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4.4 Ergebnisse der Pansensaftuntersuchungen

4.4.2 Fistulierte Tiere

4.5.2.2 Spurenelemente

Die Kupferkonzentrationen im Serum der Tiere zeigt Abbildung 11. Zum besseren Vergleich der Gruppen und der Übersichtlichkeit halber wurden die Konzentrationen als Mittelwerte mit Standardabweichungen abgebildet und die Abszisse linear dargestellt.

Abbildung 11: Kupferkonzentrationen (x ± s) im Serum der Gruppen im Verlauf der Laktation

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Der angegebene Referenzbereich für Kupfer liegt bei 12-24 µmol/l. Die errechneten Gruppenmittel lagen fast über den gesamten Versuchszeitraum unterhalb des Minimalwertes. Lediglich eine Woche nach der Kalbung stiegen die Serumkonzentrationen beider Gruppen mit etwa 15,2 µmol/l in den Referenzbereich und sanken dann stetig bis auf etwa 11 µmol/l in der 36. Woche p. p. ab.

Dabei lagen die Gruppenmittel der Gruppe 2 an allen Terminen mit 0,2-1,0 µmol/l geringfügig über denen der Gruppe 1 (p > 0,05).

Abbildung 12: Zinkkonzentrationen (x ± s) im Serum der Gruppen im Verlauf der Laktation

a, b = verschiedene Buchstaben an den Werten bedeuten signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen = untere Referenzwertgrenze von 12 µmol/l

Auch die Zinkkonzentrationen im Serum lagen im Mittel bei der Gruppe 1 nur vor der Kalbung und in der 36. Laktationswoche mit 12,3 und 12,9 µmol/l innerhalb des Referenzbereiches der Klinik für Rinder (Abbildung 12). Die Mittelwerte der Gruppe 2 dagegen lagen mit 12,3- 14,2 µmol/l während der gesamten Laktation im Referenzbereich. Zwischen den Gruppen konnten signifikante Unterschiede von der 4. bis zur 16. Woche ermittelt werden.

Zink

89 4.5.2.3 Vitamine

Um die Lage der ß-Carotin-Konzentrationen im Verhältnis zum Referenzbereich darzustellen, wurden diese als Abbildung (Abbildung 13) dargestellt, während die Konzentrationen von Vitamin A und E in einer Tabelle (Tabelle 40) zusammengefasst wurden.

Abbildung 13: ß-Carotin-Konzentrationen (x ± s) im Serum der Gruppen im Verlauf der Laktation

= Referenzwert von > 200 µg/dl

Der Referenzwert von ß-Carotin liegt bei > 200 µg/dl. Diese Konzentration erreichten beide Gruppen erst ab der 36. Laktationswoche. Vorher bewegten sich die Mittelwerte der Gruppen mit 146-196 µg/dl unterhalb des angegebenen Referenzwertes. Es wurden keine statistisch signifikanten Konzentrationsunterschiede zwischen den Gruppen gefunden.

ß-Carotin

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Tabelle 40: Vitamin A- und E-Konzentrationen (x ± s) im Blutserum der Gruppen im Verlauf der Laktation a, b = verschiedene Buchstaben an den Werten bedeuten signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen

Grau unterlegte Werte = Referenzwerte der Klinik für Rinder der TiHo

Die Gruppenmittel beider Gruppen lagen über den gesamten Versuchszeitraum deutlich über dem als Minimum angegebenen Grenzwert für Vitamin A von 0,3 mg/l. Im Verlauf der Laktation stiegen die Konzentrationen in beiden Gruppen stetig an. Zwischen den Gruppen traten keine statistisch signifikanten Unterschiede auf.

Mit über 3 mg Vitamin E pro Liter Serum lagen die Mittel beider Gruppen vollständig im Referenzbereich für Vitamin E. Auch hier stiegen die Konzentrationen im Mittel in beiden Gruppen stetig an. Die Ausgangswerte vor der Kalbung betrugen dabei im Mittel 3,3 mg/l und in der 36.

Woche lagen beide Gruppenmittel mit mindestens 8,6 mg/l weit über dem 2,5fachen der Ausgangskonzentration. Zusätzlich zeigten sich hier signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen in den mittleren Vitamin E-Konzentrationen in Woche 8 und 16, wobei die Gruppe 2 um 1-1,3 mg/l höhere mittlere Konzentrationen aufwies. In der 36. Woche bestand diese Differenz nicht mehr.

4.5.2.4 Parameter der Protein- und Energieversorgung

Tabelle 41 zeigt die Konzentrationen von Gesamteiweiß und Harnstoff als Parameter der Proteinversorgung und die ß-HBS-Konzentrationen als Parameter der Energieversorgung der Gruppen.

91

Tabelle 41: Parameter der Protein- und Energieversorgung (x ± s) im Serum der Gruppen im Messzeitraum

1. Wo a. p. 1. Wo p. p. 4. Wo p. p. 8. Wo p. p.

Eiweiß, ges. Gr. 1 58 ±4 68 ±6 70 ±5 70 ±4 60-80g/l Gr. 2 59 ±3 69 ±8 68 ±3 69 ±4 Harnstoff Gr. 1 2,72 ±0,62 2,45 ±0,69 3,69 ±1,08 4,13 ±0,89

<8mmol/l Gr. 2 2,78 ±0,81 2,63 ±1,01 3,65 ±0,93 3,54 ±0,96 ß-HBS Gr. 1 0,37 ±0,07 0,50 ±0,23 0,36 ±0,13 0,39 ±0,16

<1mmol/l Gr. 2 0,34 ±0,11 0,48 ±0,21 0,32 ±0,11 0,34 ±0,10 Grau unterlegte Werte = Referenzwerte der Klinik für Rinder der TiHo

Die Konzentration des Gesamteiweißes im Serum unterschied sich zwischen den Gruppen nicht signifikant und die Mittelwerte lagen nach der Kalbung im Referenzbereich von 60-80 g/l. Eine Woche vor der Kalbung wurde die untere Grenze des Bereiches von beiden Gruppen mit 58 und 59 g/l knapp unterschritten.

Die Referenzgrenze der Harnstoffkonzentration im Serum beträgt < 8 mmol/l. Die mittleren Konzentrationen der Tiere beider Gruppen überschritten diesen Wert zu keiner Zeit. Insgesamt war ein leichter Rückgang der mittleren Harnstoffkonzentrationen der Gruppen von 2,7 auf 2,5 mmol/l eine Woche nach der Kalbung zu verzeichnen, dem aber ab der 4. Woche ein Anstieg auf 3,6 mmol/l folgte. In der 8. Woche lagen die mittleren Konzentrationen der Gruppe 1 mit 4,1 über denen der Gruppe 2 mit 3,5 mmol/l.

Der Referenzwert der ß-Hydroxybuttersäure liegt bei < 1 mmol/l, welcher auch im gesamten Messzeitraum nicht überschritten wurde. Lediglich 1 Woche nach der Kalbung stiegen die Werte beider Gruppen leicht an, fielen aber nach 4 Wochen wieder auf die Ausgangswerte um 0,3 mmol/l zurück.

Es wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen in den Konzentrationen der Protein- und Energieversorgung gefunden.

92 4.5.2.5 Leberparameter

Auch bei den Konzentrationen der Leberparameter (Tabelle 42) im Serum der Gruppen konnten keine statistisch signifikanten Unterschiede gefunden werden.

Tabelle 42: Konzentrationen der Leberparameter (x ± s) im Blut der Gruppen im Messzeitraum

1. Wo a. p. 1. Wo p. p. 4. Wo p. p. 8. Wo p. p.

Bilirubin, ges. Gr. 1 4,33 ±2,08 6,96 ±3,26 4,03 ±1,74 3,93 ±1,43

<7mmol/l Gr. 2 3,70 ±1,31 6,06 ±3,23 4,00 ±0,91 3,58 ±0,99 AST Gr. 1 26,2 ±4,41 36,2 ±5,35 29,1 ±4,26 29,8 ±11,0

<50 U/l Gr. 2 25,9 ±3,85 37,6 ±11,0 30,8 ±5,65 32,5 ±5,71 γ-GT Gr. 1 11,6 ±2,09 15,6 ±6,04 14,8 ±4,22 14,9 ±7,15

<20 U/l Gr. 2 12,2 ±2,17 13,4 ±3,04 12,4 ±2,45 13,2 ±2,59 GLDH Gr. 1 4,37 ±1,44 4,64 ±2,07 16,3 ±13,9 14,0 ±10,7

<7 U/l Gr. 2 4,38 ±1,40 5,21 ±1,79 10,2 ±6,69 15,6 ±8,60 Grau unterlegte Werte = Referenzwerte der Klinik für Rinder der TiHo

In der eigenen Untersuchung blieben die Gruppenmittelwerte im gesamten Messzeitraum unter der oberen Referenzgrenze des Gesamtbilirubins von 7 mmol/l. Sie stiegen in beiden Gruppen eine Woche nach der Kalbung an, waren aber 4 Wochen danach auf ihrem Ausgangsniveau.

Die Mittelwerte beider Gruppen überschritten den Referenzwert von AST bis zu 50 U/l im Messzeitraum nicht. Die Werte stiegen eine Woche nach der Kalbung in beiden Gruppen an und fielen nach 4 Wochen wieder auf ein niedrigeres Niveau, wobei sie allerdings nicht die Ausgangswerte erreichten.

Die Gruppenmittel der γ-GT-Konzentration beider Gruppen wiesen vor der Kalbung Aktivitäten von 10-12 U/l auf und stiegen nach der Kalbung an. Dabei lagen die Aktivitäten der Gruppe 1 ab der Kalbung mit 1-2 U/l über denen der Gruppe 2. Trotzdem wurde der maximale Referenzwert von

< 20 U/l nicht überschritten.

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Die mittleren Konzentrationen von GLDH im Blut der Kühe beider Gruppen lagen ab der 4. Woche deutlich über dem Referenzwert von < 7 U/l. Während die Aktivitäten der Gruppe 1 in der 8.

Woche p. p. wieder abnahmen, stiegen die der Gruppe 2 weiterhin an.

Zur besseren Übersicht sind bis hierhin die Mittelwerte der Gruppen im Verlauf der Laktation dargestellt worden. Wie aber an den Standardabweichungen zu erkennen ist, liegen zwar teilweise die Gruppenmittel im Referenzbereich, Einzeltiere aber wiesen Werte außerhalb des Referenzbereiches auf. Tabelle 43 zeigt die Anzahl dieser Abweichungen der Gruppen in Prozent über den gesamten Messzeitraum. Eine Darstellung der Über- und Unterschreitungen an den einzelnen Entnahmeterminen im Verlauf der Laktation ist in Anhang 5 dargestellt.

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Tabelle 43: Anzahl der Über- und Unterschreitungen (der jeweiligen Tierzahl) der Referenzbereiche der Klinik für Rinder der TiHo beider Gruppen in %

Überschreitungen in % (Tierzahl) Unterschreitungen in % (Tierzahl) (n=98) Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 1 Gruppe 2

Calcium - - - -

Magnesium 1 (1) 1 (1) 3 (3) 1 (1)

Phosphor - - 7 (6) 1 (2)

Kupfer - - 31 (15) 24 (15)

Zink - - 29 (14) 13 (11)

ß-Carotin - - 32 (15) 27 (15)

Vitamin A - - 1 (2) -

Vitamin E - - 10 (11) 5 (9)

(n=68) Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 1 Gruppe 2

Eiweiß, ges. - 1 (1) 7 (8) 7 (9)

Harnstoff - - - -

ß-HBS - 1 (1) - -

Bil., ges. 8 (8) 4 (6) - -

AST - 1 (1) - -

γ-GT 4 (5) - - -

GLDH 17 (14) 18 (14) - -

Die Mengenelemente zeigen nur geringgradige Abweichungen von den Referenzbereichen.

Während die Calciumkonzentrationen in keinem Fall außerhalb des Referenzbereiches lagen, kamen beim Magnesium bei maximal 3 Tieren sowohl Unter- als auch Überschreitungen vor. Die Phosphorkonzentration war in Gruppe 1 bei 6 Tieren (7 % der Fälle) zu niedrig.

Bei den Spurenelementen traten nur Unterschreitungen des Referenzbereiches zutage. 31 % der gemessenen Kupferkonzentrationen der Gruppe 1 lagen unterhalb des Referenzbereiches von 12 µmol/l, während in der Gruppe 2 24 % Unterschreitungen auftraten. Davon waren in beiden Gruppen jeweils 15 Tiere betroffen, d. h. jedes Tier wies zu wenigstens einem Messzeitpunkt einen Mangel auf. Beim Zink war der Gruppenunterschied noch größer. Hier befanden sich 29 % der

95

Zinkkonzentrationen der Gruppe 1 bei 14 Tieren unterhalb des Referenzbereiches von 12-24 µmol/l, während dies in der Gruppe 2 13 % bei 11 Tieren waren.

Auch die gemessenen Vitaminkonzentrationen zeigten nur Unterschreitungen der Referenzwerte.

Hier fand sich die höchste Anzahl an Abweichungen. Es lagen 32 % der gemessenen Konzentrationen der Gruppe 1 unterhalb des Referenzwertes von < 200 µg/dl. Auch die Gruppe 2 wies mit 27 % Unterschreitungen eine große Häufigkeit auf. Es wiesen wieder alle 15 Tiere beider Gruppen mindestens an einem Entnahmetermin eine zu niedrige Blutkonzentration auf. Beim Vitamin A dagegen lag nur 1 % der Werte der Gruppe 1 unterhalb der Referenzgrenze. Bei Vitamin E blieben in Gruppe 1 10 % und in Gruppe 5% der Messungen unterhalb des Limits, was bei 11 und 9 Tieren der Fall war.

Alle Unterschreitungen waren in Gruppe 1 häufiger anzutreffen als in der höher supplementierten Gruppe 2.

Beim Gesamteiweiß stellten sich vor allem vor der Kalbung zu niedrige Konzentrationen ein.

Dagegen fielen für Bilirubin und GLDH erhöhte Werte nach der Kalbung auf (Anhang 5).

4.5.3 Berechnung von Referenzwerten aus dem Datenmaterial der eigenen Untersuchung

Das Verfehlen der Referenzbereiche trotz ausgeglichener Zufuhr bei den Spurenelementen und Vitaminen bestätigen die eingangs geäußerte Skepsis gegenüber der Nutzung von allgemeingültigen Referenzwerten. Deshalb soll versucht werden, aus den eigenen Werten eigene Referenzbereiche zu ermitteln. Hierzu wurde das nicht-parametrische Verfahren ohne Ausreißerselektion verwendet. Es wurden lediglich Werte von Tieren ausgeschlossen, die mehrere abweichende Parameter aufwiesen und dadurch eindeutig als krank identifiziert werden konnten. In die Berechnung der allgemeinen Stoffwechselparameter und der Leberwerte flossen 136 Werte mit ein, während bei den Mineralstoffen und Vitaminen 196 Messwerte genutzt werden konnten. Tabelle 44 zeigt die Mediane und die 2,5- und 97,5 %-Perzentilintervalle (nicht-parametrische Berechnung) im Vergleich zu parametrisch berechneten Referenzwerten (x ± 2s) und dem Mittelwert. Die

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Referenzwerte der Klinik für Rinder sind zum Vergleich eingefügt worden. Zur Angabe der statistischen Sicherheit sind um die Perzentilintervalle Vertrauensbereiche errechnet worden, in denen der ermittelte Wert mit 90 %-iger Wahrscheinlichkeit liegt.

Nach der Definition von FARVER (1997, Kapitel 2.3) können bei einer Tierzahl von n = 30 nur 30 Werte mit in die Berechnung einfließen, weshalb theoretisch jeweils Referenzwerte für die einzelnen Entnahmetermine berechnet werden könnten. Da dies aber nicht Ziel der Untersuchung war, sondern Referenzwerte für Tiere in der gesamten ersten Laktation berechnet werden sollten, wurden die Messwerte der einzelnen Tiere an den unterschiedlichen Entnahmeterminen gemittelt.

Bei dieser Stichprobengröße fließen dann alle Werte in die Referenzwertberechnung mit ein (IFCC 1983), da keine Werte ausgeschlossen werden können (2,5 % von 30 Werten = 0,75 Werte). Der kleinste und der größte Messwert bilden dann den Referenzbereich. Für die Daten der eigenen Untersuchung ergaben sich nach dieser Berechnung für die Mengen- und Spurenelemente sowie Vitamine identische Referenzbereiche wie durch das nicht-parametrische Berechnungsverfahren.

97

Tabelle 44: Berechnung von Referenzwerten für Rinderblut nach parametrischen (x ± 2s) und nicht-parametrischen Verfahren (2,5- und 97,5 %-Perzentilintervalle) mit Angabe von Mittelwert (x), Median und den 90 %-Konfidenzintervallen um die Perzentilintervalle (n = 196, Stoffwechsel- und Leberparameter mit n

= 136)

Parameter (Einheit)

Kl. für

Rinder parametr. nicht- x Median

90 %

Konfidenzintervalle

(n = 196) (TiHo) parametr. um 2,5 % um 97,5 %

Calcium (mmol/l) 2,1-3,0 2,2-2,8 2,2-2,8 2,5 2,4 2,12-2,25 2,70-2,84 Magnesium (mmol/l) 0,7-1,2 0,7-1,2 0,7-1,2 1 1 0,63-0,78 1,15-1,37 Phosphor (mmol/l) 1,1-2,4 1,0-2,0 1,0-2,0 1,5 1,5 0,74-1,05 1,89-2,00 Kupfer (µmol/l) 12-24 6-17 8-18 12 11 7,19-8,25 16,9-19,9 Zink (µmol/l) 12-24 7-17 8-17 12 13 6,46-8,53 16,6-21,5 ß-Carotin (µg/dl) >200 >92 >100 172 150 100-100 - Vitamin A (mg/l) >0,3 >0,3 >0,4 0,7 0,6 0,27-0,39 - Vitamin E (mg/l) >3,0 >0,4 >2,0 5,5 4,8 1,74-2,19 - (n = 136)

Eiweiß (g/l) 60-80 53-79 53-77 66 67 50-55 75-93

Harnstoff (mmol/l) <8 <5 <5 3 3 - 5,08-5,63

ß-HBS (mmol/l) <1 <0,7 <0,8 0,4 0,4 - 0,70-1,06 Bil., ges. (µmol/l) <7 <10 <10 5 4 - 9,56-20,2

AST (U/l) <50 <45 <45 31 30 - 44-73

γ-GT (U/l) <20 <21 <24 14 13 - 19-33

GLDH (U/l) <8 <27 <40 9 6 - 29,8-48,5

Bei Calcium und Magnesium passen die errechneten Referenzbereiche gut zu denen der Klinik für Rinder. Beim Phosphor und ausgeprägter beim Kupfer und Zink wird aber deutlich, dass die errechneten Referenzbereiche weit unterhalb der verwendeten Referenzwerte liegen. Hier würden die Referenzbereiche nach der parametrischen Methode für Kupfer bei 6-17 µmol/l liegen und nach der nicht-parametrischen bei 8-18 µmol/l. Für Zink lägen sie bei beiden Berechungsmethoden zwischen 8 und 17 µmol/l.

98

Im Vergleich zu den genutzten Referenzwerten liegen die errechneten Referenzwerte in beiden Berechnungen (parametrisch und nicht-parametrisch) für ß-Carotin und Vitamin E deutlich unter den genutzten der Klinik für Rinder der TiHo. Der Unterschied beim ß-Carotin zwischen Mittelwert und Median wurde dadurch verursacht, dass nur in 50 Schritten (also 100, 150, 200 usw.) gemessen wurde. Der arithmetische Mittelwert ist aber ein berechneter Quotient, woraus die Zahl 172 resultiert, wohingegen der Median die Lage des mittleren Wertes angibt, also auf einem gemessenen Wert liegt.

Bei den berechneten Referenzwerten der Stoffwechsel- und Leberparameter liegen die neu kalkulierten Referenzwerte für die Parameter Eiweiß, Harnstoff und ß-HBS unterhalb der Vergleichsreferenzwerte. Dagegen sind bei allen Parametern des Leberstoffwechsels, außer der AST, die errechneten Referenzwerte höher als die der Klinik für Rinder der TiHo.

99

5 Diskussion

5.1 Anmerkungen zur Versuchsmethodik

Der Versuch sollte möglichst praxisnah gestaltet werden, weshalb dem Kraftfutter nicht nur einzelne Komponenten zugesetzt wurden, sondern die Gesamtmenge einer vollständigen Mineralfuttermischung erhöht wurde. Dies entspricht häufig dem Vorgehen in der Praxis, wenn Mineralstoffe oder Vitamine ergänzt werden sollen, da Mineralfuttermittel keine Monopräparate sind. Mit Einsatz der doppelten Menge sollte zum einen ein deutlicher Unterschied zwischen den Gruppen herbeigeführt, zum anderen aber ein Gesundheitsrisiko vermieden werden. Der Nachteil dieses Vorgehens liegt darin, dass Unterschiede zwischen den Gruppen keinem einzelnen Element zugeordnet werden können. Daher können die tendenziellen Unterschiede zwischen den Gruppen bei Tiergesundheit und Laktationsleistung nicht einem Einzeleinfluss zugeschrieben werden.

5.2 Beurteilung des Einsatzes von Mineralfuttermitteln

Die Färsen aus der eigenen Untersuchung wurden etwa 3-4 Wochen vor der Kalbung aufgestallt und mit einer Mischration aus einer Mais-Grassilage-Mischung und einem Trockensteherkraftfutter angefüttert. Die niedrigen Eiweiß-, ß-Carotin- und Kupferkonzentrationen (Tabelle 41, Abbildung 11 und Abbildung 13) vor der Kalbung können daher nicht auf eine Mangelversorgung der Probanden zurückgeführt werden. KALCHREUTER (1985) stellte fest, dass die Versorgung von Jungrindern und Färsen in Betrieben häufig schlecht ist, da diese mit minderwertigem Futter versorgt werden. Er beobachtete zahlreiche Unterversorgungen mit Eiweiß, ß-Carotin und/oder Phosphor und merkte an, dass eine bedarfsgerechte Versorgung mit Mineralfutter leider nicht die Regel ist und die Spurenelementversorgung in letzter Zeit ins Hintertreffen geraten sei. Auch nach ENJALBERT et al. (2006) werden Färsen und Trockensteher oft schlecht versorgt. Eine Mangelversorgung kann im eigenen Experiment ausgeschlossen werden, weshalb die aufgetretenen Unterschreitungen eher für zu hoch liegende Referenzwerte sprechen. Darauf deuten auch die Untersuchungen von BERRY (2005) hin. Sie hatte Deutsche Holstein Rinder im Alter von 3 bis 24

100

Monaten untersucht und bei 2 Jahre alten Rindern ebenfalls niedrige Konzentrationen an Gesamteiweiß (64 g/l) und Kupfer (9 µmol/l) gemessen.

Die gegenüber der Empfehlung doppelte Menge an Mineralstoffen und Vitaminen führte in den eigenen Untersuchungen nur zu einer tendenziell besseren Tiergesundheit (Tabelle 30 und Anhang 3) und einem erhöhten Milchfettgehalt (Abbildung 8) bei geringerer Milchmenge (Abbildung 7).

Die Serumkonzentrationen von Zink (Abbildung 12) und Vitamin E (Tabelle 40) reagierten mit Erhöhungen in der supplementierten Gruppe 2, die mindestens bis zur 16. Woche aufrechterhalten wurden. Danach glichen sich die Konzentrationen beider Gruppen an, offensichtlich als Folge der verminderten Kraftfutteraufnahme (leistungsabhängig). Für die anderen in doppelter Höhe zugesetzten Wirkstoffe konnten keine Auswirkungen auf die Serumkonzentrationen gefunden werden. Aus Gründen der Ökonomie, der Ökologie und der nicht einzuschätzenden Spätfolgen der Akkumulationen von Kupfer und Zink im Tierkörper ist die Fütterung der doppelten empfohlenen Menge nicht zu empfehlen.

5.3 Einfluss der Fütterung auf die Laktationsleistung

In der eigenen Untersuchung wurde der Gruppe 2 die doppelte Menge aller Mengen- und Spurenelemente sowie Vitamine zugesetzt. Die zeitweise signifikanten Unterschiede in der Laktationsleistung können daher keinem Einzelelement zugeschrieben werden. Es muss als möglicher Grund der Unterschiede die Verdopplung der Menge des zugesetzten Mineralfutters insgesamt angenommen werden. Die mittlere Milchmenge der Gruppe 1 war mit 25,0 kg Milch pro Tag tendenziell höher als die mittlere Milchmenge der Tiere in Gruppe 2 (22,4 kg/Tag, Abbildung 7). Der Milchfettgehalt (Abbildung 8) dagegen war im Mittel in Gruppe 1 signifikant niedriger (3,9

% im Vergleich zu 4,5 % in Gruppe 2). Die Fett-korrigierte Milchmenge zwischen den Gruppen unterschied sich daher nicht (Abbildung 9).

So scheint Phosphor keinen direkten Einfluss auf die Milchfettkonzentration zu haben, wie WU et al. (2000, 2001) in zwei Versuchen über mindestens 300 Tage mit jeweils 3 verschiedenen Phosphormengen (Tabelle 10) nachwiesen. Dasselbe beobachteten LOPEZ et al. (2003). Sie hatten 3,7 und 5,7 g P pro kg T an Kühe verfüttert und 35,1 bzw. 34,9 kg Milch bei einem Milchfettgehalt

101

von 3,92 bzw. 3,98 % ermittelt. Indirekt kann das Phosphorangebot allerdings den Milchfettgehalt insofern beeinflussen, dass es zu einer Futteraufnahmedepression mit Milchmengen- und Milchfettrückgang kommen kann (ANKE et al. 1990, WU et al. 2000). Ein Phosphormangel kann aber im eigenen Experiment ausgeschlossen werden.

Die Wirkung von Kupfer wird unterschiedlich gesehen. THOMAS et al. (1981) konnten durch eine Kupfersupplementierung bei Kühen an Kupfermangelstandorten eine nicht signifikante Erhöhung der Milchleistung um 0,5 kg und des Milchfettgehalts von 0,1 % beobachten. CAMPBELL et al.

(1999) hingegen verfütterten über 154 Tage zwei verschiedene Kraftfutter (28 bzw. 112 mg Kupferlysin /kg T und 106 bzw. 366 mg Zinkmethionin /kg T) an 60 Kühe ohne Unterschiede in der Milchleistung und –zusammensetzung zu finden. Ähnliches wiesen CHASE et al. (2000) bei unterschiedlichsten Zulagen nach (Tabelle 11).

FLACHOWSKY et al. (1993) konnten keine Wirkung einer mineralischen oder organischen Zinksupplementierung auf die Milchleistung ermitteln. Auch MILLER et al. (1989) hatten 30 Milchkühe über 112 Tage mit 1000 bzw. 2000 mg Zink pro Tag gefüttert und keine Unterschiede im Milchfettgehalt gefunden. Dagegen kann Zinkmangel indirekt über eine Futteraufnahmedepression Wirkung zeigen (SCHWARZ und KIRCHGESSNER 1974), was aber für die eigene Untersuchung ausgeschlossen werden kann.

Durch ß-Carotin oder Vitamin A ausgelöste Unterschiede im Milchfettgehalt werden diskutiert.

RAKES et al. (1985) fanden bei einer Supplementierung von 0 bzw. 300 mg ß-Carotin keinen Unterschied im Milchfettgehalt. Auch FOLMAN et al. (1987) supplementierten ß-Carotin, Vitamin A oder beides zusammen und konnten keinen Effekt auf den Milchfettgehalt beobachten.

OLDHAM et al. (1991) dagegen entdeckten Effekte. Sie stellten bei einer Futterzulage von 170.000 IE Vitamin A über 12 Wochen eine signifikant höhere Milchmenge (40,2 kg statt 38,1 kg) und geringere Milchfettkonzentrationen (3,65 % gegenüber 3,72 %) im Vergleich zu einer Zulage von 50.000 IE Vitamin A plus 300 mg ß-Carotin fest.

Somit sind systemische Einflüsse der vorgenommenen Fütterungsunterschiede auf die Milchproduktion nicht nachzuweisen und allenfalls als gemeinsame Wirkung aller Faktoren zu verstehen.

102

Ebenfalls zur Klärung des Milchfettunterschieds wurden die Pansensäfte der Probanden untersucht (Tabelle 35), da die Milchzusammensetzung nicht unerheblich vom Fettsäuremuster des Pansensaftes abhängt. Dabei konnten Unterschiede zwischen den Gruppen bei Essig- und Valeriansäure zu beiden Pansensaft-Entnahme-Terminen statistisch abgesichert werden. Die Konzentration an Essigsäure war im Pansensaft der Gruppe 2 im Mittel um 2,5 Mol % höher, während die Konzentration an Valeriansäure im Vergleich zu Gruppe 1 um etwa 0,55 Mol % niedriger war. Dies kann eine mögliche Erklärung für die höheren Milchfettgehalte der Gruppe 2 sein, da Essigsäure die wichtigste Vorstufe des Milchfetts darstellt (GÜRTLER und SCHWEIGERT 2000). Warum unter den Versuchsbedingungen gerade Essigsäure vermehrt gebildet wurde, müsste in weiteren Experimenten untersucht werden.

In der Zusammensetzung des Milchfetts wurden geringfügige Variationen zwischen den Gruppen entdeckt. Gruppe 2 mit signifikant höheren Milchfettgehalten (Abbildung 8) bei geringerer Milchmenge, wies tendenziell weniger C 18:1 trans Fettsäuren und CLAs auf (Tabelle 35). Auch ENGLE et al. (2001) stellten fest, dass Tiere, die über 61 Tage mit Kupfersulfat supplementiert wurden (10 und 40 mg CuSO4 /kg T), mit geringeren C 18:1 trans Fettsäuren-Anteilen und CLAs in der Milch reagierten als die Kontrollgruppe. Allerdings wies die Milch der supplementierten Tiere im Gegensatz zur eigenen Untersuchung weniger Milchfett (3,0 %) auf als die der Kontrollgruppe mit 3,1 %.

Insgesamt gesehen kann aus der Versuchsanstellung heraus nicht geklärt werden, in welcher Weise die Milchzusammensetzung durch die Supplementierung mit Mineralstoffen beeinflusst wird.

Hierzu bedarf es weiterer Experimente, in denen der Einfluss einzelner Mineralstoffe geprüft werden müsste.

103

5.4 Tageszeitliche Schwankungen der Blutparameter bei ad libitum Fütterung

In der eigenen Untersuchung wurden bei der statistischen Auswertung der vier 24-Stunden-Versuche sowohl tierindividuelle Einflüsse als auch Abhängigkeiten vom Entnahmetermin gefunden. Auch wurden signifikante Schwankungen im Tagesverlauf (Anhang 4) über die Referenzbereiche hinaus ermittelt, die aber nicht bei allen Tieren zur gleichen Uhrzeit auftraten (Abbildung 10). Die Konsequenz daraus könnte eine unterschiedliche Interpretation und falsche Massnahmen durch den Tierarzt oder Tierhalter nach sich ziehen. Die Tragweite einer solchen Situation spricht für die Empfehlung, vor Veranlassung einer Massnahme abweichende Messergebnisse zu wiederholen bzw. den Verlauf von Konzentrationen durch eine spätere Folgemessung zu überprüfen (BAUMGARTNER 1977, IFCC 1987a).

Die im Literaturteil (Kapitel 2.3.1.2) beschriebenen Schwankungen im Tagesverlauf resultierten aus der Fütterung zu bestimmten Uhrzeiten. ROWLANDS (1980) resümierte, dass Konzentrationsschwankungen meist fütterungsabhängig sind. In einem 48-Stunden-Versuch von FORAR et al. (1981) wurden für Phosphor signifikante Schwankungen im Tagesverlauf gefunden.

Sie hatten die Tiere aber nur zwischen 6 und 10 sowie 17 und 21 Uhr gefüttert und daher 2 Stunden nach der Fütterung höhere Konzentrationen bei allen Probanden gefunden sowie nachts signifikant niedrigere. Einen Anstieg der Phosphorkonzentration bis 2 Stunden nach der oralen Verabreichung einer Phosphorlösung fanden auch SCHOLZ und THOMSEN (1990). Im Gegensatz dazu fand STEMME (2002) bei ad libitum Fütterung für die Parameter Harnstoff, ß-HBS, Gesamtbilirubin, AST, γ-GT und GLDH keinerlei Schwankungen im Tagesverlauf. Im eigenen Versuch stand den

Sie hatten die Tiere aber nur zwischen 6 und 10 sowie 17 und 21 Uhr gefüttert und daher 2 Stunden nach der Fütterung höhere Konzentrationen bei allen Probanden gefunden sowie nachts signifikant niedrigere. Einen Anstieg der Phosphorkonzentration bis 2 Stunden nach der oralen Verabreichung einer Phosphorlösung fanden auch SCHOLZ und THOMSEN (1990). Im Gegensatz dazu fand STEMME (2002) bei ad libitum Fütterung für die Parameter Harnstoff, ß-HBS, Gesamtbilirubin, AST, γ-GT und GLDH keinerlei Schwankungen im Tagesverlauf. Im eigenen Versuch stand den