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Strombezug durch Bürgerenergiegesellschaften für ältere Menschen am wichtigsten

Sehr wichtig Eher wichtig Weder noch Eher nicht wichtig Überhaupt nicht wichtig Weiß nicht

Datenquelle: IASS/dynamis 2018

2018 [%]

60+ Jahre n = 2.779

45 – 59 Jahre n = 1.923

30 –44 Jahre n = 1.197

18 –29 Jahre n = 445

ALTER

17,0 4,8

12,1 24,3

17,1 24,7

41,4 29,1

4,74,5 24,0

18,2

6,3 23,2

24,5 47,8

19,5 4,1

13,5 22,7

12,5 27,7

35,2 33,0

22,1 4,4

15,6 20,4

7,4 30,1

27,8 37,7

23,8

Datenquelle: IASS/dynamis 2018

2018 [%]

60+ Jahre n = 2.779

45 – 59 Jahre n = 1.923

30 –44 Jahre n = 1.197

18 –29 Jahre n = 445

In PV- oder Windanlage investiert n = 601

ALTER

14,5 5,9

11,5 23,7

15,5 28,9

39,2 26,0

15,2 7,4

10,4 22,5

9,1 35,4

31,6 25,6

15,0 9,4

14,3 20,1

6,9 34,3

27,0 29,3

11,74,7 15,5

17,8

4,9 31,9

22,7 33,7

18,2

4,74,6 10,3

23,4

15,5 30,5

38,8 26,1

15,8

9.9 ZUSAMMENFASSUNG UND FAZIT

Der beschlossene Smart-Meter-Rollout in Deutsch-land ist unter dem Gesichtspunkt der sozialen Nach-haltigkeit durchaus zwiespältig zu sehen. Beim Thema Akzeptanz zeigt sich eine gemischte Bilanz. In der Bevölkerung herrscht mehrheitlich eine positive Ein-schätzung des beschlossenen Rollouts vor, auch wenn mehr als die Hälfte von der Gesetzeslage keine Kennt-nis hatte. Diese positive Haltung ist allerdings mit der Erwartung verbunden, mit dem Smart-Meter-Einbau durch Energie- und Kosteneinsparungen auch persön-lich profitieren zu können. Ob sich diese Einsparungen für die Mehrheit der Haushalte aber tatsächlich reali-sieren lassen, ist vor dem Hintergrund der bisherigen Erfahrungen eher unwahrscheinlich.

Die Akzeptanz der Verbraucherinnen und Verbraucher bleibt ein „entscheidender Faktor für das Gelingen der Digitalisierung der Energiewirtschaft“ (dena 2018, 6).

Die zukünftige Dynamik bei der Nutzung der Anwen-dungen in den Privathaushalten, die mit der intelligen-ten Energiewendetechnik im Haushalt ermöglicht wer-den, hängt trotz des verpflichtenden Ausbaus auch weiterhin von der Bereitschaft der Verbraucherinnen und Verbraucher ab, die mit Smart Meter möglichen digitalen Anwendungen aktiv zu nutzen. Und hier zeigt sich noch viel Zurückhaltung und Skepsis.

Im Hinblick auf Mehrkosten und Datenschutz herrscht eine kritische Haltung vor. Die Übernahme der anfal-lenden Mehrkosten durch die Verbraucherinnen und Verbraucher ist ein Kernelement der Gesetzgebung, die trotz der mehrheitlichen Akzeptanz des verpflich-tenden Rollouts von einer Mehrheit abgelehnt wird.

Die Befragten haben zudem größtenteils das Gefühl, dass ihre Daten nicht sicher sind, wenn diese an ein Stromversorgungs- oder Energiedienstleistungsun-ternehmen weitergegeben würden, z.  B. zur Abrech-nung variabler Tarife. Auch wird von einer Mehrheit befürchtet, dass der Energieversorger dann einen zu starken Einblick in das Privatleben erhalten könnte.

Ebenso haben andere Umfragen und Studien gezeigt, dass hinsichtlich des Datenschutzes sehr viele Beden-ken bei der Bevölkerung bestehen (Riester 2017; Ernst

& Young 2019, dena 2018; vzbv 2015; acatech und Körber-Stiftung 2018).

Ein Blick auf die Einstellungen, Präferenzen und die Investitionsbereitschaft der Bevölkerung zeigt, dass die Leitbilder von der zukünftigen Rolle der Verbrau-cherinnen und Verbraucher in der neuen digitalen Energiewelt einem Realitätscheck derzeit nicht stand-halten. Bei weiten Teilen der Bevölkerung ist wenig Be-reitschaft zu erkennen, den eigenen Energieverbrauch entlang von Strompreisen oder Tarifmodellen anzu-passen oder mithilfe digitaler Anwendungen selbst zu

Stromverbrauch gesehen, doch die Haushalte wollen für ihren Strombezug mehrheitlich eher Verlässlich-keit und geringen Aufwand. Am ehesten wird noch das einfache Ampelmodell angenommen, das visuell leicht verständlich rückmeldet, wie teuer der Bezug von Strom gerade ist. Danach können die Haushalte bei Bedarf ihren Strombedarf selber ausrichten, ohne detaillierte Daten über den Stromverbrauch an Dritte senden zu müssen.

Beim Strombezug sind die ökologische und regionale Herkunft der Hälfte der Bevölkerung wichtig. Ob der Strom aber aus Genossenschaften oder bestimmten Anlagen kommt, ist für die meisten aber nicht bedeut-sam. Dies kann sich zwar noch ändern, zeigt die derzeit begrenzten Marktpotenziale für Blockchain-Technolo-gien. Die Ergebnisse verdeutlichen außerdem, dass es

„den“ Stromverbraucher bzw. „die“ Stromverbrauche-rin nicht gibt, sondern insgesamt sehr unterschiedli-che Präferenzen und Einstellungen zu finden sind. Es gibt also durchaus Potenziale für neue, innovative Ge-schäftsmodelle.

Vor dem Hintergrund der hier dargestellten Ergeb-nisse ist es problematisch zu sehen, dass die Bundes-regierung die Mehrkosten des Smart-Meter-Rollouts verpflichtend auf die Verbraucherinnen und Verbrau-cher umlegt. Die Begründung, dass die eingesparten Kosten die Ausgaben für den Smart Meter abdecken werden, steht aufgrund der fraglichen, tatsächlich zu realisierenden Einsparungen auf unsicherem Grund.

Doch selbst wenn das Kalkül der Bundesregierung aufgeht, steht es ihrer eigenen offiziellen Linie sowie der Erwartungshaltung der Mehrheit der Verbrauche-rinnen und Verbraucher entgegen, dass sich Investiti-onen in die digitale Infrastruktur im privaten Haushalt auch finanziell lohnen sollen. Denn eine tatsächliche Ersparnis dürfte nur in dem Fall für die Verbraucherin-nen und Verbraucher übrig bleiben, wenn sie aufgrund besonders günstiger Bedingungen (wie z.  B. eigene PV-Anlage und Speicher sowie Elektroauto) hohe Ein-sparungen erzielen. Dies könnte der Akzeptanz des Rollouts einen Bärendienst erweisen. Gerade auch bei den Haushalten, die dem Smart-Meter-Rollout positiv gegenüberstehen, könnte großes Unverständnis oder auch Frustration entstehen, wenn sich die Erwartun-gen im Hinblick auf Kosten- und Energiesparnis durch den Smart Meter nicht einlösen lassen und womöglich sogar noch Mehrkosten zu tragen sind.

Positiv zu sehen ist, dass im Digitalisierungsgesetz der Datenschutz umfangreich berücksichtigt wurde. Die Bedenken zum Datenschutz und -sicherheit werden sich allerdings nicht durch technische Sicherheitsbe-stimmungen allein auflösen lassen. Darauf zu vertrau-en, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher zwar den Datenschutz ernst nehmen, danach aber

eigent-9

brennendes Problem“ (Ernst & Young 2019, 62) sei, ist keine zufriedenstellende Grundlage für die weitere Ge-staltung der digitalen Zukunft der Energieversorgung.

Die Einstellungen zum Datenschutz sind ein entschei-dender Knackpunkt dafür, ob die Haushalte sich für variable Tarife und den dazugehörigen Datentransfer entscheiden werden.

Eine stringente und leicht nachvollziehbare Umsetzung von Datenschutz und -sicherheit stellt eine essenzielle Voraussetzung für die öffentliche Akzeptanz der Ein-führung digitaler Techniken und Prozesse dar. Da es bei der Digitalisierung um den Zugriff auf sensible Da-ten geht, ist die Schaffung von Vertrauen und Trans-parenz für die Verbraucherinnen und Verbraucher eine Kernaufgabe beim Thema Digitalisierung. Deshalb ist es zentral, die noch bestehende Regulierungslücke zu schließen, die sich auf die Nutzung der Daten beim Energieversorger bezieht, damit auch bei der Abrech-nung und Weiterbearbeitung von Smart-Meter-Daten ambitionierte Datenschutzregeln angewendet werden.

Der Schutz der Privatsphäre ist im Kontext der Digita-lisierung der Energiewende eine komplexe Angelegen-heit. Es reicht dabei nicht, den Schwerpunkt allein auf technische Aspekte zu legen, es geht auch darum, die Perspektiven der Verbraucherinnen und Verbraucher mit einzubeziehen und deren Kompetenzen zu stärken (Grünwald 2014, 91 ff.; Jakobi et al. 2019).

Während die Systemrelevanz der Digitalisierung der Energiewende nicht zu bestreiten ist, sollte vor dem Hintergrund der hier dargestellten Ergebnisse die Fra-ge diskutiert werden, in welcher Form und Intensität die Mehrheit der privaten Verbraucherinnen und Ver-braucher tatsächlich eine Rolle spielen kann. Klar ist, es wird noch einiges an Überzeugungsarbeit nötig sein, um die breite Mehrheit dazu zu bewegen, ihren pri-vaten Stromkonsum in den Dienst der Flexibilisierung des Stromsystems zu stellen, selbst wenn sie finanziell davon profitieren könnten.

Das Digitalisierungsbarometer des Bundeswirtschafts-ministeriums (Ernst & Young 2019) empfiehlt eine groß angelegte Informations- und Aufklärungskampagne, um dem vorhandenen Wissensdefizit entgegenzuwir-ken. Diese ist unbestreitbar notwendig und sollte von der Bundesregierung zügig vorangebracht werden.

Dringlich ist angesichts des bevorstehenden Rollouts aber nicht nur die Bereitstellung und gezielte Verbrei-tung von Informationen, sondern auch die Schaffung von Markttransparenz und mehr Realitätssinn in der politischen Kommunikation der Kosten und Nutzen des Rollouts. Zur Vorbereitung des Rollouts sollte auch ein Umgang mit wichtigen politischen Fragen geklärt werden: Wie kann sichergestellt werden, dass auch Privathaushalte mit einem durchschnittlichen Strom-verbrauch von neuen Tarifmodellen profitieren? Wer unterstützt die Haushaltskundinnen und -kunden da-bei, sich auf einer ausreichenden Informationsgrund-lage für oder gegen Angebote rund um die Nutzung flexibler Tarife entscheiden zu können? Wie wird damit umgegangen, wenn ein Großteil der Bevölkerung vom Rollout nicht profitiert und dennoch zusätzlich drauf-zahlen muss? Fragen wie diese sollten möglichst früh-zeitig von der Politik geklärt werden.

10 | BÜRGERGUTACHTEN ZUR GERECHTEN