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stand im Jahre 1836 am Konokai , der durch die Noth der tatarischen

Im Dokument NÖRDLICHEN TÜRKSPRACHEN . (Seite 40-53)

Ethnographische Uebersicht der nördlichen Türkstämme . XXXV Ansiedler veranlasst wurde, zuletzt die Selbstsucht der den Chinesen treu ergebenen Beamten ; alles dies hatte den Wohlstand der Ta -rantschi vollständig vernichtet .

Zur Zeit der früheren chinesischen Herrschaft hatte die tata¬

rische Büreaukratie ihren Gipfelpunkt in dem in Kuldsha residirenden Hekim und seinem Gehülfen Schaga . Sie leiteten die Verwaltung aller Tataren des Ili -Thales , sowohl der Stadtbewohner wie auch der Ackerbauer . Die Ackerbauer-Ansiedlungen zerfielen in acht Kreise , von denen sechs unter einem Schang -Bäk, zwei Kreise aber unter einem Räsnitschi standen . Jeder Kreis zerfiel in zwei Bezirke , die unter einem Ming -Bäk (Tausend -Herrn ) standen . An der Spitze von je 100Familien stand ein Jüs -Beschi , von je 50 Familien ein Ellig -Beschi und von je 10 Familien ein On-Beschi ; also im Ganzen waren es 994 Beamten , die alle auf Kosten der Tarantschi lebten .

Die Bevölkerung der Stadt Kuldsha bestand zum grössten Theil aus alten tatarischen Insassen und wurde daselbst früher der dsha -gataische Dialect gesprochen (Baber Nameh pag . 2 ). Ausser diesen alten Einwohnern lebten hier : Verbannte aus Kaschgar und Kauf¬

leute aus Kaschgar , Kokand , Taschkend und Buchara . Die Einwoh¬

nerzahl der Stadt Kuldsha wurde auf 30 000 Köpfe geschätzt . Im Jahre 1864 brach der für das westliche China so verhäng¬

nissvolle Aufstand von Alty-schähär aus und verbreitete sich über die ganze Provinz Iii . Die mit den Kirgisen verbundenen Tarantschi und Dungenen vernichteten vollständig ihre Machthaber ; da sie je¬

doch nicht Ruhe zu halten vermochten , nahmen 1869 die Russen vom Ili -Thale Besitz , doch jetzt ist der ganze District wiederum den Chinesen übergeben . Wie jetzt die Verhältnisse der Tataren des

Ili-Thales sich gestaltet haben , vermag ich nicht anzugeben ; jeden¬

falls sind so vollständige Umwälzungen eingetreten , dass dieselben gewiss nicht ohne Einfluss auf die sprachlichen Verhältnisse geblie¬

ben sind .

Schliesslich will ich noch erwähnen , dass ich die Tarantschi des Iii wie auch die Hauptmasse der Tataren der kleinen Bucharei für Nachkommen des alten Uigurenvolkes halte . Sie werden heute noch von den Chinesen Chui -sa genannt , während die Dungenen Chui -Chui heissen . Klaproth *) führt nun in Betreff dieser Namen fol¬

gende Stelle aus dem Sü-chung -kian -lu an : Der ursprüngliche

1) Klaproth , Beleuchtung der Widerlegung der Forschungen vonJ. J.

Schmidt. Paris1824 . S. 42.

XXXVI Ethnographische Uebersicht der nördlichenTürkstämme .

Name der Chui -chui war Chui -sche, bis in die Mitte des Jahres Juan -cho unter der Dynastie Thang (also zwischen 806 und 820 ), da man anfing sie Chuichu zu nennen . Zur Zeit der Mongolen in China hiessen sie Ui -gu -öl (Uigur ) ."

Ausser den Tarantschi findet sich noch eine ziemlich bedeutende tatarische Ansiedlung , die unbedingt auch für Reste der Alt -Uiguren erklärt werden muss , dies sind die Tataren von Chami . Da uns über diese Tataren nur Potanin berichtet und dessen Berichte den Lesern meiner Grammatik schwer zugänglich sein werden, will ich das Haupt¬

sächlichste aus Potanin 's Angaben mittheilen . 1) Die Chami -Tataren nennen sich wie die Tarantschi meist nur Järlik , was so viel bedeutet wie Landesbewohner , Insassen , Landleute , zum Unterschied von den übrigen Tataren aber Chomul Järliki . Potanin behauptet , dass bei ihnen das Wort Järlik vollständig die Benennung Muselman decke . DieChinesen sollen sie Schantu nennen . Ich glaube ,hierin irrt Potanin ; die Chinesen nennen alle Muselmanen Schantu d . h . Turbane , und auch so dieChami -Tataren , weil sie Muselmanen sind ; alsVolk nennen sie sie unbedingt Chui -sa ; man erzählte mir auch im Ili -Thale , dass die Chinesen die Kaschgar-Tataren , Tarantschi und Tataren von Chomul so nennen . Die Mongolen nennen sie Choton wie alle Sarte Mittel¬

asiens , was wohl eigentlich Stadtbewohner , Ansässige " heisst. Die Chami -Tataren stehen unter einem erblichen Pürsten , den sie Gan oder Chodscha oder Akkan (gewissAkäm = Hakim); da er den chi¬

nesischen Titel Wang führt, so nennen sie ihn auch Wang -Chodscha . Die Chami -Sarte bewohnen die Stadt Chami selbst und ausser¬

dem eine ganze Anzahl von Dörfern am östlichen Ende des Thian -schan . An der Südseite des Thianschan wurden Potanin genannt : Taschar , Artam , Patasch , Edil, Temürtä , Chotun -tam , Tak ; an der Nordseite aber Pai, Nom, Adam , Ar , Türük , Kurtuk , Kalagaitai , Narin .

b) Die angesiedelten Tataren des russischen Türkistan . Unter dem russischen Türkistan kann ich hier nur das Schu -Thal , den früheren Syr -Darinskaja Oblastj und das Serefschan-Thal ver¬

stehen, da im Jahre 1868 nur diese Gegenden von den Russen unter¬

worfen waren .

Die angesiedelte türkische Bevölkerung des Schu -Thales und der Städte Märkä , Aulieta , Türkistan , Tschemkend und Taschkend und

1) ÜOTaiiHni., Oiepini ciin . -sauasnoHMoiir <Min. C .IleTepöyprr. 1881 . DHnycKi n cip . io.

Ethnographische Uebersicht der nördlichen Türkstiimme . XXXVII zum Theil von Chodshent , Dshisak , Ura Täpä und Sarnin werden von den Kirgisen und Osbäken Sart (Städtebewohner ) genannt . Die Sarte unterscheiden sich scharf durch ihren Typus von den übrigen türkischen Einwohnern und gleichen fast den Persern . Der Typus der Sarte und der Umstand , dass die Sarte Bucharas und Chiwas persisch sprechen und dort als Nachbarn der persischen Insassen Mittelasiens gelten , legt uns die Annahme nahe , dass die Sarte überall türkisirte Perser sind. Ueber ihre Abkunft konnten die Sarte keine Auskunft geben , es scheinen bei ihnen keine Geschlechtsnamen zu existiren .

Zwischen Taschkend und Chodshend lebt ein kleiner angesie¬

delter Tataren-Stamm , der sich selbst Kurama nennt . Er zerfällt in fünf Geschlechter Dshalair , Teläü , Tama , Dsbagalbaily und Tarakly und scheint ein Mischvolk von Osbeken und Kirgisen zu sein . Die Kirgisen behaupten , der Name komme daher, dass sie aus vielen Stämmen zusammengeflickt seien.

Als das Centrum der mittelasiatischen angesiedelten Türk -Bevöl¬

kerung müssen wir unbedingt das Serafschan-Thal ansehen . Die echten Türken dieses Thaies , Osbek , wohnen stammweise in grossen Bezirken , was am deutlichsten darauf hinweist , dass sie als Nomaden -stämme hier eingewandert sind und sich niedergelassen haben . Diese Stämme sind folgende :

1) Die Kytai -Kyptscbak . Sie bewohnen das eigentliche Seraf¬

schan -Thal von Samarkand bis Katyrtschy und nördlich bis Tschiläk . Sie zerfallen in folgende Abtheilungen und Ge¬

schlechter :

«) die Kytai : Sary Kytai (gelbe K .), Otartshy , Kandshy -galy (mit Riemen am Sattel), Kosch Tamgaly (mit dop¬

pelter Tamga ), Tarakly (mit Kämmen versehen ), Balgaly

(mit Hämmern versehen ),

ß) die Kyptschak : Tört Tamgaly (mit vier Tamga ), Sary Kyptschak (die gelben K .), Togus Bai (neun Reiche). Im Serafschan -Thale giebt es meist nur Kytai , die Kyptschak sollen die Hauptbevölkerung von Kokand ausmachen und dort zum Theil noch als Nomaden leben . Beide Stämme sind so eng mit einander verbunden , dass sie auf die Frage nach ihrer Abkunft stets antworten : ich bin ein Kytai -Kyptschak ."

2) Die Kyrkmän -Jüs (Kyrk und Jüs ) bewohnen den grossen Flächenraum zwischen Chodshend , Ura Täpä , Samin , Dshisak und Jangy Kurgan und südlich bis Pendshikend . Im Norden

XXXVIII Ethnographische Uebersicht der nördlichen Türkstämme .

wohnen hauptsächlich dieJüs , im Süden aber (bei Dshisak und Jangy Kurgan ) die Kyrk.

«) Kyrk (die Vierzig): Kara Koily (die mit schwarzen Scha¬

fen ), Karatscha (schwärzlich ), Kara Sirak , Tschapa -naschly .

ß) Jüs (die Hundert): Karaptscha , Tygyryk , Pärtschäjüs , Kojan Kulakly (die Hasenohrigen), Ergänäkli , Solakly , Chanchodsha Kytaisy , Hadshi Kytaisy , Tujakly (die Hufe habenden ), Sirgäli (die Ohrringe habenden ).

Ich will hier nur erwähnen , dass der Name Kirgis meiner An¬

sicht nach aus Kyrk -Jüs entstanden ist.

3) Kangly , ein kleiner Stamm , der in der Gegend von Dshisak

lebt .

4) Naiman wohnen südlich von Katty Kurgan und in der Um¬

gegend der Stadt Dsham .

5) Ming , bedeutender Stamm südöstlich von Samarkand bis zum Attaba-Gebirge . Die Bevölkerung der Städte Kara Täpä und Urgut soll aus Ming bestehen . Die Chane von Kokand sollen aus dem Stamme Ming sein .

6) Känägäs . Dieser grosse Stamm soll die Hauptbevölkerung von Schähri -sebs ausmachen , ausserdem soll es in Chiwa viele Kä¬

nägäs geben.

7) Die Mangyt . Dieser Stamm bildet die Hauptbevölkerung von Karschi und Umgebung . Der Chan von Buchara ist aus dem Geschlechte Mangyt .

8) Die Mesit , Jaby , Tama (zusammen genannt ütsch , die dreiGeschlechter ) bewohnen die Begschaft Siaddin bis zur Stadt Koschkaus .

9) Die Sarai wohnen westlich von Koschkaus bis nach Chan -tscharwagy .

10) Die Burkut wohnen zwischen Kerminä und Mälikä.

11 ) Die Allat bei Kara Kol zwischen Buchara und Schardschä .

12) Die Bährin bei Päischämbi nördlich von Katty -Kurgan .

13) Die Batasch an verschiedenen Orten.

Ausser diesen Ösbäk leben hier noch angesiedelt einzelne Stämme der Kara Kalpaken und Turkmenen . Ich habe von ihnen an¬

getroffen :

1) Kara -Kalpak (Schwarzmützen). Nordöstlich von Samarkand in vielen Niederlassungen von Ak -Täpä und Bäsch -Aryk ; sie sollen vom Amu Darja vor nicht langer Zeit eingewandert

Ethnographische Uebersicht der nördlichen Türkstämme . XXXIX sein . Von Geschlechtsnamen fand ich hier vertreten : Oiniaut , Ak Koily (mit weissen Schafen ) und Kara Sängir .

2) Türükpän (Türkmenen). Sie wohnen nördlich vom mittleren Serafschanthale in der Begschaft von Nurata . Geschlechter der Türkmenen wurden mir genannt : Kasai -agly , Kandschy -galy , Bögöschölü ; die beiden letzteren sollen zum Stamme Üisün gehören .

8) Die nördlichen Steppen -Nomaden . Die Nomaden -Völker der nördlichen Steppen , die gemeiniglich unter dem Namen Kirgisen bekannt sind, zerfallen in zwei scharf von einander geschiedene Völ¬

ker , die Kara - und die Kasak -Kirgisen .

a) Die Kara -Kirgisen (schwarze Kirgisen ), von den Russen

ÄHKOicaMennueKnprH3H genannt , nennen sich selbst Kyrgys und lei¬

ten ihren Namen einer Sage gemäss von Kyrk -kys (vierzig Mäd¬

chen ) her . Ich habe schon bei Gelegenheit der Osbäken bemerkt , dass meiner Ansicht nach Kyrgys aus Kyrk + jüs (siehe dieselben ) entstanden ist . Dieser Name tritt in der Geschichte viel später auf als die Kirgisen selbst. In ältester Zeit ( V .Jahrhundert ) werden die Kirgisen von den Chinesen Kian Kuen oder Hakas genannt und wohnten nach Angabe der chinesischen Geschichtsschreiber an den Quellen des Jenissei und südlich vom sojonischen Gebirge . Im VIII . Jahrhundert beginnen die Kämpfe zwischen den Kirgisen und Uiguren und diese endigen mit der Vernichtung der Uiguren im IX. Jahr¬

hundert . Später werden die Sitze der Kirgisen weiter nach Westen angegeben , etwa zwischen Jenissei und Katunja , dabei werden zwei Städte derselben , Kian -Tscheu und Ilan -Tscheu , genannt . Im Jahre 1259 endlich erwähnen chinesische Schriftsteller der Kirgisen als Einwohner des westlichen Thianschan . Zuletzt treffen die Russen im XVII. Jahrhundert auf Kirgisen -Stämme im oberen Jenissei -Thale nördlich vom sojonischen Gebirge .

Alle diese Nachrichten zeigen uns aufs deutlichste , dass der am meisten nach Norden wohnende Türkstamm seit demV . Jahrhundert die Kirgisen waren , dass dieselben im sojonischen Gebirge und im östlichen Altai beinahe fünf Jahrhunderte lang gewohnt und ihre Wohnsitze gegen die von Süden andringenden Uiguren siegreich ver -theidigt haben . Die unter Tschingis Chan nach Westen dringenden Mongolen haben nun jedenfalls das alte Reich der Hakas vernichtet und dieselben zum grössten Theile aus dem südlichen Theile ihres Reiches verdrängt , so dass ein Theil über das sojonische Gebirge nach Norden gedrängt wurde und dort gewiss sich mit Uiguren , sa

-XL Ethnographische Uebersicht der nördlichen Türkstiimme.

mojedischen , ostjakischen und tungusischen Völkerschaften vermischt hat (aus welcher Vermischung der grösste Theil der Abakan -Tataren , Sojonen und wahrscheinlich auch die Jakuten entstanden sind ), zum Theil unter dem Namen Kirgisen im Abakan -Thale nomadisirte . Der grösste Theil der Kirgisen aber wurde nach Südwesten gedrängt und Hess sich in den Thälern des westlichen Thian -schan nieder. Auf die Spuren der am Jenissei zurückgebliebenen Kirgisen habe ich bei der Beschreibung der Einwohner des sojonischen Gebirges und des Altai hingewiesen . Die Hauptmasse der Kirgisen des Thian -schan sind eben die von den Nachbarn Kara Kyrgys genannten Nomadenstiimme.

Diese Karakirgisen bewohnen jetzt vom Flusse Tekes an nach Westen die nördlichen Abhänge des Thian-schan , d. h. südlich von Issikul , in den Ebenen des Tschu , südlich bis nach Kaschgar und westlich bis Kokand und zum Talas . Die Zahl der Karakirgisen muss eine sehr bedeutende sein. Sie zerfallen in zwei Abtheilungen : 1) die Ong (die rechte Flanke ) und 2) die Sol (die linke Flanke ).

Die Ong bestehen aus folgenden Stämmen :

1) Stamm Bugu (am Tekes ) besteht aus 17 Geschlechtern : Tse -lek , Torgo , Bapa , Jeldän , Takabai , Bor , Dolos , Kong¬

rat , Monguldur , Sajak , Schykmajat , Kala , Assan Tu -kum , Aryk Tukum , Kütschük , Serike , Udu .

2) Stamm Sary -Bagysch (am Issikul und nach Südwesten bis in das Chanat Kokand ) mit den Geschlechtern : Saru , Kala , Monguldur , Schykmamat , Sajak , Assik , Dolos , Kong¬

rat , Mundus , Kitai , Jetigän .

3) Stamm Soltu (an der Tschuja ) mit den Geschlechtern : Jeti¬

gän , Kutschu , Saru , Monguldur , Mundus , Assyk .

4) Stamm Edigäna (Audidjan ), bei diesen sollen die Geschlechter Dölös , Saru , Kongrat , Monguldur , Mundus , Sajat , Kaba und Schykmamat zahlreich vertreten sein.

5) Stamm Tschong Bagysch (an den Grenzen von Ost -Turke

-stan ) mit den Geschlechtern : Askaly , Toro , Matschak , Üsch Tamga , Kandabas , Kosch Tamga , Kuan -Duan .

6) Stamm Tscherik (Kokand ), als Geschlechtsnamen wurden mir nur Ak Tschubak und Bai Tschubak genannt .

Von den Sol , die viel weniger zahlreich sein sollen als dieOng , wurden mir keine Stämme genannt , sondern nur die Geschlechter : Saru , Besch -Beren , Mundus , Töngtöröp , Kutschu , Kükürön ,

J etigän .

Diese Geschlechts -Tabelle ist insofern interessant , als uns die

Ethnographische Uebersicht der nördlichen Türkstämme . XLI Geschlechter : Dolos , Mundus , Sara , Toro , Kutschu auf den Zusammenhang zwischen den Kirgisen des Jenissei -Thaies und den Kirgisen des Thian-schan hinweisen . Die Geschlechter Kongrat und Kosch -Tamga u. a. zeigen uns , dass die Kirgisen sich auch zum Theil mit ihren östlichen Nachbarn , denKasak , vermischt haben . Schilderungen aus dem Leben der Kirgisen hier zu geben , würde mich zu weit führen . Ich will nur erwähnen , dass die Kirgisen sich fast ausschliesslich mit Viehzucht beschäftigen , in Filzjurten leben und zwar nicht in einzelnenAulen, sondern stammweise nomadisiren , was die riesigen Flussthäler , die sie bevölkern ;, ermöglichen . Der Islam ist zwar allgemein verbreitet , islamitische Gelehrsamkeit und Fanatismus sind den schwarzen Kirgisen fremd ; daher kommt es auch, dass sie ihre alten Sitten viel reiner bewahrt haben als ihre Nachbarn .

b) Die Kasak -Kirgisen bilden die grösste Masse der Nomaden türkischer Abkunft . Sie sind im Allgemeinen unter dem Namen Kirgisen oder fälschlich Kirgis -Kaisaken bekannt und bewohnen die riesigen Steppen und Wüsteneien im nördlichen Turan östlich bis zu den Quellen des Irtisch und westlich bis zum kaspischen Meere bei der Wolga-Mündung , südlich bis zu den mittelasiatischen Chanaten und nördlich bis zum mittleren Irtisch , der Ischim -Steppe und den Südabhängen des Uralgebirges . Ihren Namen Kirgisen haben diese Nomadenstämme durch ein Versehen der russischen Nachbarn er¬

halten , sie nennen sich selbst überall ausschliesslich Kasak (das ich in keiner Weise zu übersetzen wage ), und diesen Namen legen ihnen auch die benachbarten Türkvölker bei . Wenn auch die Physiogno¬

mien und die Geschlechtsnamen uns aufs deutlichste beweisen , dass die Kirgisen aus einem bunten Conglomerat der verschiedenartigsten Türkstämme unter Beimischung von Mongolen und Samojeden( ?) be¬

stehen , so müssen wir dennoch constatiren , dass die Kirgisen jetzt sprachlich und social -politisch zu einem so festen Ganzen verschmol¬

zen sind, dass wir sogar berechtigt sind sie ein Volk zu nennen , da ihnen das Bewusstsein der Volkseinheit und festen Zusammengehö¬

rigkeit überall innewohnt . Ich will hier nicht auf die Beschreibung der Sitten und auf die Geschichte der Kirgisen eingehen , da darüber schon sehr viel geschrieben ist . Ich will mich darauf beschränken , ein kurzes Bild der geographischen Verbreitung der Kirgisen zu ent¬

werfen .

Die Kirgisen zerfallen in drei grosse Abtheilungen , Horden

(russ . op^ a ), die sie selbst Dshüs nennen.

XLII Ethnographische Uebersieht der nördlichen Türkstämme .

1) Ulu Dshüs (das grosse Hundert ), grosse Horde . Nomadisirt südlich vom Balkasch -See, vom Ala -tau und Issikul östlich bis nach Tschemkend , Aulieta , Türkistan und Tschemkend . Der Stammname der grossen Horde ist Üissün . Die Horde zerfällt aber in eine grosse Anzahl von Geschlechtern . Die hauptsächlichsten sind fol¬

gende : Sichym (bei Tschemkend), Dshamys , Tämir , Schymyr , Botpai (bei Aulieta ), Kurulus (das Volk des Idägi - Bi ), bäs tän bala (die fünf gleichen Kinder ): Sirgäli , Ysty , Otakschy , Dsha -lair , Schapas ; Kangly (bei Taschkend).

2) Orta Dshüs (das mittlere Hundert ), die mittlere Horde , be¬

steht aus den Stämmen : Argyn , Naiman , Kyptschak , Kiräi und Kongrat .

Der Stamm Argyn nomadisirt am obern Irtisch , Tobol und Ischim u . s . w. und zerfällt in die Geschlechter : Kara kesäk , Schar dshitim , Dshanshar , Tört -aul : Atygai , Altai , Terbisch , Ta -bakty ; Borschy , Karpak , Basäntin , Agysch Kalkanam , Kan -dshygaly , Kosugan , Kök -schal .

Der Stamm Naiman nomadisirt am östlichen und mittleren Ir¬

tisch , an der chinesischen Grenze und am Balkasch . Er besteht aus den Geschlechtern : Bulatty , Tärs -tamgaly , Baganaly , Sadyr , Ergänäkti (östlich von den Quellen der Buchtarma).

' Der Stamm Kyptschak lebt im nordwestlichen Theile der Steppe bei den Flüssen Turgai , Ubagan , Tobol , Uja bis zur Stadt Troizk und Ust -uiskaja Krepost .

Die Kiräi leben zum grössten Theil am obern Irtisch , aber auch in der westlichen Steppe von der Festung Stepnoje bis Werchni -Uralsk . Sie zerfallen in die Geschlechter : Abak -Kiräi , Kara -Ki -räi und Tarakty . Ueber die Wohnsitze der Kiräi am schwarzen Irtisch macht uns Potanin folgende Angaben : Die Abak -Kiräi bewoh¬

nen den östlichen Theil des Irtisch-Saisan -Thaies , die Kara Kiräi den westlichen Theil. Die Abak -Kiräi bestehen aus zwölf Geschlech¬

tern : Dshantykai , Dshadyk , Schiräüschi , Itäli , Karakas , Mulku , Schubar - aigyr , Märkit , Itängmän , Dshäs taban , Sary -bas , Schimojin . Die Kara Kiräi zerfallen hingegen nur in drei Geschlechter : Murun , Bai Dshigit und Tört Aul .

Die Kongrat nomadisiren zum grössten Theil in der Gegend von Taschkend und sind mit den Kirgisen der grossen Horde ver¬

schwägert , so dass sie sich jetzt selbst zur grossen Horde rechnen . Sie zerfallen in zwölf Geschlechter , von denen sechs als alty ata Kökting uly (die sechs Söhne des Vater Kök ) und sechs als alty

Ethnographische Uehereicht der nördlichen Türkstämme . XLIil ata Köktöngschü (sechs Väter Köktöngschü ) bezeichnet werden . Ausser den Kongrat leben noch einige Geschlechter der Naiman und Argyn bei Taschkend , die , wenn sie auch eigentlich zur mitt¬

leren Horde gehören , sich dennoch jetzt wie die Kongrat zur grossen Horde rechnen .

3) Kischi Dshüs (das kleine Hundert ), die kleine Horde . No -madisirt nur in der westlichen Steppe und besteht aus dem grossen Stamme Alschyn und den vereinigten sieben Geschlechtern , die zusammen Dshiitti urü genannt werden .

Die Altschyn zerfallen in zwei Abtheilungen : Alim -ulu und Bai -ulu . Die Älim -ulu nomadisiren am Syr , Kuvan, Jangy-Darja , in der Sandsteppe Kara-Bursak und an der Mündung der Emba . Sie zerfallen in sechs Geschlechter : Kara -Sakal , Kara -kisäk , Kitä , Tört -kara , Schümököi und Schikti .

Der grösste Theil der Bai -ulu , nämlich die Geschlechter Adai ; Scherkäs , Tana , Bai - bakty , Maskar , Kysyl -Kurt , Isän -tämir , Dshappas , Alascha und Tastar , nomadisiren zwischen dem Ural und der Emba und am kaspischen Meere, ein Theil der Adai auf der Halbinsel Mangyschlak .

Ein Theil des Stammes ist im Anfange dieses Jahrhunderts unter Anführung des Chan Bukei in das astrachanische Gouverne -' ment übergesiedelt und bildet jetzt die sogenannte innere oder Bu

-kejew'sche Horde .

Von den vereinigten sieben Geschlechtern hält sich das Geschieht Dshagalbaily in der Umgegend der Festungen Werchne-Osersk und Werchne -Uralsk auf , die Käptä und Tama bei Orenburg und Uralsk , die Tabyn zum Theil ebendaselbst , zum Theil am Tobol und an der Emba , die Keräit am Syr und endlich die Geschlechter Te -läü und Ramadan im Winter bei den Keräit , im Sommer bei den Tabyn . Ein Theil der kleinen Horde und zwar von den Geschlech¬

tern Ramadan und Alschyn sind nach Turkistan gezogen und leben bei Tschinas , während Tama , Dshagalbaily und Taraky nicht

tern Ramadan und Alschyn sind nach Turkistan gezogen und leben bei Tschinas , während Tama , Dshagalbaily und Taraky nicht

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