl auch der Charakter einer flankierenden Torkapelle zuge-sprochen werden.

9.10.2 Kurtine im Osten der Vorburg

Die Kurtine zwischen dem Chor der Michaelskapelle und dem Zwinger im Norden der Kernburg ist weitestgehend abgegangen. Heute führen in diesem Bereich zwei Fußwege in die Vorburg. Zwischen beiden Fußwegen ist ca. 2,8 m südöstlich der Michaelskapelle ein einzelnes Mauerstück mit einer Grundfläche von ungefähr 2x2 m und einer Höhe von ca. 3 m erhalten. Die äußere Mauerschale des stark zugewachsenen Mauerblocks besteht aus großformatigen Basaltsäulen.

Aufgrund der Maße ist zu überlegen, ob es sich bei dem Mauerblock um die Reste einer Vorlage handelt, die denen des Zwingers entspricht. Eine solche ist auf dem Aufmaß FISCHERs von 1960 dargestellt, wobei der von CLEMEN publizierte Plan jedoch lediglich eine Mauerecke zeigt, an der die Kurtine Richtung Westen umknickt. Da beide Pläne an dieser Stelle einen Zugang in die Vorburg zeigen, würde eine Vorlage an dieser Stelle durchaus sinnvoll erscheinen. Die genaue Situation ließe sich allerdings nur durch eine neuerliche archäologische Untersuchung klären.

Nach dem von CLEMEN publizierten Plan weist die Mauer auch in der Mitte einen Erker auf. Der Plan von FISCHER zeigt hier eine rechteckige Vorlage, so dass hier wohl analog zum Zwinger ein Erker über einer rechteckigen Vorlage zu rekonstruieren ist.

9.10.3 Umfassungsmauer im Süden der Vorburg

Oberhalb der rezenten Autozufahrt und unterhalb des Parkplatzes in der Vorburg sind im Hang noch Reste der südlichen Vorburgumfassungsmauer erhalten, die jedoch voll-ständig mit Efeu zugewachsen sind. Auf der ersten Skizze von Roidkin ist aber noch deut-lich eine Mauer erkennbar, deren Verlauf auf den Plänen von CLEMEN und FISCHER

nachvollzogen werden kann.

9.10.4 Turm an der Südwestecke der Vorburg (Stumpfer Turm)

Der so genannte Stumpfe Turm in der Südwestecke der Umfassung flankierte vermut-lich das Haupttor der Vorburg. Der im Aufgehenden mehr als 5 m hoch erhaltene Rund-turm besitzt bei einem Außendurchmesser von ungefähr 7 m eine Mauerstärke von 60 cm.

Beide Mauerschalen bestehen nahezu vollständig aus Basaltbrocken und Basaltsäulen-bruchstücken mit relativ einheitlichen Formaten. In den mit rezentem Zementmörtel neu verfugten Fugen treten teilweise Tuffbrocken zu Tage.

Eine einzelne ausgebrochene Öffnung im Südsüdwesten des Turms ist aufgrund ihrer geringen Größe wahrscheinlich als Schießschartenöffnung anzusprechen. Auf dem bei CLEMEN publizierten Grundriss weist der Turm drei Schießscharten nach Südosten, Süden und Westen auf. Der Turmzugang befand sich im Nordosten, wo die Außenmauer eine größere, sekundär durch zwei im rechten Winkel aufeinander treffende Mauern verschlos-sene Lücke aufweist. Hier stößt mit einer Fuge auch eine rezente, aus Bruchsteinen und

Spolien bestehende Mauer an. Diese in Nord-Süd-Richtung verlaufende Mauer schließt ei-nen Teil des Burgfriedhofs nach Osten ab.

Die erste und zweite Skizze von Roidkin zeigen als oberen Abschluss des Turms Zin-nen. Zinnen sind auch auf einem Vorburgturm auf dem Glasfenster der Klosterkirche von Ehrenstein/Wied dargestellt406.

Der runde Turm hatte also einen Zugang im Nordosten und wies als Verteidigungsele-mente drei Schießscharten sowie Zinnen auf. Im Norden des Turms kann noch der mit diesem im Verband stehende Ansatz der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden westlichen Kurtine der Umfassungsmauer beobachtet werden.

9.10.5 Kurtine im Westen der Vorburg

Der Verlauf der ungefähr 60 m langen Kurtine zwischen dem Halbschalenturm im Nordwesten und dem Turm in der Südwestecke der Vorburg lässt sich vornehmlich an-hand eines Absatzes im Gelände nachvollziehen. Im Abhang unterhalb dieses Gelände-absatzes finden sich nur wenige aufgehend erhaltene Mauerreste. Die äußere Mauerschale eines ca. 3 m langen Teilstücks im Süden besteht ausschließlich aus Basaltbrocken.

9.10.6 Halbschalenturm an der Nordwestecke der Vorburg

Die nordwestliche Ecke der Vorburgumfriedung wurde durch einen runden Halbscha-lenturm gesichert, der heute im Bereich des Burgfriedhofs liegt. Da sich die Kurtine im Osten des Halbschalenturms nahtlos an diesen anschließt, kann von einer gleichzeitigen Entstehung ausgegangen werden. Der Turm besitzt bei einer Mauerstärke von 1,2 m einen lichten Dm. von 2-3 m. Er weist keine erhaltenen Fenster- und Schießschartenöffnungen oder Zinnen mehr auf.

Oberhalb des heutigen Fußbodenniveaus im Inneren der Vorburg sind nur noch zwei Mauerzähne des Halbschalenturms in einer Höhe von 3-4 m erhalten. Eine Beschreibung der inneren Mauerschale ist nicht möglich, denn der Turm wurde großflächig durch eine Hinterfütterung aus Zement gesichert, und weist auch starken Efeubewuchs auf.

Bei der äußeren Mauerschale alterniert jeweils eine Reihe Säulenbasalt mit ein bis zwei Reihen von Tuffhandquadern.

Bemerkenswert ist eine Konzentration von Schieferbruchstücken am Fuß des Halb-schalenturms. Ob diese von einer abgegangenen Dachhaut oder von der Verkleidung der nahegelegenen Eremitage herrührt, kann ohne eine archäologische Untersuchung nicht geklärt werden.

Die zeitgenössische Darstellung aus der Klosterkirche von Ehrenstein/Wied zeigt an der Nordwestecke einen Turm mit Zinnen, der die Dachlösung des Bergfrieds zitiert. Die Glasmalerei könnte also möglicherweise zu einer Rekonstruktion des Turms beitragen. Da die Vorburg insgesamt jedoch nur verkürzt wiedergegeben ist, kann der Halbschalenturm nicht zweifelsfrei identifiziert werden. Möglicherweise könnte auch derStumpfe Turm ab-gebildet sein.

406. Vgl. Kap. 4.1.1 . Möglicherweise zeigt die Darstellung auch denStumpfen Turmselbst, der dann mit einem den Bergfried zitierenden Dach zu ergänzen wäre. Vgl. Kap. 9.10.6 .

9.10.7 Kurtine im Norden der Vorburg

Das erhaltene Teilstück der Umfassungsmauer verbindet den Halbschalenturm in der Nordwestecke und die Michaelskapelle in der Nordostecke der Vorburg. Ungefähr mittig wird es durch einen vermutlich rezenten Durchlass unterbrochen407. Das 25-30 m lange, 3-6 m hohe und ca. 55-60 cm starke Mauerstück kann anhand von Fugen, unterschiedli-chen Mörtelarten und Steinmaterialien sowie der Verwendung von verschiedenen Mauer-techniken in fünf einzelne Abschnitte unterteilt werden.

Die 1791 angefertigte Karte von Henrich Karst und der bei CLEMEN publizierte Grundriss zeigen auf der Innenseite der Kurtine jeweils vier rechteckige Vorlagen. Möglicherweise stehen sie mit einer Wehrgangkonstruktion in Zusammenhang. Heute besitzt die Mauer Vorlagen an den Außenseiten, die die Pläne jedoch nicht wiedergeben.

Die dritte Skizze Roidkins zeigt mehrere als Schießscharten zu interpretierende Öffnun-gen, die dank des bei CLEMEN publizierten Plans zu identifizieren sind. Zudem sind auf der Darstellung Zinnen zu erkennen. CLEMEN stellt sechs vorhandene und eine rekonstru-ierte Schießschartenöffnungen dar, die den Fußweg, der an der nördlichen Vorburg-außenmauer entlangführt, bestreichen können.

Die älteren Pläne und Abbildungen zeigen also, dass die Kurtine durch Zinnen, Schieß-scharten und möglicherweise einen Wehrgang geschützt wurde. Die Befunde sind ver-mutlich aufgrund von nachträglichen Ergänzungen oder Ausbesserungen nicht mehr zu erkennen.

9.10.8 Rezente Stützmauer mit älteren Mauerresten an der Auffahrt

In Südwesten der Vorburg und südlich unterhalb davon wird die modern geteerte Au-tozufahrt zur Burg durch eine einschalige Stützmauer aus Basaltbruchsteinen in Zement-mörtel flankiert, da der Hang östlich oberhalb der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Straße steil ansteigt. Eine um 1900 entstandene Fotografie zeigt den Bau dieser rezenten Mauer.

Unmittelbar gegenüber des so genannten Stumpfen Turms in der Nordwestecke der Vorburg wurden ältere Mauerreste in die rezente Stützmauer einbezogen. Es handelt sich dabei vornehmlich um ein ca. 2,5 m breites in Ost-West-Richtung verlaufendes stück, das vermutlich als Teil des Haupttors zur Vorburg anzusprechen ist. Das Mauer-werk besteht aus Basaltsäulenbruchstücken, die jeweils mit ein bis drei Lagen von Tuffhandquadern alternieren.

Nördlich oberhalb des älteren Mauerrestes wölbt sich die rezente Stützmauer konkav nach innen. An dieser Stelle findet sich in einer Höhe von ca. 25 cm ein einzelner, lang-schmaler, liegender Trachytquader, der wohl als Treppenstufe oder Schwelle zu deuten ist. Der Quader gehörte vermutlich zu einer Treppe, die das 1905 von CLEMEN publizierte Aufmaß zeigt. Unklar ist allerdings, ob es sich hier um den Zugang zu einem in der Vor-burg gelegenen Gebäude oder zu einem über dem Tor gelegenen Wehrgang handelt.

407. Allerdings ist der Durchlass bereits auf der 1791 entstandenen Karte Godesbergs und auf der 1722-1726 entstandenen dritten Skizze Roidkins vorhanden. Vgl. Kap. 4.4 .

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