• Keine Ergebnisse gefunden

3.1 unterschiedliches Intervalltraining von Vielseitigkeitspferden : Blutlaktatwerte

3.1.2 Training

3.1.2.4 Trainingskontrolle

Das Techniktraining wurde auf hierfür erstellen Protokollbögen festgehalten. Das Intervalltraining erfolgte nach vorgegebenem Trainingsplan, welcher in Tabelle 3.5 dargestellt ist. Das Tempo wurde mit Hilfe von Stoppuhren und Markierungen an der Strecke sowohl durch die Reiter selbst, als auch durch Beobachter kontrolliert.

Zur Aufzeichnung der Herzfrequenz im 15 s Intervall wurde ein Transmitter Set für Pferde der Firma Polar Electro, Oy, Finnland, genutzt. Dieses bestand aus zwei Elektroden, von denen die eine im Bereich des Widerristes unter den Sattel geschoben wurde, die andere wurde am Sattelgut etwa in Höhe des Ellbogens angebracht. Zur besseren Leitfähigkeit wurde das Fell an diesen Stellen mit Wasser angefeuchtet. Der zugehörige kleine Sender war durch Kabel mit den Elektroden verbunden und wurde mit Hilfe eines Gummibandes am Sattel befestigt. Der Empfänger war Teil einer Uhr (Polar Sport Tester ™ und Polar Accurex Plus ™, Firma Polar Electro, Oy, Finnland) mit Stoppuhrfunktion, die von den Reitern am Arm getragen wurde. Die Herzfrequenz wurde von den Elektroden an den Sender geleitet, der wiederum die Daten telemetrisch an den Empfänger sendete.

Die Accurex Plus Uhren hatten eine Speicherzeit von 16 Stunden und 20 min, die Sport Tester Uhren eine Speicherzeit von 8 Stunden und 20 min.

Die gespeicherten Daten wurden über ein Interface (Polar Interface Plus ™, Firma Polar Electro, Oy, Finnland) in einen Computer eingelesen und konnten mit einer speziellen Software (Polar Advisor Software ™, Firma Polar Electro, Oy, Finnland) ausgewertet und bearbeitet werden.

Auf Grund unterschiedlichster Probleme wie unkorrekte Befestigung oder ungenügende Anfeuchtung des Fells sowie ungeklärter Ursachen kam es gelegentlich zu Messausfällen.

An bestimmten Intervalltrainingstagen (siehe Tabelle 3.5) wurden Blutproben zur Laktatbestimmung entnommen. Je ein 0 - Wert wurde im Stall vor Beginn des Trainings, weitere Proben direkt nach Ende der Belastung, sowie 10 min und 30 min nach Ende der Belastung gezogen.

Zur Blutentnahme wurde die Vena jugularis externa mit Hilfe einer Kanüle der Gr. 2 (Sterican ®, 21 G x 1,5 ´´, Firma Braun Melsungen AG, Melsungen, Deutschland) auf die eine 2 ml Einmalspritze (BD Discardit ™ II, Becton Dickison S.A., Spanien und Norm Ject ®, Henke-Sass Wolf, Tuttlingen, Deutschland) gesteckt war punktiert. Ca.

1 ml der Blutprobe wurde direkt in ein Eppendorfgefäß gegeben, aus dem dann 10 µl Blut in eine Untersuchungsküvette pipettiert wurden. Die Verarbeitung der Proben wird genau unter Punkt 3.1.3.1 „Verarbeitung und Analyse der Blutproben“

beschrieben.

Analog zum Training wurde während des Geländeteils der Turniere die Herzfrequenz aufgezeichnet und die Laktatwerte bestimmt.

3.1.2.5 Trainingsinhalte

Die Trainingsinhalte wurden durch die Trainingsziele Technik und Kondition bestimmt.

Techniktraining

Die gleiche Pferdegruppe stand direkt vor Beginn dieser Arbeit für Versuche zur Verfügung (MICHEL 2004, WITT 2004). Im Zuge dieser Arbeiten wurde ein Teil dieser Pferde im Anschluss an ein Wintertraining zum erneuten Aufbau der Kondition zweimal wöchentlich auf einer Rennbahn galoppiert. Um die erworbene Kondition wieder abzubauen und alle Pferde auf ein gleiches Niveau zu bringen, fand zunächst für alle Pferde ein vierwöchiges Techniktraining mit geringer Intensität statt. In dieser Zeit wurden die Pferde täglich ca. 45 min lang in den Disziplinen Springen, Dressur und Geländesprünge gearbeitet. Der Schwerpunkt lag hier bei der Dressurförderung.

Das Training war für alle Pferde gleich, jedoch wurde an individuellen Schwächen besonders gearbeitet.

Intervalltraining Anforderungen

Ziel dieser Trainingssaison war die konditionelle Vorbereitung der Pferde auf eine Vielseitigkeitsprüfung der Klasse L. Die Länge der Galoppstrecken, sowie die Geschwindigkeit und die Anzahl der Hindernisse orientierten sich an der Leistungsprüfungsordnung (LPO, siehe Tabelle 3.3a und b). An den Geländeteil einer Vielseitigkeitsprüfung stellt die LPO (2003) folgende Anforderungen:

Tabelle 3.3a Anforderungen an den Geländeteil von Vielseitigkeitsprüfungen laut LPO (2003)

Phase D (Querfeld- einstrecke)

Strecken- länge

[m]

Tempo

[m/min]

Sprünge max.

Anzahl

Sprünge max.

Höhe

Weite oberer/

unterer Teil

[m]

Graben

[m]

Tiefsprung

[m]

VA 1500 – 2500

500 20 1 m 1,2 / 1,8 2,5 1,4 VL 2200 –

3500

520 25 1,1 m 1,5 / 2,2 3 1,6

Tabelle 3.3b Phase A und C

Tempo 220 m/min

Phase A (Wegstrecke 1)

[m]

Phase A (Wegstrecke 1)

[min]

Phase C (Wegstrecke 2)

[m]

Phase C (Wegstrecke 2)

[min]

VA 2200 – 3300 10 – 15 - -

VL 2200 – 4400 10 – 20 ca. 4400 20

Eine Phase B (Rennbahn) kommt nur bei großen Vielseitigkeitsprüfungen vor.

Gruppeneinteilung

Für das Intervalltraining wurden die Pferde in zwei Gruppen geteilt. Die Aufteilung erfolgte an Hand einer Rangierung nach Höhe des maximalen Laktatwertes beim letzten Stufenbelastungstest (14. – 15.05.2003 durch WITT 2004 und MICHEL 2004). Die Rangfolge ist in Tabelle 3.4 dargestellt.

Tabelle 3.4 Zuordnung der Pferde zu den Trainingsgruppen anhand der maximalen Laktatwerte während des Stufenbelastungstests im Mai 2003 (WITT 2004, MICHEL 2004)

Intensivgruppe Konventionelle Gruppe

Einteilungs- Schema

max.

Laktatwert [mmol/l] *

Pferd

Einteilungs- schema

max.

Laktatwert [mmol/l] *

Pferd Pferd mit

hohem Vollblutanteil

5,02 Nr. 22 Pferd mit hohem Vollblutanteil

6,86 Nr. 23

Höchster Laktatwert

6,72 Nr. 18

**

2. höchster Laktatwert

6,54 Nr. 12 2. niedrigster

Laktatwert

5,34 Nr. 17 3. höchster Laktatwert

6,15 Nr. 19 3. niedrigster

Laktatwert

3,65 Nr. 13 4. höchster Laktatwert

4,83 Nr. 14 4. höchster

Laktatwert

2,75 Nr. 15 niedrigster Laktatwert

/ *** Nr. 11

* maximaler Laktatwert ermittelt durch WITT (2004) während eines Stufenbelastungstests im Mai 2003

** Pferd Nr. 18 nahm an diesem Test verletzungsbedingt nicht teil, daher wurde der maximale Laktatwert des Anfang April genutzten Stufenbelastungstests genutzt

*** Pferd Nr. 11 hatte in dem Jahr vor Beginn dieser Untersuchung verletzungsbedingt pausiert und konnte daher nicht wie die anderen Pferde eingestuft werden

Da die Pferde Nr. 22 und Nr. 23 den insgesamt höchsten Vollblutanteil hatten, wurden diese aus der Rangierung genommen und zufällig auf die beiden Gruppen verteilt. Von Pferd Nr. 11 lagen keine Daten zur Einstufung vor, seine Zuteilung erfolgte zufällig.

Gegen Ende der Techniktrainingsphase konnte Pferd Nr. 13 auf Grund ungeklärter Rittigkeitsprobleme nicht ohne Gefahr für Pferd und Reiter gesprungen werden und wurde daraufhin der konventionellen Gruppe zugeteilt. Pferd Nr. 11 schied am 26.06.03 aus dem Trainingsprogramm aus (Tabelle 3.5).

Tabelle 3.5 Endgültige Gruppeneinteilung am Ende der Technikphase Intensivgruppe Konventionelle

Gruppe

Nr. 22 Nr. 23

Nr. 18 Nr. 12

Nr. 17 Nr. 19

Nr. 15 Nr. 14

Nr. 13

Intervalltrainingsphasen

Das Konditionstraining fand als Intervalltraining in einem Abstand von ca. vier Tagen auf dem Militaryplatz der Bundeswehrsportschule in Warendorf statt. Die zugrunde liegenden Parameter für Gesamtstrecke, Tempo und Anzahl der Sprünge der Intensivgruppe ergaben sich aus den Anforderungen für eine Vielseitigkeit der Klasse L, welche in der LPO festgelegt sind (siehe 3.1.2.5 „Anforderungen“).

In der ersten Intervalltrainingsphase zwischen der 5. und 13. Trainingswoche wurden alle Pferde über eine Strecke von 800 m in einem Tempo von etwa 460 – 475 m/min (7,7 – 7,8 m/s) geritten, welche zunächst 3, dann 4 mal mit kürzer werdenden Pausen wiederholt (siehe Tabelle 3.6b) wurde. Der Unterschied der beiden Trainingsgruppen bestand darin, dass die Intensivgruppe auf der 800 m Strecke insgesamt 5 Geländehindernisse unterschiedlicher Art und Größe (maximale Höhe ca. 1 m, maximale Breite ca. 1 m) überwinden musste, während die konventionelle Gruppe die Hindernisse umlief.

In der zweiten Intervallphase zwischen der 14. und 20. Trainingswoche wurde zur Steigerung der Trainingsbelastung zunächst die zu galoppierende Strecke von 800 m auf 1070 m erhöht. Diese Strecke wurde insgesamt dreimal mit kürzer werdenden Pausen zunächst bei einem Tempo von 475 m/min (7,8 m/s) galoppiert.

Nach drei Wochen wurde das Tempo auf 500 m/min (8,3 m/s) erhöht. Die Pferde der Intensivgruppe überwanden je Intervall 8 Geländehindernisse (maximale Höhe ca. 1 m, maximale Breite ca. 1 m), welche von den Pferden der konventionellen Gruppe umritten wurden (Tabelle 3.6b).

Um die Aufmerksamkeit der Pferde zu erhalten und „Dressureffekte“ zu vermeiden, wurde für jeden zweiten Intervalltrainingstag mit Hilfe eines Messrades ein neuer Parcours erstellt.

Zu Beginn jedes Intervalltrainingstages wurden die Pferde zunächst ca. 20 min in Schritt, Trab und Cantergalopp (350 – 400 m/min) aufgewärmt. Die Pferde der Intensivgruppe wurden zur Gymnastisierung teilweise bis zu dreimal über niedrige Hindernisse gesprungen. In den Pausen zwischen den Intervallen gingen die Pferde am langen Zügel im Schritt und wurden kurz vor dem Start zum nächsten Galoppintervall angetrabt. Nach Abschluss des Galoppierens wurden die Pferde noch ca. 10 min am langen Zügel abgewärmt.

Die Geländehindernisse auf dem Militaryplatz entsprachen den Anforderungen von Vielseitigkeitsprüfungen der Klassen E, A und L.

Zwischen den Konditionstrainingstagen wurden die Pferde in den Disziplinen Springen („bunte Hindernisse“) und Dressur gearbeitet. Zusätzlich erfolgte ein Training über Naturhindernisse, so dass alle Pferde die unterschiedlichen Arten von Geländesprüngen kennen lernen konnten. Das Trainingsniveau begann bei den Anforderungen einer Vielseitigkeitsprüfung der Klasse A und führte schließlich zum Niveau einer Vielseitigkeitsprüfung Klasse L. Eine Trainingseinheit dauerte ca. 45 min. Gelegentlich wurden die Pferde im Wald des DOKRs ausgeritten.

In der 14. Trainingswoche fand kein Intervalltraining statt, da der Militaryplatz auf Grund von Bauarbeiten nicht nutzbar war. Das Training fand in der Reithalle statt.

Der Trainingsplan ist in Tabelle 3.6a dargestellt, die Intervalltrainingsinhalte finden sich in Tabelle 3.6b.

Tabelle 3.6a Trainingsplan (Trainingsinhalte des Intervalltrainings siehe Tabelle 3.6b)

Trainings- Woche

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag

1 D G S D G D Auslauf

2 D S G D G D Auslauf

3 D S G D G D Auslauf

4 D G S D G D Auslauf

5 IT G D S IT D Turnier

(T1) 6 Mariensee Mariensee SBLT 1 SBLT 1 Mariensee Mariensee Warendorf

7 D IT D G IT D Auslauf

8 D S IT D G D Auslauf

9 IT S G D Turnier(T2) D Auslauf

10 D IT G S D Turnier

(T3)

Auslauf

11 D S IT D G D Auslauf

12 IT D S G Mariensee Mariensee Mariensee

13 SBLT 2 SBLT 2 Warendorf D S Turnier

(T4)

Auslauf

14 D S D D G D Auslauf

15 D IT G S D Turnier

(T5)

Auslauf

16 D S D IT G D Auslauf

17 D IT D G S D Turnier

(T6)

18 Auslauf D S IT G D Auslauf

19 D S G IT D D Auslauf

20 Mariensee Mariensee SBLT 3 SBLT 3 Mariensee Mariensee Mariensee D = Dressur, G = Geländetechniktraining (Naturhindernisse), S = Springen (bunte Hindernisse), SBLT

= Standardstufenbelastungstest, IT = Intervalltrainingseinheit (Trainingsinhalte siehe Tabelle 3.5 b), T

= Turnier (fortlaufend nummeriert)

an den grau unterlegten Tagen erfolgten Laktatbestimmungen

(in den ersten vier Wochen der Konditionstrainingsphase stand auf Grund eines technischen Defekts kein Laktatmessgerät in Warendorf zu Verfügung)

Trainingsbeginn am 25.05.2003, Trainingsende am 09.10.2003

Tabelle 3.6b Trainingsinhalte Intervalltraining Trainings-

Woche

Intervall- trainings-

tage

Zahl der Intervalle

Strecken- Länge je

Intervall

[m]

Geschwin- digkeit

[m/min]

Pause*

zw.

Intervall

[min]

Gesamtzahl Hindernisse

(nur Intensiv- gruppe!)

5 2 + T** 3 800 460 – 475 10 20

7 2 4 800 460 - 475 8 20

8 1 4 800 460 – 475 6 20

9 1 + T 4 800 460 – 475 4 20

10 1 + T 4 800 460 – 475 2 20

11 1 4 800 460 – 475 1 20

12 1 1 3200 460 – 475 0 20

13 (1) T

15 1 + T 3 1070 475 4 24

16 1 3 1070 500 3 24

17 1 + T 3 1070 500 2 24

18 1 3 1070 500 1 24

19 1 3 1070 500 1 24

* in den Pausen wird Schritt geritten

** T à Turnier

Abtrainieren

Im Anschluss an diese Trainingsphase erfolgte über vier Wochen hinweg ein Abtrainieren mit sukzessiv geringer werdender Trainingsintensität. Am Ende stand ein letzter Stufenbelastungstest (Tabelle 3.6c).

Tabelle 3.6c Trainingsplan Abtrainieren

Beginn des Abtrainierens am 14.10.2003, Ende des Abtrainierens am 13.11.2003.

Trainings- woche

Trainingsinhalt

21 Täglich 45 min reiten, davon 10 min im Schritt aufwärmen, 5 min im Schritt abwärmen, insgesamt 20 min Trab und 10 min Galopp

Mittwoch und Freitag Einzel- und Gymnastiksprünge

22 Täglich 45 min reiten, davon 10 min im Schritt aufwärmen, 5 min im Schritt abwärmen, insgesamt 25 min Trab und 5 min Galopp

Dienstag und Donnerstag Einzel- und Gymnastiksprünge

23 Täglich 45 min reiten, 10 min im Schritt aufwärmen, 10 min im Schritt

3.1.3 Leistungsüberprüfung

3.1.3.1 Standardstufenbelastungstests (SBLT)

In Abständen von sechs Wochen erfolgten zur Überprüfung des Trainingsfortschrittes Standardstufenbelastungstests (Tabelle 3.7). Hierbei wurden Herzfrequenz und Blutlaktatwerte bestimmt.

Diese Tests wurden auf einem Hochgeschwindigkeitslaufband im Institut für Tierzucht, Mariensee, durchgeführt.

Testanforderungen

Die Anforderungen in den Stufenbelastungstests wurden für jeden Test identisch gehalten (Tabelle 3.8). Das Testprotokoll war bereits von WITT (2004) und MICHEL (2004) in gleicher Form angewandt worden. Die insgesamt vier Stufenbelastungsteste fanden an folgenden Terminen statt (Tabelle 3.7):

Tabelle 3.7 Termine SBLTs

SBLT 1 6. Trainingswoche Ende Techniktraining 02. – 03.07.03 SBLT 2 18. Trainingswoche Ende Konditionstraining Phase 1 18. – 19.08.03 SBLT 3 20. Trainingswoche Ende Konditionstraining Phase 2 08. – 09.10.03 SBLT 4 25. Trainingswoche Ende Abtrainieren 12. – 13.11.03

Zwischen den Stufenbelastungstests III und IV lagen aus arbeitstechnischen Gründen nur vier Wochen.

Tabelle 3.8 Anforderungen auf dem Laufband in den Stufenbelastungstests Dauer

[min]

Tempo [m/s]

Tempo [m/min]

Gangart zurückgelegte Strecke

[km]

Steigung [%]

6 1,5 90 Schritt I 0,53 3

4 3,5 210 Trab 0,84 3

aufwär- men

4 6,5 390 Galopp I 1,2 3

4 7,5 450 Galopp II 1,8 3

4 8,5 510 Galopp III 2,04 3

4 9,5 590 Galopp IV 2,36 3

eigentliche Belastung

15 1,5 90 Schritt II 1,35 3 abwärmen

Der Test wurde mit je der Hälfte der Pferde an zwei aufeinanderfolgenden Tagen durchgeführt, wobei die Reihenfolge der Pferde immer geändert wurde, um eventuelle tageszeitliche Unterschiede auszuschließen. Alle Tests fanden in der Zeit zwischen 8:00 Uhr und etwa 14:00 Uhr statt.

Während der gesamte n Testzeit wurde die Luftfeuchte und die Temperatur mit einem Thermohygrographen aufgezeichnet. Diese Daten finden sich im Anhang (A66 – A69, A83).

Laufband

Bei dem für die Tests genutztem Laufband handelte es sich um ein Hochgeschwindigkeitslaufband der Firma Karga AG, Fahrwangen, Schweiz, Modell Mustang 2200 (Baujahr 1994). Das Laufband befand sich in einer ca. 100 m vom Laufstall entfernten Scheune (16 m x 10 m x 6 m) in der in etwa die Außentemperatur herrschte. An der Kopfseite des Laufbandes befand sich ein großes Scheunentor, welches während der Versuche geöffnet wurde, so dass die Pferde beim Laufen ins Freie sehen konnten. In einer Entfernung von ca. 5 m vor dem Laufband befand sich zur Simulation des beim normalen Galoppieren üblichen Luftwiderstandes und zur Begünstigung der Thermoregulation ein Ventilator mit 1 m Durchmesser und 825 Umdrehungen pro Minute. Die Lauffläche maß 4,3 m x 1,1 m und war mit einer extrem rutschfesten Gummimatte belegt.

Während der Arbeit auf dem Laufband trugen die Pferde einen Sicherheitsgurt, der über einen Gurt mit einem mittig über der Lauffläche befindlichen Galgen mit Sicherheitsschalter verbunden war. Sollte ein Pferd zu stark nach vorne drängen, die Laufbandgeschwindigkeit nicht mehr halten können oder stürze n, wurde das Band automatisch gestoppt.

Geschwindigkeit und Steigung ließen sich stufenlos von 0 bis 870 m/min (Messgenauigkeit 0,1 m/min) und 0 bis 11 % Steigung regulieren. Geschwindigkeit, Steigung, Dauer und zurückgelegte Strecke wurden auf einer digitalen Tafel angezeigt und konstant gehalten.

Vorbereitungen

Die Pferde wurden einige Tage vor dem Stufenbelastungstest mit einem Transportunternehmen (Firma Johannsmann, Gütersloh, Deutschland) von Warendorf aus nach Mariensee gebracht. An den Tagen vor dem eigentlichen Test wurden alle Pferde noch einmal an die Bewegung auf dem Laufband gewöhnt, indem

Danach wurde ein Venenverweilkatheter (Braunüle MT ® Luer Lock, Firma Braun Melsungen AG, Melsungen, Deutschland) kopfwärts in die rechte V. jugularis eingeführt und mit einem Mandrin (Mandrin, Firma Braun Melsungen AG, Melsungen, Deutschland) verschlossen. Der Katheter wurde mit einem Hautheft befestigt und das Tier wieder angebunden. Die Tiere waren mit der Prozedur vertraut und zeigten keine Abwehrreaktionen. Nur bei Pferd Nr. 23 musste auf Grund von Widersetzlichkeit einmalig eine Nasenbremse genutzt werden, zusätzlich wurde das rechte Auge mit einer Hand abgedeckt.

Kurz vor Beginn wurden dem Pferd vorne Gamaschen und Springglocken angelegt, anschließend wurde es in die Laufbandscheune geführt, wo der Sicherheitsgurt angelegt wurde. Direkt vor und nach der Laufbandarbeit wurde das Gewicht bestimmt. Diese Werte finden sich im Anhang (Tabelle A65, A84 – A87).

Durchführung

In der Scheune wurde an den Venenkatheter eine PVC-Verlängerungsleitung (Verbindungsleitung, Art.Nr. 77414000, 140 cm Länge, der Firma clinico, Bad Hersfeld, Deutschland) angebracht und mit einer elastischen Binde am Pferdehals befestigt. Dann wurde das Pferd auf das Laufband geführt. Während des Tests wurde das Pferd rechts und links am Kopf mit zwei Führstricken in der Mitte des Laufbandes gehalten.

Das Laufbandprotokoll bestand aus drei Phasen (siehe Tabelle 3.8). 1) Aufwärmen für 10 min in Schritt und Trab. 2) vier je vierminütige Galoppstufen und 3) eine Abwärmphase von 15 min im Schritt. Danach wurden die Pferde vom Laufband geführt und abgeschirrt, die Verbindungsleitung wurde entfernt und der Venenkatheter wieder mit einem Mandrin verschlossen. Die Pferde wurden anschließend etwa 15 – 20 min mit einer Abschwitzdecke zwischen der Scheune und dem Stall geführt und schließlich bis zum Ende der Probennahme im Laufstall angebunden. Nach der letzten Blutprobe wurde der Katheter gezogen und das Pferd zum Füttern in den Boxenstall gebracht.

Herzfrequenz

Zur Messung der Herzfrequenz wurden das unter 3.1.2.4 „Trainingskontrolle“ bereits beschriebene Verfahren verwendet. Um einen Datenverlust durch Messausfälle vorzubeugen, wurde eine Empfängeruhr am Gurt befestigt, zwei weitere Uhren wurden an der Begrenzung des Laufbandes in einer Entfernung von ca. 50 – 60 cm vom Sender angebracht. Die Aufzeichnung wurde zu Beginn der Schrittphase gestartet und endete nach der 41. min vor dem Verlassen des Laufbandes.

Blutentnahme

Vor Betreten des Laufbandes wurde eine 0 - Probe genommen, indem eine 20 ml Spritze (Norm Ject ®, Henke-Sass Wolf, Tuttlingen, Deutschland) auf die Verbindungsleitung des Venenkatheters aufgesetzt wurde. Die ersten 20 ml Blut wurden verworfen, dann wurde etwa 1 ml Blut in einem Eppendorfgefäß aufgefangen und die Leitung mit ca. 20 ml 0,9% NaCl Lösung gespült. Die Verbindungsleitung blieb zwischen den Blutentnahmen mit NaCl Lösung gefüllt. Während des Testes

verlief die Blutentnahme auf die gleiche Weise. Die Probenentnahmen (Abbildung 3.2) begannen jeweils ca. 20 s vor Beendigung einer Belastungsstufe, in der Erholungsphase erfolgte die Blutentnahme alle 2 min, zwischen der vorletzten und der letzten Probe lagen 5 min. Nach Beendigung der Laufbandphase wurde die Verbindungsleitung wieder entfernt und der Venenkatheter erneut mit einem Mandrin verschlossen. Es erfolgten 30, 60 und 120 min nach Ende der letzten Galoppphase weitere Blutproben. Diese Proben wurden im Stall gezogen, indem der Katheter geöffnet wurde, ein wenig Blut abgelassen wurde und dann wieder ca. 1 ml Blut in einem Eppendorfgefäß aufgefangen wurden. Nach der letzten Probennahme wurde der Katheter gezogen.

Abbildung 3.2 Zeitpunkt der Blutprobenentnahme und Geschwindigkeits-verlauf

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

1 8 15 22 29 36 43 50 57 64 71 78 85 92 99 106 113 120 127 134 141

Zeit [min]

Geschwindigkeit [m/s]

Geschwindigeit

Verarbeitung und Analyse der Blutproben

Die Verarbeitung und Analyse der Blutproben erfolgte im Intervalltraining, auf den Turnieren und während der Stufenbelastungsteste auf die gleiche Art und Weise.

Von der mit einer Spritze entnommenen Blutprobe wurden ca. 1 ml sofort innerhalb in ein Eppendorfgefäß überbracht, aus dem dann innerhalb 1 min die zu

Pferde angebunden im Stall

Vertikale Balken entsprechen Blutentnahme

gebracht. Die Messungen erfolgten innerhalb von 2 – 3 Stunden nach der Probennahme.

Die Analyse erfolgte mit dem Miniphotometer LP 20 (Dr. Lange GmbH, Berlin, Deutschland). Dieses Testverfahren zur Bestimmung des Laktatwertes im Vollblut wurde bereits von WITT (2004) und DAHLKAMP (2003) genutzt und hatte sich als tauglich für Feldteste erwiesen.

Der Laktatgehalt wurde photometrisch bei einer Wellenlänge von 520 nm nach der LOX – PAP – Methode bestimmt. Das in die Küvette mit der Pufferlösung überführte Blut wurde sofort und vollständig hämolysiert. Nach Zugabe des Startreagenzes, welches sich im Verschluss der Küvette befand, und kräftigem mischen, kam es zu folgender Reaktion

Lactatoxidase

Laktat à Pyruvat + H2O2

POD

H2O2 + 4-Aminophenazon + 4-Chlorphenol à roter Chinoniminfarbstoff.

An jedem Untersuchungstag wurden jeweils 1 Kontrollprobe (Laktatkontrollset LCQ 140, Dr. Lange, Berlin, Deutschland) mit einem Gehalt von 2, 4 und 10 mmol/l Laktat mitgeführt (Tabelle 3.9 und 3.10).

Tabelle 3.9 Mittelwerte (MW, ± sd) aller Laktatkontrolluntersuchungen während der gesamten Studie

soll [mmol/l]

Ist MW [mmol/l]

Ist sd [mmol/l]

2

(n=33) 1,83 0,40

4

(n=33) 3,60 0,89

10

(n=33) 9,03 1,38

15

(n=25) 13,94 1,98

30

(n=2) 19,90 0

Tabelle 3.10 Test auf Wiederholbarkeit, Mittelwert (MW, ± sd) der Blutlaktatbestimmungen

0- Probe* 26 min Probe

[mmol/l] [mmol/l]

0,71 6,72

(keine Ergebnisanzeige) 6,84

0,72 7,01

0,68 6,89

(keine Ergebnisanzeige) 7,46

0,74 7,39

0,77 6,96

MW (n=7) 0,52 7,04

sd 0,35 0,28

* Probe eines Pferdes, je sieben mal pipettiert

3.1.4 Turniere

Um zu überprüfen, ob die in dieser Studie trainierten Pferde die Anforderungen von Vielseitigkeitsprüfungen der Klasse A unter Wettbewerbsbedingungen erfüllen können, wurden Turniere in den Trainingsplan aufgenommen.

Die unterschiedlichen Anforderungen der Turniere sind der Tabelle 3.11 zu entnehmen.

Bei allen „One-Day-Events“ fand die Dressurprüfung als erstes am Morgen statt.

Innerhalb von 30 min nach Beendigung dieser Prüfung, musste die Springprüfung absolviert werden. Die Geländeprüfungen fanden am Nachmittag statt.

Am ersten Tag des „Two -Day-Events“ fand am Morgen die Dressurprüfung und am Nachmittag des selben Tages die Geländeprüfung statt.

An der Springprüfung des folgenden Tages nahmen die Pferde nicht teil.

Bei allen Turnieren wurden während des gesamten Geländeteils die Herzfrequenzen mit Hilfe der Pulsuhren in 15 s Intervallen aufgezeichnet. Direkt nach dem Zieldurchlauf wurde eine Blutprobe zur Untersuchung auf Laktat gezogen. Zum abwärmen wurden die Pferde 10 min im Schritt bewegt und anschließend eine weitere Blutprobe gezogen. Danach wurden die Pferde abgesattelt und weiter versorgt. 30 min nach Zieleinlauf erfolgte die letzte Blutprobe.

Tabelle 3.11 Anforderungen, Gelände, sowie Bodenbeschaffenheit für die einzelnen Turniere

Turnier

Springen A

/ / / /

flach, trocken und griffig T 3

flach, trocken und griffig T 4

Hügelig, nass und sehr

flach, trocken und griffig T 6

flach, trocken und griffig

* Vielseitigkeitsprüfung „One-Day-Event“

** Vielseitigkeitsprüfung „Two-Day-Event“

3.2 Einfluss verschiedener Steigungsabfolgen : Blutlaktatwerte und Herzfrequenzen

Im zweiten Teil der Arbeit werden unter standardisierten Bedingungen Blutlaktatwerte und Herzfrequenzen unter bestimmten Steigungsbedingungen untersucht.

3.2.1 Tiere

An dieser Untersuchung nahmen 8 Pferde teil. Die Pferde Nr. 9 und 16 standen vor Beginn der Untersuchung in einer Gruppe von 10 Pferden in einem Laufstall mit Stroheinstreu und durch einen Sichtschutz von einander getrennten Einzelfressständen (3,5 m x 1 m). Von Morgens bis zum Einbruch der Dunkelheit hatten die Pferde zusätzlich freien Zugang zu einem befestigten Paddock und einer Weide. Beide Pferde wurden seit längerer Zeit nicht mehr geritten, waren aber mit der Arbeit auf dem Laufband vertraut. Die Pferde Nr. 12, 13, 14, 15, 18 und 19 wurden in den letzten zwei Wochen vor Beginn dieser Untersuchung nicht mehr gearbeitet. Die Herkunft, Impfungen und Entwurmungen wurden bereits unter 3.1.

beschrieben.

Die Haltung der Tiere erfolgte im Institut für Tierzucht in Mariensee und wurde ebenfalls unter 3.1 bereits beschrieben .

Die Fütterung erfolgte dreimal täglich mit ca. 1 – 1,5 kg Hafer – Gerste Gemisch und einmal täglich 100 g Mineralfutter (Reformin, Firma Höveler, Langenfeld, Deutschland), als Raufutter stand Gras-, bzw. in geringeren Mengen, Maissilage ad lib. zur Verfügung. An den Versuchstagen fand kein Weidegang statt und die Pferde wurden alle um 6 Uhr morgens regulär gefüttert.

3.2.2 Testverfahren

Der Test fand an vier auf einander folgenden Tagen vom 02.12. – 05.12.03 statt.

Der Test fand an vier auf einander folgenden Tagen vom 02.12. – 05.12.03 statt.