Affixe
, deren
eineSilbe einen
engen,
deren andereaber
einenweiten
Vocal enthält,
z.
B. das Nomina verbalia bildende maksy im Kir¬
gisischen , das Gerundium auf
qynßa
und die Deminutiv -Endung
qyna. Bei diesen
Affixenist
der Vocalwechsel ganz denvorher angeführten
Gesetzen entsprechend,
indemder Vocal der ersten
Silbe,
z.
B. von qyna
sichnach
§ 51 , der Vocal der zweiten Silbe sich nach § 48ver¬
ändert
. So ist
z . B. im Karakirgisischen
und Altai -Dialecteein vier¬
facher
Vocalwechsel:
(Kkir .)
at -maqcy ,bolmoqcü , kälmäkci
, öt-mökcü ;
(Alt .) asqyna , köpkünö
,jobosqüna , äbäskmä .
Eadlopp , l'honotik der nördlichon Turksprachen. 3
34
I. Abschn . Vocale . Cap . II. A.55 . Einzelne Affixe, die in den meisten Dialecten mit weiten Vocalen auftreten, erscheinen in einzelnen Dialecten mit engen Vocalen ,
z . B . die Ablativendung : tan , ton , tän (Altai ), tan ,tän etc . (Kirgis .)
erscheint in Tarantschi-Dialecte und im Dschagatischen in der Form tin , z . B . Teleutisch: at -tah , kizi -dän ,ot -toh ,köl -dön ; Tarantschi -Dialect : at -tin , kisi -din , öi -dün , öi -din .
Nur das Affix des Participii futuri (praesentis ) erscheint in den Wolgadialecten , im Osmanischen und dem Krym-Dialecte sowohl mit weiten als auch mit engen Vocalen , bietet also einen achtfachen Vocalwechsel : ar , är , ar , är, yr , Ir , er , er oder ar , är , yr , ur , ür , ir . Dabei ist aber zu bemerken , dass ganz bestimmte Verba diese Endung mit engen oder weiten Vocalen annehmen , und dass dann die Vocale durch die Labial - und Palatal -Attraction verän¬
dert werden , z. B. (Wolga ) bil -ir , al-yr , kir -ir , ter -er , ger -er , kütär -ir , äilän -ir , gatkyz -yr ; aber at -ar ,tab -ar, git -iir , köl -är , qun-ar , get -ar .
5 (>. Affixe , die den palato -indifferenten VocalI enthalten , erleiden
durchaus keine Vocalveränderung , z. B. at -tl (wie ein Pferd ), ot -tl
(wie Feuer) padysä -ni (einem Fürsten gehörig ). Die Gerundien des verbi negativi im Abakan -Dialecte : al-bin ,tur -bln , kel -bin ,jür -bin , kör -bin , qorq -pin .
57 . In den meisten nördlichen Dialecten , z. B. im Altaischen , Teleutischen , Karakirgisischen , Kirgisischen , den Baraba -Dialecte , in den Irtisch - und Wolga -Dialecten treten einzelne Endungen mit langen labialen Vocalen auf, die nur einen doppelten Vocalwechsel zulassen und zwar 5 — o und ü — u. Ich muss diese Endungen jedoch zu den Affixen rechnen , da diese langen Vocale erst spätere , im Innern des Wortes entstandene spontane Bildungen (siehe: lange Vocale) sind , also hier die Abweichung von den Gesetzen der Vocalharmonie, nicht von der laxen Verbindung der Endung mit dem Stamme abhängt . Beispiele : Im Altai , im Barabiner Dialecte und bei den Karakirgisen die Adjectiva bildende Endung tu , lü (ursprünglich lyq ,ftk , lig ,lyg ),
at -tü (einen Namen habend ), ät -tü (Fleisch habend ) ot -tü (feurig ); qyt -dü (mit Pferdehaare versehen ); arlü (gesattelt ). (Im Kirgisischen lautet dieses Affixly , Ii , lü, lü ). In den westlichenDialecten ,das Nomina actionis bildende ü, ü (eigentlich qu , kü in der alten Schriftsprache sj*- '^ , im Mongolischen fi> ) Kirg . bol -ü (das Sein) kör -ü
(das Sehen ), al -ü (das Geben ), bär -ü (das Nehmen ). Das Sammel -zahlenbildendeö, o (Karakirgisisch) ü -ü (Altaisch ). Im Dschagataischen
Die Vocale in Zusatzsilben§§ 55 — 58. 35
v^ *"jf ' Wolga -Dialecie : au , äü , z. B. bür -ö (Kkir . ), pir -ü (Alt .)
ök - ö, äkk - ü, üc - ö, üc - ü, bes - ö, päz- ii, alt - ö, alt - ü.
II . Enclitische Ansätze .
58 . Enclitische Ansätze nenne ich diejenigen Formwörter , die , obgleich sie sich fest an das vorhergehende Wort anschliessen , dennoch nicht vollständig dem Vocaleinflusse des Stammes unterliegen, sondern noch deutliche Spuren ihrer früheren Vocalselbstständigkeit an sich tragen . Der Einfluss der Stammvocale zeigt sich deutlich in der durchgeführten Palatalattraction , d. h. indem die Vocale der Encliticae einem doppelten Vocalwechsel (guttural und palatal ) unterworfen sind . Die Selbstständigkeit tritt hingegen dadurch hervor , dass ihre Vocale entweder labial bleiben , obgleich der vorhergehende Stammvocal ein dentaler ist oder dental erscheinen,obgleich der vorhergehende Stamm¬
vocal ein labialer ist, ungeachtet dessen , dass die Gesetzedes Dialectes einen labialen Vocal in Affixen fordern würden .
Encliticae kommen in allen Dialecten vor , daher wird die Auf¬
führung einzelner Beispiele genügen :
In den Abakan -Dialecten treten die Hülfszeitwörter tur und cat als Encliticae an andere Zeitwörter , kel -ca , al -cä , pol -cä , tur -cä ,
öl -ca , kel-tir , al -tyr , pol -tyr , öl-tir . In den Abakan - und Wolga -Dialecten wird die Partikel oq (auch ) enclitisch an das vorher¬
gehende Wort angehängt . Abakan -Dialecte : alyan -oq, pergän -ök , polyan -oq, ölgön -ök ; Wolga -Dialecte : alyan -uq , birgän -ük , tapqan -uq , teskän -ük. Im Teleutischen treten unter andern fol¬
gende Formwörter enclitisch an die vorhergehenden Wörter : Die Postposition bylan , biläh , at -pylan , ot -pytan , ät -pilän , kös -piläri . Die prädicativen Pronominalansätze : byn , bin , syn , sin , bys , bis ; z. B. alar -byn , alar -bys , alar -zyn , kälär -bin , kälär -bis , kälär -zlii , polor -byn , polor -bys , polor -zyn , ölör -bin , ölör -bis , ölör -zln .
In einzelnen Dialecten, wie z. B. im Tarantschi-Dialecte wie auch bei den Barabinern haben die Vocale einer Anzahl der gebräuch¬
lichsten Biegungsendungen und amorpher wortbildender Endungen eine ihnen ursprüngliche Labialität bewahrt und lassen nur einen doppelten Wechsel u und ü zu ,müssen somit als Encliticae angesehen werden. Z. B. im Tarantschi-Dialecte die Endung der ersten Person pluralis des Imperfects : dyq, dük : al -dl — al -dfiq ,käl -dl— käl -duk , kork -tüq , kül -dük , qil -düq , käl -dük ; die dritte Person Singularis des Imperativs al -sun , käl -sun , qil -sün , tur -sün , qorq -sün , bil
-3*
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I.Absckn . Vocale . Cap . II. B.sün , öl -sün . Im Baraba -Dialecte :viele amorphe Nomina und Verba bildende Endungen , z. B. jart -üq (Hälfte) , jar -yü (Befehl) , jat -qüs
(hinlegen ), jit -küs (hinbringen). Im Tarantschi-Dialecte : jal -yüz
(allein ), jab -düq (Waffe ) u. s. w.
III . Apposita .
59 . Apposita nenne ich alle diejenigen Formwörter , welche zwar ihre ursprüngliche Selbstständigkeit verloren haben und sich fest an das vorhergehende Wort anschliessen , aber dennoch sich ihm lautlich nicht unterordnen , d . h. die ihnen eigenthümlichen Vocale unverändert beibehalten . Apposita sind im Ganzen genommen vereinzelte Er¬
scheinungen , die zum grössten Theile den östlichen Dialecten fremd
sind. Es mag genügen einige der allgemein verbreitetsten Apposita anzuführen .
Im Kirgisischen : die Postposition män , pän = minän , pinän . Im Tarantschi-Dialecte : bilä ; in den Wolgadialecten : bilän (in der Schriftsprache : »Jj >, O^ji ) [erscheint im Teleutischen als Enclitica , in den östlichen Dialecten als Affix], z. B. at -pän , at -pinän , at -bilä , at -bilän (mit dem Pferde ); kisi -män , kisi -minän , kisi -bilä, kisi -bilän (mit dem Menschen), ot -pän , ot -pinän , ot -bilä , ot -bilän , köz -bän , köz -binän , köz -bllä , küz-bilän (mit dem Auge ), en -bilän (mit Mehl ), en -bilän (mit der Stimme). Die Endung du im Tarantschi-Dialecte , z. B. ali -dü (er nimmt ) kälä -dü (er kommt), körä -dü (er sieht ). Diese Endung ist im Kirgisischen zum Affixe geworden : ala -dy , bärä -di , körö -dü . Entstanden ist das Appositum du aus dem Hülfszeitwort tur .
Das Fragewort mü im Tarantschi -Dialecte . Ihm entspricht in den westlichen Dialecten : my , ml ; in den östlichen : ma , mä , mo , mä , z. B. at -mü (ist es ein Pferd ? ), obdam -mü (ist es gut ? ), jamam -mü (ist es schlecht ), kälgäm -mü (ist er gekommen ? ).
Das Adjectiva verbalia bildende Participium des Hülfszeitwortes ter (stehen ): teryan wird an der Wolga als Appositum an das Gerun¬
dium auf a gehängt ; im Kirgisischen ist es in der Form tüyün , im Tarantschi-Dialecte in der Form diyan ebenfalls als Appositum im Gebrauch , z. B. ala -türyan , ala -teryan , ala -tüyün , ala -diyan ; kälä -turyan , kilä -teryan , kälä -tüyün , kälä -diyan . In den Wolga -Dialecten kommt eine Apposition kibik (kük ) vor , z . B. gul -kük (wie ein Weg )= gul -kibik ; at -kük = at -kibik (wie einPferd ). Dialectisch tritt kibik auch in der Form qüq , kük enclitisch auf.
Die Vocalharmonie in Zusammensetzungen§§ 59 — 61.
37
B) Die Vocalharmonie in Zusammensetzungen .
60 . Das Zusammentreten mehrerer Nominal - undVerbal -Stämine zur Bezeichnung eines Begriffes ist eine inden Türksprachen allgemein auftretende Erscheinung . Solche begriffliche Zusammenstellungen sind aber nur dann als wirkliche Zusammensetzungen anzusehen , wenn der Agglutinationsprocess die verschiedenen selbstständigen Elemente mit Hülfe der Vocalharmonie zu einem Ganzen zusammengeleimt hat . So sind im Altaischen Pi-tura (Bija -Stadt = Biisk ), tas -üi (Stein
-Haus ), altyn -jüzük (Gold-Ring ) und im Abakan -Dialecte al -käl -tir
(nehmend— kommend ist = er bringt ) küräs -sadyr (ringend — liegt = er ringt ) nur begriffliche Zusammenstellungen , ja selbst wenn beim Zusammentreten mehrerer Wörter die An- und Auslaute der einzelnen Wörter verschmelzen oder elidirt werden , wie z. B. päz -on (Tel .)
(fünfzig), alt -on = alty -on (sechzig) oder aqkäl = at-käl (bringe !) kann man nicht von echten Zusammensetzungen sprechen , da hier die Vocale beider Wörter sich noch nicht , den Vocalgesetzen des Dialectes gemäss, in Harmonie gesetzt haben ; denn es ist gerade die streng durchgeführte Attraction der Vocale , die die Silbenreihe der Türksprachen zu einem wirklichen Worte macht. Wirkliche Zu¬
sammensetzungen sind in den Türksprachen seltene Erscheinungen , da die Stammvocale der Türksprachen eine grosse Beständigkeit be¬
sitzen und sich nicht gern äusseren Einflüssen unterwerfen .
(il . Die Verschmelzung zweier selbstständigen Stämme , deren Vocale der Labial - oder Palatal -Affinität nach verschiedenen Gruppen angehören , geschieht auf eine dreifache Weise :
1) Der Vocal des ersten Wortes übernimmt bei der Durch¬
führung der Agglutination die Bolle des Vocales der Stammsilbe für das zusammengesetzte Wort , und die Vocale des zweiten Wortes ordnen sich diesem Worte unter', gerade als ob dieses Wort sich als Affix an ein Stammwort angeschlossen hat . Auf diese Weise treten zusammen :
Zahlwörter und Zahlwörter .
ücön (Alt .) dreissig = üc -f- on, törtön (Alt .) vierzig = tört + on, altan (sechzig ) = atty + on , säksän , siksän (achtzig ) = sägiz + on , toksan (neunzig ) = toyüz + on = tuksan (Kas .).
Nomen and Nomen .
bel -bäü (Kir.) Gurt = bei + bau ; tärsäk (Alt .) Maulwurf = tärs -f- ajaq , qolonmos (Alt .) Schnalle = qoton -f- bas , pasqün
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I . Abschn.
Vocale . Cap . II.
C.
(Alt .
)
vorgestern= pasky +
kün, biläzik
(Kas .)
Armband= biläk
-f
-jezek , tohojoq
(Tel .) ohne
Schneeschuh= ton +
ajaq.
Nomen
und
Verbum.
pazyr
(Alt .) sich
verneigen= pas +
ur,
d.
h. mit dem Kopfe auf den Boden
schlagen.
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