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Unter der Federführung von F ritz Baade (Forschungsinstitut für Wirtschaftsfragen der Entwicklungsländer, Kiel) und der Mitwirkung von: Theodor Zotschew ( I n s t it u t für Welt- Wirtschaft an der Universität K ie l), András !notai (Afro- asiatisches Forschungszentrum, Budapest), und Géza Kozma ( In s titu t für Konjunktur- und Marktforschung, Budapest)

und mit Unterstützung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Finanzen, Bonn,wurde der Bericht vorgelegt: "Steigerungs- möglichkeiten der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen

Ungarn und der Bundesrepublik Deutschland", Kiel, Nov. 1971, 100 Seiten.

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Tab.ll• 1 - Indikátoron der wlrtaohaftliehen Entwlchlamt Ungarn■. RumHnlene und B u l g a r i e n •

Industrieproduktion ••• 35 32-34 75 50-57 70 55-60

Haachinenbau •••••••» 46 109 72-76

110 100

Landwirtschaftliche

Pro-16

*5-16 24 46

26 17-20

Aulenhandel ••••••••••• 53

40-50

75 40-45 70

60-65

mit der Sowjetunion # 60 # 40 # 60

Quell•! PlanerfUllungeberiohte 1966-70 and Fbnfjahreepläne 1971-75» ▼eröffent- licht ln den Tageszeitungen der einzelnen 3taaten.

Tabelle 2 יי. Struktur dee Nationaleinkomiaens (in ▼H)

---- - UnÄftrn RunHnien Bulgarien

1 9 « 1969 1 <нв 1970 1959 1969 Induetrie,

Bauwirt-43,8 78,9 35*2

6 3

.e 27,2 59,8

Landvirtaohaft, Poretv• 47,0 14•« Зв.5 25t3 55,9 24*4 Andere Berelohe •»••••• 9• 2 6,3 26,3 10,9 16,9 15.в 100.0 100,0 100.0 I 100.0 100.0 100.0

Tabelle 4 - Export Osteuropas nach Westeuropa nach Warengruppen 1957-1980 und BULGARIEN nach Warengruppen 1970

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Tabelle 4 - Export Osteuropas nach Y/esteuropa nach Y/arengruppen 1957-1980 und BULGARIEN nach ïïarengruppen 1970

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Franz Ronneberger, Erlangen - Nürnberg

Sozialer Wandel auf dem Lande in Jugoslawien

Im Rahmen der Thematik des SFB Südosteuropa, die dem sozio- ökonomischen und soziokulturellen Wandel gewidmet i s t , werden im I n s t it u t für P o lit ik - und Kommunikationswissenschaft in Nürnberg die theoretischen und methodologischen Grundlagen bearbeitet• Gleichzeitig lä u ft eine empirische Untersuchung landwirtschaftlicher Genossenschaften in der Woiwodina und in Serbien. In Vorbereitung befindet sich eine Studie über den Wandel der politischen Strukturen des Landes• An dieser Stelle s o ll über einige Aspekte der Theorie des sozialen Wandels mit besonderer Betonung der ländlichen Verhältnisse in Jugoslawien berichtet werden.

Von vornherein scheiden Theorien des Wandels ganzer Kulturen in großen Zeiträumen aus, denn die zu untersuchenden Phänome- ne des sozioökonomischen Wandels auf dem Lande zeigen sich nur k u rz fris tig und lösen einander schnell ab. Wir haben es dabei sowohl mit strukturellen Änderungen als auch und haupt- sächlich mit Änderungen von Einstellungen und Verhaltensbe- reitschaften zu tun. Dieser Wandel vollzieht sich zugleich in der Ebene der öffentlichen Verwaltung und der staatlichen Wirtschaftslenkung wie auf den Ebenen der Kleingruppen von Familie, Dorfgemeinschaft, Agrargenossenschaft. Während der ersten Phasen der Agrarpolitik nach dem Kriege waren es nahe- zu ausschließlich Partei, Gesetzgeber und Verwaltung, die den Wandel induzierten. Vorgestellte Ziele und tatsächliche Ent- wicklung liefen indessen auseinander• Gegenwärtig empfängt der agrarsoziale Wandel seine Anstöße und Antriebe auch aus den städtischen und industriellen Umwelten des Dorfes, und diese Umwelten stehen wiederum in Gegenseitigkeitsbeziehungen mit den allgemeinen nationalen und internationalen In d u s tria li- sierungs- und Modernisierungsprozessen• Damit verbieten sich a lle monokausalen, ethnozentristischen und wertmonistischen Theorien zur Erklärung des sozioökonomischen Wandels.

Für Jugoslawien und die anderen südosteuropäischen Länder gel- ten jedoch darüberhinaus weitere Determinanten, die sich f r e i - lieh nur schwer operationalisieren lassen. Dazu gehören vor allem die sozial- und politikgeschichtliche Überlieferung der Türkenzeit in den balkanischen Regionen,der Militärgrenze in Kroatien, der Hirten- und Heiduken-Kulturen in den Bergregio- nen, der Reste feudaler Strukturen, der Impulse deutscher Siedler in Banat, Batschka, Syrmien, Slawonien und Slowenien, aber auch die Einflüsse sozialrevolutionärer und sozialroman- tischer Bestrebungen und Bewegungen, vor allem in Kroatien, kommunistischer Ideen aus der Partisanenkampfzeit. Inwieweit sich Überlieferungen und Einflüsse wenigstens für einzelne Regionen zu jeweiligen Werthorizonten zusammenziehen lassen,

i s t generell kaum zu entscheiden• Sie müssen aber ständig im Auge behalten werden, um Fehldiagnosen zu vermeiden.

Dagegen können wir Wandlungssymptome im generativen und fami- lia le n Verhalten, auf den Gebieten der M obilität und Binnen- Wanderung, der Übernahme neuer Techniken (Innovationen), dem kirchlichen Verhalten, der Bildungsangebote und ihrer Nutzung, der sozialen I n it ia t iv e und politischen Partizipation u.dgl.m.

feststellen. Es muß offen bleiben, ob wir es bei diesen Verhal- tensweisen mit Ursachen, Begleit- oder Folgeerscheinungen des sozialen Wandels zu tun haben. Eine monokausale Betrachtungs- weise führt in keinem Falle zum Ziel der Erkenntnis.

Fassen wir einige der genannten Symptome etwas schärfer ins Auge. Von wann ab ändern sich in den einzelnen Völkern, Volks- gruppen und Regionen die Geburtsziffern sign ifikan t und womit korrelieren diese Änderungen: Z.B. Anstieg des Sozialprodukts, des pro-Kopf-Einkommen, der sozialen M obilität usf. Wie und wo beginnt sich die Familienstruktur zu wandeln: von der Mehrgene- rationen- zur Zweigenerationenfamilie, von der p a tria rc h a li- sehen zur partnerschaftlichen Ehe usw. Welche Besonderheiten vollziehen sich hier auf dem Lande und wie i s t das Verhältnis zu den städtischen Strukturen? Welche besonderen Verhältnisse sind überhaupt in Südosteuropa im Vergleich zu den m itte

l-europäischen Entwicklungen anzutreffen und womit korrelieren diese Veränderungen? Wichtig in dem Zusammenhang i s t auch die Wandlung der Rolle der Frau, von der wir annehmen dürfen,

daß sie im 19• Jahrhundert noch nicht erkennbar i s t und auch im 20• Jahrhundert erst mit dem Einsetzen der In d u stia lisie - rung in den westlichen Gebieten, vor allem aber unter dem Einfluß der kommunistischen Ideologie in allen kommunisti- sehen Ländern•

Mobilität und Binnenwanderung: Dieser Punkt bedarf einer be- sonders eingehenden Erörterung, denn er dürfte in vieler Hin- sicht Schlüsselcharakter für den sozialen Wandel auch in an- deren Gebieten haben. Es handelt sich um die Vorgänge der Verstädterung, der Kolonisation, des Pendlerwesens wie über- haupt a lle r Vorgänge, die sich zwischen Land und Stadt im Laufe der letzten Jahrzehnte abgespielt haben. Nicht verges-

sen werden darf in diesem Zusammenhang auch die Hirtenwan- derung, die in den balkanischen Regionen eine besondere Be- deutung für den sozialen Wandel haben dürfte.

Die Einführung und Einübung neuer Agrartechniken i s t inzwi- sehen auf dem Gebiet der Entwicklungshilfe zu einem Auslöse- mechnismus für sozioökonomischen Wandel geworden. Noch be- deutsamer dürften neue Organisationsformen sein. F reilich zeigt sich im Falle Jugoslawiens auch die Kehrseite eines ge- waltsamen Organisationswandels.

Damit gelangen wir zur eigentlichen Problematik des agrarso- zialen Wandels: Was bedeutet es, wenn die Wandlungsimpulse, gleichviel ob sie von Staats wegen (durch Gesetzgebung und Ver- waltung) innerhalb der Wirtschafts- und Agrarpolitik erzwun- gen oder vom Industrialisierungsprozeß i n i t i i e r t werden, den vorhandenen Strukturen v ö llig widersprechen und von den Rol- lenträgern nicht verstanden und angenommen werden können? In diesen Fällen haben wir es mit dysfunktionalen Wirkungen zu tun. Sie zeigen sich in wachsender Entfremdung zwischen Mensch und Arbeit, in Anpassungsschwierigkeiten und -Verlusten. Sie wurden am deutlichsten bei den Kolonisationsversuchen

ver-dienter Partisanen aus den Balkanregionen in der Woiwodina.

Es kam zu keiner Integration, und die nach dem Norden ver- pflanzten Hirtenbauern wanderten als Subproletariat in die Städte• Nicht-Anpassung an veränderte Organisationsformen und Eigentumsverhältnisse im Zuge der ersten Kollektivierung

führte in der Periode der Austrittsmöglichkeiten aus den bäuerlichen Genossenschaften zu Reprivatisierung und Tradi- tionalisierung• Hier scheint ein allgemeines soziales Gesetz für die Folgen mißglückter Anpassung und mißglückter Innova- tionen zu walten: Die Betroffenen fallen auf ältere p r im iti- vere Verhaltensformen zurück als sie beim E i n t r i t t in den

Wandlungsprozeß bestanden• Die bäuerliche Bevölkerung, gewalt- sam herausgerissen aus ihren überlieferten Lebensgewohnheiten und Werthaltungen, ig e lt sich ein, verschanzt sich in parochi- aler Abgeschiedenheit.

Solche Regressionen verhindern für lange Zeit den Wiederbeginn funktionaler Entwicklungen. Nur in solchen Regionen, die tra - ditionsgemäß dem Einfluß des modernen industriellen Denkens und Handelns aufgeschlossen sind wie Slowenien, Dalmatien, die Woiwodina, kommt die in Mitteleuropa verbreitete moderne

Agrarkultur voran. In diesen Gebieten verzeichnen wir das Ent- stehen jenes Stadt-Land-Kontinuums, das für die deutsche Ge- sellschaft typisch i s t , hier sind die Bauern leistungsorien- t i e r t , interessiert an neuen Techniken, bereit für marktgerech- te Produktion usw.

Aus diesen Überlegungen können fürs erste folgende Schlüsse gezogen werden:

1) Angesichts des hohen Interdependenzgrades von sozialem und ökonomischem Verhalten bietet sich die Systemtheorie als ge- eigneter Ansatz für die Analyse des sozioökonomischen Wandels an. Sie erlaubt es, von den Funktionen auszugehen, welche den verschiedenen Strukturen zukommen und nach der Bedeutung des Wandels bei der Funktionserfüllung zu fragen. Wir brauchen also nicht im einzelnen nach den "Ursachen" zu fragen, sondern kön- nen jeweils ein Gesamtbild von Strukturen entwerfen, die den

Funktionen zugeordnet sind• G. Almond und S. Coleman haben bei ihren Untersuchungen in Entwicklungsländern diesen Weg gewählt. Er muß für unser Vorhaben verfeinert werden.

2) Sozioökonomischer Wandel läßt sich nicht in statu nascendi

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beobachten• Es sind zahlreiche kleine und kleinste Schritte,

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die ihn bewirken, und wir sind stets darauf angewiesen, zwi- sehen zwei Zuständen des Vorher und Nachher zu vergleichen.

Die Zeitabstände zwischen diesen beiden Zuständen können je - doch unter bestimmten Bedingungen sehr klein werden, vor a l- lem dann, wenn sozialer Wandel sich nicht " s t i l l ״ vollzieht, sondern durch Regierung und Verwaltung als Wirtschafts- und Sozialpolitik in Gang gesetzt und erzwungen wird. Wie sehr Anstöße und In itia tiv e n zum Wandel von Regierung und Verwal-

tung ausgehen: dafür sind die Verhältnisse in Südosteuropa ein aufschlußreicher Beleg.

3) Da Jugoslawien in Nachbarschaft zu hochentwickelten Indu- striegesellschaften lebt, muß vermutet werden, daß die exoge- nen Anstöße zum Wandel eine besondere Bedeutung gewonnen ha- ben und heute noch besitzen. Diese Anstöße oder Impulse kön- nen allgemein und speziell sein. Als ein genereller Impuls darf die Anziehungskraft der Wohlstandgesellschaft angesehen werden. Das Bild des Wohlstands erzeugt einen Spannungszu- stand, der nur durch bestimmte Aktivitäten überwunden werden kann. (Hier muß allerdings darauf hingewiesen werden, daß die Anziehungskraft des Wohlstands und somit die Spannung entschei- dend von den soziokulturellen Werten abhängt, nach denen eine Gesellschaft lebt. Es kann damit gerechnet werden, daß in den balkanischen Gebieten Jugoslawiens das Streben nach Wohlstand

im Sinne eines gewissen zivilisatorischen Niveaus weniger stark ausgeprägt i s t als in den nordwestlichen Landesteilen.)

4) Spezielle exogene Impulse beziehen sich hauptsächlich auf technische und organisatorische Innovationen, aber auch auf Rechtsnormen. Die Rezeption erfolg t auf unterschiedliche Weise und unter v ie lfä ltig e n Motivationen. Auch hier s p ie lt die