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Station 4: Identifikation potenzieller Helfender (Ressourcenwahrnehmung)

Im Dokument Zurich Open Repository and Archive (Seite 160-169)

9. Die Hilfesuche im Kontext einer wissenschaftspropädeuti- wissenschaftspropädeuti-schen Arbeit entlang sieben Hilfesuchstationen

9.2. Die präaktionale Stufe des Hilfesuchprozesses

9.2.4. Station 4: Identifikation potenzieller Helfender (Ressourcenwahrnehmung)

Die vierte Station (vgl. Kapitel 5.2) befasst sich mit der Identifikation potenzieller Helfender.

In folgenden Kapiteln wird zunächst auf die Begriffe Ressourcen, Netzwerke und Unterstüt-zungsressourcen eingegangen (Kapitel 9.2.4.1). Anschliessend wird der Forschungsstand

auf-154 geführt (Kapitel 9.2.4.2), auf Basis dessen die vier in Kapitel 7 aufgeführten Hauptfragestellun-gen für die vorlieHauptfragestellun-gende Hilfesuchstation adaptiert und entsprechend Hypothesen formuliert werden (Kapitel 9.2.4.3). Es folgen die Erläuterung der Operationalisierung für die vierte der sieben Teilstudien (Kapitel 9.2.4.4) sowie die Darstellung der Ergebnisse im Rahmen der adap-tierten Fragestellungen (Kapitel 9.2.4.5). Eine stationsspezifische Diskussion bildet den Schluss der vierten Hilfesuchstation (Kapitel 9.2.4.6).

9.2.4.1. Begriffsbestimmung soziale Ressourcen, Netzwerke und Unterstützungsressourcen Die Identifikation potenzieller Helfer bedarf sozialer Ressourcen, innerhalb derer Helfende identifiziert werden können. Was aber sind potenzielle Helfende? Das Wort potenziell bedeutet

«möglich (im Gegensatz zu wirklich), denkbar» (Duden, 2018g). Ein Helfer wird ausserdem definiert als «jemand, der einem anderen bei etwas hilft, ihn bei etwas unterstützt» (Duden, 2018d). Somit ist ein potenzieller Helfer ein möglicher, denkbarer Jemand, der einem anderen bei etwas hilft oder ihn dabei unterstützt. Da es sich bei der Hilfesuche, welche in dieser Arbeit fokussiert wird, um die Such nach Unterstützung bei anderen Personen handelt, wird auf die Netzwerk- und Unterstützungsforschung Bezug genommen. Diese unterteilt das Begriffsfeld der sozialen Ressourcen in drei Ebenen: die soziale Integration, das soziale Netzwerk sowie die soziale Unterstützung (Laireiter, 1993).

Die soziale Integration bildet dabei die oberste Ebene, da sie begrifflich und auch theoretisch die anderen beiden Ebenen subsummiert. Unter der sozialen Integration werden unter anderem die Einbindung in soziale Gruppen, aber auch der Besitz von informellen Beziehungen sowie die Verfügbarkeit von sozialen Ressourcen verstanden.

Für das soziale Netzwerk, welches auf der zweiten Ebene anzusiedeln ist, wird davon ausge-gangen, dass sich dieses aus verschiedenen Formen sozialer Kontakte zusammensetzt und nicht mit einer einzelnen Beziehungsform gleichgesetzt werden kann. Als soziales Netzwerk lassen sich alle Personen, zu denen eine Beziehung besteht, verstehen (Laireiter & Lager, 2006; siehe auch Soziales Kapital nach Bourdieu, 1983; Schubert & Knecht, 2012). Dieses soziale Netz-werk beinhaltet somit unterschiedliche Beziehungsrollen, Kontakthäufigkeiten oder auch Un-terstützungsmuster. Milardo (1992) bezeichnet ein solches soziales Netzwerk als «global net-work» (S. 456), welches er in differenzierbare Teilnetzwerke gliedert: das «network of signifi-cant others» (S. 448), das «interactive network» (S. 454) und das «exchance network» (S. 447).

Das Netzwerk der signifikanten Anderen zeichnet sich durch wichtig und emotional naheste-hende Personen aus, wobei die Kontaktfrequenz keine zentrale Rolle spielt. Demgegenüber

155 steht beim interaktiven Netzwerk diese Kontaktfrequenz im Fokus, denn es beinhaltet jene Per-sonen, die oft in Kontakt mit dem Individuum stehen. Das Austauschnetzwerk wiederum wird durch Personen geprägt, welche Hilfe sowie Unterstützung bieten.

Die dritte Ebene bildet das Konzept der sozialen Unterstützung. Ziel ist es, unter anderem Be-dürfnisse nach Sicherheit, Verständnis oder auch Problemlösung zu stillen. Dabei lassen sich in Bezug auf die Konzeption drei Bereiche differenzieren (Laireiter, Baumann & Stieglitz, 2001): Unterstützungsressourcen, welche die zur Unterstützung verfügbaren Personen beinhal-tet, den konkreten Austausch von Unterstützung sowie das Wissen über die Unterstützung, was der wahrgenommenen Unterstützung entspricht.

Überdies kann zwischen potenziellen und aktivierten Ressourcen unterschieden werden (Schu-bert & Knecht, 2012). Potenzielle Ressourcen können all das beinhalten, was zur Bewältigung von Zielsetzungen oder Anforderungen genutzt werden kann. Aktivierte Ressourcen sind diese schliesslich erst dann, wenn sie zur Zielerreichung oder auch zur Bewältigung der Anforderung entsprechend eingesetzt werden (Schubert & Knecht, 2012). Bei potenziellen Ressourcen steht somit die Wahrnehmung dieser im Vordergrund, während sich bei aktivierten Ressourcen die konkrete Nutzung dieser als zentral erweist. Die Aktivierung der Ressourcen lässt sich auf the-oretischer Basis dem tatsächlichen Austausch der Unterstützung zuordnen. Dieser wird in Ka-pitel 9.3 eingehender beleuchtet. Potenzielle Ressourcen müssten folglich innerhalb der Unter-stützungsressourcen («exchange network» (Milardo, 1992)) ermittelt werden können, da Un-terstützungsressourcen alle zur Verfügung stehenden Personen zur Bewältigungshilfe umfas-sen. Somit findet soziale Unterstützung grob betrachtet binnen Beziehungen eines Netzwerkes statt (Diewald & Sattler, 2010). Welche Personen konkret als Ressource genutzt werden, ist in dieser Station des Hilfesuchprozesses noch unklar, da Ressourcen einen subjektiven Bezugs-charakter aufweisen und die Passung einer Ressource von individuellen Bedingungen abhängig ist (Schubert & Knecht, 2012). Somit stellt die Identifikation potenzieller Helfender lediglich ein Potenzial an Unterstützung dar, die zur tatsächlichen Unterstützung wird, sobald sie als zur Unterstützung geeignet erachtet wird.

9.2.4.2. Forschungsbefunde Station 4

Verschiedene Untersuchungen haben sich mit sozialen Netzwerken und Unterstützungsnetz-werken auseinandergesetzt. Es zeigte sich, dass die Grösse von NetzUnterstützungsnetz-werken eine essenzielle

156 Rolle spielt, da positive Zusammenhänge zwischen der Netzwerkgrösse sowie der Bereitstel-lung von Arbeitshilfen und der Beschaffung von Informationen gefunden werden konnten (Die-wald, 1991). Eine Untersuchung zu sozialen Netzwerken mit 60 Kindern im Alter von ca. neun Jahren wurde von Laireiter und Lager (2006) durchgeführt. Anhand eines Interviews zum so-zialen Netzwerk sowie zur soso-zialen Unterstützung wurden die wahrgenommene und erhaltene Unterstützung sowie die erlebten Belastungen erfasst. Die Analysen ergaben, dass die Kinder im Mittel ein Gesamtnetzwerk von 17 Personen nannten. Die Netzwerke der Kinder lassen sich nach Aussagen der Autoren als Beziehungen mit einer hohen emotionalen Intensität und einem engen Bezug zur Familie, zum Freundeskreis und zur Schule beschreiben (Laireiter & Lager, 2006).

Im Gegensatz zu dieser Studie von Laireiter und Lager (2006), die alle Personen, zu denen eine Beziehung besteht, erfassten, beschäftigten sich folgende Untersuchungen mit der Anzahl an Personen in Unterstützungsnetzwerken, also mit den zur Unterstützung verfügbarer Personen.

Die Studie von Reizenzein, Baumann und Reizenzein (1993) analysierte die Zusammensetzung unterschiedlicher Teilnetzwerke von 60 Probandinnen und Probanden aus Österreich im Alter von 20 bis 60 Jahren mithilfe eines eigens konstruierten Interviewleitfadens. Zur Erhebung des potenziellen Unterstützungsnetzwerks wurden die Versuchsteilnehmerinnen und Versuchsteil-nehmer gebeten, Personen hinsichtlich diverser Unterstützungsbezüge zu nennen (Geld, Besor-gungen, Informationen, Probleme besprechen). Die Autoren konnten zeigen, dass ein Unter-stützungsnetzwerk durchschnittlich 24,1 Personen betrug, innerhalb dessen direkt um Hilfe ge-beten werden würde (potenzielle Helfende). Auch Veiel und Herrle (1991) fokussierten Unter-stützungsnetzwerke in ihren Untersuchungen, unter anderem im Rahmen einer Stichprobe von 63 Studierenden mit einem Alter von etwa 24 Jahren. Die Daten wurden mittels strukturierter Interviews erhoben und brachten eine durchschnittliche Unterstützungsnetzwerkgrösse von 13,1 Personen hervor, wobei sich das Geschlechterverhältnis der Netzwerkmitglieder als relativ ausgewogen präsentierte. Generelle Aussagen zu geschlechtsspezifischen Unterschieden in der Zusammensetzung sozialer Netzwerke sind schwierig, da Geschlechtsunterschiede meist stark mit anderen Faktoren, wie beispielsweise dem Familienstand oder dem Alter, gekoppelt sind (Diewald, 1991). Unterschiedliche, vor allem frühe Studien konnten aber aufzeigen, dass Frauen für den Bereich der emotionalen Unterstützung über günstigere Unterstützungsressour-cen zu verfügen scheinen als Männer (Burda, Naux & Schill, 1984; Kaufmann, Engelbert,

157 Herlth, Meier & Strohmeier, 1989). Aufgrund der Problemthemenfeld-Abhängigkeit der benö-tigten Unterstützungsressourcen wird dennoch deutlich, dass sich Netzwerke nicht durchweg mit Bezug auf das Geschlecht bilden (Tacke, 2007).

Insgesamt lässt sich nachvollziehen, dass sich mit zunehmendem Alter und damit einhergehen-den veränderten Umstäneinhergehen-den und Kontexten auch die Ressourcen, deren Bedeutungen und Funktionen verändern. Je nach Kontext können somit unterschiedliche Ressourcen zum Einsatz gelangen, um Herausforderungen zu bewältigen (Schubert & Knecht, 2012).

9.2.4.3. Fragestellungen und Hypothesen

Die SelMa-Studie verfolgte nicht primär das Ziel der Analyse von personellen Beziehun-gen/Netzwerken (vgl. Kapitel 8.1), weshalb für die vorliegende Untersuchung somit keine Netzwerk-Daten zur Verfügung stehen. Da aber für die Identifikation potenzieller Helfender zunächst ein Wahrnehmen der Unterstützungsressourcen erforderlich ist, stellt sich an dieser Stelle folgende Frage im Kontext der Erstellung der Maturaarbeit:

4A) Inwiefern nehmen die Schüler/-innen bei der Erstellung der Maturaarbeit potenzielle Hel-fende wahr?

Aufgrund des Forschungsstandes (vgl. Kapitel 9.2.4.2), welcher darlegte, dass Personen unter-schiedlichen Alters zwischen 13 und 24 Personen aufführten, die sie unterstützen könnten, wird auch für die hier untersuchten Schüler/-innen davon ausgegangen, dass sie in ihrem sozialen Netzwerk über mögliche Unterstützung bietende Personen verfügen und diese als solche wahr-nehmen.

Obwohl Frauen für den Bereich der emotionalen Unterstützung über günstigere Unterstüt-zungsressourcen zu verfügen scheinen als Männer (Burda et al., 1984; Kaufmann et al., 1989), schliesst dies ein generelles Vorhandensein potenzieller Unterstützungsressourcen bei Männern nicht aus. Ob und inwiefern sich geschlechtsspezifische Unterschiede in der Wahrnehmung von potenzieller Helfender ermitteln lassen, soll im Rahmen folgender Fragestellung geklärt wer-den:

4B) Inwiefern unterscheiden sich die Mädchen und Jungen bezüglich ihrer Wahrnehmung po-tenzieller Helfender ausserhalb des Klassenzimmerkontextes?

Eine längsschnittliche Betrachtung der Wahrnehmung personeller Ressourcen bei der Erstel-lung der Maturaarbeit ist aufgrund der Datengrundlage nicht möglich, weshalb an dieser Stelle

158 keine Fragestellung bezüglich phasenspezifischer Differenzen aufgeführt werden kann (vgl.

9.2.4.4) Diewald (1991) wies jedoch in seiner Untersuchung positive Zusammenhänge zwi-schen der Grösse vorhandenen Netzwerke sowie der Bereitstellung von Arbeitshilfen und der Beschaffung von Informationen nach. Das Vorhandensein einer grösseren Auswahl an Arbeits-hilfen und stärkeren Beschaffung von Informationen könnte – wenn diese genutzt werden – zu besseren Ergebnissen führen. Verfügen leistungsstärkere Schüler/-innen somit über ein grösse-res Netzwerk? Dies könnte sich in einer verstärkten Wahrnehmung personeller Ressourcen nie-derschlagen, woraus sich folgende Fragestellung ergibt:

4C) Inwiefern unterscheiden sich verschiedene Leistungsgruppen in Bezug auf ihre Wahrneh-mung potenzieller Helfender?

Bei der Maturaarbeit tritt meist nicht nur ein konkretes, sondern mehrere unterschiedliche Prob-lemthemenfeld auf (vgl. Kapitel 9.2.1). Da die Frage nach Unterstützungsressourcen in den Kontext der Maturaarbeit allgemein eingebunden und somit nicht die personellen Ressourcen bezüglich eines konkreten Problemthemenfeldes bei den Gymnasiastinnen und Gymnasiasten erfragt wurden, werden weder geschlechts- (Hypothese 4B.1) noch leistungsgruppenspezifische Unterschiede (Hypothese 4C.1) in der Wahrnehmung potenzieller Helfender erwartet, sodass davon ausgegangen wird, dass sowohl Mädchen als auch Jungen und sowohl Leistungsstärkere als auch Leistungsschwächere angegeben haben, generell über personelle Ressourcen für die Erstellung der Maturaarbeit zu verfügen.

9.2.4.4. Operationalisierung

Um die Wahrnehmung der Schüler/-innen bezüglich potenzieller Helfender zu identifizieren, wurden sie vor dem Start der Maturaarbeit (t1) gebeten, anzuführen, inwiefern sie über perso-nelle Unterstützungsressourcen in ihrem Umfeld verfügen, auf welche sie im Falle von Heraus-forderungen bei der Maturaarbeit zurückgreifen könnten (Ressourcenwahrnehmung). Dies wurde anhand einer eigens durch das SelMa-Team entwickelten Skala (α=.79, N=809) mit 4 Items erhoben (Beispielitem: «Ich habe die Möglichkeit, meine Maturaarbeit mit anderen Per-sonen zu besprechen»). Die Aussagen konnten mit 1=trifft gar nicht zu bis 6=trifft voll und ganz zu bewertet werden (vgl. auch Tabelle 57 im Anhang).

159 9.2.4.5. Ergebnisse

Den in Kapitel 9.2.4.3 aufgeführten Fragestellungen und formulierten Hypothesen wird in den nächsten Abschnitten nachgegangen. Zunächst wird erörtert, inwiefern die Schüler/-innen po-tenzielle Ressourcen in ihrer Umgebung wahrnehmen (Kapitel 9.2.4.5.1). Anschliessend wird die Überprüfung auf Geschlechtsdifferenzen dargestellt (Kapitel 9.2.4.5.2). In einem weiteren Abschnitt (Kapitel 9.2.4.5.3) folgt die Überprüfung auf Leistungsgruppenunterschiede in Be-zug auf die Wahrnehmung potenzieller Helfender.

9.2.4.5.1. Wahrnehmung potenzieller Helfender in der 4. Station des Hilfesuchprozesses Die deskriptiven Analysen zeigen, dass die Schüler/-innen mit einem Mittelwert von M=4.56 (SD=.93; 95 % CI [4.50, 4.63]; n=814) eher zustimmen bis zustimmen, was die Frage betrifft, ob sie über Unterstützungsressourcen in ihrem Umfeld verfügen. Die explorative Datenanalyse zeigt sowohl für die Mädchen als auch für die Jungen signifikante Shapiro-Wilk-Testergebnisse für die untersuchte Skalenvariable (p<.001), sodass von einer Nicht-Normalverteilung der Da-ten auszugehen ist (vgl. Kapitel 8.3). Aufgrund der Inspektion der Boxplots konnDa-ten zudem einige Ausreisser in den Daten festgestellt werden, welche jedoch aufgrund von Unauffällig-keiten in die Analysen integriert werden.

9.2.4.5.2. Analyse von Geschlechterdifferenzen der Station 4

Für die Überprüfung auf Geschlechtsdifferenzen wurde der Man-Whitney U Test eingesetzt, da sich die Geschlechtergruppen in ihrer Grösse unterscheiden und zudem Ausreisserwerte in die Analysen miteinbezogen werden (vgl. Kapitel 8.3.2). Die Analysen zeigen, dass sich Jungen (Mdn=4.75, mittlerer Rang=420.02) und Mädchen (Mdn=4.5, mittlerer Rang=399.14) in Bezug auf das selbstberichtete Wahrnehmen von Unterstützungsressourcen vor dem Start der Matu-raarbeit (t1) nicht signifikant voneinander unterscheiden, U = 75464.00, z = -1.246, p = .213.

Sowohl die Schülerinnen als auch die Schüler geben somit an, über unterstützende Personen in ihrem Umfeld zu verfügen.

9.2.4.5.3. Analyse leistungsgruppenspezifischer Differenzen der Station 4

Zur Analyse möglicher Leistungsgruppenunterschiede in der Wahrnehmung potenzieller Hel-fender wird der Kruskal-Wallis H Test verwendet, da die entsprechenden Daten Ausreisser-werte beinhalten, welche für diese Analyse beibehalten werden (vgl. Kapitel 8.3.4). Tabelle 29

160 führt die Ergebnisse für die unterschiedlichen Leistungsgruppen in Bezug auf die Wahrneh-mung potenzieller Helfender auf. Die visuelle Kontrolle der verschiedenen Boxplots wies ähn-liche Verteilungen für die Skalenvariable über die drei Gruppen auf, sodass sich diese mitei-nander vergleichen liessen. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die drei Leistungsgruppen hin-sichtlich ihrer Angaben zu den wahrgenommenen potenziellen Helfenden (1=trifft gar nicht zu bis 6=trifft voll und ganz zu) nicht signifikant voneinander unterscheiden (χ2(2) = 2.34, p = .310), auch wenn in der Tendenz die leistungsstärkeren Schüler/-innen den vergleichsweise höchsten Mediane aufweisen.

Tabelle 29. Station 4 – Identifikation potenzieller Helfender. Überprüfung auf Leistungsgrup-penunterschiede

t Leistungsgruppe n Mdn Mittlerer Rang χ2 df p

t1

externe personelle Ressourcen

4.00 53 4.25 328.92

2.34 2 .310 4.01–5.00 291 4.75 367.85

5.01–6.00 394 4.75 376.18

Bemerkung. t1=Messzeitpunkt; n=Anzahl Fälle; Mdn=Median (1=trifft gar nicht zu, 6=trifft voll und ganz zu);

χ2=Chi2-Wert; df=Freiheitsgrade; p=Signifikanzniveau (asymptotisch, zweiseitig); Keine Mehrfachvergleiche aufgrund n. s. Unterschiede zwischen Stichproben im Gesamttest.

9.2.4.6. Diskussion Station 4

Fragestellung 4A. Inwiefern nehmen die Schüler/-innen bei der Erstellung der Maturaarbeit potenzielle Helfende wahr? (vgl. Kapitel 9.2.4.3). Die deskriptiven Ergebnisse legen dar, dass die Schüler/-innen in ihrem sozialen Netzwerk über mögliche Unterstützung bietende Personen verfügen und diese auch als solche wahrnehmen.

Fragestellung 4B. Inwiefern unterscheiden sich die Mädchen und Jungen bezüglich ihrer Wahr-nehmung potenzieller Helfender ausserhalb des Klassenzimmerkontextes? (vgl. Kapitel 9.2.4.3). Auf der Basis des Forschungsstandes sowie der Operationalisierung in der vorliegen-den Untersuchung wurde angenommen, dass sich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Wahrnehmung potenzieller Ressourcen zeigen (Hypothese 4B.1). Diese Hypothese lässt sich bestätigen. Die Frage nach Unterstützungsressourcen richtete sich in dieser Untersuchung nicht auf personelle Ressourcen bezüglich eines konkreten Problemthemenfeldes. Es ist denk-bar, dass sich bei Problemthemenbereich-spezifischen Fragen ein anderes wahrgenommenes

161 Bild von Unterstützungsressourcen ergeben würde und sich entsprechend das «exchange net-work» nach Milardo (1992) verändert. Inwiefern sich diesbezüglich Veränderungen offenbaren, wäre auf der Basis von Netzwerkanalysen aufzuschlüsseln.

Fragestellung 4C. Inwiefern unterscheiden sich verschiedene Leistungsgruppen in Bezug auf ihre Wahrnehmung potenzieller Helfender? (vgl. Kapitel 9.2.4.3). Auch für diese Frage wurden basierend auf dem Forschungsstand sowie der Messung der wahrgenommenen potenziellen Helfenden, welche sich nicht auf ein konkretes Problemthemenfeld, sondern generell auf die Maturaarbeitserstellung bezog, keine leistungsgruppenspezifischen Unterschiede in der Wahr-nehmung potenzieller Ressourcen angenommen (Hypothese 4C.1). Die Ergebnisse führen zu einer Bestätigung dieser Hypothese.

Insgesamt verdeutlichen die Analysen der Station 4 des Hilfesuchprozesses, dass sowohl Mäd-chen als auch Jungen und sowohl Leistungsstärkere als auch Leistungsschwächere generell über personelle Ressourcen für die Erstellung der Maturaarbeit zu verfügen scheinen. Limitierend ist jedoch festzuhalten, dass die vorliegende Untersuchung kein spezifisches Netzwerk der Schüler/-innen bestimmen konnte, was jedoch für mögliche geschlechts- oder leistungsgrup-penspezifische Differenzen von Relevanz wäre, um konkrete helfende Personen identifizieren zu können. Überdies gilt zu beachten, dass nicht konkrete Problemfelder, sondern allg. Matu-raarbeits-bezogene Unterstützungsressourcen im Fokus standen, was zu weniger differenzier-ten Aussagen führt, als wenn sich die Frage nach den wahrgenommenen Ressourcen auf ein konkretes Problemthemenfeld gestützt hätte. Ausserdem stellt sich die Frage, inwiefern die wahrgenommenen potenziellen Ressourcen zur Überwindung von Schwierigkeiten schliesslich genutzt werden. Dieser Thematik wird im nächsten Kapitel 9.3 weiter nachgegangen.

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