• Keine Ergebnisse gefunden

Die Schneedecke

Im Dokument nee den (Seite 95-101)

D. Schnee- und Lawinenuntersuchungen zm Parsenngebiet

I. Die Schneedecke

1. Wintercharakter

Der Winter 1960/61 war im Parsenngebiet lang und hinsichtlich der Schneehöhen übertraf er das langjährige Mittel (siehe Tabelle 48). Der Schneedeckenaufbau begann bereits Ende September und der weitere Zuwachs erfolgte in Form kleinerer Schübe bis gegen Ende Januar.

Zu Beginn verursachte milde Witterung in Hochlagen eine mäßige Verfestigung des Funda-ments, während in tiefem Lagen die Schneedecke nochmals weggeschmolzen wurde. Die kleinen Schneefälle ergaben aber dennoch in allen Höhenlagen lockere Schichten, die sich im Laufe des Winters als sehr gefährlich erweisen sollten.

Erst zu Beginn des Monats Februar trat ein beträchtlicher Schneezuwachs ein und die maxi-male Schneehöhe erreichte schon am 5., 7. und 8. Februar 238 cm. Die Schneehöhen blieben in der Folge bis um den 10. Juni auf einer Höhe um 2 m, worauf ein intensiver, anhaltender Schneedeckenabbau einsetzte.

Tabelle 48: Dauer der Früh-, Hoch- und Spätwinterperioden im Parsenngebiet 1960/61

Frühwinter Hochwinter Spätwinter Dauer in Tagen

Tage O/o Tage O/o Tage •/o

Weißfluhjoch 29. 9. - 31.1. 1. 2. 3. 4. 4.4 9. 7.

2540 rn 125 44 62 22 97 34 284

Mittelwert 59 23 124 48 76 29 259

Büschalp 10. 10. - 31. 1. 1. 2. - 20. 3. 21. 3. - 6. 5.

1960 rn 114 55 48 23 47 22 209

Mittelwert 40 21 94 51 52 28

Davos 5. 11. -31. 1. 1. 2. - 5. 3. 6. 3. 12. 4.

1540 rn 57 36 33 21 69 43 159

Mittelwert 34 22 77 50 43 28

Klosters 7. 12. 31. 1. 1. 2. - 5. 3. 6. 3. -28. 3.

1200 rn 5o 50 33 29 23 21 112

2. Die Schneedeckenentwicklung (vgl. Fig. 23-25 und Tabelle 48)

Die Schneedeckenentwicklung vollzog sich in Hochlagen und in Höhen unter etwa 2000 m sehr verschieden, insbesondere was den Fundamentaufbau betraf. Recht einheitlich setzte hin-gegen der Hochwinter in allen Höhenlagen ein, wie aus obenstehender Tabelle 48 hervorgeht.

a) Frühwinter

Das endgültige Einschneien vollzog sich zwischen 2500 und 1200 m innerhalb einer relativ großen Zeitspanne von 70 Tagen. Im langjährigen Mittel rückt die winterliche permanente 93

Schneehöhe in cm

Lawinen Neuschnee In cm Regen • Schnee *

Einslnktiefe In cm

Temperatur 1n ·c

[Max. Min]

Wind Irr m/se~.

Tagesmittel

Rel. Feuchte in%

[Sonnenschein In Stunden Bewölkung in /10 J]_atum

Fig. 23 Zeitprofil 1960/61, Versuchsfeld Weißfluhjoch

Zeitprofil Weissfluhjoch

HW 341

G 2n R 7,1

HW 639 G 335 R 15,7

HW 771 G 384 R 19,9 2sot Hohe i.l. M 2540m

~ " ' 250

' 1

Koord : 780 900 / 189 200 Beobachter S L F

5 100+-t----1---j- i ! ( \ . _ _ ~ ~

V} l I l l ~::~ 1 1 ..

Zeitprofil BUschale !

A: 1,81

fi lClO-t HOhe ü M · 1960m Koord : 781 950 / 187 150

1 Beobachter : S L F

.--r·--·-1 1 1

HW 104

~ 208 R t,5

HW145 G 231

~ 1,8 1

1

Zeiterofil Davos- Kureark

!

5 100 Höhe ü M : 1540m 1

1

-1

~

1 1

'1'

---+---,- 1

. s Koord . , 782 400/ 185 900 1 1

Beobachter · S L f 1

1

50 --+-·--~· 1 1 1

1 I 1

1 1 1 1

1~1

1 1

+

1

_ 1 I 1

1960/61 September- Oktober

HW 428 mm

~ 335 kg/m R 11,0 kg

1

- ~ B

r , - - - l c - - - r - - ! - 1 5 0

- - + - - - ~ - - + 1 0 0

50

' ~ D

·,' ~ : ,.J__-J--+-+----t---r--r-1

1 m

1 1

1

·,.

l':s.z.:::.:l:::: _ I so

Mai Juni Juli

Fig. 24 Zeitprofil 1960/61, Versuchsfelder Weißfluhjoch, Büschalp und Davos

Schneedecke in 40 Tagen von Weißfluhjoch nach Klosters. In tiefem Lagen wurde die Schnee-grenze durch milde Witterung nochmals weggeschmolzen, während über etwas 2000 m eine verstärkte Setzung mit Schmelzen eintrat, die nach Abkühlung zu einem relativ festen Funda-ment führte.

Bis Anfang Januar hatte die Schneehöhe nur durch kleinere Schneefälle in Abständen von rund 14 Tagen etwas zugenommen, so daß durch relativ große Temperaturgradienten eine inten-sive Schneeumwandlung einsetzte, die auf Weißfluhjoch in den oberflächennahen Schichten Becherformen, in Bodennähe aber nur noch Prismen und Teilformen von solchen erzeugte. Erst im Januar konnten auf Weißfluhjoch volle Becherformen beobachtet werden. In Klosters war gegen Ende Januar die ganze Schneedecke aus Becherformen aufgebaut, wobei in höhem Schichten Prismenbecher vorherrschten, eine Erscheinung, die durch die direkte Umwandlung von filzigen Formen bewirkt wird. In Davos war direkt über dem Boden ebenfalls noch eine wenig mächtige Schicht von Schmelzformen zu sehen, die sich aber bis Ende Januar in Schwimmschnee umgewandelt hatten.

Die Schneefälle der Frühwinterperiode sind der nachfolgenden Zusammenstellung zu ent-nehmen:

Tage mit Neuschnee Schicht im SLF Davos Arosa

Profil SLF 2540m 1540m 1818 m

29. September- 1. Oktober IX 4 36 11 X

7.- 8. Oktober X 1- 2 21 0 4+•

10.-13. Oktober X 3 - 4 53 40+• 45

15.-18. Oktober X 5- 6 54 49 58

21.-30. Oktober X 7-12 32 4+• 10+•

2.- 6. November XI 1- 3 47 27 35

7.-15. November XI 4- 6 4 1+• 6

16.-20. November XI 7- 9 21 18 20

23.-30. November XI 10-12 3 2 3

6.-12. Dezember XII 1 - 2 33 20 54

14.-23. Dezember XII 3 - 4 34 23 29

28.-30. Dezember XII 5- 6 5 2 3

1.-12. Januar I 1- 6 65 52 70

davon am 4. 35 36 46

24.-29. Januar I 7-10 6 1 5

Die Rammwiderstände blieben als Folge der geringen Schneehöhen in tiefem Lagen klein, die Strukturen der Schichten wurden gleichzeitig schon zellig. Auf Weißfluhjoch ließ sich eine deutliche zellige Struktur erst gegen Ende des Monats Januar erkennen. In allen Höhenlagen hingegen - im Standardversuchsfeld zuletzt - bildeten sich in Bodennähe infolge geringer Temperaturgradienten Vollformen.

Das Raumgewicht des Schnees zeigte zu Ende des Frühwinters markante Unterschiede in den einzelnen Höhenlagen. Die geringe Schneehöhe in Lagen unter etwa 2000 m mit hochmeta-morphem Schnee ließ keine hohen Raumgewichte erwarten, sie lagen hier Ende Januar um 230 kg gegenüber 300 kg in 2500 m Höhe.

Auf Grund dieser Verhältnisse - Schwimmschnee, geringe Kohäsion und geringes Raum-gewicht - mußte für die nächste bedeutendere Schneefallperiode mit weit verbreiteten Schnee-brettlawinen gerechnet werden.

b) Hochwinter

Der Beginn des Hochwinters setzte in allen Höhenlagen am 1. Februar ein, der zugleich die niederschlagreichste Periode des ganzen Winters einleitete. Die Neuschneemengen erreichten

96

ein Ausmaß, das umfangreiche Lawinen zur Folge hatte. Die Schneehöhe stieg innert 3 Tagen um ca. 1 Meter. Die in den ersten 10 Tagen des Monats abgelagerten Schneemengen wandelten sich im laufenden Winter nur noch in geringem Maße in Prismen und Teilformen um. Der Ramm-widerstand der neuen Schichten wuchs innerhalb eines Monats an deren Basis von 20 kg auf 40-60 kg an, während sich das Raumgewicht in der gleichen Zeit von ca. 200 kg/m3 auf 350 kg/m3 erhöhte. Das Raumgewicht der tiefem Schichten nahm hingegen nur noch unbedeutend zu.

In der längern niederschlagsfreien Zeit im Januar bildete sich an der Oberfläche eine örtlich stark verschieden markante Reifschicht, welche als Gleithorizont vieler Lawinen diente.

Wie aus der nachfolgenden Zusammenstellung hervorgeht, erfolgte auf Weißfluhjoch wäh-rend der Hochwinterperiode nach dem großen Schneefall nur noch ein bescheidener Schnee-zuwachs.

Schicht im

SLF

Davos Arosa

Tage mit Neuschnee

Profil SLF 2540m 1540 m 1818 m

1.-10. Februar II 1 228 201 139

davon 3.- 5. 132 117 70

6.-10. Februar II 2 69 67 55

11.-13. Februar II 3 12 12 7

4. März III 1 50 35 42

19.-23. März III 2-4 46 26 42

28.-31. März III 5-6 22 4 7

2.- 3. April IV 1 8

2+•

9.-20. April IV 2-5 27 5+e 13+•

24.-30. April IV 6-9 40 - + • 11

+e

7.-17. Mai V 1-5 96 - + •

19.-30. Mai V 6-9 47

1.-17. Juni VI 1-4 33+•

18.-31. Juni

8. Juli 3

Auf Büschalp muß das Ende dieser Periode auf den 20. März, im Talboden Davos sogar schon auf den 5. März angesetzt werden. Damit verzeichnen diese Lagen eine der kürzesten Hoch-winterperioden seit Bestehen der Profilaufnahmen. Aber bereits während des Hochwinters

+ Neuschnee / Filz , kleine Körner

c Körner mit planen Flächen und Prismen ,\ Basisbecher

/, Prismenbecher

r,1 Kombination Basls-Prismenbecher .1. volle Becher

A Becher mit Schmelzformen o Schmelzkorner (rund)

" Polyederformen (aus o entstanden) A Korner mit konkaven Formen (Splitter) - Eislinsen bezw. Eislamellen

"" zellige Struktur '//, isotherme Zone ( O')

November Dezember

All A.4

A

Januar Februar I März

Fig. 25 Temperaturverlauf und Kornformentwicklung in der Schneedecke im Versuchsfeld Weißfluhjoch 1960161

97

näherte sich die Schneetemperatur in Davos 0°, so daß einige Strahlungstage schon Schmelz-prozesse der Oberflächenschichten einleiteten, die in etwas größerer Tiefe zu Eislamellenbildung Veranlassung gaben. Es zeigte sich bei eingehender Beobachtung erneut, daß die Schmelzkörner durch wiederholtes Gefrieren und Auftauen die Form von Polyedern mit gewölbten Flächen annahmen. Trotzdem war, gesamthaft gesehen, die ganze Schneedecke noch zum Hochwinter zu zählen.

c) Spätwinter

Der Beginn des Spätwinters fällt in die Zeit, in welcher die Schneedecke durch Strahlung und Wärmeleitung durchgehend auf null Grad gebracht wird. Auf Weißfluhjoch muß dieses Datum auf den 4. April gelegt werden, obwohl in Bodennähe die Schmelztemperatur schon ca.

8 Tage vorher erreicht wurde. Charakteristisch ist die Tatsache, daß vor Erreichen der Isother-mie im oberen Drittel der Schneedecke noch negative Temperaturbereiche vorhanden sind, welche vor allem zur Bildung von Eislinsen und -lamellen Veranlassung geben. Auch auf Weiß-fluhjoch werden im Spätwinter in den obern Schichten typische Polyederformen festgestellt, die ein sekundäres Wachstum verraten. Vielleicht noch nie so deutlich wie 1960/61 wurden zwischen den Körnern noch spießige Kornformen festgestellt, bei denen es sich offenbar um gefrorenes Porenwasser handeln dürfte. Während der Hochwinter auf Weißfluhjoch noch andauerte, wurde die Schneedecke in Davos schon fast ganz abgebaut.

Die Spätwinterperiode dauerte auf Weißfluhjoch über 3 Monate, wobei die Periode der Iso-thermie, aber praktisch noch ohne Abbau der Schneedecke, 2 Monate in Anspruch nahm. Die Schneehöhe schwankte dabei immer nahe um die Zweimetergrenze. Die Abbauperiode dauerte einen Monat, während welcher rund 850 mm Schmelzwasser abflossen; dies entspricht einer Summe positiver Tagestemperaturen (Gradtagen) von rund 190° 1 gegenüber einer gemessenen von 185°. Die K.orrelation zwischen der Schmelzwassermenge und dem positiven Tagesmittel der Temperatur muß wieder als sehr gut bezeichnet werden.

Die Bildung von Eislinsen oder Eislamellen während der Abbauperiode deutet auch dieses Jahr auf noch unbekannte Wärmeaustauschvorgänge in einer feuchten Schneedecke hin. Das zeigt sich darin, daß in der zu Ende gehenden Spätwinterperiode des Berichtswinters die polye-drischen Formen im ganzen Bereich der Schneedecke vorkamen, ja sie bildeten sogar die vor-herrschende Kornform.

Die Rammwiderstände erreichten ihr größtes Mittel kurz vor Beginn der Spätwinterperiode, wurden in dieser deutlich geringer und der Hauptabfall vollzog sich mit der gänzlichen Durch-nässung in der Abbauperiode.

3. Schneehöhen Tabelle 49: Schneehöhenmittel und Werte 1960/61

Mittel 1960/61 Abweichung Monate 1941-1960

cm cm cm

September 2 4 2

Oktober 16 48 32

November 58

1 85 27

Dezember 94 109 15

Januar 141 139 2

Februar 179 208 29

März 201 203 2

April 208 191 17

Mai 170 202 32

Juni 91 149 58

Juli 16 7 - 9

1 s. Th. Zingg: Winterbericht SLF Nr. 14 1949/50 98

E

,;2,01-t-fu-ri-/--'oi-''1-<,.J--',f--'-,:J,;....,~"i-'r'"'-,,l,d--"-"."<ft"is-\--+--I 1

.E

cll w+.J-=--2~+---,,t-;;:-,a!C'..__--+--~:---+-~\-f-lt:;,,.

Fig. 26 Schneehöhen Versuchsfeld Weißfluhjoch

Mit Ausnahme der Monate Januar, April und Juli überschritt die mittlere monatliche Schnee-höhe die langjährigen Mittelwerte im Frühwinter bis in das erste Drittel des Hochwinters um ca. 30 cm und sank dann bis gegen Ende April unter den Normalwert - im langjährigen Mittel erscheint das Maximum der Schneehöhe in dieser Zeit-, um dann bis Ende Juni nochmals einen Uberschuß bis über 50 cm zu erreichen.

4. Die Schneefälle

Im Winter 1960/61 ereignete sich nur ein Großschneefall, der den Hochwinter einleitete und zu großen Lawinenniedergängen führte. Die meisten Schneefälle in 24 Stunden gehörten der Stufe von 6-10 cm an (wie langjähriger Mittelwert). Den absolut größten Schneezuwachs lieferten die Schneefälle der Größenstufe 10 bis 16 cm mit 227 cm. Die Größenordnungen und ihre Häufigkeitsverteilung war für Davos und Arosa während der permanenten Schneedecke stark verschieden. Die größte Zahl der Niederschläge fiel überall in die Stufe 1 bis 2,5 cm. In den höhern Stufen besteht mehr Ubereinstimmung zwischen Davos und Weißfluhjoch als mit Arosa, das ein deutliches Maximum in der Stufe von 16 bis 25 cm aufweist.

Tabelle 50: Anzahl und Menge (cm) der Tagesschneefälle nach Größenstufen geordnet, von Weißfluhjoch, Davos und Arosa

Größenstufen

Sp -0,5 -0,9 -1,5 -2.4 -3,9 -5,9 -9,9 -15,9 -25,0 -39,9 -59,9 -100 ++X Total incm

1

i Weißlluhjoch r

Anzahl 1960/61 [ 28 5 19 8 17 7 25 18 10 5 3 7 153

in Promille i 183 33 7 124 52 111 46 163 118 65 33 20 45

Mittel 1960/61 1

36 15 2

in °/oo 1 121 64 8 105 62 105 117 139 111 69 46 (121)

Menge in cm 1 (9) 2,5 0,6 24 18 52 31 19.c\ 226.5 181 162 132 X 1032.6

Mittel 1960/61 1 (5) 3 1 15 15 39 67 124 165 163 135 88 (13) 828

1

Davos 1

Anzahl 1960/61 7 10 6 4 4 8 6 3 3 2 53

in °/oo 132 189 113 75 75 151 113 57 57 38

Menge in cm

1

(2) 10 12 12 17 63 71 63 94 86 430

Arosa

Anzahl 1960/61 I 4 12 12 3 7 7 5 9 3 63

in °/oo , 63 190 190 48 111 111 79 143 48 17

Menge in cm (1) 12 24 9 32 52 57 165 94 46 492

Im Dokument nee den (Seite 95-101)