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Für jede Disziplin und ihre entsprechenden Pferdetypen wird mit verschiedenen Methoden trainiert, da die Schwerpunkte der Leistungsvoraussetzungen (Abbildung 2.5) unterschiedlich sind. Dennoch gibt es viele Gemeinsamkeiten, die sich empirisch als sinnvoll herausgestellt haben.

Abbildung 2.5 Leistungsvoraussetzungen (nach ELLENDORFF 2004, persönliche Mitteilungen)

Trainiert werden, neben der reinen Technik, vor allem die Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit mit ihren Zwischenformen (siehe Abbildung 2.6).

Abbildung 2.6 konditionelle Leistungsfaktoren (nach WEINECK 2000)

Ausdauer

Kraft- Schnellkraft- Schnelligkeits- ausdauer ausdauer ausdauer

Konstitution:

à Veranlagung à anatomisch –

funktionelle Faktoren Kondition:

à Ausdauer à Schnelligkeit

à Kraft

Koordination:

à Bewegungs- fertigkeit

Psyche :

à Charakter à Temperament à Vertrauen à Lernfähigkeit

à Erfahrung à Motivation

Die Schnelligkeitsausdauer ermöglicht das Halten einer hohen Geschwindigkeit über weite Strecken. Die Schnellkraft bezeichnet die Höhe der schnellstmöglich einsetzbaren Kraft. Diese wird besonders beim Start aus dem Stand und beim Springen benötigt. Die Schnellkraftausdauer ermöglicht die Wiederholbarkeit der Schnellkrafteinsätze (SCHNABEL et al. 1997, AHSBAHS 1998). Dabei treten z.B.

beim Überwinden eines Hindernisses alle Kraftformen auf, da das Pferd erst den nötigen Schub für den Absprung braucht, dann über dem Sprung die Balance halten und schließlich bei der Landung erhebliche Kräfte abfangen muss (CLAYTON 1994).

Im Folgenden soll das Hauptaugenmerk auf das Konditionstraining des Vielseitigkeitspferdes gelenkt werden. Andere Disziplinen wie Springen, Dressur, Distanzreiten, Trab- und Galopprennsport sollen nur am Rande erwähnt werden.

Eine Übersicht über verschiedene Trainingsmodelle in diesen Disziplinen bietet SCHÄFER (2000) in ihrer Dissertation.

2.5.1 Basistraining

Zu Beginn eines sportlichen Trainings steht das Basistraining als Grundlage für weiterführendes Training. Ziel ist es, das Pferd mit verschiedensten Belastungen vertraut zu machen, sowie die Anpassung von Knochen, Sehnen und Hufen an die gestellten Anforderungen, um das Verletzungsrisiko zu minimieren (LOVING und JOHNSTON 1993, DERMAN und NOAKES 1994, MARLIN und NANKERVIS 2002).

Die Gestaltung dieses Trainingsabschnittes basiert in der Regel auf den Erfahrungen erfolgreicher Reiter bzw. Trainer (siehe Tabelle 2.4).

Tabelle 2.4 Vorschläge für das Basistraining von 4- 5 jährigen Vielseitigkeitspferden zur Vorbereitung auf eine Vielseitigkeitsprüfung der Klasse A

Trainingsvorschläge Basistraining für Vielseitigkeit der Klasse A (4 – 5 jährige Pferde)

Quelle Langsame schrittweise Steigerung der Belastungen in allen

Grundgangarten und Tempi unter sämtlichen

Geländebedingungen, viel Schrittreiten („tummeln“) im Gelände

Beginn der Dressurausbildung, kleinere Sprünge sowohl auf dem Reitplatz, als auch im Gelände

Dauer mindestens 6 Monate

SPRINGORUM 1986

Möglichst täglich ausreiten, im Schritt beginnen, langsam bis Cantergalopp (400 m/min) steigern und kleine

Geländehindernisse reiten

Ca. 3 mal wöchentlich Dressurarbeit, 1 mal wöchentlich Springausbildung

Später Beginn der Galopparbeit, 2 mal wöchentlich mit ca. 3 min Galopp bei 400 – 500 m/min, 2 – 3 min Pause, 3

Wiederholungen

Klettertage einbauen, kleinere Turniere reiten Dauer ca. 8 – 10 Wochen

LENG 1992

Tägliche Ausritte, anfangs ca. 30 – 60 min Schritt, später traben und klettern, frühestens nach ca. 5 Wochen galoppieren Beginn der disziplinspezifischen Arbeit ab 5. – 6. Woche

Ausritte auf bis zu 4 h in allen Gangarten mit gelegentlichen Geländehindernisse ausweiten

Gelegentlich Sprints („pipe-openers“) einbauen Dauer mehrere Monate

PILLNER 1993

Viel am langen Zügel ausreiten, verschiedene Böden nutzen, in Länge und Intensität steigern

Während der Ausritte 3 – 5 min ruhig galoppieren, später kurze Sprints mit ca. 500 m/min, klettern

Dauer 2 – 3 Monate

DIBOWSKI 2002

2.5.2 Konditionstraining

Durch Konditionstraining sollen, je nach Disziplin im unterschiedliche n Maße, Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit gefördert werden.

Im wesentlichen haben sich zwei verschiedene Methoden im Laufe der Zeit herausgebildet, welche disziplinspezifisch modifiziert werden. Zum einen die sogenannte Dauermethode und zum anderen das Intervalltraining.

2.5.2.1 Dauermethode

Im Humansport steht bei dieser Methode die Verbesserung der aeroben Kapazitäten des Organismus im Vordergrund. Da die Belastung länger, d.h. mindestens 45 min, anhält, wird die Energie besonders über den Fettstoffwechsel bereitgestellt und Glykogenreserven werden gespart. Die Belastungsintensität liegt bei einem extensiven Training im aeroben Bereich, beim intensiven Training im anaeroben Bereich. Intensives Training findet im Abstand von 2 – 4 Tagen statt, damit der Organismus sich von der Belastung erholen und an erneute Belastung anpassen kann (WEINECK 2000). Dies wird leicht modifiziert auf den Pferdesport übertragen.

Hier spricht man von der slow – long – Distance Methode (SLD – Methode) (MARLIN und NANKERVIS 2002).

2.5.2.2 Intervalltraining

Diese Trainingsform wurde ursprünglich in den 1930er Jahren für Mittel- und Langstreckenläufer und –schwimmer entwickelt. Hierbei handelt es sich um kurze Perioden schneller Arbeit („Intervall“), denen Pausen mit unvollständiger, aber lohnender Erholung folgen. Nach einer vollständigen Erholung müssten bei Beginn der erneuten Belastung alle Regelmechanismen und Energiebereitstellungssysteme wieder von Anfang an durchlaufen werden. Dies ist aber nicht erwünscht. Ein Vorteil des Intervalltrainings gegenüber der Dauermethode ist das verringerte Verletzungsrisiko auf Grund der geringeren Ermüdung während des Trainings (MARLIN und NANKERVIS 2002). Man unterteilt das humansportliche Intervalltraining je nach Belastungsstärke in extensives Training, mit Belastungen im aeroben Bereich und intensives Training, mit Belastungen, die deutlich im anaeroben Bereich liegen (WEINECK 2000). Der amerikanische Trainier Jack LeGoff führte 1974 das auf diesen humansportlichen Prinzipien basierende Intervalltraining bei den Vielseitigkeitspferden ein (PILLNER 1993). Im Humansport wird die Geschwindigkeit und die Dauer des Intervalls, die Länge der Pausen zwischen den Intervallen und die Anzahl der Wiederholungen variiert. Dies geschieht ebenso im Pferdesport (MARLIN und NANKERVIS 2002). Für die Steigerung der Trainingsbelastung gilt die Regel, dass zuerst die Dauer des Intervalls und damit die Länge der Wegstrecke und dann erst die Geschwindigkeit erhöht werden soll. Ebenso sollte zunächst die Anzahl an Wiederholungen vor Erhöhung der Geschwindigkeit gesteigert werden (SCHNABEL et al. 1997). Es werden besonders die Schnelligkeitsausdauer, die Schnellkraft, die Schnellkraftausdauer und die Kraftausdauer gefördert (SCHNABEL et al. 1997).

Der genaue Trainingsinhalt hängt von den Zielvorstellungen ab. Der Abstand zwischen den Intervalltrainingseinheiten sollte 4 – 5 Tage betragen (ISLER et al.

1982, BAYLY 1985, MARLIN und NANKERVIS 2002).

Hintergrund für diese Art des Trainings ist, dass in dieser Form die Arbeit stark intensiviert werden kann, bevor es zu einer Ermüdung kommt und somit ein größerer Trainingsfortschritt erzielt werden soll (BAYLY 1985, MARLIN und NANKERVIS 2002). Nicht jedes Pferd ist für das Intervalltraining geeignet, bei sehr nervösen,

temperamentvollen bzw. „heißen“ Pferden kann es durchaus auch zu negativen Effekten kommen, andere Tiere fühlen sich gelangweilt (McBANE 1996, MARLIN und NANKERVIS 2002). Im Allgemeinen gewöhnen sich junge Pferde besser an ein solches Konzept als ältere Tiere, die zuvor traditionell gearbeitet wurden.