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Erscheinungsbild und Ausstattung der Burg

Im Dokument Die Godesburg (Seite 162-166)

15.4 Rekonstruktion der Burg

15.4.1 Erscheinungsbild und Ausstattung der Burg

acher Sees in Frage. Möglicherweise stammen die Steine aus den Steinbrüchen in Weibern. Demgegenüber unterscheiden sich die drei Basaltproben deutlich voneinander und kommen vermutlich aus drei unterschiedlichen Vorkommen in der Eifel738. Obwohl die Tuffsteine möglicherweise aus einem Abbau stammen können, kann aufgrund der großen Unterschiede zwischen den Basaltproben kein zentraler Einkauf der Steine belegt werden. Allerdings wurden auch die Steine des Doms offensichtlich aus verschiedenen Steinbrüchen bezogen. Möglicherweise könnte der Vergleich mit weiteren Bauten des Kölner Erzstifts, die die charakteristische Bauweise zeigen, zur Klärung der Fragestellung beitragen.

Auf der Godesburg wurden vornehmlich Basalt, Tuff und Trachyt verbaut. Die Steine stammen wahrscheinlich aus dem nahegelegenen Siebengebirge und der Eifel. Der für ei-nen großen Teil der Gebäude feststellbare Wechsel von Tuffkleinquadern und Säulenba-salt ist an Bauten im Kölner Erzstift während des 13. und 14. Jahrhunderts vielfach anzutreffen. Dies betrifft sowohl Burgen als auch Stadtmauern und Kirchen. Häufig, aber nicht ausschließlich, können die Kölner Erzbischöfe als Bauherren genannt werden. Dies zeigt eine bestimmte kurkölnische Handschrift. Zu untersuchen wäre, ob diese ihren Ur-sprung in der Bauorganisation des Erzstifts, in einem bestimmten Handwerkerkreis oder einfach nur in einer landschaftlichen Besonderheit hat. Der Bergfried der Godesburg hebt sich in seiner Bauweise von den anderen Burggebäuden ab. Herauszustellen ist seine enge Verwandtschaft zur Kölner Stadtmauer, die denselben Baumeister vermuten lässt.

die Ringmauer an. Zu nennen sind die Keller 88/92 und 111 sowie Gebäude 126740. Ein von Osten kommender Zufluss zu Kanal 113 zeigt, dass zwischen Keller 111 und Gebäude 126 noch ein weiteres, nicht untersuchtes Gebäude gestanden haben muss741.

Balkenlöcher und eine Öffnung in den noch erhaltenen Ringmauerfragmenten sind An-zeichen dafür, dass die Randbebauung zumindest teilweise zweigeschossig war. Zinnen zeigen, dass es hier vermutlich auch einen Wehrgang gab. Mindestens ein weiteres Ge-bäude stand im Westen der Ringmauer742. Das flachbogige Tor im Nordnordwesten der Ringmauer war durch eine Balkensperre und eine hölzerne Hurde gesichert. Möglicher-weise war diese durch ein Treppenpodest und eine Öffnung im Westen des Saalbaus 131 zu erreichen743. Der Norden der Kernburg wurde durch den eingeschossigen Saalbau 131 mit Holztonnengewölbe beherrscht. Die nördliche Außenwand war durch hochrechtek-kige Querstock- oder Kreuzstockfenster unterbrochen. Der Zugang konnte durch ein oder zwei hofseitige Türöffnungen erfolgen. Eine räumliche Verbindung bestand vermutlich auch zu Nordosteckbau 135. Die Traufwände des Saalbaus sind durch Blendzinnen de-koriert. Ein abgetreppter Blendgiebel im Norden verdeckte einen Kamin744. Der Zwickel zwischen Saalbau 131 und Saalgeschossbau/Wohnturm 129 wurde durch Nordosteckbau 135 geschlossen, so dass der ansonsten ovale Grundriss der Kernburg an dieser Stelle auf-gehoben wurde. Die Querstockfenster dieses Baus waren vergittert745. Der Bergfried im Zentrum eines mit Basaltbruchsteinen gepflasterten Innenhofs war aufgrund eines runden Aufsatzes und eines spitzen Zeltdachs um einiges höher als heute. Neben einem über ei-nem Spitz(?)bogenfries überkragenden bescharteten Zinnenkranz wies der Turm auf hal-ber Höhe noch eine hölzerne Hurde auf. Zumindest impliziert der offene Zugang, dass die Hurde bei der Aufstockung des Turms nicht stillgelegt wurde - auch wenn die Ehren-steiner Darstellung keine Hurde mehr zeigt. Ob der vermutlich über ein Podest oder eine Brücke zu erreichende Hocheingang im Nordwesten bereits zugesetzt und in den Süden verlegt worden war, ist nicht eindeutig zu klären746. Aus den Schriftquellen lassen sich weitere Gebäude oder Räume ableiten, die allerdings nicht genauer lokalisiert werden können. Die Kellnereirechnungen von 1381-1386 belegen ein Backhaus und eine Bade-stube747. Anhand der Schriftquellen kann seit dem 14. Jahrhundert auch eine Kapelle mit Sylvesterpatrozinium in der Kernburg nachgewiesen werden. In einer Schenkungsurkun-de von 1344 ist von einer „capella palatii“, also einer Palaskapelle die ReSchenkungsurkun-de748. Ob sich die Bezeichnung palatium auf Saalbau 131 oder Gebäude 129 bezieht, kann allerdings nicht entschieden werden. Die kurz vor diesem Zeitpunkt neu eingerichtete oder gebaute Kapelle könnte also sowohl in Saalgeschossbau 129 als auch in Saalbau 131 oder

zumin-740. Vgl. Kap. 10.3 , 10.4 , 10.6 und 11.5 . 741. Vgl. 10.13.2 .

742. Vgl. Kap. 9.4 . 743. Vgl. Kap. 9.5 .

744. Vgl. Kap. 9.6 und 11.2 . 745. Vgl. Kap. 9.7 .

746. Vgl. Kap. 9.8 und 11.6 zum Bergfried und Kap. 10.12 zum Hofbelag.

747. WISPLINGHOFF 1961, 204-205.

748. WIEDEMANN 1930, 26. Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Bestand Kurköln, Urk. Nr. 655. Für freundliche Hinweise zur Übersetzung der Urkunde danke ich J. Friedhoff, Braubach und A.

Thon, Kaiserslautern.

dest in deren unmittelbaren Umfeld lokalisiert werden749.

Ein weiteres Problem ist die Standortbestimmung der Küche, die aufgrund zahlreicher Lesefunde meist im Süden der Kernburg vermutet wird750. Alternativ könnte sie auch im Westen der Kernburg, im Keller von Gebäude 129 oder im Nordost-Eckbau 135 gelegen haben. Eine runde Baustruktur im Süden der Kernburg lässt sich als Entnahmeröhre einer Zisterne oder Brunnen ansprechen751.

Der Kernburg war im Norden, Osten und Süden ein Zwinger vorgelegt. Ein besonderes Charakteristikum waren seine halbrunden Wehrerker über rechteckigen Vorlagen. Im Norden konnten auch ein Wehrgang und Zinnen nachgewiesen werden. Durch einen zweiten Zwinger im Nordwesten der Ringmauer entstand ein schmaler, rampenartiger Zu-gangsweg zum Tor im Nordwesten der Kernburg. Er war durch ein kleineres Vortor ge-sichert752.

Die unregelmäßig polygonale Umfassung der Vorburg besaß vermutlich zwei Zugänge.

Der Zugang an der Südwestecke wurde durch einen runden Turm flankiert. Ein weiterer Zugang im Osten grenzte unmittelbar an die Michaelskapelle an753. Neben dem Rundturm an der Südwestecke gab es einen Halbschalenturm in der Nordwestecke. Rechtekkige Vorlagen an der östlichen Kurtine deuten auch hier auf halbrunde Wehrerker hin. Nach der Ehrensteiner Darstellung besaßen die Vorburgtürme runde Aufsätze und Kegeldächer, die denen des Bergfrieds gleichen. Schießscharten im Norden sicherten den Weg zum Vorburgtor im Osten754.

Die Innenbebauung der Vorburg kann nach dem heutigen Kenntnisstand nur äußerst vage umrissen werden. Sicher ist die Lokalisierung der Michaelskapelle. Ob es sich bei dem Bau lediglich um einen Kapellenturm gehandelt hat oder ob das sich anschließende Schiff bereits mittelalterlich ist, bleibt allerdings zu klären. Mauerreste an der westlichen Kurtine belegen, dass sich dort Gebäude an die Innenseite anlehnten755. Stallungen für Pferde und Esel in der Vorburg lassen sich aufgrund von in den Kellnereirechnungen von 1381-1386 erwähnten Reparaturen vermuten756. Zudem muss es eine Werkstatt für die beiden zur familia castrigehörenden Schmiede gegeben haben. Holzkohle- und Schlak-kefunde im Hang oberhalb des Vorburgtors in der Südwestecke deuten vielleicht auf ih-ren Standort hin757.

Neben den genannten Gebäuden ist mit Wohnhäusern für die Burgmannen,

Unterbrin-749. Zur Sylvesterkapelle vgl. Kap. 3.2.5 . Zum allgemeinen Verhältnis von Saalbau und Kapelle vgl. STEVENS 1978, 359-361. Im Allgemeinen wird die Kapelle im Nordosteckbau lokalisiert.

Aufgrund verschiedener Überlegungen ist für diesen Bau jedoch eher eine Interpretation als Wohnbau mit kleinem Speiseraum wahrscheinlich. Zum Typus der Hauskapellen auf Bur-gen vgl. THON/RUDERSDORF 1999, 166-168. STEVENS 1978, 291-332. Einige Beispiele führt HERRMANN 1995c, 88-94 auf.

750. FISCHER 1974, 15; HAENTJES 1960, 52.

751. Vgl. Kap. 10.13.1 . 752. Vgl. Kap. 9.9 . 753. Vgl. Kap. 9.10.1 . 754. Vgl. Kap. 9.10 .

755. Plan publiziert bei HAENTJES 1960, 42 f.

756. WISPLINGHOFF 1961, 219, 220, 248 und 263.

757. Vgl. hierzu Kap. 9.11 . Aufgrund der latenten Brandgefahr ist die Vorburg ein häufiger Standort mittelalterlicher Burgschmieden: KÜHTREIBER 2004, 67.

gungsmöglichkeiten für das erzbischöfliche Gefolge sowie Lager- und Verwaltungsgebäu-den zu rechnen.

Die verputzten Fassaden, deren Farbfassungen leider nicht mehr rekonstruiert werden können, haben wesentlich zur Außenwirkung der Burg beigetragen, die sich deutlich von der heute steinsichtigen Ruine unterschied758. Die Ehrensteiner Darstellung zeigt zudem eine vielgestaltige Dachlandschaft, deren Erscheinungsbild zusätzlich durch Dachreiter aufgelockert wurde759. Die Funde zeigen, dass die Dächer zumindest teilweise mit Zie-geln vom Typ Mönch/Nonne und Schiefer gedeckt waren760.

Zahlreiche Funde und einige Befunde lassen noch Aussagen zur Ausstattung der Burg-gebäude im Bereich der Hauptburg zu. So konnten Fliesenböden in mehreren Gebäuden belegt werden. Ein zweifarbiger Musterboden gehörte zur Ausstattung von Gebäude 129.

Mehrere verschiedene Böden besaß der zu Keller 111 gehörige Bau. Im vierten Oberge-schoss des Bergfried konnte ein Boden aus dunkelgrauen oder schwarzen Fliesen noch in situ festgestellt werden761. Im 1. Obergeschoss des gleichen Turms war ein Kalkmör-telestrich mit Ziegel- oder Backsteinbeischlag bis 2005 in situ anzutreffen762. Saalbau 131 besaß möglicherweise ebenfalls einen Estrich763. Eine Wandvertäfelung war wahrschein-lich an den Innenwänden des Saalbaus 131 und des Nordost-Eckbaus 135 angebracht764.

Zur weiteren Ausstattung gehörten Kachelöfen, die nicht nur in den Kellnereirechnun-gen Kellnereirechnun-genannt werden, sondern aufgrund von Ofenkachelfunden teilweise Kellnereirechnun-genauer lokali-siert werden können - und zwar über Keller 88, 111 und im Umfeld des Saalbaus 131.

Fensterverglasung konnte sowohl durch die Kellnereirechnungen als auch durch Funde belegt werden765. Baudekor in Form von profilierten Gesimsen und Konsolen wurde in erster Linie am Bergfried angetroffen766. Zwei profilierte Werksteine von Fenster- oder Türgewänden stammen aus Keller 111. Vermutlich wiesen auch andere Gebäude der kur-kölnischen Landesburg entsprechenden Baudekor auf.

Nachdem nun die Gestalt und Ausstattung der Burg zu Ende der Phase B in groben Zügen geklärt ist, soll im Folgenden versucht werden, den Zustand der Burg zu Ende der Phase A im 13. Jahrhundert zu rekonstruieren.

Neben der Ringmauer dominierte der Bergfried die Burg bereits am Ende des 13. Jahr-hunderts. Dieser besaß allerdings lediglich vier Obergeschosse und den unteren Wehr-gang mit hölzerner Hurde (Bergfried Phase I und II)767. Ob der Turm ein spitzes Kegeldach hatte oder eine flache Plattform, ist nicht geklärt. An die Ringmauer lehnten sich verschiedene kleinere Gebäude an. Zu nennen ist hier in erster Linie das zu Keller 111 gehörige Gebäude, dessen Außentreppe am Ende des 13. Jahrhunderts bereits zuge-setzt war768. Ein anderes, in seiner Größe nicht ganz geklärtes Gebäude lag an der Stelle

758. Vgl. Kap. 9.3 , 9.6 , 9.8 und 9.9 . 759. Vgl. Kap. 4.1.1 .

760. Vgl. Kap. 14.3 .

761. Vgl. hierzu Kap. 9.8.2.8 . 762. Vgl. Kap. 9.8.2.2 . 763. Vgl. Kap. 10.7 .

764. Vgl. Kap. 9.6 zum Saalbau und 9.7 zum Nordost-Eckbau.

765. Zu den Kellnereirechnungen vgl. WISPLINGHOFF 1961, 237, 247 und 263.

766. Vgl. Kap. 9.8.1 .

767. Vgl. Kap. 9.8 , 9.8.3 , 11.6.6 .

des späteren Saalbaus 131 im Norden der Anlage (Raum 130)769. Weitere Gebäude kön-nen nicht belegt werden, sind aber anzunehmen. Über die Bebauung der Vorburg ist noch weniger bekannt. Die im Kern romanische Michaelskapelle zeigt aber, dass auch in diesem Bereich mit Gebäuden zu rechnen ist. Möglicherweise gab es auch bereits eine Umfassung.

Fußböden können in vier Fällen rekonstruiert werden. Der Kalkmörtelestrich im 1.

Obergeschoss des Bergfrieds und der Fliesenboden im 4. Obergeschoss, die oben bereits genannt wurden, waren wohl bereits in Phase A vorhanden. Ein Boden aus grauschwar-zen Fliesen gehörte im 13. Jahrhundert auch zur Ausstattung des Gebäudes über Keller 111. Das Becherkachelfragment IX-8 belegt, dass bereits in Phase A eines der Gebäude mit einem Kachelofen ausgestattet war. Die Datierung des Fundes vom Ende des 12. bis zum 1. Drittel des 13. Jahrhunderts legt nahe, dass dies schon zu Anfang von Phase A der Fall war. Da es sich um einen Streufund handelt, kann der Ofenstandort nicht lokalisiert werden. Die Lage in Schnitt IX lässt ihn allerdings in einem Gebäude der südlichen Rand-bebauung vermuten.

Im Vergleich mit den bekannten Details über die Godesburg zum Ende von Phase B bleibt das Bild im 13. Jahrhundert jedoch recht vage. Es zeigt sich allerdings, dass die Ge-stalt der Kernburg in ihren Grundzügen bereits angelegt war. Die Randbebauung bestand aus Gebäuden, die im Vergleich zu den späteren Bauten kleiner waren. Der Bergfried war um drei Geschosse niedriger als heute.

Im Gegensatz dazu entsteht ein recht anschauliches Bild der Burg am Ende des 14. Jahr-hunderts. Die kleineren Gebäude der Randbebauung wurden teilweise durch größere wie den Saalgeschossbau 129 und Saalbau 131 ersetzt. Der Nordost-Eckbau griff über die Ringmauer hinaus und der Bergfried war durch weitere drei Geschosse und einen Butter-fassaufsatz erhöht und hatte einen zweiten Wehrgang. Der Kernburg waren ein Zwinger und eine Vorburg vorgelagert. Neben der Michaelskapelle sind dort vermutlich Stallungen und Wirtschaftsgebäude wie eine Schmiede zu vermuten. In das Zentrum der Burg ge-langte man über zwei Zugänge in der Vorburg, ein Vortor im Westen des Zwingers und das durch eine Hurde gesicherte Tor im Nordnordwesten der Kernburg. Die Außenwir-kung der Burg wurde maßgeblich durch verputzte Fassaden und eine vielgestaltige Dach-landschaft geprägt. Zur gehobenen Ausstattung gehörten Fliesenböden, vertäfelte Wände, Glasfenster und Baudekor.

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