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4   Forschungsdesign und Untersuchungsmethoden

4.3   Stichprobe – Auswahl der Lehrveranstaltungen

Kapitel 4 – Forschungsdesign und Untersuchungsmethoden

64 Evaluationsbogen Studierende

Dieser einseitige Fragebogen, der gemeinsam mit dem Posttest bearbeitet wurde, erfragt eine eigene Beurteilung der Lehrveranstaltungen durch die Studierenden. Interessante Parameter waren dabei die Wirkung der Dozentin, die Bewertung von inhaltlichen und methodischen und strukturellen Aspekten der Veranstaltung sowie ein generelles Urteil, ob für den späteren Berufsalltag Relevantes gelernt wurde. Diese subjektiv durch die Studierenden gefärbten Merkmale von Lehrveranstaltungen üben möglicherweise einen ähnlich großen, wenn nicht sogar größeren Einfluss auf die Änderung der berufsbezogenen Überzeugungen bei den Stu-dierenden aus, als die im Dozentenbogen abgefragten Merkmale und objektiven Rahmenbe-dingungen, wie Inhalt, Struktur und Methodik im Kurs. Ihre Erfassung ist letztlich nur durch das anonyme Urteil der „Betroffenen“, der Studierenden, möglich. Die Entstehung und Test-güte des Evaluationsbogens ist unter Kapitel 3.5 dargestellt.

Dozentenbogen

In einem Fragebogen an die Dozentin gibt diese Auskunft über strukturelle Merkmale wie den Veranstaltungsrhythmus und die Veranstaltungsform, über die aufgesuchten Lernorte, die eventuelle Beteiligung von Schülerinnen oder externen Referentinnen, und die geforderte Prü-fungsleistung. Darüber hinaus werden methodische Merkmale wie die Eigenständigkeit der Studierenden in Bezug auf die Themenwahl und die Beschaffung von Material abgefragt, so-wie die thematische Schwerpunktsetzung und besondere Vorkommnisse und Zwischenfälle im Verlauf der Lehrveranstaltung. Die Struktur des Fragebogens ist in Kapitel 3.6 erläutert.

Beobachtung

An mindestens einem Veranstaltungstermin wurde eine Beobachtung vorgenommen, die Auf-schluss über atmosphärische, didaktisch strukturelle, örtliche und inhaltliche Merkmale der Veranstaltung geben sollte. Dafür ist ein Leitfaden mit 26 einzelnen Beobachtungsmerkmalen angefertigt worden, die – falls an dem ausgesuchten Termin möglich – anhand einer vierstufi-gen Rating-Skala bewertet wurden. Der zeitliche Ablauf, die aufgesuchten Lernorte und die Sozialform der Lerngruppe wurden tabellarisch erfasst. Außerdem wurden Bemerkungen no-tiert, die das fachliche Niveau, die didaktische Ausführung, die verwendeten Materialien, die Art der Wissensvermittlung, die didaktische Strukturierung und sonstige Aspekte betreffen, um den Leitfaden zu ergänzen. Die Besuche dienen als Interpretationshilfe für die Auswer-tung von Evaluationsbogen und Dozentenbogen. Entstehung und Inhalt des Leitfadens sind in Kap. 4.8 dargestellt.

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Die Lehrveranstaltungen hatten einige gemeinsame Kriterien zu erfüllen, um ihre Vergleich-barkeit zu gewährleisten. Daneben wurde in anderen Kriterien aber auch auf eine möglichst vielfältige Zusammensetzung wert gelegt, um eine breite Palette von verschiedenen Freiland-Lehrveranstaltungen zu erfassen.

Gemeinsame Kriterien sind folgende:

- Die Lehrveranstaltung ist obligatorischer oder fakultativer Bestandteil der Ausbildung von Sachunterrichts- oder Biologielehrpersonen (Sekundarstufe 1) an einer staatlichen Hochschule. Eine eindeutige Zuordnung zu einem Fach ist dabei nicht notwendig, es können auch Studierende aus beiden Fächern teilnehmen.

- Der Anteil an Tätigkeiten im Freiland beträgt mindestens 50 %.

- Die Lehrveranstaltung findet im Sommersemester statt, damit jahreszeitlich bedingt ähnliche Aktivitäten möglich sind. Lehrveranstaltungen im Wintersemester mit ähnli-chen Inhalten sind erfahrungsgemäß eher theoretisch ausgerichtet.

- Die Studierendenzahl beträgt mindestens 10, damit eine statistische Auswertbarkeit gegeben ist. Die Erfüllung dieses Kriteriums ließ sich erst nach dem Posttest feststel-len, da der Erhebungsansatz eine Beteiligung der Studierenden voraussetzt, die auch am Prätest teilgenommen haben und normalerweise eine gewisse Fluktuation der Stu-dierenden gegeben ist. So ist es möglich, dass sowohl beim Prä- wie auch beim Post-test mindestens 10 Probandinnen teilnehmen, aber die Anzahl derer, die beide Frage-bögen bearbeiten, unter 10 liegt. Dies war bei LV 4 der Fall.

- Die Teilnehmerinnen der Lehrveranstaltung besuchen keine weiteren Lehrveranstal-tungen mit biologischer Freilandarbeit. Ansonsten wären die Ergebnisse im Prä-Postvergleich nicht mehr auf die evaluierte Veranstaltung zurückzuführen. Die Erfül-lung dieses Kriteriums konnte erst nach dem Posttest festgestellt werden, der ein ent-sprechendes Item enthält. Das Evaluationsverfahren wurde auch bei Nichterfüllen des Kriteriums bis zum Ende durchgeführt, diese Lehrveranstaltungen fließen jedoch nicht in Zusammenhangsprüfungen mit Veranstaltungsmerkmalen ein. Dies war bei zwei Lehrveranstaltungen (LV 4 und LV 12) der Fall.

Merkmale, in denen sich die Lehrveranstaltungen unterscheiden sollten, sind folgende:

- Es gibt Veranstaltungen, aus beiden Fächern - Biologie und Sachunterricht.

- Es sind Veranstaltungen mit unterschiedlichen Rhythmen (geblockt, teilweise ge-blockt, semesterbegleitend) vertreten.

- Es sind Veranstaltungen aus Hochschulen verschiedener Bundesländer vertreten.

- Es sind Lehrveranstaltungen mit und ohne Beteiligung von Schülergruppen vertreten.

Bei der Auswahl der Lehrveranstaltungen ergab sich zusätzlich die Möglichkeit,

a) drei parallele Veranstaltungen mit gleichem Konzept und ähnlichem Inhalt, aber un-terschiedlichen Dozentinnen und verschiedenen Lerngruppen, und

b) zwei parallele Veranstaltungen mit unterschiedlichem inhaltlichen Schwerpunkt und derselben Dozentin, aber verschiedenen Lerngruppen zu evaluieren.

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Der Fall a) versprach, im gleich konzipierten Ansatz den Einfluss der Lehrperson zu beobach-ten, wobei sicherlich auch die unterschiedlichen Lerngruppen einen gewissen Einfluss ausü-ben. In Fall b) ist der Einfluss der Lehrperson weitgehend gleich und der Einfluss unterschied-licher Inhalte und Lerngruppen kann beobachtet werden.

Insgesamt wurden einschließlich der Kontrollgruppen 15 Lehrveranstaltungen an Hochschu-len aus den Bundesländern Baden-Württemberg (4), Bremen (1), Hamburg (1), Niedersachsen (6), Sachsen-Anhalt (2) und Schleswig-Holstein (1) einer Evaluation unterzogen.

Kontrollgruppen

Für die Veränderungen von Überzeugungen bei Studierenden können neben der Lehrveran-staltung im Laufe eines Semesters weitere Einflüsse verantwortlich sein. Um derartige Effekte einschätzen zu können, wurden zusätzlich zu den oben aufgeführten Lehrveranstaltungen zwei Kontrollgruppen nach demselben Schema evaluiert wie die eigentlichen Versuchsgrup-pen (s. o.). Dabei handelte es sich ...

1. um Studierende aus unspezifischen Lehrveranstaltungen des Sachunterrichts, in denen keinerlei Freilandarbeit thematisiert wurde und auch in anderen Kontexten nicht im Freien gearbeitet wurde. Hier waren höchstens Zuwächse in einigen didaktischen Zu-sammenhängen zu erwarten, nicht aber im Naturbezug, der Einschätzung von Mach-barkeit oder Wirkung von Freilandarbeit oder in der Einschätzung des eigenen frei-landspezifischen Könnens und Wissens.

2. um Studierende aus der Landschaftsökologie, die sehr viel im Freiland gearbeitet, aber keine didaktischen Aspekte behandelt haben. Zu erwarten waren hier eventuelle Zu-wächse naturbezogener Einstellungen und entsprechender Fähigkeiten und Fertigkei-ten, sowie eventuell auch bei der Einschätzung der Durchführbarkeit von Freilandar-beit im Unterricht, nicht unbedingt aber bei der Wirksamkeit und der Entwicklung di-daktischer Fähigkeiten und Fertigkeiten.

Im zweiten Fall wurde deshalb auf angehende Landschaftsökologinnen zurückgegriffen, weil hier die Sicherheit bestand, dass sich keine Lehramtsstudierenden unter ihnen befinden und auch in parallel besuchten Lehrveranstaltungen keine didaktischen Inhalte gelernt wurden.

Die Vergleichbarkeit mit Biologieveranstaltungen ist durch den biologischen Inhalt der Lehr-veranstaltung gegeben. Einen Überblick über die evaluierten LehrLehr-veranstaltungen, deren Hauptmerkmale sowie den Kennwerten der Lerngruppen liefert Tab. 2.

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Tabelle 2: Hauptmerkmale der evaluierten Lehrveranstaltungen.

Angegeben sind: Teilnehmerzahl, Geschlecht, Alter, Studienphase, Studienfach, Pflicht-/Wahlpflichtstatus und Erfahrung mit universitärer Freilandarbeit. Um die Anonymität zu gewährleisten, ist das Bundesland der Hochschule nicht aufgeführt.

LV Nr. Anzahl TN zu Beginn

Geschl.

w/m

Alter MW

BA/MA/

Lehramt

Fach SU/Bio

Pflicht/

Wahlpflicht

Erfahrung ja/nein

1 13 69/31 % 22,2 0/0/100 % 0/100 % 85/15 % 15/85 %

2 21 86/14 % 22,8 0/0/100 % 10/90 % 40/60 % 25/75 %

3 18 95/5 % 22,5 0/0/100 % 0/100 % 47/53 % 0/100 %

4 11 82/18 % 26,8 100/0/0 % 27/73 % 100/0% 100/0 %

5 27 96/4 % 22,3 96/4/0 % 100/4 % 96/4 % 4/93 %

6 27 89/11 % 22,3 0/0/100 % 100/0 % 96/4 % 11/89 %

7 17 82/18 % 21,7 0/0/100 % 100/0 % 100/0% 6/94 %

8 27 96/4 % 21,9 96/4/0 % 100/0 % 22/78 % 4/96 %

9 16 94/6 % 21,6 0/0/100 % 12/87 % 69/31 % 6/94 %

10 10 90/10 % 22,5 100/0/0 % 0/100 % 100/0 % 10/90 %

11 30 87/13 % 23,1 100/0/0 % 77/23 % 37/63 % 27/73 %

12 24 79/21 % 26,5 100/0/0 % 8/92 % 17/83 % 58/42 %

13 21 57/43 % 23,4 29/71/0 % 0/100 % 52/48 % 48/52 %

K1 31 90/10 % 24,8 80/20/0 % 100/0 % 97/3 % 34/66 %

K2 18 83/17 % 22,6 100/0/0 % 0/0 % 0/100 % 83/11 %

Abkürzungen: LV = Lehrveranstaltung(en); Bio = Biologie; SU = Sachunterricht; TN = Teilnehmerinnen

Studierendenzahlen im Prä-Postvergleich

Während für die Erhebung der allgemeinen Überzeugungen alle Prätest-Antworten ausgewer-tet wurden (siehe Tab. 2), konnten für die Berechnung der Veränderungen nur jene einfließen, die auch den Posttest beantwortet haben. Diese Stichprobengrößen unterscheiden sich teilwei-se erheblich. Die Studierendenzahlen, die in den Prä-Post-Vergleich einfließen, sind Tab. 3 zu entnehmen.

Tabelle 3: Anzahl der Studierenden, die jeweils Prä- und Posttest ausgefüllt haben.

LV Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 K1 K2

N 12 19 17 8 16 26 17 15 14 10 21 21 12 11 12