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2 HOCHSCHULZUGANG UND STUDIENMOTIVE

2.1 Tätigkeiten vor dem Studium

Der zunehmende Altersunterschied zwischen Studierenden an Universitäten und Fach-hochschulen verweist auf unterschiedliche Bildungsbiographien und Wege in ein Studi-um. Dazu können die Angaben der Studieren-den über die Zeitverwendung zwischen dem Erwerb der Hochschulreife und dem Studi-enbeginn Auskunft geben.

Weniger als die Hälfte der Studierenden beginnt gleich mit dem Studium

Nur 43% der Studierenden haben gleich (bzw.

zum nächst möglichen Termin) nach dem Erwerb der Hochschulreife (Abitur) mit dem Studium begonnen. Insgesamt haben 57% der Studierenden längerfristige Tätigkeiten von insgesamt mehr als sechs Monaten vor der Studienaufnahme eingeschoben. Diese Stu-dierenden geben unterschiedliche Tätigkei-ten nach dem Erwerb der Hochschulreife an:

• 17% ein Berufspraktikum,

• 27% eine berufliche Ausbildung,

• 21% eine Berufstätigkeit,

• 22% den Wehrdienst,

• 40% den Zivildienst (oder ein soziales Jahr),

• 41% sonstige Tätigkeiten (jobben, reisen).

Viele Studierende berichten von mehreren solcher Tätigkeiten vor dem Studium.

Im folgenden interessieren die Anteile je-ner Studierenden, die einzelne Tätigkeiten jeweils mindestens ein halbes Jahr ausübten, bevor sie ein Studium aufnahmen. Bezogen auf alle Studierenden führen dann als Tätig-keiten für mindestens ein halbes Jahr und länger an:

• 4% ein Berufspraktikum,

• 15% eine berufliche Ausbildung,

• 9% eine Berufstätigkeit,

• 13% den Wehrdienst,

• 23% den Zivildienst (oder ein soziales Jahr),

• 14% sonstige Tätigkeiten (jobben, reisen).

Auch hier sind Mehrfachnennungen möglich.

Bei den männlichen Studierenden fällt vor allem der Wehr- und Zivildienst ins Ge-wicht: 30% geben den Wehrdienst und 45%

den Zivildienst an. Solche Anteile machen sich im Altersschnitt der Studenten bemerkbar.

Deshalb ist zu fragen, wodurch die Studentin-nen ihr Studium aufschieben.

An den Fachhochschulen haben 27% der Studentinnen vor dem Studium eine beruf-liche Ausbildung begonnen, an den Uni-versitäten sind es nur 15%. Aber auch von den männlichen Studierenden kann etwa jeder Fünfte an den Fachhochschulen auf eine Berufsausbildung vor Studienaufnahme zurück blicken, an den Universitäten dagegen nur 11% (vgl. Abbildung 6).

Von einer Berufstätigkeit nach der Hoch-schulreife berichten an den Universitäten tendenziell mehr Studentinnen (9%) als Stu-denten (7%), ebenso an den Fachhochschulen:

16% der Studentinnen, 14% der Studenten. Ein Berufspraktikum haben Studentinnen an den Fachhochschulen häufiger absolviert, 9%

gegenüber 4% der Studenten. In der Summe aller drei beruflichen Tätigkeiten vor Studien-aufnahme (Praktikum, Ausbildung, Beruf) haben 40% der Studierenden an den Fach-hochschulen gegenüber 21% an den Universi-täten eine oder mehrere dieser Tätigkeiten ausgeübt, eine beachtliche Differenz.

Abbildung 6

Tätigkeiten nach Erwerb der Hochschulreife (über 6 Monaten) von Studierenden an Universitäten und Fachhochschulen nach Geschlecht (2004)

(Angaben in Prozent)

2

1 1

7

2 8

4 8

1 1 4

1 5

9

0

6

1 6

0 1 0 2 0 3 0 4 0 5 0 6 0

B e ru f s -p ra k tik u m

B e ru fs a u s -b ild u n g

B e ru f a u s g e ü b t

W e h rd ie n s t Z iv ild ie n s t, s o z . J a h r

s o n s tig e s

S tu d e n te n S tu d e n tin n e n 4

2 1

1 4

3 3

3 1

9 1 0

2 7

1 6

0

3

1 7

0 1 0 2 0 3 0 4 0 5 0 6 0

B e ru f s -p ra k tik u m

B e r u f s a u s -b ild u n g

B e ru f a u s g e ü b t

W e h rd ie n s t Z iv ild ie n s t, s o z . J a h r

s o n s tig e s F a c h h o c h s c h u le n

U n iv e r s itä te n

K a lliG R A P H IK Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Die Fachhochschule ist weit mehr als die Universität eine Institution des sozialen Auf-stiegs. Deren Studierende können viel häufi-ger auf berufliche Ausbildungen und Berufs-erfahrungen zurückblicken. Dieser Einstieg aus einem beruflichen Kontext ist bei Studie-renden der Fachhochschulen häufiger – eine durchaus positive Offenheit der Institution und wichtige Funktion des sozialen Aufstiegs.

Sie wird aber mit einem teilweise höheren Eintrittsalter der Studierenden erkauft.

Was in Zukunft für die deutschen Hoch-schulen eine wichtige Aufgabe werden soll, ist an den Fachhochschulen bereits häufiger Realität: die Weiterqualifikation von Perso-nen, die aus dem Berufsleben kommen. Sol-che Form der „Weiterbildung“ oder eines

„Lebenslangen Lernens“ ist an den Universitä-ten eine Rarität geblieben, an den Fachhoch-schulen ist dies schon üblicher.

Weniger Wehr-, mehr Zivildienst

Über die letzten 20 Jahre hinweg sind einige Änderungen bei den studentischen Tätigkei-ten vor Studienbeginn eingetreTätigkei-ten. Auffällig ist die Veränderung in der Neigung der männlichen Studierenden zum Wehr- oder Zivildienst.

• Der Wehrdienst ist stark rückläufig: von 39% im WS 1983 auf 28% im WS 2004 an den Universitäten und von 47% auf 33% an den Fachhochschulen.

• Dagegen hat der Zivildienst in diesem Zeitraum deutlich zugelegt: von 11% an-fangs der 80er Jahre auf 48% bei der letzten Erhebung an den Universitäten und von 5%

auf 31% an den Fachhochschulen.

Ein Berufspraktikum von mindestens ei-nem halben Jahr wird von den Studierenden seltener absolviert als Anfang der 80er Jahre.

Dagegen hat das Ausmaß einer Berufs-ausbildung (mehr als 6 Monate) vor dem Studium seit 1983 zugenommen: von damals 9% der männlichen und 12% der weiblichen Studierenden auf nunmehr 11% bzw. 15% an den Universitäten. An den Fachhochschulen sind die Veränderungen noch deutlicher: Hier ist der Anteil seit 1983 von nur 5% der männli-chen und 10% der weiblimännli-chen Studierenden auf 21% bzw. sogar 27% mit einer beruflichen Ausbildung vor dem Studium gestiegen.

Jeder vierte Studierende an Fachhochschu-len hat beruflichen Abschluss

Einen beruflichen Ausbildungsabschluss haben insgesamt 16% der Studierenden er-reicht. Sie wollen demnach eine zweite, beruf-liche Qualifikation erwerben. Im Zeitvergleich hat sich dieser Anteil verdoppelt, denn in den 80er Jahren gaben nur 8% der Studierenden an, einen beruflichen Abschluss zu besitzen, in den 90er Jahren dann 16%; in der Erhebung 2000/01 stieg diese Quote zwischenzeitlich sogar auf 19% (vgl. Tabelle 16).

An den Universitäten hatten in den 80er Jahren 7% der männlichen Studierenden einen Berufsabschluss, von den Studentinnen 10%.

Mitte der 90er Jahre nahm die Nachfrage nach beruflichen Ausbildungen vor dem Studium zu, entsprechend erhöhten sich 1993 die An-teile mit einem Berufsabschluss auf 14% der Studentinnen und 17% der Studenten. Diese Anteile sind 2004 insgesamt mit 11% bzw. 15%

wieder etwas zurückgegangen.

Tabelle 16

Beruflicher Ausbildungsabschluss bei Studierenden an Universitäten und Fachhochschulen, nach Geschlecht (1983 - 2004)

(Angaben in Prozent)

Früheres Bundesgebiet Deutschland

1983 1985 1987 1990 1993 1995 1998 2001 2004 Studierende

Insgesamt 8 8 8 12 16 16 15 19 16

Universitäten

Männer 7 7 8 10 14 13 12 15 11

Frauen 9 10 10 14 17 16 14 14 15

Fachhochschulen

Männer 4 6 6 13 18 21 20 33 27

Frauen 8 11 11 20 27 26 23 33 29

Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

An den Fachhochschulen hatten in den 80er Jahren nur 4% bis 6% der männlichen Studie-renden eine berufliche Ausbildung nach der Hochschulreife erworben, von den Studen-tinnen 8% bis 11%. In den 90er Jahren stieg diese Qualifikation deutlich an: bei den Stu-dentinnen bis auf 27% (1993), bei den Studen-ten bis auf 20% (1998). In der Erhebung 2001 verfügen jeweils 33% der studierenden Frauen wie Männer über einen Berufsabschluss. Zum WS 2003/04 sind diese Anteile aber wieder etwas gesunken: auf 27% bzw. 29%.

Die Studierenden an den Fachhochschu-len haben insgesamt viel häufiger eine Berufs-ausbildung aufzuweisen, nicht zuletzt weil ei-ne Reihe von ihei-nen diese bereits vor dem Er-werb der Hochschulreife absolviert hat. Die jungen Männer suchen eine berufliche Ausbil-dung häufiger vor dem Erwerb der Hoch-schulreife, die Studentinnen häufiger nach dem Erwerb und vor der Studienaufnahme.

Insgesamt finden dadurch mehr Männer über eine berufliche Qualifikation den Weg an die Hochschulen.

2.2 Sicherheit der