• Keine Ergebnisse gefunden

5   Darstellung der Ergebnisse

5.1   Beschreibung der Lehrveranstaltungen mit Freilandanteil

5.1.1   Konzepte

87

Kapitel 5 – Darstellung der Ergebnisse

88 B) Exkursionsartiges Freilandseminar – LV 4 Struktur und Lernorte

Dieses Seminar ist Teil einer zweisemestrigen Veranstaltung, das im vorangegangenen Winter mit einem Theorieteil gestartet ist. Das evaluierte Sommerseminar besteht aus vier etwa 5-stündigen Exkursionen an Naturräume, die nicht didaktisch vorstrukturiert sind und in einiger Entfernung vom Studienort liegen (Anfahrt mit dem Auto). Dabei handelt es sich um die Le-bensräume Wald, Fließgewässer, Stillgewässer und Moor. Zwei der vier Exkursionen sind teilweise von Studierenden vorbereitet worden, die anderen Exkursionen wurden nur durch die Dozentin geleitet. Das Seminar ist verpflichtend für alle teilnehmenden Studierenden.

Schülereinbindung

Schülerinnen sind in dieses Seminar nicht eingebunden, insgesamt kommen didaktische As-pekte eher am Rande vor, indem einige Umweltbildungsaktionen durchgeführt werden.

Thematische Ausrichtung

Im Mittelpunkt der Exkursionen steht die Umweltanalyse der Lebensräume, wobei abiotische und biotische Merkmale vor Ort festgestellt werden und Entstehung und Entwicklung ebenso thematisiert werden wie anthropogene Veränderungen. Bei der Exkursion wechseln sich Do-zentenvortrag und praktische Übungen (z. B. Fangen und Bestimmen von Wassertieren) ab, so dass Theorie und Praxis eng verzahnt sind.

C) Naturwissenschaftliche Aspekte im Sachunterricht – LV 5 Struktur und Lernorte

Diese wöchentlich stattfindende, zweistündige Übung wird von einem theoretischen, ebenfalls zweistündigen Seminar flankiert, das nicht in die Evaluation eingeflossen ist. Die Studieren-den werStudieren-den am ersten Seminartermin in zwei Gruppen eingeteilt, von Studieren-denen die eine Gruppe

„indoor“ Experimente zu physikalischen Phänomenen erprobt, während die andere Gruppe ohne Betreuung im nahegelegenen Stadtwald Aktionen für den angelegten Waldlehrpfad er-arbeitet. Der Freilandlernort ist somit didaktisch vorstrukturiert. Dabei werden die Studieren-den nur nach Bedarf von der Dozentin betreut. Nach fünf Terminen wechseln die Gruppen.

Die Veranstaltung schließt mit den Erprobungen der Freilandaktionen beider Gruppen im Stadtwald ab. Sie ist als Pflichtveranstaltung in den Studienplan integriert.

Schülereinbindung

Es sind keine Schülerinnen in die Lehrveranstaltung eingebunden, sowohl im Labor als auch bei den Freilandaktionen schlüpfen Studierende in die Rolle von Schülerinnen.

Thematische Ausrichtung

Die Inhalte des Freilandteils sind selbst gewählt und orientieren sich an den Stationen des Waldlehrpfades – Bestimmung von Bäumen, Fangen und Klassifizieren von Wasserlebewe-sen, ... – oder sie gehen darüber hinaus. Naturpädagogische Spiele kommen dabei ebenso vor wie botanische Langzeitexperimente (Anfärben einer weißen Blüte, Aussaatversuche).

Kapitel 5 – Darstellung der Ergebnisse

89

D) Umweltpädagogisches Seminar mit abschließendem Freilandblock – LV 6 und 7 Struktur und Lernorte

LV 6 und 7 werden von zwei Lerngruppen gebildet, die gemeinsam einen theoretischen Teil hören und sich schließlich für einen praktischen Teil aufteilen. Dieser Teil findet an verschie-denen Lernorten außerhalb der Hochschule statt und hat auch thematisch unterschiedliche Schwerpunkte. Er umfasst in beiden Fällen ein gesamtes Wochenende (Freitagmittag bis Sonntagnachmittag), an dem die Studierenden auch vor Ort übernachten. Für den Praxisblock sind die Studierenden nochmals auf Gruppen aufgeteilt und bereiten eine mehrstündige Akti-on vor, die sie am Praxisort gemeinsam mit den KommilitAkti-oninnen als Lernende durchführen.

Beide Orte liegen von der Hochschule 50 km und weiter entfernt. Während die LV 6 ein di-daktisch unstrukturiertes Gelände nutzt, findet LV 7 in einem botanischen Blindengarten und dessen unstrukturierter Umgebung statt – dieses Seminar hat vorrangig Bezug zur Förderschu-le. Die gesamte Lehrveranstaltung ist für die Studierenden verpflichtend, in der Vorberei-tungsphase werden die Seminartermine jedoch nach Bedarf genutzt.

Schülereinbindung

In keinem der beiden Teilseminare sind Schülerinnen eingebunden, die Praxisanteile werden mit Studierenden in der Rolle von Schülerinnen durchgeführt.

Thematische Ausrichtung

Beide Lehrveranstaltungsteile beschäftigen sich vor allem mit Naturerfahrung, wobei das sinnliche Erleben und seine spielerische Aufbereitung im Vordergrund stehen. Verschiedene Konzepte der Umweltpädagogik werden von den Studierenden in Theorie und Praxis vorge-stellt und erprobt.

E) Didaktik-Seminar mit Freilandeinheiten – LV 8 Struktur und Lernorte

Diese Lehrveranstaltung ist zunächst wie ein klassisches Uniseminar aufgebaut, das wöchent-lich im Seminarraum stattfindet und zum großen Teil durch Studierendenreferate bestritten wird. Ergänzt wird es jedoch durch zwei sechs- bis achtstündige Exkursionen im Abstand von sechs Wochen an einen außerschulischen Lernstandort, an dem praktisch gearbeitet wird. Eine dieser Exkursionen ist im Rahmen des Seminars verpflichtend, die andere wird freiwillig be-sucht. Das Seminar wird von den meisten Studierenden im Wahlpflichtbereich belegt.

Schülereinbindung

Schülerinnen sind in dieses Seminar nicht eingebunden. Gleichwohl steht die didaktische Vermittlung der Inhalte jederzeit im Mittelpunkt.

Thematische Ausrichtung

Das Themenspektrum ist recht breit, dreht sich aber meist um das Kennen lernen des Lebens-raums Wiese, an dessen Beispiel sowohl fachliche Aspekte wie die botanische und

zoologi-Kapitel 5 – Darstellung der Ergebnisse

90

sche Artenzusammensetzung, als auch didaktisch-methodische Aspekte wie der Umgang mit einem Bestimmungsschlüssel und Umweltbildungsspiele um Tragen kommen. Im Seminar-raum werden außerdem exkursartig andere Themen wie „Drogenprävention“ behandelt.

F) Freilandbiologische Kurse mit Klassenführungen – LV 10, 12 und 13 Struktur und Lernorte

Den Hochschulen, an denen diese Lehrveranstaltungen angeboten werden, steht – wie bei den Schulgartenkursen (A) – ein eigenes Gelände zur Nutzung in der Lehre zur Verfügung, wobei es sich bei den LV 10 und 13 um eine didaktisch vorstrukturierte Umgebung handelt (botani-scher Garten), bei LV 12 um eine nicht vorstrukturierte Umgebung (Wald, Ruderalgelände).

Die Lehrveranstaltungen finden teilweise wöchentlich (LV 13) oder 14-tägig (LV 10) statt, teilweise unregelmäßiger: In der LV 12 sind einige Termine nicht verpflichtend, sondern wer-den nach Bedarf wahrgenommen. LV 10 ist – wie auch LV 4 – Teil einer zweisemestrigen Veranstaltung, die bereits im vorangegangenen Winter begonnen hat. Veranstaltungsort ist (im Fall von LV 10: fast) ausschließlich der Freilandlernort, wo den Lehrveranstaltungen 10 und 13 ein Unterrichtsraum, der als Klassenraum genutzt wird, zur Verfügung steht. LV 12 kann nur auf ein Materiallager und einen Sitzkreis im Freien zurückgreifen. Die Einbindung der Lehrveranstaltungen in den Studienplan erfolgt bei LV 10 als Pflichtveranstaltung, in LV 12 im Wahlpflichtbereich und bei LV 13 – je nach Studiengang – sowohl im Pflicht- als auch im Wahlpflichtbereich.

Schülereinbindung

In den Seminaren dieser Form ist die Einbindung von Schulklassen oder anderen Lerngruppen (bei LV 12 auch im Freizeitbereich) vorgesehen. Dabei erarbeiten die Studierenden in kleine-ren Gruppen jeweils eine Freilandaktion, die sie teilweise selbst konzipiekleine-ren und schließlich selbständig durchführen. Die Dozentinnen begleiten den Planungsprozess, bei LV 12 jedoch nur auf Nachfrage (siehe oben), teilweise finden „Generalproben“ mit Studierenden in der Rolle der Schülerinnen statt (LV 10). Bei den Klassenaktionen der LV 10 und 12 sind nicht alle Studierenden anwesend, in LV 10 nehmen außer den Akteuren einzelne Studierende in einer Beobachterrolle teil, um später den Akteurinnen ein Feedback geben zu können.

Thematische Ausrichtung

Thematisch orientieren sich die Lehrveranstaltungen vorwiegend an den von den Schulklas-sen nachgefragten Inhalten, die dem Lehrplan entsprechen und somit einen Ausschnitt des Unterrichtsstoffs darstellen. Diese Themen unterscheiden sich je nach Klassenstufe und sind in gewissemem Rahmen vorgegeben. Beispiele sind „Die Schnecke“ (Grundschule, LV 12),

„Leben in der Laubstreu“ (Grundschule, LV 10) oder „Aufbau der Blütenpflanze“ (5. Klasse, LV 13).

G) Begleitung einer Schulklasse – LV 11 Struktur und Lernorte

Diese Lehrveranstaltung findet ebenfalls wöchentlich statt und zwar vollständig in einer Grundschule. Die Studierenden müssen dafür einen Fahraufwand einkalkulieren, der jedoch

Kapitel 5 – Darstellung der Ergebnisse

91

aufgrund der Länge der dreistündigen Veranstaltung vertretbar erscheint. Das Seminar glie-dert sich in eine Theorieeinheit zu Beginn jeden Termins und einen Praxisblock. Zur Verfü-gung stehende Räume sind die Sachunterrichtswerkstatt, ein bis zwei Klassenräume sowie das Schulgelände, das als Freilandlernort dient. Die meisten Studierenden belegen dieses Seminar als Wahlpflichtkurs.

Schülereinbindung

Der Praxisblock des Seminars umfasst eine Doppelstunde im Schulrhythmus, in der mit den Kindern einer Klasse gemeinsam gearbeitet wird. Dabei werden Tandems aus je einem Kind und einer Studierenden gebildet, die gemeinsam einen Baum zum Untersuchungsgegenstand machen. Gelegentlich schließen sich mehrere Tandems zusammen, um arbeitsteilig verschie-dene Experimente durchzuführen und miteinander zu diskutieren. Das Erarbeitete wird von den Kindern und Studierenden in je einem Lernportfolio festgehalten, das auch Zeichnungen und (gepresste) Pflanzenteile enthält. Von den Studierenden werden außerdem das didaktische Vorgehen und die Erfahrungen mit dem Kind festgehalten.

Thematische Ausrichtung

Im Mittelpunkt stehen die didaktischen Inhalte, die in der Theorieeinheit besprochen und im Praxisblock erprobt werden. Behandelt wird das Thema „Bäume“, wobei neben dem Kennen-lernen der Schulbäume auch allgemeine Grundlagen der Botanik wie Wachstumsbedingun-gen, morphologische Besonderheiten und die Entwicklung im Verlauf des Sommers durch Beobachtungen und Experimentiereinheiten mit nicht holzigen Pflanzen untersucht werden.

Ergänzt wird das Programm durch einen Besuch im Botanischen Garten.

Gesamtbetrachtung

Beim Vergleich der vorgestellten Lehrveranstaltungskonzepte fallen teilweise große Unter-schiede auf:

 im Umfang sowohl der Gesamtveranstaltung wie auch des Freilandaufenthalts,

 im Veranstaltungsrhythmus (semesterbegleitende sowie geblockte Formen),

 in der Betreuungsintensität der Studierenden durch die Dozentinnen,

 in den Lernorten (weit entfernt oder nahe der Hochschule, didaktisch vorstrukturiert oder nicht vorstrukturiert),

 in der Beteiligung von Schülergruppen,

 in der inhaltlichen Ausrichtung in Bezug auf fachliche und didaktische Aspekte.

Dabei stehen Struktur, Lernorte und inhaltliche Gestaltung im engen Zusammenhang und werden maßgeblich einerseits von der Zielsetzung der Veranstaltung und andererseits von den räumlichen Gegebenheiten am Hochschulort (eigenes/nutzbares Gelände vorhanden?) und in der Umgebung bestimmt. Gleichzeitig wird die Vergleichbarkeit der Lehrveranstaltungen durch die Verschiedenheit der Konzeptionen eingeschränkt, da die Anzahl der Faktoren, die auf die Messgrößen berufsbezogene Überzeugungen wirken, unüberschaubar groß zu werden droht. Ziel der Untersuchung ist jedoch auf der anderen Seite, gerade diese Vielfalt aufzude-cken und zu ergründen.

Kapitel 5 – Darstellung der Ergebnisse

92