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Außenbeschreibung

Im Dokument Die Godesburg (Seite 74-77)

9.5 Torsituation in der Kernburg

9.8.1 Außenbeschreibung

Der auf dem anstehenden Basalt fundamentierte Bergfried steht auf einem niedrigen Sockel aus alternierenden Tuffkleinquadern und Basaltsäulen, der oben durch ein ein-faches Schräggesims aus Trachyt abgeschlossen wird. Im Sockel sind teilweise ältere Reste eines römischen Fundaments ausopus caementitium sichtbar365.

360. HUNDESHAGEN 1833, 55.

361. VPer Definition handelt es sich bei dem im 19. Jahrhundert geprägten BegriffBergfriedum den „Hauptturm einer Burganlage, der jedoch in Abgrenzung zum Wohnturm nicht für eine dauerhafte Bewohnung eingerichtet war“ (Zitat BÖHME/FRIEDRICH/SCHOCK-WERNER 2004, 81).

Ähnlich UHL/ZEUNE 1999a, 237. Zur Entstehung des Begriffs Bergfried siehe COHAUSEN 1860, 8; PIPER 1912, 173-175. Vgl. auch JOST 1991, 2. Die strikte Unterscheidung von Bergfried und Wohnturm ist jedoch problematisch, da Bergfriede unterschiedliche Grade der Bewohnbar-keit aufweisen können und die Übergänge fließend sind. Die Problematik wurde unter anderem diskutiert von LEISTIKOW 1999, 197-199 und UHL/ZEUNE 1999a, 238. Entsprechend definierte Piper auch den Begriffbewohnbarer Bergfried: PIPER 1912, 227-235. Zum bewohnbaren Bergfried vgl. auch HERRMANN 1995a, 34. In der französischen Forschung unterschied MESQUI 1991, 92-95 bei den Haupttürmen von Burgen neben dertour-résidence und dertour-beffroi auch dietour-mixte. Obwohl der Godesberger Bergfried in seinen ein-zelnen Phasen unterschiedliche Grade von Bewohnbarkeit aufweist, wird er am ehesten als bewohnbarer Bergfriedoder tour-mixteeinzuordnen sein. In dieser Arbeit wird jedoch wei-terhin der Terminus Bergfried verwendet.

362. CLEMEN 1905, 584-586; HAENTJES 1960, 35-44; FISCHER 1974, 18, 20 und 22. KUBACH/VERBEEK

1976 I, 327.

363. Vgl. Kap. 9.8.3 . 364. DICK 1844, 32 und 36.

Unmittelbar oberhalb des Sockelgesimses sind umlaufend ca. 25 rechteckige, in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts zugesetzte Balkenlöcher zu beobachten, die vermutlich zu einem Mauerankersystem gehören366. Die Balkenlöcher könnten alternativ auch als Rüstlöcher angesprochen werden, doch sind keine weiteren Rüstlöcher in der Außenscha-le des Bergfrieds zu beAußenscha-legen.

Die restliche Außenhaut des Bergfrieds besteht aus sorgfältig gesetzten Tuffkleinqua-dern und unterscheidet sich insofern von den anderen Bauten der Godesburg. Die Qua-der, die bei einer späteren Aufstockung für die äußere Mauerschale des 5. und 6.

Obergeschosses verwendet wurden, heben sich durch eine etwas hellere Farbe ab. CLE

-MEN konnte 1905 noch geringe Reste eines Außenputzes feststellen367. An mehreren Stel-len sind moderne Ausflickungen aus Tuffkleinquadern zu erkennen, die sich anhand der helleren Farbe und des besseren Zustandes deutlich von den übrigen Steinen unterschei-den. Es handelt sich hierbei um Ausbesserungen, die in den 60er Jahren des 20. Jahrhun-derts im Zuge einer Sanierung gemacht wurden368.

An der Außenseite ist der Bergfried horizontal durch zwei Kränze von Kragsteinen aus Trachyt gegliedert. Der untere Kranz befindet sich über dem 3. Obergeschoss. Über einem Rücksprung folgen drei weitere Geschosse, die oben durch den zweiten Kranz über ei-nem Trachytgesims abgeschlossen werden.

Auf dem unteren Kranz von schmucklosen Kragsteinen über einfachen Viertelkreiskon-solen ist eine hölzerne Hurdengalerie zu ergänzen, die über eine hochrechteckige Tür im Südsüdwesten des 4. Obergeschosses zugänglich war. Bei der Aufstockung des Bergfrieds wurden weder die Kragsteine abgearbeitet, noch die Türöffnung zum Wehrgang zuge-setzt. Dies spricht dafür, dass die Galerie auch nach der Aufstockung des Bergfrieds weiter genutzt und nicht abgebrochen wurde369. Einer der Kragsteine weist das bislang einzige auf der Godesburg dokumentierte Steinmetzzeichen auf370.

Der zweite Kranz oberhalb des 6. Obergeschosses besitzt mehrteilige Konsolen aus Tra-chyt mit zweifach gekehltem Profil. Über ihm erhebt sich das heute aus einer offenen Aus-sichtsplattform mit Fahnenmast bestehende 7. Obergeschoss mit einer rezenten Brüstung.

Sie wurde erst in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts neu aufgemauert371. Die um

365. Zu den älteren Fundamentresten vgl. Kap. 6.1 .

366. Die genaue Anzahl kann aufgrund des Efeubewuchses und des Einbaus einer elektrischen Beleuchtung nicht bestimmt werden.

367. CLEMEN 1905, 289.

368. Den unsanierten Zustand zu Anfang der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts geben bei HAENTJES 1960, 100 und BORNHEIM 196 4, Abb. 181 publizierte Fotografien wieder. Zur Sanie-rung vgl. Rheinisches Amt für Denkmalpflege Brauweiler, Akte Godesberg, Brief vom 21.1.1965, städtischer Oberbaurat Weis an Landeskonservator Borchers mit Kostenvoran-schlag sowie Baubeschreibung des städtischen Baudirektors vom 5.6.1967.

369. Allerdings zeigt die um 1500 entstandene Ehrensteiner Darstellung keine Hurde mehr.

370. Es handelt sich um ein einfaches Dreieck. Es ist zu vermuten, dass noch weitere Krag-steine Steinmetzzeichen aufweisen. Eine Dokumentation ist jedoch aufgrund ihrer Position nicht möglich. Das hier behandelte Zeichen ist lediglich durch eine Schießscharte im Westen des 4. Obergeschosses zu sehen. Ein einzelnes Steinmetzzeichen ist wenig aussagekräftig.

Daher wird es in dieser Arbeit nicht weiter behandelt. Vgl. allgemein zu Steinmetzzeichen ZEUNE 1997, 79-84; BUTLER 1998, 23-27; MASUCH 1992, 82-95 und ders. 1999, 287-290 verwie-sen.

1500 entstandene Darstellung in der Klosterkirche Ehrenstein/Wied zeigt über den Kon-solen einen vorkragenden, bescharteten Zinnenkranz. Andere Darstellungen aus den Ak-ten des Reichskammergerichts, von Doomer und Roidkin können diese Darstellung teilweise bestätigen. Auf dem Stich von Ziegler nach Janscha kragt dieser Zinnenkranz über einem Spitzbogenfries vor372. Laut der Beschreibung von HUNDESHAGEN soll der Wehrgang sieben verschließbare Maschikuliöffnungen besessen haben373.

Der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts geschaffene, hochrechteckige Zugang zum Bergfried findet sich an der Südwestseite des Sockelgeschosses. Auf der Höhe des 1.

Obergeschosses ist im Nordnordwesten aufgrund von Fugen und der Verwendung ein-zelner Basaltsäulen eine rechteckige, sekundär zugesetzte Öffnung zu erkennen. Zwei kleinere quadratische, ebenfalls zugesetzte Löcher unterhalb dieser Öffnung enthielten vermutlich ursprünglich Kragsteine oder -balken. Sie setzen sich vor allem durch die Ver-wendung eines helleren Mörtels ab. Der Befund lässt sich als ursprünglicher Zugang zum Bergfried rekonstruieren.

Eine sekundär ausgebrochene Öffnung im Südsüdwesten führte in ungefähr 5 m Höhe in das 1. Obergeschoss. Sie diente vermutlich als Eingang, nachdem die ursprüngliche Eingangsöffnung im Nordnordwesten zugesetzt worden war. Die flachbogig rekonstruier-te Öffnung ist im unrekonstruier-teren Bereich mit Backsrekonstruier-teinen zugesetzt. An den Seirekonstruier-ten und unrekonstruier-terhalb der Türöffnung lassen sich moderne Ausflickungen beobachten, die deutlich an der helleren Farbe der Tuffsteine erkennbar sind.

An der Außenseite des Bergfrieds sind außer den genannten Befunden eine Reihe von Scharten und Fensteröffnungen sichtbar. Das Sockelgeschoss wurde lediglich durch zwei einfache Licht- oder Luftschlitze beleuchtet.

Das 1. Obergeschoss besitzt drei hohe Schießscharten im Südsüdosten, Westen und Nordosten. Es handelt sich um schmucklose, im unteren Teil sekundär erweiterte Schlitz-scharten, die durch Trachytwerksteine eingefasst werden. Die Schießscharten im 2. und 3. Obergeschoss sind in der Konstruktion sehr ähnlich, jedoch lediglich halbhoch. Zusätz-lich zu den Scharten im Südsüdosten, Westen und Nordosten haben die beiden Geschosse eine vierte Öffnung im Nordnordwesten.

Die drei Schlitzscharten im Südsüdwesten, Westen und Nordnordwesten des 4. Ober-geschosses liegen oberhalb des unteren Wehrgangs und weisen eine andere Konstruktion mit nach unten abfallender und dreieckig erweiterter Öffnung in der Sohlbank auf.

Im 5. und 6. Obergeschoss finden sich statt der Scharten jeweils vier einfache rechtek-kige Fensteröffnungen. Die ebenfalls mit Trachytwerksteinen eingefassten Öffnungen im Südsüdwesten, Westen, Nordnordwesten und Ostnordosten besitzen an den Außenseiten der Laibungen eine Falz.

In jedem dieser beiden Geschosse finden sich vier eiserne Maueranker, deren Splinte zwischen zwei Trachytwerksteinen eingeklemmt waren. Dieselbe Befestigung der

Mauer-371. Auf Fotografien aus der ersten Hälfte der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts ist sie noch nicht vorhanden: vgl. HAENTJES 1960, 100 und BORNHEIM 1964, Abb. 181.

372. Vgl. Kap. 4.4 . Auf der Lavierung von Doomer ist auf der Nordseite des Zinnenkranzes eine Art Erker oder Aufsatz sichtbar. Die nicht ganz eindeutige Darstellung kann aber nicht durch andere Abbildungen bestätigt werden.

373. HUNDESHAGEN 1833, 75.

anker besitzen auch Saalbau und Nordost-Eckbau.

Die zeitgenössischen Darstellung aus der Klosterkirche von Ehrenstein/Wied und aus den Akten des Wetzlarer Reichskammergerichts belegen, dass der Turm ursprünglich höher war als heute sichtbar. Über dem bereits genannten Zinnenkranz erhebt sich auf den Darstellungen ein schlanker Aufsatz374. Auf der Darstellung aus Ehrenstein besitzt er noch ein Zeltdach mit einer Dachbekrönung. Das Zeltdach ist zwar auf der Wetzlarer Zeichnung nicht sichtbar, doch ist die erste Darstellung insgesamt glaubwürdiger. Durch den Aufsatz wurde die Höhenwirkung des Turms noch einmal wesentlich gesteigert375.

9.8.2 Beschreibung der Innenräume

Im Dokument Die Godesburg (Seite 74-77)