• Keine Ergebnisse gefunden

Die Rettungsaktion. Von der nahen Skiliftstation war der Unfall beobachtet worden

Im Dokument nee den (Seite 77-91)

C. Durch Lawinen verursachte Unfälle und Schaden

I. Unfälle mit Menschenopfern und Sachschäden im Gebiet der Schweizer Alpen

3. Die Rettungsaktion. Von der nahen Skiliftstation war der Unfall beobachtet worden

Unverzüglich, d. h. um 11.07 Uhr, langte die Meldung beim Parsenndienst an. Um 11.12 Uhr verließ die erste Rettungsmannschaft mit Rettungsmaterial das Weißfluhjoch; sie erreichte die Unfallstelle um 11.35 Uhr. Bereits waren 18 Mann aus der Parsennhütte an der Sondierarbeit.

Um 11.44 Uhr la:11gte der erste Lawinenhund an. Sowohl eine Grob- wie eine anschließende Feinsuche mit dem bewährten Lawinenhund führten vorerst zu keinem Resultat, offensichtlich ein Zeichen dafür, daß die Vermißten tief verschüttet liegen mußten und kaum mehr am Leben waren. Um 12.35 Uhr wurde die Sondiermannschaft im untersten Teil des Lawinenkegels wiederum eingesetzt, während der Hund im mittleren und obern Suchbereich weiterarbeitete.

Die Detailsuche mit dem Lawinenhund führte um 12.45 Uhr zur Auffindung des verschütteten Herrn. Dieser lag unter einer 2 m mächtigen, stark verfestigten Schneemasse. Der anwesende Arzt stellte nach Verabreichung einer Herzspritze und kurzen Wiederbelebungsversuchen den Tod fest, der offensichtlich schon seit längerer Zeit eingetreten sein mußte.

Vom Glied der Sondiermannschaft wurden nun 7 Mann ausgeschieden, um an einer höher gelegenen Stelle weiterzusuchen. Nach kaum 2 Minuten, d. h. um 12.57 Uhr, stieß man mit der raumgreifenden Grobsondierung auf den Körper der noch Vermißten. Sie lag unter einer fest-gepreßten Schneemasse, 1,70 m tief, und war nach Ansicht des Arztes ebenfalls bereits vor längerer Zeit verschieden.

4. Bemerkungen. Das Unglück ist auf eine unbegreifliche Mißachtung der örtlichen Sicher-heitsmaßnahmen zurückzuführen. Rettungstechnisch bestätigte .der Fall, daß Lawinenverschüttete unter einer ca. 2 m mächtigen, gepreßten Schneeschicht normalerweise nur sehr kurze Zeit am Leben bleiben und damit für die Hundenase eine kaum feststellbare Witterung erzeugen.

Nr. 7. 3. Februar 1961: Alleingänger findet den Tod auf gesperrter Route im Parsenngebiet.

Opfer: Pierre Imer, geb. 1940, Stationsbeamter SBB, Walchwil.

1. Schnee- und Lawinenverhältnisse. Diese sind im vorhergehenden Falle beschrieben. Zu erwähnen bleibt, daß die Casanna-Hochroute nach Westwind-Schneefällen oder entsprechen-den Verwehungen sehr bald stark lawinengefährdet ist und deshalb frühzeitig gesperrt werentsprechen-den muß. Lawinenniedergänge sind hier häufig, und noch im Dezember 1958 haben sich auf dieser Route zwei tödlich verlaufene Unglücke zugetragen.

2. Unfallhergang. Um 16.50 Uhr beobachtet der Parsenn-Patrouilleur R. V. zufällig einen Skifahrer, der sich von der Gotschna-Bergstation gegen die Hochroute begibt. Die Route war seit zwei Tagen gesperrt und von niemandem befahren worden. R. V. versucht, den Einzel-gänger zu warnen, folgt ihm bis zur Einfahrt ins Drostobel, will ihn zurückrufen, ohne Erfolg.

3. Die Such- und Rettungsaktion. Nach der Meldung an den Parsenndienst wird vorerst eine Dreier-Patrouille zur Rekognoszierung der fraglichen Lawinenhänge weggeschickt und gleich-zeitig eine Rettungskolonne mit Arzt und Lawinenhund bereitgestellt. Um 19.45 Uhr kehrt die Patrouille heil zurück, nachdem sie durch drei niedergehende Lawinen stark bedroht gewesen.

Die Skispur war auf der ganzen Länge der abgesuchten Strecke zu erkennen. Das Wetter ver-schlechtert sich zusehends, bei zunehmendem Schneesturm geben die Lampen nur Licht bis auf 2 m. Diese Verhältnisse, die eine Suchaktion als unverantwortlich erscheinen lassen, und die Tatsache, daß noch keine Vermißtmeldung eingetroffen ist, führen zum vorläufigen Abbruch der Aktion.

Der 4. Februar bringt wesentlich bessere Wetterbedingungen. Da immer noch keine Ver-mißtmeldung vorliegt, werden lediglich die fraglichen Hänge mit dem Feldstecher abgesucht.

Um 09.25 Uhr endlich wird P. Imer als vermißt gemeldet.

75

Um 13.35 Uhr steigt eine Rettungskolonne, ausgerüstet mit Sprengmaterial, Lawinenhund und Arzt, bei Schneefall, Wind und schlechter Sicht in den gefährlichen Hang ein. Verschiedene Lawinenniedergänge haben größere Strecken vom Schnee gesäubert und zahlreiche Lawinen-kegel gebildet. Um 14.30 Uhr wird der Lawinenhund auf einem derselben angesetzt und bereits nach 5 Minuten ist das Opfer aufgefunden. Die Leiche des jungen Skifahrers liegt in nur 50 cm Tiefe, Kopf nach oben. Vgl. Karte Seite 74.

4. Bemerkungen. Dieser Fall ist charakterisiert durch drei Tatsachen: Einerseits dürfte es in bezug auf Sorglosigkeit und selbstmordähnliche Mißachtung elementarster Sicherheitsmaß-nahmen ein Extremfall sein. Man bedenke: Die Route war seit zwei Tagen gesperrt, der Ver-unglückte lief an 3 Warnungs- und 4 Sperrtafeln vorbei, ist als Alleingänger zu später Stunde in den Hang eingestiegen und hat möglicherweise auch die Warnungsrufe vernommen und unbeachtet gelassen. Zum zweiten dürfte es einer der seltenen Fälle sein, in dem unter wesent-lichem Risiko für die Rettungsmannschaft nach einem Touristen gesucht wird, der noch gar nicht vermißt wird. Für den zuständigen Sicherheits- und Rettungsdienst war es aber so gut wie sicher, daß bei den herrschenden Verhältnissen kein Skifahrer diese Route unfallfrei hinter sich bringen konnte. Aus diesem Grunde schließlich stellte es einen Entschluß ganz besonderer Tragweite dar, dem vermutlich in Bergnot Geratenen die Hilfe zu versagen. Doch so seltener Art und unsympathisch dieser Entschluß auch sein mochte, so richtig war er. Es wäre absolut nicht zu verantworten gewesen, für die sehr fragliche Rettungsmöglichkeit eines durch unvor-stellbares Selbstverschulden in Bergnot Geratenen das Leben einer Anzahl von Rettungsleuten aufs Spiel zu setzen.

Nr. 8. 3. Februar 1961: Schäden im Engstligental.

Bei der sog. Galgenbrück wurde die Staatsstraße zwischen Frutigen und Adelboden durch eine Lawine auf 40 m Länge und teilweise bis 8 m hoch verschüttet. Dem selben Niedergang fiel auch ein Teil des Waldes, der nach dem Lawinenschaden von 1944 wieder nachgewachsen war, zum Opfer. Zudem wurden die Stromleitung nach Linter sowie ein Schiefertransportseil weggerissen.

Nr. 9. 3. Februar 1961: Glückliche Rettung bei Zermatt.

Da die Werkstraße von der Seilbahnstation Furi nach der im Zmuttkessel liegenden Bau-stelle Stafelalp wegen Lawinengefahr gesperrt war, entschlossen sich drei bei diesem Kon-sortium beschäftigte Angestellte, den Arbeitsplatz von Zermatt her über die lawinensichere Route Schwarzsee-Alp-Hermettji-Börter zu erreichen. Vom sanft geneigten Plateau der Börter muß der Zugang zu den Baracken auf einer Vertikalkrete im steilen, bewaldeten Hang der Innern Wälder erfolgen. Während der Führer der Gruppe, A. M., beim Geländebruch rechtzeitig anhielt, fuhr der ihm folgende in den Steilhang hinaus, löste dort ein Schneebrett aus und wurde von diesem verschüttet. Während der eine der beiden Nichtverschütteten den Ver-schwindepunkt auf dem ca. 10 m breiten und 30 m langen Ablagerungskegel fixierte, holte sein Kamerad auf der nahen Baustelle den Lawinenhund. Um 13.10 Uhr, d. h. 25 Minuten nach der Verschüttung, erreichte der Lawinenhundeführer Willi Binder mit seinem Elitehund «Anouk»

die Unfallstelle. Nach einer Sucharbeit von 5 Minuten zeigte das Tier die Lage des Ver-schütteten an. Dieser war 1,10-1,20 m tief begraben, lag bäuchlings, Kopf talwärts im Schnee und befand sich bei vollem Bewußtsein. Er hatte auch keine Verletzungen. Die Nichtverschüt-teten waren erstaunt über die Auffindungsstelle, da diese bedeutend seitwärts der beobachNichtverschüt-teten Absturzachse lag.

Ein tragisches Schicksal wollte es, daß der glücklich gerettete, ca. 40jährige Adolf Dayer, am 23. Februar 1962 in der selben Gegend bei der künstlichen Loslösung einer Lawine den Tod erlitt, weil die Sprengladung in seinen Händen explodierte.

Nr. 10-16. 3.-5. Februar 1961: Visp-Zermatt-Bahn unterbrochen.

Durch den Kalchenzug bei St. Niklaus stürzte am 3. Februar eine große Lawine hinunter und 76

drang bis an den jenseitigen Talhang vor. Die Bahnlinie wurde 8-12 m hoch überdeckt, die Fahrleitung auf 100 m weggerissen. Die Räumungsarbeiten dauerten bis am 5. Februar nach-mittags. Gleichentags gingen auch der Sparrenzug, der Kalchoienzug und die Spißzuglawine nieder und verursachten kurze Unterbrechungen des Bahnverkehrs, letztere dazu einen Wald-schaden. Schließlich stürzte am 5. Februar auch die Jungbachlawine auf die Geleise der VZ.

Bei Täsch erforderten besonders die Niedergänge der Arigscheis- (3./ 4. 2.) und Schopizug-lawine (4.15. 2.) bedeutenden Räumungsaufwand.

Nr. 17. 4. Februar 1961: Glückliche Rettung im Melchtal.

Ueber eine sehr glücklich verlaufene Verschüttung berichtet der nachfolgende Auszug aus einem Schreiben des Rettungschefs Melchsee-Frutt, Herrn Hans Ettlin, Kerns:

«Am fraglichen Samstag, 4. Februar 1961, instruierten wir unsere Patrouilleure über die besonderen Gefahren der bestehenden Schneeverhältnisse. Die Abfahrt nach Stöckalp war vormittags noch durch erfah-rene Skilehrer befahren worden, die uns meldeten, daß beim sog. «spitzen Stein», d. h. dort, wo bei großen Schneemengen und extremen Wetterverhältnissen Bretter und Rutsche abgleiten können, keine direkte Gefahr bestehe. Trotzdem trauten wir der Sache nicht ganz und erteilten den Hotels strikte Weisung, daß für die zur Abfahrt bereiten Schulgruppen die Route nach Stöckalp gesperrt sei. Es konnten auch keine Einzelgänger beachtet werden, die am fraglichen Nachmittag die Strecke befuhren. Hingegen meldeten sich in der Rettungsstation zwei Damen (gute Skifahrerinnen), die mit der Dreier-Patrouille des Rettungs-dienstes die Abfahrt unternehmen wollten.

Die fünf Personen hielten sich in Rücksicht auf die sehr schlechten Sichtverhältnisse sehr eng beiein-ander. Vor dem Ueberqueren des Hanges beim «spitzen Stein» vergewisserte sich der verantwortliche Patrouilleur über die Schneeverhältnisse. Vorsichtigerweise befuhr zuerst ein Patrouilleur den Hang, um kurz nachher die erste Dame folgen zu lassen, die schon aus der Gefahrenzone hinausgefahren war, als die zweite Dame folgte. Als diese in den Hang einfahren wollte, löste sich unter ihr ein kleines Brett, das sie zu Fall brachte, worauf sie ebenfalls ins Gleiten kam, und zwar an der Oberfläche in der Randzone des Anrisses. Plötzlich knallte es und eine rund 10 m breite und 50 cm hohe Schneeschicht wälzte sich in die Tiefe und holte die an der Oberfläche gleitende Dame rund 20 m unter der Einfahrstelle ein. Einen Augen-blick blieb sie noch an der Oberfläche. Da sich der Hang nach unten verengte, kanalisierte sich der Schneestrom und begrub die Dame. Ein aufmerksamer Patrouilleur hatte während des sekundenlangen Vorganges beobachtet, wie am untern Hangende, d. h. ca. 100 m unterhalb der Einfahrtstelle, ein gegen den Himmel gerichteter Ski mehr und mehr zugedeckt wurde. Schließlich ragte dann der Ski nur noch ca. 15 cm (wie nachträglich an Ort und Stelle konstatiert wurde) aus dem Schnee. Trotzdem man nicht unbedingt annehmen konnte, daß die Verschüttete an den Skis geblieben war, fuhr die Dreier-Patrouille auf größerem Umweg zu dieser Stelle, wobei jedoch der probeweise mit einem Funkgerät ausgerüstete Patrouilleur in der Rettungsstation Melchsee-Frutt weitere Patrouilleure mit Schlitten, Wolldecken usw.

anforderte. Mit diesem Material fuhren 4 Minuten später zwei weitere Patrouilleure zur Unfallstelle.

Gleichzeitig alarmierte man einen Arzt (Kurgast). Als ca. 15 Minuten später durch den Funk die Rettung der verschütteten Dame mitgeteilt wurde, erübrigte sich dann der Einsatz des Arztes.

Wie bereits erwähnt, konnten die Patrouilleure auf der Unfallstelle aus Sicherheitsgründen nicht den steilen Hang hinunterfahren, sondern begaben sich auf einem Umweg an das untere Hangende. Diese Zufahrt dauerte rund 10 Minuten. Weitere 5 Minuten vergingen, bis man die ziemlich kompakte und etwas gepreßte Schneemasse weggeschaufelt hatte. Die Dame lag auf dem Rücken, mit dem Kopf gegen den Hang, letzterer ca. 1 m tief unter dem Schnee. Da in solchen Fällen bekanntlich Sekunden entscheiden können, legte man nur den Kopf frei und sofort begann ein Patrouilleur mit der Beatmung von Nase, die er in einem Lawinenhundeführerkurs des SAC gelernt hatte. Eine Beatmung von Mund-zu-Mund schien ihm nicht gegeben, da der Mund-zu-Mund der Verschütteten ziemlich Schnee enthielt. Von einer eigentlichen Ohnmacht darf noch nicht gesprochen werden, hingegen war die Dame stark benommen.

Sie schilderte nachher, daß sie gehört habe, wie die Patrouilleure kamen und mit dem Schaufeln begannen.

An die Freilegung des Kopfes konnte sie sich aber schon nicht mehr erinnern und sie kam erst wieder einigermaßen zum Bewußtsein, als der Patrouilleur ungefähr 10 Einatmungen vorgenommen hatte. In-zwischen erfolgte die Freilegung des ganzen Körpers aus dem Schnee. Zum Zwecke einer raschen Zir-kulation ließ man die Dame Bewegungen ausführen und sie stand mit Hilfe der Patrouilleure auch auf, sackte jedoch gleich wieder zusammen, und es bedurfte erneut der stützenden Hilfe der Patrouilleure.

Schon nach kurzer Zeit erholte sie sich dann sehr rasch. Die inzwischen mit dem Schlitten und weiterem Material eingetroffene 2. Patrouille mußte nicht mehr eingesetzt werden. Die Dame fuhr dann selber auf ihren Skis nach Stöckalp, selbstverständlich unter ständiger Aufsicht der Patrouilleure. Inzwischen hatte sich auch ihre Begleiterin wieder dazugesellt, die entgegen Pressemeldungen - gar nicht verschüttet war. Man hatte sie nach der Verschüttung ihrer Begleiterin sofort an einen sichern Standort beordert.»

Neben zahlreichen sehr guten Sicherheitsmaßnahmen, die der Bericht erwähnt - Strecken-sperrung, Durchquerung der gefährlichen Stelle mit Abständen (allerdings ohne Lawinen-schnur!), Beobachtung der gefährdeten Dame, rasche weitere Hilfe dank Funk, neuzeitliche

77

Beatmungsmethode - , möchten wir auf zwei Einzelheiten hinweisen, mit denen man nicht unbedingt einig gehen muß: Um rasch zur verschütteten Dame zu gelangen, hätte man keinen Umweg machen sollen; der direkte Abstieg über die Lawinenbahn war keineswegs gefährdet.

Die Dame auf ihren Ski abfahren zu lassen, war mit nicht geringen Risiken verbunden. Eine Lawinenverschüttung kann nachträglich unvermutete und gefährliche Reaktionen zur Folge haben, die nicht selten lebensgefährlich sind. Daher wenn immer möglich nicht zu eilige und ruhige, kontrollierte Abfahrt auf dem Schlitten.

Die gefährliche Stelle beim «spitzen Stein» ist seit Herbst 1961 durch eine Stützverbauung gesichert.

Nr. 18. 4. Februar 1961: Arbeiterunglück im Val d' Anniviers. Todesopfer: Leon Zufferey, geb. 13. 9. 1905, Chandolin.

Fig. 17 Lawinenunglück bei Chandolin. Karte 1 :50 000

Eine vom Illhorn über die Mgne de Chandolin nie-derstürzende Lawine über-raschte im Graben T. de Faug drei Arbeiter, die dort mit der Freilegung der Straße nach St. Luc-Vis-soie beschäftigt waren. Leon Zufferey wurde auf der Stelle zugedeckt und konnte später nur noch als Leiche geborgen werden. Den 41-jährigen Gustave Zufferey fanden die unverzüglich herbeigeeilten Dorfbewoh-ner dank seines aufwärts gestreckten und zu den Schneemassen herausragenden Armes bereits eine Viertelstunde nach der Verschüttung. Er hatte allerdings eine Gehirnerschütterung erlitten, die noch nach einem Jahre nicht ausgeheilt war. Der dritte Arbeitskollege wurde 40 m weit talwärts gespült, ohne dabei Schaden zu nehmen.

Nr. 19. 4. Februar 1961: Straße nach Arosa gesperrt.

Infolge eines Lawinenniederganges war der Straßenverkehr nach Arosa für kurze Zeit unter-brochen.

Nr. 20. 4. Februar 1961: Safienstraße gesperrt.

Durch eine zwischen Egschi und Schlund niedergestürzte Lawine wurde der Verkehr auf der Safienstraße für längere Zeit verunmöglicht.

Nr. 21. 4. Februar 1961: Auch die Gotthardstraße gesperrt.

Wegen des Niedergangs der Standeltallawine zwischen Wassen und Göschenen wurde der Verkehr unterbrochen.

Nr. 22. 4. Februar 1961: Furka-Oberalpbahn gesperrt.

Der Bahnbetrieb zwischen Andermatt-Disentis wurde durch Lawinen unterbrochen.

Nr. 23. 5. Februar 1961: Schaden am Schutzwald von Realp.

Nachts 01.00 Uhr löste sich auf ca. 2200 m die «Gspenderlawine», ergoß sich über das Hahnenspiel-Schietertreienloch, durchfuhr den Bannwald in zwei Armen und blieb schließlich vor dem Friedhof und dem Neubau von C. Simmen stehen. Nur dank der großen Bremswirkung durch den Schutzwald blieb das Dorf von Schaden verschont. Doch hat dieser Niedergang 1,83 ha 78

des 70jährigen Waldes total zerstört und 1,46 ha 4-10jähriger Aufforstung z. T. beschädigt.

Der Holzanfall wird auf 200 m3 geschätzt. Das zum Schutz des Dorfes inzwischen ausgearbeitete Verbauungs- und Aufforstungsprojekt sieht Kosten von 1,3 Millionen Franken vor.

Nr. 24. 5. Februar 1961: Waldschaden in Oberwald, Goms.

Von der Twäregg ging eine etwa 250 m breite Lawine gegen das Salteltibord, den darunter liegenden Wald und die Verbauung nieder. Die Schneebrücken hielten Stand, wogegen im Waldgebiet des Katzensprung rund 220 m3 Holz geworfen wurde. Dank den Ablenkmauern wurden die Schneemassen daran gehindert, in den östlichen Dorfteil von Oberwald einzu-dringen.

Nr. 25. 5. Februar 1961: Schäden bei Conthey.

Eine bisher nie beobachtete Lawine ging auf dem Gebiet Chaux d'Aire NW Daillon bis auf ca. 1220 m nieder. Auf ihrem Weg riß sie eine breite Schneise in den ohnehin durch Lawinen stark dezimierten Wald und zerstörte sieben Ställe.

Nr. 26. 6. Februar 1961: Malojastraße gesperrt.

Um 11.30 Uhr wurde die Malojastraße unmittelbar westlich der Abzweigung nach Sils-Maria auf einer Strecke von 200 m von einer mächtigen Staublawine verschüttet. Der Ablage-rungskegel erreichte eine Höhe bis zu 3,50 m. Der Verkehr mußte über Sils-Maria umgeleitet werden. Trotzdem angenommen wurde, daß keine Personen sich im gefährdeten Straßenstück aufgehalten hatten, wurde das Lawinenfeld mit Lawinenhunden abgesucht.

Nr. 27. 6. Februar 1961: Skifahrerunglück bei St. Moritz. Todesopfer: Giovanni Eigenmann, Ing., 35jährig, Schweizerbürger, wohnhaft in Mailand.

1. Unfallhergang. Um 16.10 Uhr verließen zwei Skifahrer bei der Bergstation des Skiliftes Trais-Fluors trotz Warnungstafeln die markierte Piste, mit der Absicht, durchs Val Selin nach Marguns zu fahren. Beim Einbiegen in die obersten Steilhänge des Geländekessels auf 2720 m löste der vorausfahrende G. Eigenmann ein großes Schneebrett aus und wurde mitgerissen. Sein Kamerad stand oberhalb des zackigen Anrisses an sicherer Stelle und konnte den Absturz über eine kurze Strecke verfolgen.

2. Die Rettungsaktion. Augenzeugen am Skilift alarmierten den Rettungsdienst. Die ersten Helfer, darunter auch zwei Anfängerlawinenhunde, waren rasch zur Stelle.

Da ältere Lawinenkegel die Unebenheiten des V-förmigen Talgrundes ausgeebnet hatten, war die Unglückslawine bis in die Nähe der Hütten von Marguns vorgestoßen. Ihre gesamte Länge betrug rund 1300 m, jene des Ablagerungskegels allein etwa 1100 m. Uber die

mut-Fig. 18 Lawinenunglück bei St. Moritz a) Karte 1 :50 000

maßliche Verschüttungsstelle fehlten jegliche Anhaltspunkte. So wurde vorerst im obersten Abschnitt des Lawinenkegels gesucht. Um 19.00 Uhr, als endlich der erste Elite-Lawinenhund eintraf, wurde die Ret-tungsaktion wegen zu großer Gefahr für die Mannschaft abgebrochen.

In der Folge entwickelte sich eine Rettungsaktion, die sowohl in bezug auf die Dauer, die eingegangenen Ri-siken, die eingesetzten Mittel und die Kosten für schweizerische Verhält-nisse einmalig sein dürfte. Diese Großaktion wurde vom Onkel des Vermißten angeordnet, der seinen 79

~

\ /

1 /

"-\ ; •Marguns

,,.----V 2 2 8 6

b) Ubersicht über die Unfall-Lawine.

1: Ort, an dem der Verunfallte die Lawine aus-gelöst hat.

2: Stelle, an der die Lawinenhunde angezeigt haben.

3: Fundstelle eines Skistockes.

4: Fundstelle eines Skis.

5 und 6: Angaben von zwei Pendlern.

7: Funds teile des Opfers.

c) Das Val Selin mit den Umrissen der Un-glückslawine. Unten die Hütten von Alp Mar-guns, links der Skilift Las Trais Fluors.

80

Neffen unter allen Umständen geborgen haben wollte und der auch über die notwendigen materiel-len Mittel verfügte, eine solche Aktion zu bezahmateriel-len.

Dieser Dr. G. E. versuchte bereits in der Nacht nach dem Unglück auswärtige Hilfe aller Art anzu-werben, wobei unglaubliche Entschädigungen an-geboten wurden. Vorerst wurde immerhin nach se-riösen, bewährten Mitteln gesucht. Später wurde der Kreis der Hilfsmöglichkeiten immer weiter gezogen, geographisch und qualitativ; so wurde sogar die Uni-versität Oxford um Rat betr. eines die Schnee-schmelze fördernden Mittels angegangen, und neben einheimischen Sondiermannschaften und Lawinen-hunden kamen italienische Suchgruppen und Schnee-schaufler, Minensuchgeräte schweizerischer und ita-lienischer Herkunft, diverse Abschußmethoden, Wahrsager und Pendler zum Einsatz, während die Möglichkeiten mit Schneeräumungsmaschinen, Sal-zen, Säuren, Kohlenstaub und heißem Wasser ernst-haft geprüft wurden. Zum Erfolg kam schließlich die sog. deutsche Förster-Sonde, die bei Bauarbeiten in Meerhäfen zum Aufspüren von alten Minen dient:

«In wochenlanger Arbeit wurde dm2 um dm2 peinlich genau abgesucht. Um die Reichweite des Gerätes (ca. 1 bis 1,50 m) zu vergrößern, wurden Quergräben ausgehoben.

Dazwischen rammte man eigens dafür konstruierte Stahl-rohre von ca. 6 cm Durchmesser in den harten Schnee. In diese Löcher konnte dann die Magnetspitze des Apparates eingeführt werden. Zuerst fand man einen Metallstock, ein paar Tage später einen Metallski und schließlich den Mann ohne Ski; die kleinen Schutzeisen an den Schuhen hatten den Ausschlag gegeben.» Aus dem Originalbericht von

Dazwischen rammte man eigens dafür konstruierte Stahl-rohre von ca. 6 cm Durchmesser in den harten Schnee. In diese Löcher konnte dann die Magnetspitze des Apparates eingeführt werden. Zuerst fand man einen Metallstock, ein paar Tage später einen Metallski und schließlich den Mann ohne Ski; die kleinen Schutzeisen an den Schuhen hatten den Ausschlag gegeben.» Aus dem Originalbericht von

Im Dokument nee den (Seite 77-91)