• Keine Ergebnisse gefunden

Darstellungen der Burgruine nach 1583

Im Dokument Die Godesburg (Seite 33-38)

4.4 Bildliche Darstellungen der Burg

4.4.2 Darstellungen der Burgruine nach 1583

Auch die Darstellungen der Burgruine nach der Zerstörung im Jahr 1583 sind für die Baugeschichte von Interesse - sofern sie sich um eine realistische Darstellung bemühen.

Sie zeigen die Burg häufig in einem Erhaltungszustand, der heute nicht mehr vorliegt.

Eine Lavierung des Rembrandtschülers Lambert Doomer (1622/23-1700) aus dem Jahr 1663 zeigt die Godesburg in einer Ansicht von Nordwesten163. Die Wiedergabe der Ruine ist zwar insgesamt vereinfacht, scheint aber im Wesentlichen zuverlässig zu sein, da sich einige der dargestellten Details, wie die Öffnung im Westgiebel des Saalbaus auch heute noch nachvollziehen lassen.

Im etwa 600 Blätter umfassenden Skizzenbuch des wallonischen Malers Renier Roidkin (18. Jahrhundert) finden sich sieben Ansichten der Burgruine, die in den Jahren 1722-1726 entstanden sind164. Von diesen drei für diese Arbeit von Interesse165.

Die erste Skizze zeigt eine Ansicht der Burg von Westen. Die Vorburg ist auf dieser

160. Vgl. hierzu HAENTJES 1960, 33 und KNICKENBERG 1903, 211-213. Darstellung publiziert bei CLEMEN 1905, 574.

161. Vgl. in diesem Zusammenhang auch zwei Darstellungen der Burg Poppelsdorf von Süden und Südwesten, die ebenfalls aus den Gerichtsakten des Wetzlarer Reichskammergerichtes stammen: CLEMEN 1905, 27 f., Fig. 4 und 5. Obwohl beide Darstellungen im Wesentlichen übereinstimmen, weisen sie doch in den Details wie Stockwerkszahl oder dem Vorhanden-sein von Ecktourellen teilweise beträchtliche Unterschiede auf. Das Beispiel zeigt, dass auch der Skizze der Godesburg in den einzelnen Baudetails kein zu großer Quellenwert beige-messen werden darf.

162. Vgl. hierzu HAENTJES 1960, 34 und 47. Zu den jüngeren Darstellungen vgl. ebd. 34, 38 und 48. Allgemein zu Hogenberg vgl. THIEME-BECKER Bd. 17, 306 f.

163. Wiedergabe der Darstellung bei HAENTJES 1960, 58, der jedoch fälschlicherweise das Ent-stehungsjahr 1646 nennt. Zu Doomer und seiner Rheinreise SCHULZ 1972, 50-58; THIEME-BEK

-KER Bd. 9, 460 f.; SAUR Bd. 29, 17-18.

164. Ausführlich zu Roidkin und Skizzen SCHULTE 1977, 105-109. Hier wird auch das Umfeld der Ruine behandelt, auf das ich hier nicht eingehen möchte. Die weiteren Skizzen werden von STRACK 1986, 173-180 publiziert und behandelt. Zu Roidkin allgemein vgl. ZIMMERMANN

1939; THIEME-BECKER Bd. 28, 529.

Zeichnung deutlich erkennbar. Die zweite Skizze zeigt die südliche bzw. südöstliche An-sicht der Burg. Die Darstellung deckt sich weitestgehend mit der bereits genannten. Bei der dritten Skizze, die die nördliche Ansicht zeigt, handelt es sich um die detaillierteste Darstellung, die Roidkin von der Godesburg angefertigt hat166.

Ein Stich von Johann Ziegler (um 1750-1812) nach Lorenz Janscha (1749-1812) aus dem Jahr 1802 zeigt die Kernburg in einer Ansicht von Südosten167. Zwar erscheint die Dar-stellung des Geländereliefs insgesamt wenig realistisch, doch viele Details an den einzel-nen Bauelementen lassen sich auch heute noch nachvollziehen, so dass der Stich in dieser Hinsicht glaubwürdig erscheint. Der Stich ist die einzige Darstellung, die die Nordwand des Nordost-Eckbaus und den Treppenturm des Saalgeschossbaus in einer Innenansicht zeigt. Dies und eine detaillierte Abbildung des oberen Bergfriedabschlusses machen den besonderen Quellenwert der Darstellung aus.

Eine 1854 von Paulus Lauters (1806-1875) angefertigte und von Muquard herausgege-bene Lithographie zeigt den Zugang zur Hauptburg in einer Ansicht von Nordwesten168. Die Grafik ist zwar nicht steingerecht, jedoch sehr genau, und da einige nachvollziehbare Details realistisch ausgeführt sind, darf sie auch in heute nicht mehr erhaltenen Einzelhei-ten als vertrauenswürdig gelEinzelhei-ten und kann zur Rekonstruktion der Torsituation herange-zogen werden.

Eine 1936 entstandene Skizze Wilhelm Preyers aus dem Jahr 1930 zeigt die Michaelska-pelle in einer Ansicht von Norden169. Die Ansicht ist bedeutsam aufgrund der Darstellung eines vermauerten und unter Putz nicht mehr sichtbarem Doppelbogenfenster an der Nordseite des Chorturmes. Dieses kann nur anhand der Abbildung belegt werden.

165. Die beiden anderen von SCHULTE 1977, 109-111 dargestellten Skizzen und die bei STRACK

1986, 173-176 und 178 als Bild 2 und 3 behandelten Skizzen (Rheinisches Bildarchiv, Köln, Nr. 115820 u. 115822) werden hier nicht besprochen. Auf den hier fehlenden, größer ange-legten Landschaftsskizze bei SCHULTE ist die Godesburg nur als kleines Detail dargestellt, so dass sie zur Klärung der Baugeschichte wenig beiträgt. Die anderen beiden bei STRACK

publizierten Skizzen sind nicht so detailliert wie die vierte und zeigen keine neuen für diese Arbeit interessanten Aspekte.

166. Rheinisches Bildarchiv, Köln, Nr. 115817.

167. Stich publiziert bei HAENTJES 1960, 67. Allgemein zu Janscha vgl. THIEME-BECKER Bd. 18, 349 f. Zu Ziegler vgl. ebd. Bd. 36, 488.

168. Ich danke H. Schweitzer, Bad Godesberg, der mir freundlicherweise seine Grafik zur Ver-fügung gestellt hat. Allgemein zu Lauters vgl. THIEME-BECKER Bd. 22, 465 f.

169. SCHLOßMACHER 1999, 87.

5 Periodeneinteilung

Die Besiedlung des Godesbergs lässt sich archäologisch in drei Abschnitte unterglie-dern, die im Folgenden als Periode I bis III bezeichnet werden170.

Die älteste Nutzungsperiode (Periode I) wird durch einen Rechteckbau auf dem höch-sten Punkt des Bergplateaus repräsentiert. Seine Fundamente werden durch zahlreiche Befunde geschnitten oder überlagert, unter anderem Pfostengube 65, Bergfried 80a mit Baugrube 80b und Kanal 113. Außerdem schneiden die Gräber 5, 6, 21 und 43 die Mau-ern. Mögliche ältere Befunde, die durch die Fundamente des Rechteckbaus geschnitten werden, konnten an keiner Stelle nachgewiesen werden (Abb. 1).

Da einige der Gräber den Rechteckbau der Periode I stören, sind sie zeitlich später an-zusetzen. Andererseits werden die Gräber teilweise durch jüngere, zur mittelalterlichen Burg gehörige Befunde geschnitten oder überprägt. Deutlich ist dies bei dem durch Mauer 55 überbauten Grab 40 der Fall, aber auch bei den durch die Baugruben 56b und 56c angeschnittenen Gräbern 20 und 21. Das Gräberfeld und mögliche dazugehörige Struktu-ren werden also Periode II zugewiesen. Daran schließt sich als jüngste archäologisch un-tersuchte Nutzungsphase die mittelalterliche Godesburg (Periode III) an, die sich wiederum in mehrere Einzelphasen unterteilen lässt. Letztere werden in Kap. 15.1 zur Ge-samtentwicklung der Burg (Phaseneinteilung) behandelt.

In den folgenden Kapiteln werden die archäologischen Befunde der Perioden I und II sowie die archäologischen und bauhistorischen Befunde der Periode III vorgestellt und besprochen. Eine Bearbeitung erfolgt periodenweise. Innerhalb der Perioden werden die einzelnen Befunde zunächst beschrieben und dann einer vergleichenden Einordnung un-terzogen.

Abb. 1

Harris-Matrix mit Befundüberschneidungen von Befunden aus Periode I (schwarz), II (dunkel-grau) und III (weiß). Die Befunde 47 und 48 las-sen sich keiner Periode eindeutig zuweilas-sen.

170. Zur Periodengliederung auf dem Godesberg vgl. auch HERRNBRODT 1960, bes. 361.

Abb. 2Gesamtplan der Befunde der archäologischen Untersuchung von 1959/60.

6 Periode I 6.1 Baubefunde

Die nur noch in geringen Fundamentresten erhaltenen Mauern 1 bis 4 lassen sich zu einem rechteckigen Gebäude mit einer lichten Länge von ungefähr 13,6 m und lichten Breite von ca. 7,2 m ergänzen (Außenmaße: 18x11 m). Die Breite der Fundamente beträgt 1,6-1,9 m. Ihre erhaltene Höhe wurde nur bei den Mauern 2 und 3 mit 0,2 und 0,25 m festgehalten. Ob das Gebäude über eine Binnengliederung oder andere Baustrukturen im Innenraum verfügte, konnte aufgrund der Überbauung durch den mittelalterlichen Berg-fried 80a nicht dokumentiert werden.

Die genannten Befunde sind nur in Teilen erhalten und stark gestört. In die südöstliche Gebäudeecke sind die zu Phase II gehörigen Gräber 5, 6 und 8 sowie die Pfostengruben 47 und 48 eingetieft. Im Übrigen ist Mauer 2 teilweise durch den mittelalterlichen Berg-fried 80a überbaut und wird durch seine Baugrube 80b gestört. Die südwestliche Gebäu-deecke wird durch den burgzeitlichen Kanal 113 und den Mauerausbruchsgraben 114b geschnitten. In die Innenseite von Fundament 3 ist zudem die mutmaßliche Grabgrube 43 eingetieft. Mauer 4, die nur obertägig auf einer Länge von 2,2 m erfasst wurde, wird ebenfalls durch einen Teil des Bergfrieds (80a) überlagert und die Reste der nordöstlichen Gebäudeecke werden durch Pfostengrube 65 und Grab 21 gestört. Für die schlechte Ge-samterhaltung und die geringe Höhe der Fundamente können, neben jüngeren Störun-gen, Steinentnahme und ein Geländeabtrag in Periode III verantwortlich gemacht werden171.

Unmittelbar südlich von Mauer 2 steil abfallender Fels belegt eine künstliche Terrassie-rung des Geländes vor Errichtung des Gebäudes. Die Mächtigkeit der angetroffenen Mau-erreste lässt einen mehrgeschossigen Bau vermuten. Die Fundamentreste selbst bestehen aus Gussmauerwerk mit schichtweise übereinanderliegenden Basaltbrocken in weißem Kalkmörtel (opus caementitium)172. In Mauer 2 konnten noch bis zu fünf Basaltlagen be-obachtet werden. Die Fundamente liegen teilweise unmittelbar auf dem gewachsenen Fels auf oder sind in diesen eingetieft. Abweichend davon wurde unter Befund 3 eine 0,2 m mächtige Basaltstickung beobachtet. Möglicherweise sollten auf diese Art Geländeun-ebenheiten ausgeglichen werden.

In Schnitt IX wurde unmittelbar südlich von Mauer 2 ein Fundamentrest mit einer Aus-dehnung von 0,5x0,9 m freigelegt (Bef.-Nr. 116). Das nur noch in einer Höhe von 0,24 m erhaltene Fundament besitzt keine unmittelbare stratigraphische Anbindung an Mauer 2.

Die Lücke zwischen beiden Befunden ist mit Bauschutt verfüllt. Fundament 116 ist aber in jedem Fall älter als Kanal 113, der gegen das Fundament zieht. Ersteres besteht aus ei-nem nicht näher beschriebenen Gussmauerwerk über einer Stickung aus Tuff- und Ba-saltbrocken sowie Ziegelbruchstücken und unterscheidet sich daher deutlich von den zweischaligen unmittelbar auf den anstehenden Basalt fundamentierten Mauern der Peri-ode III.

171. Zum Geländeabtrag vgl. FISCHER 1974, 98 und Kap. 15.1 .

172. LAMPRECHT 1987, 34: Bruchsteine oder grobe Zuschläge (caementa) werden lagenweise mit Mörtel (materiaodermortar) aufgebracht und mit einem Stampfer verdichtet. Eine detaillierte Beschreibung des rechteckigen Baus erfolgte bereits bei POTTHOFF 2002, 28-30.

Das Gussmauerwerk ist wohl ebenfalls als opus caementitium anzusprechen und ver-mutlich noch in Periode I einzuordnen.

Zum weiteren Umfeld des Steinbaus können keine Aussagen gemacht werden, da kein weiterer der angetroffenen Befunde als zu Periode I gehörig identifiziert werden konnte.

Im Dokument Die Godesburg (Seite 33-38)