• Keine Ergebnisse gefunden

5 KONTAKTE UND SOZIALES KLIMA

5.2 Beratung durch Lehrende

Der Kontaktumfang zu Lehrenden ist ein formaler Indikator der Interaktion zwischen Studierenden und Lehrenden. Er erlaubt keine Aussagen über die Qualität der Kontak-te oder die damit verbundenen Ziele und Er-wartungen. Eine spezifische Interaktion stellt die Beratung und die Betreuung durch die Lehrenden dar. Sie hat für die Studierenden eine besonders große Bedeutung, allerdings liegt es häufiger auch an ihnen, sie einzufor-dern und wahrzunehmen.

Mehr Beratung an Fachhochschulen An den Fachhochschulen können sich die Studierenden häufiger als an den Universitä-ten von ihren Lehrenden persönlich beraUniversitä-ten lassen, wenn es für das Studium notwendig ist.

Etwa die Hälfte gibt an, dass sie häufig eine persönliche Beratung erhalten, gegenüber einem Drittel der Studierenden an den Uni-versitäten. Nur ganz wenige Studierende berichten davon, dass sie überhaupt keine Beratung erhalten (vgl. Tabelle 66).

In den neuen Ländern finden die Studie-renden etwas häufiger Möglichkeiten, eine persönliche Beratung zu erhalten, sowohl an den Universitäten wie an Fachhochschulen.

Seit ihrer Einbeziehung anfangs der 90er Jahre haben diese Möglichkeiten an den Universitäten aber nachgelassen.

In den alten Ländern hat sich die Bera-tungssituation kontinuierlich verbessert, an den Universitäten zögerlicher als an den Fachhochschulen, an denen insbesondere die regelmäßige Beratung zugenommen hat.

Tabelle 66

Persönliche Beratung durch Lehrende an Universitäten und Fachhochschulen (1993 - 2004) (Skala von 0 = nie bis 6 = sehr häufig; Angaben in Prozent für Kategorien: 0-2 = selten, 3-4 = manchmal, 5-6 = häufig)

Beratung Universitäten Fachhochschulen

alte Länder 1993 1995 1997 2000 2004 1993 1995 1998 2001 2004 selten 38 37 37 33 28 22 20 18 17 18 manchmal 37 38 37 39 41 40 41 37 37 35 häufig 25 25 26 28 31 38 39 45 46 47 neue Länder

selten 17 20 24 21 21 12 10 11 12 13 manchmal 36 33 39 41 42 33 29 31 34 35

häufig 47 47 37 38 37 55 61 58 54 52

Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Wenig Beratung in der Rechtswissenschaft An den Universitäten können sich die Studie-renden der Rechtswissenschaft am seltensten von ihren Lehrenden persönlich beraten lassen. Nur 17% finden häufig eine Möglichkeit zur Beratung, weitere 34% haben manchmal die Gelegenheit dazu. Damit hat etwa die Hälfte der Studierenden im Jurastudium nur selten die Möglichkeit, beratende Unterstüt-zung bei ihren Lehrenden zu finden. Die Stu-dierenden dieser Fächergruppe berichten auch vergleichsweise am häufigsten, über-haupt keine Möglichkeiten zur persönlichen Beratung zu haben, immerhin jeder zehnte Studierende (vgl. Abbildung 22).

Wenig ausgeprägt sind die Beratungs-möglichkeiten auch für die Studierenden in der Medizin und den Wirtschaftswissenschaf-ten. Nur knapp jeder fünfte Studierende dieser Fächer berichtet davon , dass eine Beratung häufig möglich ist. Zumindest manchmal haben 64% der Studierenden in den Wirtschaftswissenschaften Gelegenhei-ten zur persönlichen Beratung, etwas weniger sind es in der Medizin (57%).

Deutlich häufiger erhalten die Studieren-den in Studieren-den Kultur-, Studieren-den Natur- und Studieren-den Inge-nieurwissenschaften an den Universitäten eine Beratung. Jeweils vier von fünf Studie-renden haben zumindest manchmal, die Hälfte sogar häufig Gelegenheiten dazu. Und kaum einer stellt fest, sich überhaupt nicht beraten lassen zu können.

In den Sozialwissenschaften berichten zwar ebenfalls vier von fünf Studierenden von gelegentlicher persönlicher Beratung, jedoch erleben weniger Studierende diese Möglich-keiten häufig.

Im Sozialwesen ist die Beratungssituation noch etwas günstiger als an den Universitä-ten, im Wirtschaftswesen fällt sie leicht hinter die beratungsintensiven Fächern der Univer-sitäten zurück. Am häufigsten überhaupt können sich die Studierenden des Ingenieur-wesens an den Fachhochschulen beraten lassen: 52% häufig und weitere 34% zumindest manchmal. Damit berichten 86% der Studie-renden des Ingenieurwesens, dass sie öfters eine Beratung seitens der Lehrenden erhalten (vgl. Abbildung 22).

Abbildung 22

Beratung durch Lehrenden an Universitäten und Fachhochschulen nach Fächergruppen (2004)

(Skala von 0 = nie bis 6 = sehr häufig; Angaben in Prozent für Kategorien: 0 = nie, 1-2 = selten, 3-4 = manchmal, 5-6 = häufig)

41 31 17

20 19

40 40

44 41

52

41 47 34

44 38

41 41

42 35

34

17 21 39

33 37

18 17

13 22

13 1 1 10

3 6

1 2

1 2 1

0 25 50 75 100

Kulturwissenschaften Sozialwissenschaften

Rechtswissenschaft Wirtschaftswissenschaften Medizin

Naturwissenschaften Ingenieurwissenschaften

Sozialwissenschaften Wirtschaftswissenschaften Ingenieurwissenschaften

Beratung: häufig manchmal selten nie

Universitäten

Fachhochschulen

Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Beratungshäufigkeit beeinflusst die Stu-dienbewältigung

Wie regelmäßig sollte eine persönliche Bera-tung durch Lehrende sein? Reicht es aus, manchmal eine Beratung zu erhalten, wenn es für das Studium notwendig ist, oder hat erst eine regelmäßige Beratung erkennbare Effek-te auf das Studienerleben und die Studienbe-wältigung?

Die Beratungsintensität der Lehrenden hat weitreichende Wirkungen auf das Studiener-leben. Je häufiger Beratungen auftreten, desto besser fühlen sich die Studierenden in Hoch-schule und Fach integriert, desto weniger Belastungen und Schwierigkeiten erfahren sie und desto positiver beurteilen sie die Bera-tungsleistungen der Lehrenden (vgl. Tabelle 67).

Tabelle 67

Effekte persönlicher Beratung durch Lehrende an Universitäten und Fachhochschulen (2004) (Skala von 0 = nie bis 6 = sehr häufig; Angaben in Prozent für Kategorien: 0-2 = selten, 3-4 = manchmal, 5-6 = häufig)

Persönliche Beratung durch Lehrende an ...

Universitäten Fachhochschulen

Effekte auf ... manch- manch-

selten mal häufig selten mal häufig Evaluation

gute Beziehungen zu Lehrenden 1 26 49 76 34 54 82 positive Bewertung der Beratung 2 13 34 68 15 39 70 Anonymität 1

Genügend Ansprechpartner 20 41 70 22 46 69 Gefühl, nur Leistung zählt 74 59 48 64 50 39 Belastung 3

Anonymität 38 29 19 33 17 9

Orientierungsprobleme 39 33 26 41 28 18 Schwierigkeiten 4

Leistungsanforderungen 51 45 37 55 45 36

Prüfungen 57 54 45 63 55 50

Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

1) Skala von 0 = trifft überhaupt nicht zu bis 6 = trifft voll und ganz zu; Angaben für Kategorie: 4-6 = trifft zu.

2) Skala von -3 = sehr schlecht bis 6 = sehr gut; Angaben für Kategorien: +1 bis +3 = gut .

3) Skala von 0 = trifft nicht belastet bis 6 = sehr stark belastet; Angaben für Kategorien: 4-6 = stark belastet.

4) Angaben für Kategorien: einige und große Schwierigkeiten.

Die Effekte der Beratung lassen sich erkennen, wenn nach dem Beratungsumfang von

‚nie/selten’, über ’manchmal’ bis ‚häufig’

verglichen wird. Die erkennbaren Differenzen sind jeweils fast gleich groß, d. h. eine konti-nuierliche Zunahme der Beratung erzeugt für die Studierenden systematische Effekte.

Gleichzeitig folgt daraus, dass es jeweils einen großen Unterschied bedeutet, ob die Studierenden Beratungen selten, manchmal oder häufig erhalten. Das Ziel sollte demnach eine häufige Beratung der Studierenden sein.

Beratung ist nicht identisch mit Kontakten Die Effekte des Beratungsumfangs weisen eine große Ähnlichkeit zu den Effekten der Kontaktdichte zu Lehrenden auf. Da die

Bera-tung eine spezielle Art der Interaktion und daher der Kontakte darstellt, sollten sich deut-liche Zusammenhänge zwischen beiden In-teraktionsformen aufzeigen lassen, ohne dass sie völlig ineinander aufgehen.

Beides wird bestätigt. Studierende, die häufigen Kontakt zu Lehrenden haben, kön-nen sich auch häufiger persönlich beraten las-sen als Studierende mit weniger Kontakten.

Dieser Zusammenhang ist an Universitäten bei Professoren ausgeprägter als bei Assisten-ten. Es gibt auch einige Studierende, die sich häufiger beraten lassen können, obwohl sie angeben, keine Kontakte zu den Lehrenden zu haben. Ebenso finden sich unter Studieren-den mit häufigen Kontakten manche, die kei-ne Beratung erfahren haben (vg. Tabelle 68).

Tabelle 68

Zusammenhang zwischen Kontaktumfang und Beratung durch Lehrende (2004) (Angaben in Prozent)

Kontaktumfang zu ...

Assistenten Professoren

Beratung 1) nie selten manch- häufig nie selten manch- häufig

mal mal

Universitäten

nie/selten 39 28 17 12 43 25 14 9

manchmal 41 44 41 31 41 45 38 28

häufig 20 28 42 57 16 30 48 63

Fachhochschulen

nie/selten 24 17 11 7 28 23 10 5

manchmal 38 37 32 22 41 37 36 24

häufig 38 46 57 71 31 40 54 71

Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

1) Skala von 0 = nie bis 6 = sehr häufig; Angaben in Prozent für Kategorien: 0 = nie, 1-2 = selten, 3-4 = manchmal, 5-6 = häufig.

Auch von den Studierenden, die weder mit Assistenten noch mit Professoren Kontakt haben, berichten 20% von häufigen Beratun-gen. Und von den Studierenden, die sowohl zu Assistenten als auch zu Professoren viel Kon-takt haben, geben 7% an, dass sie nie eine Beratung erhalten. Eine Reihe der Studieren-den unterscheidet demnach beide Interakti-onsarten: Der Kontakt zu Lehrenden wird von ihnen nicht mit Beratung gleichgesetzt.

Wunsch nach mehr Beratung und Betreuung

Eine intensivere Betreuung durch Lehrende ist den Studierenden an den Universitäten wichtiger als an den Fachhochschulen: 38% an den Universitäten wünschen sich dringend eine Verbesserung, 26% an den Fachhoch-schulen. Die Studierenden an den Universitä-ten haben jedoch auch weniger Beratungsge-legenheiten.

Bei den Studierenden, die kaum Beratung erhalten, fordert jeder zweite an den

Universi-täten eine Intensivierung der Betreuung. Bei den Studierenden, die regelmäßig persönli-che Beratung finden, sind es nur halb so viele.

An den Fachhochschulen finden sich analoge Ergebnisse, ohne Beratungsangebote fordern 41% eine intensivere Betreuung.

Wegen der positiven Effekte sollten die Möglichkeiten der Lehrenden zu Beratung und Betreuung von Studierenden verstärkt werden. Umfang und Niveau haben sich in den letzten Jahren zwar verbessert, aber eine qualitative Steigerung des Angebots bleibt weiterhin dringlich.