• Keine Ergebnisse gefunden

5   Darstellung der Ergebnisse

5.6   Überzeugungen zu Freilandunterricht bei im Beruf stehenden Lehrpersonen

5.6.2   Ergebnisse der Lehrerbefragungen

Die Überzeugungen zu Naturbezug und berufsbezogenen Überzeugungen zu biologischer Freilandarbeit ist in Abb. 27 in Diagrammform dargestellt. Aufgeführt sind hier neben den Daten der beiden Lehrergruppen – getrennt und gemeinsam – auch die der Studierenden im Posttest. Zusätzlich sind Mittelwertvergleiche zwischen allen aufgeführten Gruppen durchge-führt worden. Signifikante Unterschiede im Diagramm sind durch Bögen gekennzeichnet.

Sowohl im Naturbezug wie auch in den Selbstwirksamkeit der drei Bereiche Didaktik, Natur-kunde und Gartenbau ergeben sich tendenziell positivere Bewertungen bei den Lehrpersonen im Unterschied zu den Studierenden. Zwischen Biologie- und Sachunterrichtslehrpersonen gibt es hier keine signifikanten und damit nennenswerten Differenzen, so dass die beiden Gruppen hier gemeinsam betrachtet werden. Im Naturbezug ist der Unterschied zwischen den Lehrpersonen und den Studierenden auf dem 99 %-Niveau signifikant. Dieser Unterschied könnte allgemein mit dem Alter zusammenhängen: Bereits innerhalb der Studierendengruppe deutete sich an, dass ältere Personen einen positiveren Naturbezug haben als jüngere (vgl.

Kap. 5.3.1).

Für die Selbstwirksamkeit lässt sich ein statistisch signifikanter Mittelwertunterschied zwi-schen Studierenden- und Lehrerdaten mithilfe des T-Tests nicht nachweisen, da keine Vari-anzhomogenität angenommen werden kann, die dafür notwendig wäre. Dennoch ergibt sich eine mittlere Differenz von immerhin 0,2. Es muss davon ausgegangen werden, dass die

Kapitel 5 – Darstellung der Ergebnisse

127

Selbstwirksamkeit als subjektiver Parameter stark mit den Ansprüchen der Befragten variiert:

Möglicherweise wären objektiv große Unterschiede im Wissen und Können erkennbar, die eigene Einschätzung orientiert sich jedoch stets am Umfeld und den momentanen Anforde-rungen, die zweifellos im Berufsleben der Lehrpersonen höher angesiedelt sind als im Studi-um.

Abbildung 27: Berufsbezogene Überzeugungen bei Studierenden und Lehrpersonen.

Angegeben sind die Mittelwerte und Standardabweichungen der Studierenden, die am Post-test teilgenommen haben (N = 237), der befragten Biologielehrpersonen (N = 35), der Sach-unterrichtslehrpersonen (N = 31) sowie beider Lehrergruppen gemeinsam (N = 66). Bögen über den Säulen markieren signifikant verschiedene Mittelwerte.

Die Tendenz zwischen den Studierenden und den Lehrpersonen kehrt sich bei den Überzeu-gungen bezüglich Freilandarbeit um: Die Kontrollüberzeugung hinsichtlich Freilandunter-richts ist bei im Beruf stehenden Lehrpersonen etwas – aber signifikant (95 %-Niveau) – skeptischer als bei den Studierenden. Ebenso ist es bei der Wirksamkeitserwartung, wobei sich hier jedoch die Gruppen der Biologie- und Sachunterrichtslehrpersonen zusätzlich signi-fikant voneinander unterscheiden: Die zurückhaltendste Einschätzung geben hier die Biolo-gielehrpersonen ab. Eventuell ist dies auf die Altersgruppen der Schülerinnen zurückzuführen:

Grundschulkinder könnten empfänglicher auf Freilandunterricht reagieren als Sekundarschü-lerinnen, so dass Sachunterrichtslehrpersonen eine deutlich positivere Wirkung vermuten.

Interessant ist des Weiteren die Frage ob die Überzeugungsunterschiede zwischen Lehrperso-nen und Studierenden bei bestimmten Items besonders ausgeprägt sind. In den folgenden drei Grafiken sind daher die Mittelwerte von Naturbezug, Wirksamkeitserwartung sowie Kon-trollüberzeugung für jedes Item einzeln aufgeführt. Dabei werden die Daten aller Lehrperso-nen mit deLehrperso-nen der Studierenden im Prä- und Posttest verglichen.

Erkennbar ist in Abb. 28, dass die meisten Items des Konstrukts Naturbezug von den Gruppen der Studierenden und der Lehrpersonen relativ ähnlich bewertet werden, fast immer mit einem etwas höheren Wert bei den Lehrpersonen. Größere Unterschiede zwischen Lehrpersonen und Studierenden zeigen sich insbesondere bei der finanziellen Unterstützung von

Naturschutzor-1 2 3 4 5

Naturbezug Kompetenzeinschätzung Wirkung von FL‐A Machbarkeit von FL‐A Studierende Post Biolehrkräfte SU‐Lehrkräfte alle Lehrkräfte

Kapitel 5 – Darstellung der Ergebnisse

128

ganisationen, gefolgt von der Wichtigkeit von Naturschutz. Beide Items werden von den Lehrpersonen deutlich höher bewertet.

Naturbezug

Abbildung 28: Naturbezug von Studierenden und Lehrpersonen. Dargestellt sind die Mit-telwerte der Studierenden (Prä- und Posttest, N = 237) sowie der befragten Lehrpersonen (N

= 66).

Alle Items der Skala „Wirksamkeitserwartung“ werden von den Studierenden im Posttest op-timistischer eingeschätzt als von den Lehrpersonen. Der Unterschiede ist besonders groß bei dem Item „Selbständiges Arbeiten im Freiland ist wichtig, um den Unterrichtsstoff zu be-greifen.“ (Differenz: 0,82). Auch die Chance zu fächerübergreifendem Arbeiten sehen die Lehrpersonen weniger positiv (Differenz: 0,41)

1 2 3 4 5

Unterschlupfmöglichkeiten für Tiere einrichten andere auf Tiere o. Pflanzen aufmerksam machen wissen, welche Tiere auf einer Wiese leben Gemüse und Obst aus dem eigenen Anbau andere von Umweltschutz überzeugen Naturschutzorganisationen finanziell unterstützen selbst gesäte Pflanzen aufwachsen sehen am Seeufer sitzen und Tiere und Pflanzen

beobachten

Naturschutz ist wichtiges Anliegen wichtig, Zusammenhänge in der Natur zu erkennen Interesse für Tier‐ und Pflanzenwelt

Lehrkräfte Studi Post Studi Prä

Kapitel 5 – Darstellung der Ergebnisse

129 Wirksamkeitserwartung

Abbildung 29: Wirksamkeitserwartung von Studierenden und Lehrpersonen.

Dargestellt sind die Mittelwerte der Studierenden (Prä- und Posttest N = 237) sowie der be-fragten Lehrpersonen (N = 66).

Kontrollüberzeugungen

Die Durchführbarkeit von Freilandunterricht sehen Lehrpersonen und Studierende ebenfalls ähnlich, bis auf zwei Aspekte (Abb. 30): Lehrpersonen halten Freilandarbeit tendenziell stär-ker für zu zeitaufwändig als Studierende (Differenz: 0,88), außerdem stellt der Material- und Kostenaufwand für sie ein größeres Problem dar (Differenz: 0,45). Beide Gruppen sehen kein besonderes Unfallrisiko, meinen aber, dass die Wetterabhängigkeit problematisch ist.

1 2 3 4 5

weckt Interesse an zusätzlichen Informationen Teamgeist stärken Unterrichtsstoff be‐greifen Vermittlung von Umweltschutzaspekten Gelerntes bleibt für lange Zeit im Gedächtnis Chance zu fächerübergreifendem Arbeiten Interesse am Unterrichtsstoff erhöhen Kontakte zu Mitschülerinnen verbessern Identifikation mit der Schule erhöhen natürliche Phänomene besser verstehen Bewusstsein für natürliche Vorgänge in der

Umgebung

Schüler entwickeln gute Atmosphäre Verständnis für die Umgebung vermitteln

Lehrkräfte Studi Post Studi Prä

Kapitel 5 – Darstellung der Ergebnisse

130

Abbildung 30: Kontrollüberzeugung von Studierenden und Lehrpersonen.

Dargestellt sind die Mittelwerte der Studierenden (Prä- und Posttest N = 237) sowie der be-fragten Lehrpersonen (N = 66). Die Zustimmung zu den invers gewerteten Items ist links, die Ablehnung rechts am höchsten.

Vorhandensein eines Freilandlernorts an den Schulen

Die Frage, ob auf dem Schulgelände oder in der Nähe ein geeigneter Freilandlernort zur Ver-fügung steht, konnten 80 % der befragten Biologielehrpersonen und fast 70 % der Sachunter-richtslehrpersonen bejahen (Abb. 31). Offenbar bietet der ländliche Raum, in dem viele der letzteren tätig sind, nicht unbedingt bessere Bedingungen gegenüber dem städtischen, was das schulnahe Umfeld außerhalb des eigenen Geländes angeht. Allerdings konnten mehr als dop-pelt so viele Sachunterrichtslehrpersonen angeben, das eigene Schulgelände für biologische Freilandarbeit nutzen zu können (41 % Sachunterrichts- gegenüber 20 % Biologielehrperso-nen). Demnach findet die Freilandarbeit im Biologieunterricht häufiger außerhalb, im Sachun-terricht dagegen innerhalb des eigenen Schulgeländes statt.

1 2 3 4 5

zu material‐ und kostenintensiv zu zeitaufwändig kaum planbar, weil zu viel Unvorhergesehenes Unfallrisiko zu hoch Schülerinnen kaum unter Kontrolle zu sehr wetterabhängig Kompetenzen lassen sich schlecht bewerten

Lehrkräfte Studi Post Studi Prä

Ablehnung  Zustimmung 

Kapitel 5 – Darstellung der Ergebnisse

131

Abbildung 31: Vorhandensein eines Freilandlernorts in Schulnähe bzw. auf dem Schulge-lände. Dargestellt sind die prozentualen Angaben der Biologielehrpersonen (N = 35), der Sachunterrichtslehrpersonen (N = 31) und beider Lehrergruppen gemeinsam (N = 66).

Da auch die Frage nach dem Vorhandensein eines geeigneten Freilandlernorts subjektiv ein-geschätzt und beantwortet wird, sind die Aussagen der Einzelpersonen zugrunde gelegt wor-den, und nicht Werte für jede Schule ermittelt worden. Tatsächlich zeigen sich auch innerhalb eines Schulkollegiums große Unterschiede im Antwortverhalten auf diese Frage, wie Ochs (2012) feststellen konnte.

Häufigkeit von Freilandunterricht

Für die Häufigkeit, mit der die Lehrpersonen das Freiland zu biologischen Themen aufsuchen, ergibt sich das Bild, das in Abb. 32 dargestellt ist. Beide Lehrergruppen suchen zu über 50 % häufiger als zweimal jährlich mit ihren Klassen einen Freilandlernort auf. Dabei sind 22 % der Sachunterrichtslehrpersonen viermal und öfter im Freiland, bei den Biologielehrpersonen sind es unter 10 %. Die Ursache dafür könnte sein, dass, dass an den einbezogenen Grundschulen häufiger ein naturnah gestaltetes, zumindest aber für Freilandarbeit nutzbares Schulgelände zur Verfügung steht, als an vielen weiterführenden Schulen, wie oben zu erkennen ist. Der Anteil der Lehrpersonen, die gar nicht das Freiland für biologische Themen aufsuchen, ist bei den Biologielehrpersonen mit 17,1 % deutlich höher als bei den Sachunterrichtsehrpersonen (6,5 %).

0 10 20 30 40 50 60 70

nein Ja, in Schulnähe Ja, auf dem Schulgelände

Angaben in %

Bio SU Gesamt

Kapitel 5 – Darstellung der Ergebnisse

132

Abbildung 32: Häufigkeit von Freilandunterricht pro Schuljahr.

Dargestellt sind die prozentualen Angaben der Biologieehrpersonen (N = 35), der Sachunter-richtslehrpersonen (N = 31) und beider Lehrergruppen gemeinsam (N = 66).