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2 HOCHSCHULZUGANG UND STUDIENMOTIVE

2.3 Leistungskurse und Fachwahl

Die Schwerpunkte bei der Wahl des Studien-faches zeichnen sich bereits bei der Belegung der Leistungskurse in der gymnasialen Ober-stufe ab. Da von der Wahl der Leistungskurse die spätere Fachwahl in hohem Maße ab-hängt, ein durchaus rationaler Prozess, kommt der Belegung der Leistungskurse eine hohe Bedeutung für die weitere Bildungsbio-graphie der Studierenden zu.

Geschlecht und Kurswahl: unveränderte Präferenzen

Im Verlauf der letzten Jahre haben sich die geschlechtsspezifischen Belegungen von Leistungskursen in der gymnasialen Oberstu-fe kaum verschoben: Zwischen 2001 und 2004 ergeben sich nur geringfügige Veränderun-gen von höchstens 2 Prozentpunkten. Das Geschlecht ist ein entscheidender Faktor bei der Kurswahl in der Oberstufe geblieben.

Die Schülerinnen wählen unverändert hauptsächlich Leistungskurse in Deutsch und Englisch sowie in Französisch und in Kunst/Musik. In den Naturwissenschaften entscheiden sie sich am ehesten für Biologie, aber kaum für Physik. Männliche Schüler sind weit häufiger in den Naturwissenschaften zu finden, vor allem in Mathematik und Physik,

überproportional auch in Biologie und Che-mie (vgl. Abbildung 9).

Abbildung 9

Belegung von Leistungskursen in der gym-nasialen Oberstufe (2004)

(Angaben in Prozent, Mehrfachnennungen möglich – in der Regel zwei Angaben)

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Quelle: Studierendensurvey 1983 - 2004, AG Hochschulfor- schung, Universität Konstanz.

Besonders groß sind die Unterschiede im Kurs Deutsch-Literatur, der von 40% der Stu-dentinnen, aber nur von 21% der Studenten besucht wurde. Ähnlich groß fallen die Unter-schiede in Mathematik aus, die Studentinnen mit 27% viel seltener als die Studenten mit 48%

belegt hatten. In den Fächern Physik (4%) und Chemie (7%) sind Frauen kaum zu finden, schon eher in Biologie (18%). Auch das Ange-bot Technologie/Technik wurde von Studen-tinnen kaum genutzt (1%).

Beachtenswert ist der Trend in der Schü-lerschaft der gymnasialen Oberstufen, im Laufe der Zeit weniger Leistungskurse in Physik oder Chemie zu besuchen. Ein solcher Rückgang ist im Hinblick auf eine Stärkung der naturwissenschaftlich-technischen Fächer an den Universitäten und Fachhochschulen als bedenklich zu registrieren. Für Schülerin-nen wie Schüler muss einiges daran gesetzt werden, die Attraktivität dieser Fächer zu steigern.

Sollen geschlechtsspezifische Präferenzen der Fachwahl verändert werden, um ausge-glichenere Belegungen der Fächer zu er-reichen, müssen Ansätze zur Motivierung frühzeitig begonnen werden. Nach der gym-nasialen Oberstufe lassen sich die entwickel-ten Interessen kaum mehr verändern. Dann können nur Änderungen im Zuschnitt der Studienangebote die Akzeptanz entspre-chender Fächer erhöhen.

Leistungskurse sind wegweisend für die Fachwahl

Zwischen der späteren Fachwahl und der Belegung von Leistungskursen zeigen sich

eindeutige Zusammenhänge, wenn dafür die Aufgabenfelder herangezogen werden.

• Studierende an Universitäten mit beiden Leistungskursen im sprachlich-litera-rischen Aufgabenfeld haben fast zur Hälfte ein Fach der Sprach- und Kulturwissen-schaften gewählt (47%), kaum jedoch der Natur- oder der Ingenieurwissenschaften (nur 5% bzw. 4%).

• Wurden zwei naturwissenschaftliche Leistungskurse in der Oberstufe belegt, wird überwiegend ein Fach der Naturwis-senschaften (42%) oder der Ingenieurwis-senschaften (20%) gewählt. In den Kultur- und Sozialwissenschaften (je 5%) oder in der Rechtswissenschaft (2%) ist diese Grup-pe kaum vertreten.

Auch an den Fachhochschulen ist der Einfluss der Leistungskurskombination auf die spätere Wahl des Studienfaches erkennbar. Wer zwei naturwissenschaftliche Leistungskurse be-sucht hatte, wählt zu 50% ein Fach der Ingeni-eurwissenschaften, wenn die Fachhochschule besucht wird.

Studierende mit einem schulischen Leis-tungskurs aus den Wirtschafts- oder Sozial-wissenschaften haben sich an den Universitä-ten überproportional für ein wirtschaftswis-senschaftliches Fach entschieden (26%), an den Fachhochschulen etwas häufiger für ein sozialwissenschaftliches Fach. Keinen Einfluss hatte die Kursbelegung für die Wahl eines sozialwissenschaftlichen Faches an den Uni-versitäten.

Fundierung des gewählten Studienfaches durch Leistungskurse

Soll das Angebot an Leistungskursen dem Anspruch der besseren Vorbereitung auf ein Studium gerecht werden, sollten die Studie-renden in den verschiedenen Fächergruppen die entsprechenden Leistungskurse in der Oberstufe besucht haben.

In der Mehrzahl haben die Studierenden sich in der gymnasialen Oberstufe zumindest für einen solcher Leistungskurse entschieden, der die spätere Fachwahl vorbereitet (vgl.

Tabelle 21).

Tabelle 21

Schulische Leistungskurse der Studierenden, nach Fächergruppen (2004) (Angaben in Prozent)

Universitäten Fachhochschulen

Kult. Soz. Rechts- Wirt. Medi- Nat. Ing. Soz. Wirt. Ing.

Leistungskurse wiss. wiss. wiss. wiss. zin wiss. wiss. wiss. wiss. wiss.

2 x Sprachwissensch. 34 24 18 10 14 5 7 20 19 10 2x Naturwissensch. 4 8 7 17 21 41 39 7 14 40 Sprach- / Naturwiss. 26 29 27 28 44 31 31 35 33 25 Sprach- / Sozialwiss. 26 26 33 22 9 9 10 24 22 7 Natur- / Sozialwiss. 6 10 13 19 10 12 10 11 11 14 Sprachwiss. / sonst. 3 2 1 2 - 1 1 2 - 1 Naturwiss. / sonst. 1 1 1 2 2 1 2 1 1 3 Quelle: Studierendensurvey 1983-2004, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

• In den Natur- und Ingenieurwissenschaf-ten an UniversitäIngenieurwissenschaf-ten haben 86% bzw. 82%

zumindest einen naturwissenschaftlichen Leistungskurs besucht; bei 41% bzw. 39%

waren sogar beide Leistungskurse aus die-sem Aufgabenfeld.

• Unter den Studierenden der Sprach- und Kulturwissenschaften hat ebenfalls ein Großteil (89%) mindestens einen und ein etwas kleinerer Teil (34%) beide Leistungs-kurse aus dem sprachlich-literarischen Aufgabenfeld besucht.

Die anderen Fächergruppen setzen sich deut-lich heterogener zusammen, was auch daran liegt, dass die entsprechenden Fächer an den Gymnasien nicht vertreten sind.

In der Medizin berichten immerhin drei von zehn Studierenden von mindestens einem naturwissenschaftlichen Leistungskurs. In den Wirtschaftswissenschaften sind es zwei Drittel, in den Sozialwissenschaften die Hälfte und in den Kulturwissenschaften ein Drittel.

Von einem sozial- oder wirtschaftswissen-schaftlichen Leistungskurs berichten am häufigsten die Studierenden der Rechts- (46%) und der Wirtschaftswissenschaften (41%).

Seltener sind sie in den Sozialwissenschaften (36%) und den Kulturwissenschaften (31%), noch viel seltener in der Medizin, den Natur- und Ingenieurwissenschaften (20%) vertreten.

Die Fundierung des Fachstudiums durch eine Schwerpunktbildung in der gymnasialen Oberstufe wird durch das Angebot an Leis-tungskursen für die allermeisten den ermöglicht. Die Mehrheit der Studieren-den richtet sich bei der Kursbelegung an ihrer späteren Fachwahl im Vorgriff aus.