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Tem po und Erfolgschancen des sozioökonomischen W andels sind insgesamt abhängig von der ',Verarbeitungsfähigkeit"

(capability) des Gesamtsystems und seiner Subsysteme- Diese i s t in Jugoslawien außerordentlich unterschiedlich- Infolge der tatsächlichen Autonomie (Mangel an Kommunikation, Behar- rung auf Tradition und Sonderrechten) einzelner Landesteile scheint Diffusion und Wandel in Jugoslawien vielfach nicht zu einer Annäherung der Völker und Regionen, sondern eher zu ihrer noch weiteren Auseinanderentwicklung zu führen- Während die Verarbeitungsfähigkeit in den nördlichen und nordwestli- chen Landesteilen mit zunehmender Entwickeltheit ständig wächst, b le ib t sie in den balkanischen Gebieten r e la tiv und gelegentlich auch absolut zurück. Es muß daher damit gerech- net werden, daß sozioökonomischer Wandel für Jugoslawien zu- gleich eine Störung des inneren Gleichgewichts mit sich bringt und zur Desintegration des Gesamtsystems fü h rt. Das politische System versucht dieser Tendenz entgegenzuwirken durch w irt- schaftliche und finanzielle H ilfe für die weniger entwickelten Gebiete, auch durch Appelle an das nationale Gesamtinteresse.

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Karl Forster, München

Forschungen auf dem Gebiet der Verkehrspolitik und der Energiewirtschaft, insbesondere im Zusammenhang mit der Donau

Der weiteste Kreis meiner wirtschaftswissenschaftlichen Ar- beiten umfaßt die Beziehungen zwischen "Wirtschaft und Tech- n ik". In diesen Rahmen fügen sich als engere Forschungsge- biete die "Verkehrspolitik" und die "Energiewirtschaft" ein•

In meinen zu diesem Thema gehaltenen Vorlesungen wurden auch die Wirkungen betont, die Verkehrs- und energiepolitische Maßnahmen auf die Entwicklung und Verteilung der Wirtschafts- tä tig k e it im Raum ausüben (vgl• hierzu meine "Allgemeine

Energiewirtschaft" Berlin 1965)• In diesem Zusammenhang wur- den also auch Grundlagen fü r die Raumordnungspolitik erar- beitet•

Mein engster und zugleich intensivster Arbeitsbereich i s t jedoch die Erforschung der großenteils auf dem Verkehr und der Energiedarbietung basierenden wirtschaftspolitischen Aspekte der Verbindung vom Rhein über den Main zur Donau durch den Europa-Kanal und damit auch der Donau• Hiermit i s t die Brücke zur Südosteuropaforschung geschlagen•

Diese Aufgabe erforderte Spezialuntersuchungen in den Staaten, aus denen Beiträge zum Verkehrsaufkommen des Europa-Kanals er- wartet werden können• Das sind die Bundesrepublik Deutschland ebenso wie die Beneluxstaaten mit ihren Seehäfen, Frankreich und die Schweiz auf der einen Seite und auf der anderen

Österreich, die Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien, Rumä- nien, Bulgarien und die Union der Sowjet-Republiken. Da die Verkehrsentwicklung von der Wirtschaftsentwicklung abhängt,

kam es auch darauf an, ein möglichst vollständiges Bild von der wirtschaftlichen Entwicklung und deren Perspektiven in dem gesamten Raum und damit auch in den Donauanliegerstaaten

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-zu gewinnen• Es versteht sich von selbst, daß diese Forschun- gen ״,ahlreiche Reisen im mitteleuropäischen und südosteuro- päischen Raum nötig machten• Für die vielfache große H ilfe , die mir bei der Lösung dieser Aufgaben von zahlreichen am tli- chen Stellen und einzelnen im Verkehr tätigen Persönlichkeit ten gerade auch in den Donaustaaten z u te il wurde, bin ich von Herzen dankbar•

Aus den zahlreichen hiermit zusammenhängenden Arbeiten seien hervorgehoben :

1•) Der volkswirtschaftliche Wert der großen Binnengewässer•

Möglichkeit und Ergebnis seiner zahlenmäßigen Erfassung unter Berücksichtigung des Verkehrs and der außerhalb des Verkehrs liegenden Funktionen der Gewässer• Veröffentlicht in : Studien zu Bau- und Verkehrsproblemen der

Wasserstras-1

sen. Herausgegeben vom Bundesverkehrsministerium, Offen- bach 1949.

2.) Die Entwurfsbearbeitung der Veröffentlichung der Rhein- Main-Donau AG von 1951 über die wirtschaftliche Zweck- mäßigkeit der Rhein-Main-Donau-Großschiffahrtsstraße.

3.) Wasserstraßen und Raumplanung. Schriftenreihe des Zen- tralvereins fü r Deutsche Binnenschiffahrt e.V. Jahrgang 1954 Heft 6•

4.) Die wirtschaftlichen Wechselbeziehungen nach dem Südosten Europas als Verkehrsproblem bis zum Zweiten Weltkrieg.

Z e its c h rift fü r Verkehrswissenschaft 1955 Heft 3•

5•) Die Entwurfsbearbeitung der Veröffentlichung des Deut- sehen Kanal- und Schiffahrtsvereins Rhein-Main-Donau:

"Die Großschiffahrtsstraße Rhein-Main-Donau, Ausbau Bamberg - Nürnberg" von 1958•

6•) Die raumfüllende Kraft der Wasserstraßen• Raumforschung und Raumordnung, Bad Godesberg Nr• 2/1959•

7•) Beitrag: Donau• Staatslexikon: Recht - Wirtschaft - Gesellschaft. Verlag Herder Freiburg 1960•

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8.) Der heutige Stand und die mögliche Entwicklung des in te r- nationalen Donauverkehrs unter Berücksichtigung der Pläne fü r den energiewirtschaftlichen Ausbau der Donau und für den Ausbau des Wasserstraßennetzes• Z e its c h rift fü r Ver- kehrswissenschaft Nr• 2/1960.

9•) Die Zukunft der Donau unter besonderer Berücksichtigung ihres hydroenergetischen Potentials und ihrer Verbindung mit dem mitteleuropäischen Wasserstraßennetz. Südosteuro- pa-Jahrbuch 5• Band 1961•

10•) Die allerdings die gesamte für Bayern interessante Ver-kehrspolitik umfassende 11 Untersuchung über die Verkehrs- wirtschaftlichen und verkehrspolitischen Grundprobleme des Landes Bayern unter besonderer Berücksichtigung der Auswirkungen des EWG-Vertrages auf die bayerische Wirt- Schaft" (541 Seiten außerdem Tabellenteil). Sie wurde aufgrund eines Forschungsauftrages des Bayerischen Staatsministerium fü r Wirtschaft und Verkehr von F ritz Voigt und mir gemeinsam mit einem Mitarbeiterstab ver-

faßt und 1966 abgeschlossen•

11.) Die gemeinsam mit M inisterialrat Professor Dr. Erich Seiler durchgeführte Entwurfsbearbeitung der von einem internationalen Team verfaßten Studie der Wirtschafts- kommission für Europa (ECE), Binnenverkehrsausschuß, Unterausschuß Binnenschiffahrt, Arbeitsgruppe für die Entwicklung der Binnenwasserstraßen, Dokument Nr.

W/Trans/WP 34/62: "Die wirtschaftliche Bedeutung der Rhein-Main-Donau-Verbindung". Ihre Kurzfassung lie g t in einer deutschen Übersetzung vor, die durch die Rhein- Main-Donau AG bezogen werden kann (München 1970)•

An dieser Studie haben Persönlichkeiten aus der Bundes- republik Deutschland, aus Österreich, der Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien und Rumänien und außerdem Vertreter der Donaukommission, der auch die UdSSR und Bulgarien angehören, mitgewirkt• Die Arbeit dürfte wohl die erste umfassende Kosten-Nutzen-Analyse enthalten* die für ein

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Wasserstraßenprojekt e r s t e llt wurde• Es kam hierbei - wie schon oben betont - darauf an, nicht nur eine

einwandfreie theoretische Grundlage zu schaffen, sondern auch die wirtschaftliche Lage a lle r im Einflußbereich von Rhein,Main und Donau liegenden Gebiete zu e rfor- sehen, ihre Entwicklungsmöglichkeiten zu erfassen und hieraus die entsprechenden Schlüsse zu ziehen.

Ich halte es fü r eine wichtige Aufgabe, die wirtschaftliche Entwicklung in den Südoststaaten unter besonderer Berück- sichtigung der verkehrspolitischen, energiewirtschaftlichen und raumwirtschaftlichen Gegebenheiten auch weiterhin t a t - k rä ftig zu verfolgen.

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