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5   Darstellung der Ergebnisse

5.3   Einflüsse von personenbezogenen Variablen

Kapitel 5 – Darstellung der Ergebnisse

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(siehe auch Kap. 4.4.2). Die Selbstwirksamkeit könnte sehr typabhängig sein, wobei Persön-lichkeitsmerkmale wie das Selbstwertgefühl oder auch Erfahrungen im Umgang mit Natur und mit Schülerinnen eine mehr oder weniger realistische Selbsteinschätzung ermöglichen.

Geringer, aber auch bemerkenswert hoch fällt der Zusammenhang zwischen Wirkung und Machbarkeit von Freilandunterricht aus: Studierende mit hoher Wirksamkeitserwartung schätzen tendenziell auch die Durchführbarkeit von Freilandunterricht positiv ein.

Bei Betrachtung der übergeordneten Konstrukte ist besonders die Korrelation zwischen Na-turbezug und der Selbstwirksamkeit mit immerhin 47 % Varianzaufklärung hervorzuheben.

Aber auch auf die Wirksamkeitserwartung von Freilandunterricht scheint der Naturbezug ei-nen Einfluss auszuüben (r = 0,39).

Am wenigsten eingebunden in das dargestellte Zusammenhangsnetz ist Kontrollüberzeugung zu Freilandarbeit. Besonders die Korrelationen mit den Selbstwirksamkeit der Studierenden sind mit einer sehr niedrigen Korrelation von r = 0,19 zu vernachlässigen. Auch der Zusam-menhang mit dem Naturbezug fällt vergleichsweise gering aus (0,23). Die Studierenden kön-nen also durchaus klar zwischen den Merkmalen, die die eigene Person betreffen, und den Umständen, die die Durchführung von Freilandarbeit auf technisch-organisatorischer Ebene beeinflussen, trennen.

Kapitel 5 – Darstellung der Ergebnisse

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Tabelle 17: Korrelationen zwischen Alter Überzeugungen der Studierenden. Angegeben ist der Korrelationskoeffizient r nach Pearson (2-seitig), die Signifikanz (** = 99 %-Niveau; n.s

= nicht signifikant) und die Probandinnenzahl N.

Naturbezug Selbstwirksamkeit Einschätzung von FL-Arbeit im Unterricht Wirkung Machbarkeit

r ,237 (**) ,212 (**) ,045 (n.s.) ,186 (**)

Signifikanz ,000 ,000 ,464 ,002

N 277 277 270 280 In Abb. 14 ist der Naturbezug über das Alter in einem Streudiagramm dargestellt.

Abbildung 14: Naturbezug in Abhängigkeit vom Alter der Studierenden.

Eingezeichnet ist außerdem eine Regressionsgerade sowie eine Trennlinie zwischen den Gruppen der unter 27-Jährigen (90 %) und der ab 27-Jährigen (10 %).

Das Streudiagramm macht deutlich, dass der Effekt des Alters auf den Naturbezug in dem Bereich der unter 27-jährigen, zu dem 90 % der Studierenden gehören (links der vertikalen Linie), nicht zum Tragen kommt. Erst bei den älteren Studierenden scheint das Alter mit dem Naturbezug in einem positiven Zusammenhang zu stehen. Vergleicht man die Mittelwerte der Einzelitems (T-Test) zwischen den Gruppen der unter 27-Jährigen und der älteren Studieren-den, ergeben sich für verschiedene Items hoch signifikante Unterschiede (Tab. 18).

Die Differenzen sind am höchsten bei Item 2 („Ich mache gerne Andere auf interessante Tiere oder Pflanzen aufmerksam“) mit 0,67 sowie bei Item 6 („Es ist mir wichtig, Naturschutzor-ganisationen finanziell zu unterstützen.“) mit 0,66. Auch weitere Items zeigen diese Tendenz.

Keinerlei Unterschiede gibt es dagegen zwischen den Altersgruppen bei Item („Gemüse und Obst aus dem eigenen Garten schmecken am besten.“) Die Alterseffekte sind durch eine Kor-relation über das gesamte Altersspektrum kaum sichtbar und treten erst beim Vergleich der beiden Altersgruppen mit Grenze bei 27 Jahren deutlich zutage.

1 2 3 4 5

15 20 25 30 35 40 45

Kapitel 5 – Darstellung der Ergebnisse

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Dieser Effekt der Altersgruppen beschränkt sich auf den Naturbezug: Wendet man den Mit-telwertvergleich bei den anderen berufsbezogenen Überzeugungen an, so ergeben sich keine signifikanten Unterschiede.

Tabelle 18: Alterseffekt bei Einzelitems der Skala Naturbezug.

Dargestellt sind die Ergebnisse des Mittelwertvergleichs (T-Test) zwischen den Gruppen der unter 27-jährigen (N = 254) und der älteren (N = 29) Studierenden für jedes Item.

Item

Nr. Item Alter Mittelwert Mittlere

Differenz

Standardf.

der Diff.

Signifikanz (2-seitig) A1 In einem eigenen Garten würde ich

vielen Tieren Unterschlupfmöglichkei-ten einrichUnterschlupfmöglichkei-ten.

>= 27 4,28 ,520 ,178 ,004

< 27 3,76 ,520 ,180 ,007

A2 Ich mache gerne Andere auf

interessan-te Tiere oder Pflanzen aufmerksam. >= 27 4,41 ,674 ,189 ,000

< 27 3,74 ,674 ,192 ,001

A3 Ich würde gerne wissen, welche Tiere

auf einer Wiese leben. >= 27 4,17 ,358 ,164 ,030

< 27 3,81 ,358 ,180 ,055

A4 Gemüse und Obst aus dem eigenen Anbau schmeckt am besten.

>= 27 4,28 -,167 ,166 ,315

< 27 4,44 -,167 ,198 ,407

A5 Ich versuche häufig andere davon zu überzeugen, dass Umweltschutz wich-tig ist.

>= 27 3,93 ,372 ,192 ,053

< 27 3,56 ,372 ,229 ,115

A6 Es ist mir wichtig,

Naturschutzorgani-sationen finanziell zu unterstützen. >= 27 3,24 ,663 ,190 ,001

< 27 2,58 ,663 ,228 ,007

A7 Ich liebe es, selbst gesäte Pflanzen aufwachsen zu sehen.

>= 27 4,00 ,304 ,203 ,136

< 27 3,70 ,304 ,220 ,176

A8 Ich liebe es, am Seeufer zu sitzen und die Tier- und Pflanzenwelt zu beobach-ten.

>= 27 4,34 ,392 ,186 ,036

< 27 3,95 ,392 ,155 ,016

A9 Naturschutz ist mir ein wichtiges

An-liegen. >= 27 4,31 ,498 ,165 ,003

< 27 3,81 ,498 ,151 ,002

A11 Es ist wichtig, die Zusammenhänge in

der Natur zu erkennen. >= 27 4,62 ,407 ,129 ,002

< 27 4,21 ,407 ,101 ,000

A12 Die Tier- und Pflanzenwelt interessiert

mich sehr. >= 27 4,48 ,305 ,152 ,046

< 27 4,18 ,305 ,176 ,092

5.3.2 Einfluss weiterer Variablen

Alle zweipoligen Variablen, die einen Einfluss auf die Messgrößen haben könnten, sind durch Vergleiche der Mittelwerte berechnet worden. Analog zu den Korrelationen der Messvariab-len zueinander, sind in Abb. 15 die mittleren Differenzen, die Signifikanzen sowie die Rich-tung des Unterschieds (ist größer als) dargestellt. Hier sind die einander gegenüberstehenden Stichproben teilweise sehr ungleich verteilt: Das Verhältnis zwischen weiblichen und männli-chen Studierenden liegt bei 5:1, noch extremer ist es bei den Bachelor- und Masterstudieren-den, wo es fast 10:1 beträgt. Obwohl die Stichproben normalverteilt sind, wurde daher bei allen getesteten Variablen zusätzlich zum T-Test nach Student auch der U-Test nach Mann und Whitney durchgeführt, der die Tendenz der Ergebnisse bestätigte.

Kapitel 5 – Darstellung der Ergebnisse

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Einen geringen Einfluss hat die Variable Pflicht-/Wahlpflichtstatus der Lehrveranstaltung.

Wenn im Vorfeld eventuell angenommen wurde, dass in Wahlpflichtveranstaltungen beson-ders viele an Freilandarbeit interessierte Studierende teilnehmen, und damit Probandinnen mit hohem Naturbezug und positiven berufsbezogenen Überzeugungen, so muss diese These ver-worfen werden. Stattdessen wird die Durchführbarkeit von Freilandarbeit im Unterricht von den Pflicht-Teilnehmerinnen minimal optimistischer eingeschätzt als von den Studierenden, die den Kurs wählen konnten – ein gegenteiliges Ergebnis zum erwarteten.

Das Geschlecht der Studierenden wirkt sich – ebenfalls signifikant, aber nur sehr schwach – allein auf die Wirksamkeitserwartung von Freilandarbeit aus: Frauen sind diesbezüglich ten-denziell optimistischer als Männer. Die Variablen Studienfach, Studienphase und Erfahrung mit Freilandarbeit zeigen dagegen deutlichere Einflüsse auf die berufsbezogenen Überzeu-gungen – und hier insbesondere auf die Selbstwirksamkeit:

Naturbezug

0,26(**) Bio > SU

Selbstwirksamkeit

Didaktik Naturkunde

Gartenbau

Einschätzung von Freilandarbeit

Wirkung

Machbarkeit Geschlecht

Fach Bio / SU

Pflicht / Wahlpflicht Bachelor / Master

Erfahrung mit FL-A

0,37(**) ja > nein

0,18(*) P > WP

0,17(*) w > m

0,26(**) Bio > SU

Abbildung 15: Personenbezogene Variablen und berufsbezogene Überzeugungen.

Dargestellt sind alle signifikanten Unterschiede der Testpaare mit ** = hoch signifikant (99 % Niveau, dicke Linien), * = signifikant (95 %-Niveau; dünne Linien). Angegeben sind die Mittelwertunterschiede sowie die Richtung des Unterschieds. N = 265-279

0,33(*) Ma > Ba

Kapitel 5 – Darstellung der Ergebnisse

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 Studierende der Biologie haben einen signifikant höheren Naturbezug sowie eine hö-here Selbstwirksamkeit als Studierende des Sachunterrichts. (N = 128 (Bio)/120 (SU))

 Studierende, die bereits didaktische Lehrveranstaltungen mit Freilandanteil besucht haben, schätzen ebenfalls ihre Kompetenzen deutlich höher ein als solche, die unerfah-ren sind. (N = 73 (erfahunerfah-ren)/200 (nicht erfahunerfah-ren))

 Studierende im Masterstudium schätzen ebenfalls ihre Kompetenzen besser ein als Bachelor-Studierende, was mit der Erfahrung im engen Zusammenhang steht. (N = 16 (Master)/ 147 (Bachelor), Lehramtsstudierende sind nicht einbezogen)

In Bezug auf das Variablenpaar Studienfach-Naturbezug ist vermutlich von einer umgekehr-ten Kausalität des Zusammenhangs auszugehen, als bei den anderen Variablenpaaren: Perso-nen mit einem hohem Naturbezug wählen eher ein Biologiestudium als PersoPerso-nen, die weniger mit Natur anfangen können. Hier stellt wahrscheinlich der Naturbezug die unabhängige Vari-able dar. Auch mit der Selbstwirksamkeit steht die Wahl des Studienfachs im Zusammen-hang. Gleichzeitig ergibt sich durch die Berechnung einer Kreuztabelle, dass Biologiestudie-rende mit 33 % deutlich häufiger angeben, bereits Freilandveranstaltungen besucht zu haben, als Sachunterrichtsstudierende (14 %): Erstere sind also erfahrener hinsichtlich Freilandarbeit an der Hochschule als letztere. Dieser Befund könnte einerseits mit dem Veranstaltungsanbot und den Studienplänen zusammenhängen, andererseits aber auch mit unterschiedlich ge-lagerten Interessen der Biologie- und Sachunterrichtsstudierenden.

Die Erfahrung mit Freilandarbeit an der Hochschule übt mit einer Differenz der Mittelwerte von 0,37 von den erhobenen zweipoligen Faktoren den größten Einfluss auf die berufsbezo-genen Überzeugungen aus. Dieser Einfluss beschränkt sich dabei auf die Selbstwirksamkeit:

Weder der Naturbezug noch die Überzeugungen über Wirkung und Machbarkeit von Frei-landunterricht sind davon berührt. Auswirkungen der Erfahrung mit universitärer Freilandar-beit auf Überzeugungsmerkmale bezüglich FreilandarFreilandar-beit im Prätest implizieren eine gewisse Langzeitwirkung vorangegangener Freilandveranstaltungen, denn diese Erfahrungen sind wahrscheinlich bereits im Vorjahr erworben worden. Die Erfahrung mit Freilandarbeit ist eng an die Studienphase (Bachelor oder Master) gekoppelt: Master-Studierende haben mit höherer Wahrscheinlichkeit bereits an Freilandkursen teilgenommen und schätzen dementsprechend ihre Kompetenzen höher ein als Bachelor-Studierende.