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Teil: Mittlere und maximale Schneehöhen*

Im Dokument nee den (Seite 139-143)

die Schneeverhaltnisse im Gebiet der Schweizer Alpen

I. Teil: Mittlere und maximale Schneehöhen*

von Th. Zingg

1. Einleitung

Das Eidg. Institut für Schnee- und Lawinenforschung unterhält im schweizerischen Alpengebiet ein Beobachtungsnetz. Die Beobachtungen umfassen Witterungselemente und Angaben über die Schneedecke und die Lawinen. Sie dienen in erster Linie zur Ausarbeitung der winterlichen Lawinenbulletins. Der Beginn der Beobachtungen war in den ersten Jahren auf den Dezember festgelegt und das Ende war mit dem Einstellen der Bulletins gegeben. Es fehlen deshalb aus frühern Jahren vielfach die Beobachtungen in den Randmonaten. Aber bereits Ende der vierziger Jahre wurde darnach getrachtet, die Schneehöhen während der ganzen permanenten Schnee-decke zu erhalten, da erst die Vollständigkeit der Beobachtungen gestattet, klimatische Unter-suchungen anzustellen. Das Beobachtungsnetz hat damit noch eine weitere sehr wesentliche Bedeutung bekommen, sei es im Hinblick auf Fragen der Schneehöhen für den Lawinenverbau, sei es für Fragen des Verkehrs im Alpengebiet und andere.

Die Periode 1951 bis 1960 wurde gewählt, damit die mittleren Werte mit solchen des in Be-arbeitung befindlichen Klimas der Schweiz in Verbindung gebracht werden können. Allerdings wird bei der Wahl dieser Periode die Anzahl vollständiger Beobachtungsreihen reduziert. Für gewisse Fragen sollen deshalb in absehbarer Zukunft noch weitere Stationen zugezogen und auf eine Zwischenreihe reduziert werden.

2. Das Stationsnetz

Das Netz mit 50 Beobachtungsstationen wurde erst nach dem Lawinenwinter von 1950/51 aufgebaut. Vor diesem Zeitpunkt somit von einer Periode von über 10 Jahren - liegt Beobachtungsmaterial von folgenden Orten vor, die glücklicherweise fast über alle Klima-regionen unserer Alpen verteilt sind:

Mittelbünden: Weißfluhjoch 2540 m Standardversuchsfeld Davos-Platz 1560 m

St. Antönien 1475 m Klosters 1200 m Küblis 812 m Übersaxen 1300 m

Meteorol.-phys. Observatorium Vergleichsstation

Beobachter Rh. Bahn Beobachter Rh. Bahn Vergleichsstation

Arosa 1820 m Beobachtungen Klimastation MZA

In Arosa wie in Klosters sind innerhalb der 10 Jahre die Pegelstandorte verlegt worden.

Die daraus entstandenen Inhomogenitäten dürften aber das Gesamtbild dieser Stationen nicht beeinflussen.

Im Gebiet des St. Galleroberlandes und der Glarneralpen besteht leider keine langjährige Station mit homogener Reihe.

In der Zentralschweiz liegen gute Beobachtungen aus Andermatt 1440 m vor, und Trübsee in 1800 m vertritt einen höher gelegenen Beobachtungsort.

* Weitere Abschnitte folgen in spätem Winterberichten 137

...

Zusarnmenstellun9 von Schneehöhenclaten der Periode 1951--60 von Ver9leichsstationen.

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In der ganzen Region der Berner-Waadtländeralpen liegen nur zwei Stationen: Grindelwald-Bort in 1570 m und Mürren in 1620 m.

Das Wallis mit seiner reichen klimatischen Gliederung hat folgende Vergleichsstationen mit 10 Jahren Beobachtung:

Barberine 1820 m (oberhalb Chatelard) Zermatt 1600 m

Münster 1360 m Ulrichen 1345 m

Die Verhältnisse der Alpensüdseite und des Engadins können mit Hilfe der Stationen Be-dretto 1400 m, Maloja 1820 m und Zuoz 1730 m dargestellt werden.

Sämtliche Felder, in denen die Schneehöhen gemessen werden, liegen horizontal oder an-genähert horizontal, um die Expositionseinflüsse auszuschalten.

3. Die Monatsmittel der Schneehöhen (vgl. Tabelle 1)

Unter dem Monatsmittel der Schneehöhen versteht man die Monatssumme der täglich gemes-senen Totalschneehöhen dividiert durch die Zahl der Monatstage.

Die Tabelle 1 macht auf folgende Tatsachen aufmerksam: Im Bereich von ca. 1000 m bis 1750 m Meereshöhe fällt das größte mittlere Monatsmittel des Winters auf den Februar, ver-lagert sich dann mit zunehmender Höhe auf den März und in 2500 m auf den April. Für Höhen über 1000 m wird es deshalb für unsern umgrenzten Raum genügen, die Hochwintermonate Januar bis März zu betrachten, um die maximalen und charakteristischen mittleren Werte der Schneehöhen darzustellen. Einzig für Weißfluhjoch und Trübsee wurde noch der April hinzu-genommen. Die Bearbeitung der Randmonate muß auf später verschoben werden.

Aus der Tabelle geht hervor, daß die inneralpinen Gebiete eher schneearm sind, während die Alpennordseite und ihre in direkter Verbindung stehenden Quertäler höhere Schneehöhen-mittel aufweisen. Die im Alpenkammgebiet liegenden Zonen und die Alpensüdseite sind als noch schneereicher zu bezeichnen (Bedretto, Maloja). Die klimatischen Unterschiede der einzel-nen Landschaften kommen mit der Betrachtung der größten und kleinsten lVIonatsmittel in den einzelnen Jahren noch besser zum Ausdruck.

Im Raum Prättigau-Weißfluhjoch ist die Höhenabhängigkeit der Schneeverhältnisse infolge der vorhandenen Stationen besonders deutlich erkennbar. Der Quotient größtes Monatsmittel/

kleinstes Monatsmittel nimmt von Hochlagen nach der Niederung stark zu. Er beträgt in Weiß-fluhjochhöhe um 1,8 und steigt auf 4,5 in 800 m an (siehe Kolonne BIC Tabelle 1). Diese Unter-schiede besagen, daß die Maxima und Minima in Hochlagen wesentlich ausgeglichener als in tiefem Lagen sind. Hier wird die Schneehöhe durch die momentane Witterung relativ viel stärker beeinflußt als in Hochlagen. Der Quotient ist auf der Alpensüdseite und im Engadin wesentlich größer als auf der Alpennordseite, was mit den immer wieder vorkommenden Groß-schneefällen auf der Alpensüdseite zusammenhängt.

4. Die maximalen Schneehöhen Unter maximalen Schneehöhen wird hier folgendes verstanden:

Maximum, es entspricht der höchsten an einem Tage während der ganzen betreffenden Periode, hier 1951-1960, oder während bestimmter Monate dieser Periode gemessenen Schnee-höhe. Unter dem mittleren Maximum versteht man das Mittel der in der Periode aufgetretenen Jahresmaxima oder der Maxima spezifischer Monate.

Als weiteren Vergleich sind in der Tabelle auch die kleinsten Maxima in den Monaten Januar-März angegeben worden. Sie zeigen an, mit welchen Schneehöhen innerhalb eines Monats mindestens gerechnet werden kann. So zeigt beispielsweise Küblis im März ein kleinstes Maximum von 4 cm, woraus geschlossen werden kann, daß mit größter Wahrscheinlichkeit die 139

Schneedecke nicht durchgehend vorhanden war, wenn es nur zu einer Schneehöhe von 4 cm kommen konnte.

Im Jahrzehnt 1951-1960 wurden in weiten Gebieten der Alpen in ihrer fast ganzen Höhen-entwicklung wohl die größten Schneehöhen seit 1888 gemessen. Es betrifft dies vor allem die Alpen östlich Jungfrau bis zur Landesgrenze (siehe Jahreszahlen in Tabelle). Einzig die Hoch-lagen über 2400 m erreichten ihr Maximum auch in andern Jahren.

Es ist nicht erstaunlich, wenn man eine Niederschlagskarte der Schweiz betrachtet, daß man die größten Schneehöhen unter etwa 1800 m Meereshöhe auf der Alpensüdseite vorfindet. So sind 1951 in Bedretto 370 cm gemessen worden, auch Maloja erreichte die 3-Metergrenze nahezu.

In Höhenlagen über 1400 m wurden mit Ausnahme von Mürren (1600 m) und Zermatt (1600 m) auf allen Vergleichsstationen die 2-Metergrenze erreicht oder überschritten. Nur Bedretto und V\Teißfluhjoch überschritten 300 cm.

Die Zusammenstellung läßt die Vermutung aufkommen, daß im Wallis (ohne oberes Goms), auf der Alpennordseite und in Mittelbünden mit Prättigau in Höhen bis etwa 2200 m auf hori-zontalen Feldern kaum 3 Meter Schnee erreicht werden, und daß in 2500 m Schneehöhen von 350 bis 400 cm schon zu den großen Seltenheiten gehören.

Im Gotthardgebiet und auf der Alpensüdseite sind in den entsprechenden Höhenlagen um ca. 80 cm größere maximale Schneehöhen zu erwarten. Anhand eines umfangreichen Materials dürfte die Höhenabhängigkeit der mittleren und maximalen Schneehöhen detaillierter dargestellt werden können, was mit der Bearbeitung der 50 Stationen des Jahrzehnts 1953-1962 in Angriff genommen worden ist.

Die klimatischen Unterschiede können wieder mit einem Quotienten anschaulich dargestellt werden. Wie bei verschiedenen meteorologischen Elementen weichen die Extremwerte nur in einem relativ engen Bereich vom Mittelwert ab. So schwankt auch das Verhältnis von maxi-maler Schneehöhe zu Schneehöhenmi.ttel (höchstes Monatsmittel des Vvinters) in relativ engen Grenzen. Der Quotient beträgt für die Alpennordseite ca. 2, für die Alpensüdseite und das Engadin aber ca. 3. Mit andern Worten kann für den Großteil der Alpen für die Schneehöhen-maxima mit der doppelten mittleren Schneehöhe gerechnet werden, wobei das höchste

Monats-•

140

Tabelle 2: Häufigkeit von Schneehöhen der Periode 1951-60

a) größte Monatsmittel jeden Winter b) maximale Schneehöhe jeden Winter

Weißfluhjoch 2540 m

mittel des mittleren Winterwertes verwendet werden muß. Auch dieser Quotient ist von der Meereshöhe abhängig. Er erreicht in etwa 4000-4500 m einen Grenzwert von ca. 1,2 auf der Alpennord- und von 1,4 bis 1,5 auf der Alpensüdseite. Für die tiefem Lagen unter 1800 m mit Maximum im Februar muß mit Quotienten bis 2,8 gerechnet werden.

5. Die mittleren maximalen Schneehöhen

Das mittlere Maximum der Schneehöhe gibt, wenn alle Höhenlagen miteinander verglichen werden sollen, einen bessern Einblick in die Schneeverhältnisse, insbesondere wenn die Rand-monate miteinbezogen werden müssen. Die Tabelle 1 zeigt, daß über etwa 1200 m nur aus-gesprochene Trockengebiete mittlere Maxima unter 1 Meter aufweisen: wie Übersaxen (1300 m), Zermatt (1600 m) und Zuoz (1730 m). Hingegen betragen die mittleren Maxima im Alpenkamm-gebiet mit südlichem Einfluß schon ab 1300 m über 150 cm.

Mittlere Maxima von mehr als 2 Metern treffen wir unter unsern Stationen nur auf Weiß-fluhjoch und Trübsee, welch letztere ihrer Lage wegen eher zuviel Schnee aufweist, als der Gesamtregion zukommen dürfte.

6. Häufigkeit von Schneehöhen bestimmter Größenordnung

Wenn auch die Zahl der Jahre für Häufigkeitsbetrachtungen noch sehr gering ist, so sollen die angeführten Zahlen doch einen kleinen Einblick in die vorhandene Tendenz der Schnee-höhen gestatten. In Tabelle 2 sind die Häufigkeiten der höchsten winterlichen Maxima der 10 Jahre für die Monate Januar bis März und für Weißfluhjoch bis April aufgeführt.

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