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4   Forschungsdesign und Untersuchungsmethoden

4.4   Entwicklung des Überzeugungs-Fragebogens

Kapitel 4 – Forschungsdesign und Untersuchungsmethoden

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Tabelle 2: Hauptmerkmale der evaluierten Lehrveranstaltungen.

Angegeben sind: Teilnehmerzahl, Geschlecht, Alter, Studienphase, Studienfach, Pflicht-/Wahlpflichtstatus und Erfahrung mit universitärer Freilandarbeit. Um die Anonymität zu gewährleisten, ist das Bundesland der Hochschule nicht aufgeführt.

LV Nr. Anzahl TN zu Beginn

Geschl.

w/m

Alter MW

BA/MA/

Lehramt

Fach SU/Bio

Pflicht/

Wahlpflicht

Erfahrung ja/nein

1 13 69/31 % 22,2 0/0/100 % 0/100 % 85/15 % 15/85 %

2 21 86/14 % 22,8 0/0/100 % 10/90 % 40/60 % 25/75 %

3 18 95/5 % 22,5 0/0/100 % 0/100 % 47/53 % 0/100 %

4 11 82/18 % 26,8 100/0/0 % 27/73 % 100/0% 100/0 %

5 27 96/4 % 22,3 96/4/0 % 100/4 % 96/4 % 4/93 %

6 27 89/11 % 22,3 0/0/100 % 100/0 % 96/4 % 11/89 %

7 17 82/18 % 21,7 0/0/100 % 100/0 % 100/0% 6/94 %

8 27 96/4 % 21,9 96/4/0 % 100/0 % 22/78 % 4/96 %

9 16 94/6 % 21,6 0/0/100 % 12/87 % 69/31 % 6/94 %

10 10 90/10 % 22,5 100/0/0 % 0/100 % 100/0 % 10/90 %

11 30 87/13 % 23,1 100/0/0 % 77/23 % 37/63 % 27/73 %

12 24 79/21 % 26,5 100/0/0 % 8/92 % 17/83 % 58/42 %

13 21 57/43 % 23,4 29/71/0 % 0/100 % 52/48 % 48/52 %

K1 31 90/10 % 24,8 80/20/0 % 100/0 % 97/3 % 34/66 %

K2 18 83/17 % 22,6 100/0/0 % 0/0 % 0/100 % 83/11 %

Abkürzungen: LV = Lehrveranstaltung(en); Bio = Biologie; SU = Sachunterricht; TN = Teilnehmerinnen

Studierendenzahlen im Prä-Postvergleich

Während für die Erhebung der allgemeinen Überzeugungen alle Prätest-Antworten ausgewer-tet wurden (siehe Tab. 2), konnten für die Berechnung der Veränderungen nur jene einfließen, die auch den Posttest beantwortet haben. Diese Stichprobengrößen unterscheiden sich teilwei-se erheblich. Die Studierendenzahlen, die in den Prä-Post-Vergleich einfließen, sind Tab. 3 zu entnehmen.

Tabelle 3: Anzahl der Studierenden, die jeweils Prä- und Posttest ausgefüllt haben.

LV Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 K1 K2

N 12 19 17 8 16 26 17 15 14 10 21 21 12 11 12

Kapitel 4 – Forschungsdesign und Untersuchungsmethoden

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1991). Die Skalen „Selbstwirksamkeit“ sowie „Kontrollüberzeugung“ wurden völlig neu kon-struiert. Die dabei zugrunde liegenden Kriterien werden in den Kapiteln 3.4.2 und 3.4.3 ge-nannt.

Tabelle 4: Quellen der Items für den Überzeugungsfragebogen.

Skala Quelle der Items / Anlehnung an ...

A Naturbezug Bogner & Wiseman (2006); Gebauer (2007);

Weusmann (2012) B Selbstwirksamkeit Weusmann (2012)

C Wirksamkeitserwartung Orion & Hofstein (1991); Weusmann (2012) D Kontrollüberzeugung Weusmann (2012)

4.4.1 Naturbezug

Für die Erhebung der Einstellung Heranwachsender zu Natur und Umwelt existiert bereits ein erprobtes Messinstrument von Bogner & Wiseman (2006): das „2 factor Model of Environ-mental Values“ (2-MEV). Die Gesamtheit der Items lässt sich auf zwei Einzelskalen zurück-führen: 1. der Bezug zum Umweltschutz, 2. der Bezug zur Naturnutzung. Jede der Skalen besteht aus 10 Items. Eine Auswahl aus diesen Items ist im Pilotprojekt zur Anwendung ge-kommen, musste jedoch verworfen werden, da die Reliabilität der neu entstandenen Skala in einer Vorstudie nicht ausreichend war. Eine weitere Erhebung des Naturbezugs – hier bei Kindern – führte Gebauer (2007) durch. Er fand bis zu vier Faktoren, die als Naturalismus (Verbundenheit mit Natur), Dominanz (Verhalten im Umgang mit einem Garten bzw. im Zoo), Moralismus (Aussagen über das Wesen der Natur) und Negativismus (Abneigung ge-genüber Natur) bezeichnet wurden. Hier konnten einige Items in abgewandelter Form genutzt werden.

Die Items der hier erstellten Skala „Naturbezug“ fragen ebenfalls nach unterschiedlichen Di-mensionen: Es wird nach dem Interesse an Natur allgemein gefragt (Items Nr. 3, 11 und 12), nach dem Naturschutzinteresse (Items Nr. 1, 5, 6 und 9) und dem Genussinteresse (Items Nr.

4, 7 und 8), außerdem nach dem Interesse, andere von der eigenen Haltung zu überzeugen (Items Nr. 2 und 5).

Kapitel 4 – Forschungsdesign und Untersuchungsmethoden

69 Tabelle 5: Quellen der Items der Skala „Naturbezug“

Nr. Items der Skala A Quelle

1 In einem eigenen Garten würde ich vielen Tieren Unter-schlupfmöglichkeiten einrichten.

Gebauer 2007 2 Ich mache gerne Andere auf interessante Tiere oder Pflanzen

aufmerksam.

Weusmann 2012 3 Ich würde gerne wissen, welche Tiere auf einer Wiese leben. Gebauer 2007 4 Gemüse und Obst aus dem eigenen Anbau schmeckt am besten. Weusmann 2012 5 Ich versuche häufig andere davon zu überzeugen, dass

Umwelt-schutz wichtig ist.

Weusmann 2012 6 Es ist mir wichtig, Naturschutzorganisationen finanziell zu

un-terstützen.

Weusmann 2012 7 Ich liebe es, selbst gesäte Pflanzen aufwachsen zu sehen. Weusmann 2012 8 Ich liebe es, am Seeufer zu sitzen und die Tier- und Pflanzenwelt

zu beobachten.

Bogner 2006 9 Naturschutz ist mir ein wichtiges Anliegen. Weusmann 2012 11 Es ist wichtig, die Zusammenhänge in der Natur zu erkennen. Gebauer 2007 12 Die Tier- und Pflanzenwelt interessiert mich sehr. Weusmann 2012

4.4.2 Selbstwirksamkeit

Dieses Konstrukt hat in der Endversion 23 Items und wurde vollständig selbst entwickelt. Für die Formulierung der Items wurden Tätigkeiten und Inhalte gewählt, die nach der existieren-den Ratgeberliteratur zu Freiland- und Schulgartenunterricht häufig vorkommen und gewis-sermaßen ein Standardrepertoire bilden (Birkenbeil 1999, Winkel 1997, Weusmann 2006).

Erfragt wird hier eine Selbsteinschätzung zur Fachkompetenz der Studierenden und nicht das eigentliche Fachwissen, was den Vorteil hat, dass die Antworten bereits mit dem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten verrechnet sind. Die Selbstwirksamkeit kann als eigentlich interes-sante Größe für die spätere Entscheidung für oder gegen Freilandarbeit im Lehrerberuf gewer-tet werden. Dieser Ansatz folgt der Logik in der Theorie des geplanten Verhaltens nach Ajzen (2006), nach der die subjektiven Überzeugungen zum Verhalten handlungsbestimmend sind, nicht das tatsächlich vorliegende Wissen und Können selbst (siehe Kap. 2.2.4). So ist es bei-spielsweise möglich, dass mehrere Probandinnen in einem Wissenstest die gleichen Ergebnis-se erzielen, dieErgebnis-ses WisErgebnis-sen für eine Anwendung aber alle als unterschiedlich ausreichend ein-schätzen würden.

Die Items dieses Konstrukts wurden schließlich nach theoretischen Gesichtspunkten in drei Kompetenzbereiche unterteilt, um bei der Auswertung differenzierter vorgehen zu können und Verbesserungen der Selbstwirksamkeit in diesen Bereichen identifizieren zu können: Das didaktische, das naturkundliche und das gartenbauliche Können und Wissen. Diese Kompo-nenten sind mit dazugehörigen Beispielitems in Tab. 6 dargestellt.

Kapitel 4 – Forschungsdesign und Untersuchungsmethoden

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Tabelle 6: Items der drei Komponenten der Skala „Selbstwirksamkeit“

Subskala B 1 „Didaktisches Wissen und Können (7 Items)

3 Ich weiß, wie bei SchülerInnen mit der Abscheu vor Tieren umgegangen werden muss.

5 Ich kann SchülerInnen anleiten, Nisthilfen für Tiere herzustellen.

6 Ich kenne Pflanzen, die sich gut für Wachstums- und Entwicklungsexperimente eignen.

Subskala B 2 „Naturkundliches Wissen und Können (9 Items) 1 Ich kenne viele heimische Insektenarten.

4 Ich kenne die Pflanzennährstoffe.

23 Ich kann Wiesenpflanzen ihrer Familie zuordnen.

Subskala B 3 „Gartenbauliches Wissen und Können (7 Items) 2 Ich weiß, wie man Obstbäume pflegt.

8 Ich kenne die fördernden und schadenden Eigenschaften verschiedener Kleintiere beim Gemüseanbau.

9 Ich kenne die Wachstumsbedingungen für verschiedene Küchenkräuter.

4.4.3 Wirksamkeitserwartung

Diese Skala mit 13 Items entstand in Anlehnung an einen Fragebogen von Orion & Hofstein (1991), mit dessen Hilfe 14- bis 17-jährige Schüler Exkursionen beurteilen sollten, an denen sie im Fach Geologie teilnahmen. Verschiedene Items aus diesem Bogen konnten durch Um-formulierung auf die Zielgruppe und die Fragestellung angepasst werden und wurden durch selbst entwickelte Items, die einen deutlicheren Bezug zur zukünftigen Lehrerperspektive haben, (Nr. 3, Nr. 6 und Nr. 9) ergänzt (siehe auch Anhang). Beispielitems sind in Tab. 7 aufgeführt.

Tabelle 7: Beispielitems der Skala „Wirksamkeitserwartung“.

Items der Skala C

1 Freilandarbeit weckt das Interesse an zusätzlichen Informationen aus der Literatur.

2 Freilandarbeit stärkt den Teamgeist.

3 Selbständiges Arbeiten im Freiland ist wichtig, um den Unterrichtsstoff zu be-greifen.

4.4.4 Kontrollüberzeugung

Diese Skala ist ähnlich entstanden wie die Skala C zur Wirksamkeitserwartung. In Anlehnung an die Arbeit von Orion & Hofstein (1991) bezieht sich die Durchführbarkeit auf negative Außeneinflüsse und Eigenschaften von Freilandarbeit selbst. Dabei spielen häufige

technisch-Kapitel 4 – Forschungsdesign und Untersuchungsmethoden

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organisatorische Probleme nach Alisch et al. (2005) eine wesentliche Rolle. Beispielitems für Skala D sind in Tab. 8 aufgeführt.

Tabelle 8: Items der Skala „Kontrollüberzeugung“.

(-) bedeutet, dass das Item invers gewertet wurde (siehe unten).

Items der Skala D

1 Freilandarbeit ist zu material- und kostenintensiv. (-) 2 Praktisches Arbeiten ist zu zeitaufwändig. (-)

3 An Freilandunterricht stört mich, dass er kaum planbar ist weil zu viel Unvorhergesehe-nes geschehen kann. (-)

Die Skalen C und D wurden im Fragebogen gemischt innerhalb einer Tabelle aufgeführt, um zu erreichen, dass die Probandinnen aufmerksam und sorgfältig lesen.

4.4.5 Antwortformat des Fragebogens

Um eine quantitative Auswertung der Überzeugungs-Fragebögen zu ermöglichen, wurde durchweg ein geschlossenes Antwortformat gewählt. Dafür wurden die Antwortmöglichkeiten einer fünfstufigen Likertskala mit Werten von 1 bis 5 belegt, wodurch sich ein ordinal skalier-tes Antwortformat ergibt:

„lehne voll und ganz ab“ = 1

„lehne eher ab“ = 2

„bin unentschieden“ = 3

„stimme eher zu“ = 4

„stimme voll und ganz zu“ = 5

Fragen, deren Zustimmung sich negativ auf die Skala auswirkt, wurden invers gewertet. Ein Beispiel aus Skala A ist Item 10 („In einem eigenen Garten würde ich Schädlinge auch mit Pestiziden bekämpfen.“), ebenso alle Items aus Skala D.

„lehne voll und ganz ab“ 1 => 5

„lehne eher ab“ 2 => 4

„bin unentschieden“ 3 => 3

„stimme eher zu“ 4 => 2

„stimme voll und ganz zu“ 5 => 1

Auf diese Weise ist gewährleistet, dass eine für Freilandarbeit positive Einschätzung mit einer hohen Wertung belegt wird. Diese Items sind in den oben dargestellten Tabellen mit (-) ge-kennzeichnet.

Die Wahl einer geraden oder ungeraden Anzahl von Antwortstufen der Ratingskala wird kontrovers diskutiert (Bortz & Döring 2006): Während sich die Probandinnen bei geraden Stufenzahlen für eine Tendenz von Zustimmung oder Ablehnung entscheiden müssen, ist bei ungeraden Stufenzahlen die Wahl einer unentschiedenen Antwort möglich. Im vorliegenden Fall war eine Entscheidungstendenz für oder gegen eine Aussage nicht zwingend notwendig.

Kapitel 4 – Forschungsdesign und Untersuchungsmethoden

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Wichtigeres Kriterium für die der Stufenanzahl war das Erreichen eines angemessenen Vertei-lungsmusters der Antworten bei gegebener Probandinnenzahl: Je mehr Antwortstufen gewählt werden, desto differenzierter ist die Aussage, aber desto größer ist auch die notwendige Pro-bandinnenzahl für die Ausprägung eines Verteilungsprofils.