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Interview
gen werden. Gerade die Präventivmedizin hat ja, trotz aller Bemühungen, in der Öffentlich
keit wie beim Arzt noch keinen einheitlichen Stellenwert entsprechend ihrer Bedeutung. Wir sind deshalb, aus verständlichen Gründen na
türlich in Anlehnung an unser Präparatespek
trum, schon früh in diesen Bereich eingestie
gen.
ZFA: Glauben Sie, daß bei der Medizineraus
bildung aus diesem Sektor noch zu wenig getan wird?
Vogel: Nach meiner Überzeugung, die sich auf viele Gespräche mit Ärzten gründet, wird im Studium ebenso wie in der weiteren Ausbil
dung noch immer zuwenig Wissen über Ver
haltensmedizin und Prävention vermittelt. Die Ärzte lernen eine Menge über Diagnose und, mit Einschränkungen - weil die spezielle Phar
makologie hier noch zu kurz kommt - über die Therapie. Das Bewußtsein, daß hier der Mensch in seiner Ganzheit angesprochen wer
den muß, bildet sich nur langsam. Gerade bei zwei Bereichen, zu denen Merckle Präparate anbietet, nämlich Fettstoffwechselstörungen und Erkrankungen des rheumatischen For
menkreises, können durch Prävention und Verhaltenstherapie Medikamente eingespart werden. Da es sich in beiden Fällen um eine Langzeittherapie handelt, ist dies ganz wichtig.
ZFA: Wie sehen die Hilfen von Merckle hier aus?
Vogel: Zunächst zu den Fettstoffwechselstö
rungen. Der Arzt kann in seiner Praxis Grup
pen aus betroffenen Patienten bilden. Merckle engagiert und finanziert eine Diätberaterin, die an insgesamt sechs Abenden diese Patienten schult. Der Arzt lernt hierbei, diese Patienten richtig zu führen. Weiter beteiligt sich Merckle im Rahmen des ClNDl (Countrywide Integrated Noncommunicable Diseases Intervention Pro
gramm der WHO) mit der Maßnahme »Gelenk in Aktion«. Durch vernünftige Bewegung kann man präventiv sehr viel machen. Es ist belegt, daß arthrotische Veränderungen sich dadurch hinausschieben oder gar ganz vermeiden las
sen. Wir geben hier dem Arzt Hilfen bei der Bildung von Gruppen, wir vermitteln einen Physiotherapeuten, der die Gruppen in der richtigen Bewegungstherapie schult und stel
len auch hier Schulungsunterlagen zur Verfü
gung. Darüber hinaus haben wir die Erfahrung gemacht, daß selbst hervorragende Ärzte oft Schwierigkeiten im Umgang mit Patientengrup
pen haben. Wir bieten deshalb
Wochenend-Seminare unter Leitung eines erfahrenen Psy
chologen an, die dem Arzt das notwendige Wis
sen vermitteln.
Weiter haben wir - erstmals dieses Jahr - einen Förderpreis »Gelenk in Aktion« ausge
schrieben, der sich speziell an den niederge
lassenen Arzt richtet.
Neben diesen Maßnahmen aus der Verhal
tenstherapie bieten wir natürlich auch eine ganze Menge Fortbildungsveranstaltungen an, bei denen Therapiemaßnahmen im Vorder
grund stehen. So führen wir im Bereich der Sportmedizin regelmäßig Tape-Kurse durch, auch Seminare über den Einsatz der Elektro
medizin bei Sportverletzungen.
ZFA: Kommen wir zu den neuen Bundeslän
dern. Was tut Merckle dort?
Vogel: Wir haben auf der Ebene der frühe
ren 15 Bezirke in den neuen Bundesländern spezielle pharmakologische Seminare durch
geführt. Dabei bezog sich eine Serie auf den Themenkreis Rheuma, eine auf den Themen
kreis Traumatologie und eine auf den Fettstoff
wechsel. Bei Rheuma und Traumatologie ar
beiten wir mit der Agentur Kybermed zusam
men, die Veranstaltungen zum Fettstoffwech
sel führen wir alleine durch. Wir haben dabei eine sehr gute Resonanz gehabt.
Für jeden Seminarbereich haben wir zuvor ein sogenanntes »Train-the-Trainer«-Seminar abgehalten, an dem unter anderem Prof. Dr.
Hüller, der Ordinarius für Klinische Pharmako
logie an der Charite in Berlin, beteiligt war.
ZFA: Was hat Sie bewogen, nicht einfach mit Fachleuten aus der früheren Bundesrepublik solche Seminare zu veranstalten?
Vogel: Wir wollten nicht einfach einen Infor
mationstransfer machen. Deshalb haben wir im Vorfeld mit einer ganzen Reihe von Ärzten gesprochen, einfach um festzustellen, was in den neuen Bundesländern gebraucht wird, und dies dann gemeinsam zu erarbeiten. Daß hin
ter dem natürlich die Absicht besteht, auch unsere Präparate zu verkaufen, haben wir da
bei nie verschwiegen. Wir haben in der Gesell
schaft für Allgemeinmedizin der früheren DDR (GAM) und deren Vorsitzenden, Dr. Borgwardt, einen Partner gefunden, der in der Lage ist, uns vor Ort zu unterstützen und die Veranstaltun
gen zu organisieren.
ZFA: Wenn diese »Train-the-Trainer«-Semi- nare stattgefunden hatten, wie sah dann der weitere Verlauf konkret aus?
Es wird im Stu
dium zu wenig Wissen über Verhaltensme
dizin und Prä
vention vermit
telt
Hilfen bei der Bildung von Patienten
gruppen
Wochenend- Seminare für Ärzte über den Umgang mit Patienten
gruppen
Interview
Zusammenar
beit mit der Gesellschaft für Allgemeinme
dizin in den neuen Bundes
ländern
Vogel: In den »Train-the-Trainer«-Semina- ren haben neben Prof. Hüller und einem Phar
makologen des entsprechenden Gebietes aus der alten Bundesrepublik Kliniker und einige Allgemeinärzte aus den NBL teilgenommen.
Diese bekamen dort das notwendige Wissen vermittelt und erhielten die Unterlagen, wie z. B. Diaserien und Folien, für die Veranstal
tungen auf der Ebene der 15 früheren DDR- Bezirke.
Zu den Veranstaltungen vor Ort lädt die GAM ein, geleitet werden sie von einem klinischen Pharmakologen, einem Kliniker und einigen Allgemeinärzten. Merckle hat im Anschluß an die neutralen Fortbildungsveranstaltungen Ge
legenheit, seine Präparate vorzustellen.
ZFA: Wie sehen die Pläne für 1991 aus?
Vogel: Im Januar fand die dritte Seminar
reihe zum Fettstoffwechsel statt. Wir wieder
holen jetzt, in etwas abgemagerter Form, die gesamte Serie. Parallel dazu entwickeln wir, wieder in Kooperation mit Kybermed, ein neues Modell, ein sogenanntes Konsensus-Modell.
Wir tun uns hier mit Meinungsbildnern zusam
men, die in Fortführung des Grundgedankens bei den Pharmakologie-Seminaren Bausteine entwickeln und schriftlich fixieren. Ziel dabei ist, daß am Schluß der niedergelassene Arzt ein konkretes Fortbildungskompendium zur Verfügung hat. Dies wird in den nächsten Mo
naten starten und - zunächst überlappend - schließlich die Pharmakotherapie-Seminare ersetzen.
Natürlich bieten wir in den neuen Bundes
ländern auch unsere normalen Fortbildungs- Seminare und die Projekte aus dem Bereich der Verhaltensmedizin an.
Seit August 1990 sind wir auch mit unserem Außendienst in den NBL aktiv, zunächst mit Referenten aus dem früheren Bundesgebiet, jetzt, nach Abschluß einer Schulungsphase, zu
nehmend mit Referenten aus den neuen Bun
desländern. Auch diese Mitarbeiter werden das ganze Spektrum der Möglichkeiten den Ärzten anbieten.
Das Interview führte Günther Buck Obere Grabenstraße 42 7315 VVeilheim/Teck Mosaik Verlag, München 1990. 208 Seiten, 30 Farbfo
tos, DM 29,80.
lECHANCEN BEI
Behandlungsmöglichkeiten der Immunschwäche
Dr. Hans Jäger
InhaK
• Grundsätzliches zu HlV-In- fektionen
• Behandlungsmöglichkei
ten
• Beschreibung möglicher Symptome und ihrer Be
kämpfung
• Erklärungen zu opportuni
stischen Infektionen und auftretenden Tumoren
• experimentelle Therapie
formen
• alternative Behandlungs
ansätze
• unspezifische Empfehlun
gen zur Lebenweise
• psychosoziale Aspekte
• Hilfsangebote und Modell
einrichtungen.
Kommentar
Nach dem Motto »Alles über ...« hat der Autor (fast) alles derzeit verfügbare Wissen über HlV-Infektionen und AIDS-Erkrankung zusam
mengetragen. Wer damit an
gesprochen werden soll, ist unklar: Für fortbildungswil
lige Arzte und Kranken- schwestern/pfleger bleibt das Buch über weite Strecken not
gedrungen zu sehr an der Oberfläche: dem Patienten und seinen Angehörigen/
Freunden wird suggeriert, daß inzwischen beinahe jede Komplikation medikamentös beherrschbar sei. Vor einer Neuauflage sollten sich Autor und Verlag über die Zielg
ruppe klarwerden.
//. Geiger
Gewinnen mit der ZFA!