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3.1 S TUDIENDESIGN

3.1.2 Testverfahren: Neuropsychologische Tests

3.1.2.1 Beck Depressions- Inventar (BDI)

Das Beck Depressions-Inventar ist ein Selbstbeurteilungsinstrument zur Erfassung des Vorhandenseins und der Ausprägung depressiver Symptome. Es wurde 1961 von Beck et

MATERIAL UND METHODIK 29 al. entwickelt. Ursprünglich wurde es für die klinische Anwendung bei psychiatrischen Patienten entwickelt und ist seit vielen Jahren im medizinischen Bereich verbreitet.

In dieser Studie wurde die deutsche Übersetzung der modifizierten Version von 1978 eingesetzt. Es werden insgesamt 21 Items erfaßt: Traurige Stimmung, Pessimismus, Versagen, Unzufriedenheit, Schuldgefühle, Strafbedürfnis, Selbsthaß, Selbstanklagen, Selbstmordimpulse, Weinen, Reizbarkeit, Sozialer Rückzug, Entschlussunfähigkeit, Körperbild, Arbeitsunfähigkeit, Schlafstörungen, Ermüdbarkeit, Appetitverlust, Gewichtsverlust, Hypochondrie und Libidoverlust. Auf einer vierstufigen Skala von null bis drei werden sie hinsichtlich ihres Auftretens während der letzten Woche und ihrer Intensität beurteilt. Der Testscore liegt zwischen 0 und 63. Die Bearbeitungszeit beträgt ca.

10 – 15 Minuten.

Itembeispiel „Unzufriedenheit“:

0- Ich kann die Dinge genauso genießen wie früher 1 - Ich kann die Dinge nicht mehr so genießen wie früher 2 - Ich kann aus nichts mehr eine echte Befriedigung ziehen 3 - Ich bin mit allem unzufrieden oder gelangweilt

Die Patienten wurden aufgefordert, sich jeden der jeweils vier zur Wahl stehenden Sätze durchzulesen und den ihnen am zutreffendsten erscheinenden zu markieren. Hierfür steht beliebig viel Zeit zur Verfügung. Auf dem Testformular selbst ist die Instruktion auch schriftlich festgehalten. Die Punkte der markierten Aussagen der einzelnen Items werden zur Auswertung addiert. Im Rahmen dieser Studie wurde der Test an den Tagen 1, 7 und 14 durchgeführt.

Der BDI wurde 1991 in einer großen Stichprobe für psychiatrische und andere Patienten in Deutschland untersucht (Hautzinger et al. 1991). Ermittelt werden sollte die Sensitivität bei Veränderungen durch Therapie in wöchentlichen Abständen. Demnach können Testsummen bis 11 als unauffällig, von elf bis siebzehn als mäßige und über siebzehn als deutliche, klinisch relevante depressive Verstimmung gedeutet werden.

Der Mittelwert gesunder Probanden wird mit 6,45 (SD ± 5,2) angegeben, für psychosomatische Patienten mit 11,4 (SD ± 7,6). Bei depressiven Patient liegt der Mittelwert bei 23,7 (SD ± 9,8). Die Retest- Reliabilität für eine Woche wird mit 0,6 bis 0,86 und die Korrelation mit der Hamilton Depressionsskala mit 0,61 bis 0,86 angegeben.

Im Vergleich mit der globalen klinischen Beurteilung liegt die Korrelation bei 0,55 bis 0,96 (Hautzinger et al. 1991).

3.1.2.2 Self- Rating Anxiety Scale (SAS)

Die SAS- Selbsbeurteilungsskala ist ein Testinstrument zur Erfassung von Angst als klinische Erscheinungsform. Sie wurde 1971 von Zung entwickelt und ist bei Erwachsenen mit Angstsymptomen indiziert (Zung 1971, Zung 1973, Zung 1976).

In der SAS sind 20 Angstkriterien enthalten, von denen 15 somatisch und 5 affektiv sind.

Die Probanden sollen auf einer vierstufigen Skala beurteilen, wie häufig die Items in den letzten sieben Tagen bei ihnen aufgetreten sind. 15 Items sind symptomatisch positiv, also krankheitsorientiert, 5 symptomatisch negativ, d.h. gesundheitsorientiert formuliert.

MATERIAL UND METHODIK 30 Die Quantifizierung der Ereignisse erfolgt nach dem folgenden Schema:

1 (4) = nie oder selten 2 (3)= manchmal 3 (2)= oft

4 (1)= meistens oder immer

Bei symptomatisch negativer Formulierung gelten jeweils die eingeklammerten Werte.

Somit ergibt sich ein maximaler Testscore von 80, das Minimum liegt bei 20. Durch die gerade Anzahl von Antwortalternativen soll das Ankreuzen in der Mitte und an den Extremen eingeschränkt werden. Die Bearbeitungszeit beträgt ca. 10 Minuten.

Die Patienten werden angewiesen, sich alle Feststellungen genau durchzulesen und jeweils die auf sie zutreffende Einstufung zu markieren. Die Instruktionen sind auch auf dem Testformular abgedruckt. Zur Auswertung werden die einzelnen Werte addiert. Die Patienten füllten das Testformular jeweils an den Tagen 1,7 und 14 aus.

Bei der SAS gelten Rohwerte ab 36 als Morbiditätshinweis. Die Halbierungsreliabilität beträgt r=0,71. Der Trennschärfekoeffizient bewegt sich zwischen r=0,27 (Item

„Taubheits- und Kribbelgefühl in Fingern und Zehen“) bis r=0,69 (Item „Gefühl des Zusammenbrechens“). Bezüglich der Validität haben Patienten mit der Diagnose Angst einen signifikant höheren mittleren Testscore (50) als solche mit den Diagnosen Schizophrenie (37,1), depressive Symptomatik (40,6), Persönlichkeitsstörung (41,0) oder situative Durchgangssymptomatik (36,6). Gesunde Probanden erzielten mit 27,0 einen signifikant niedrigeren Mittelwert als die zuvor genannten Gruppen (p<0,05, Zung 1971, Zung 1973, Zung 1976 Zung et al. 1973) Die Korrelation mit der Fremdbeurteilungsform ASI liegt bei r=0,66 (für Patienten mit der Diagnose Angst bei r= 0,74) und bei r= 0,30 mit der Taylor Manifest Anxiety Scale (Taylor 1953).

3.1.2.3 Symptom Check List Revised (SCL 90R)

Die SCL-90R ist ein Selbstbeurteilungsinstrument zur Erfassung eines breiten Spektrums von psychischen Beschwerden und krankheitsbedingtem psychischem Leidensdruck.

Derogatis et al. entwickelten sie 1976 (Derogatis et al. 1976) als Erweiterung der Hopkins Symptoms Checklist (Derogatis et al. 1973). Ursprünglich wurde die SCL-90R zur Erfassung allgemeiner psychoneurotischer Beschwerden bei ambulanten und für Therapiestudien bei psychiatrisch stationär behandelten Patienten entwickelt. Heute wird sie auch in der ambulanten Allgemeinmedizin und zur Erfassung von Veränderungen in Psychotherapiestudien eingesetzt. In Deutschland verwendet man die SCL-90R insbesondere bei HIV- Patienten (Franke et al. 1989). Sie eignet sich als Instrument zur Verlaufskontrolle in wöchentlichen oder längeren Abständen.

Mit der SCL-90R werden insgesamt 90 Items erfaßt. Der Patient soll auf einer fünfstufigen Skala von 0 bis 4 markieren, ob und wie stark er in den letzten 7 Tagen unter den beschriebenen Problemen und Beschwerden gelitten hat. Laut den Autoren liegt die Bearbeitungszeit bei ca. 20 Minuten, die Auswertungszeit bei etwa 5 Minuten (Derogatis 1973).

MATERIAL UND METHODIK 31 Itembeispiel: „Wie sehr litten sie in den letzten 7 Tagen unter Kopfschmerzen?“

0= überhaupt nicht 1= ein wenig 2= ziemlich 3= stark 4= sehr stark

Die Patienten werden aufgefordert sich die einzelnen Aussagen sorgfältig durchzulesen und von den fünf Antwortmöglichkeiten die auf sie zutreffende auszuwählen. Die Bearbeitungszeit ist nicht begrenzt. Auf dem Testformular kann die Instruktion nochmals nachgelesen werden.

Zur Auswertung werden 83 der 90 Items zunächst zu folgenden Gruppen zusammengefaßt:

Somatisierung, Zwanghaftigkeit, Unsicherheit im Sozialkontakt, Depressivität, Ängstlichkeit, Aggressivität, Feindseligkeit, Phobische Angst, Paranoides Denken und Psychotizismus. Durch Aufsummieren aller Werte und Dividieren der Summe durch die Gesamtzahl der Items erhält man den Global Severity Index (GSI), der Auskunft über die grundsätzliche psychische Belastung gibt. Die Anzahl der Items, bei denen der Patient eine Belastung zeigt, ist der Positive Symptom Total (PST). Der dritte globale Index, der Positive Symptom Distress Index (PSDI) wird durch Aufsummieren aller Werte und anschließendes Dividieren durch den PST errechnet. Mit dem PSDI wird die Intensität der Antworten gemessen. Die SCL-90R wurde im Rahmen dieser Studie an der Tagen 1, 7 und 14 eingesetzt.

In einer großen Studie von 1002 ambulanten psychiatrischen und 974 gesunden Probanden ergaben sich folgende Mittelwerte: GSI 1,26 (0,31); PSDI 2,14 (1,32); PST 50,17 (19,29).

Die eingeklammerten Werte entsprechen den Mittelwerten der gesunden Probanden. Bei einer Stichprobe mit n= 565 Probanden lag die interne Konsistenz der neun Gruppen zwischen r= 0,80 für „paranoides Denken“ und r= 0,90 für „Depressivität“. Anhand von ausgedehnten Untersuchungen mit dem kürzeren Vorläufer der SCL-90R für Neurotiker ergaben sich Hinweise auf die Validität. Bezüglich der Konstruktvalidität konnten acht der neun nach faktorenanlytischen Gesichtspunkten konzipierten SCL-90R Dimensionen (Ausnahme „Psychotizismus“) bei den 1002 ambulanten psychiatrischen Patienten sehr gut bestätigt werden.

3.1.2.4 Eigenschaftswörterliste (EWL-60S)

Die EWL-60S ist eine Selbstbeurteilungsskala für Verlaufsstudien der emotionalen Befindlichkeit. Jahnke et al. entwickelten sie 1978 (Jahnke et al. 1988). Durch sprachliche Selbstbeurteilung anhand von Eigenschaftswörtern soll mehrdimensional das zeitlich begrenzte (aktuelle) Befinden ermittelt werden. Becker erstellte 1988 den Befindlichkeitsfragebogen, der eine gekürzte und faktorenanalytisch neu generierte Version der EWL-60S ist (Becker 1988).

Die EWL-60S Selbstbeurteilungsskala besteht aus insgesamt 60 Adjektiven, die zufällig angeordnet sind. Der Patient soll auf einer vierstufigen Skala von eins bis vier einschätzen, ob und wie stark die jeweiligen Adjektive aktuell auf ihn zutreffend sind.

MATERIAL UND METHODIK 32 Itembeispiel „freudig“:

1= gar nicht 2= etwas 3= ziemlich 4= stark

Die Instruktion kann auch dem Testformular entnommen werden. Die Bearbeitungszeit für den leicht verständlichen und übersichtlichen Fragebogen liegt bei ca. 10 Minuten.

Zur Auswertung werden die einzelnen Items zu 15 Gruppen zusammengefasst, die jeweils vier Items beinhalten: Aktiviertheit, Konzentriertheit, Desaktiviertheit, Müdigkeit, Benommenheit, Extravertiertheit, Introvertiertheit, Selbstsicherheit, Gehobene Stimmung, Erregtheit, Empfindlichkeit, Ärger, Ängstlichkeit, Deprimiertheit und Verträumtheit. Der Testscore für jede Gruppe liegt zwischen 4 und 16. Im Verlauf der Behandlung füllten die Patienten den Fragebogen an den Tagen 0, 2, 7 und 14 zum jeweils gleichen Zeitpunkt vor der Medikamenteneinnahme aus.